Eu­phe­mis­men in der Po­li­tik – (V.) Mo­gel­packung

An­drea Nah­les ist (noch?) Ge­ne­ral­se­kre­tä­rin der SPD. Ein Job, der zu Fron­tal­op­po­si­ti­on zum je­wei­li­gen po­li­ti­schen Geg­ner fast ver­pflich­tet. Die neu­en Vor­schlä­ge zur Zuschuss­rente nennt Frau Nah­les nun ei­ne Mo­gel­packung. Wer ein biss­chen das po­li­ti­sche Trei­ben ver­folgt, stellt fest, dass Frau Nah­les die­sen Be­griff nicht zum er­sten Mal ver­wen­det. Ei­ne (viel­leicht noch nicht ein­mal voll­stän­di­ge) Aus­wahl:

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Eu­phe­mis­men in der Po­li­tik – (IV.) Der Hin­ter­bänk­ler

Ih­re Haupt­sai­son ist das Som­mer­loch. Dann be­tre­ten sie für ei­ni­ge Wo­chen die Büh­ne und er­rei­chen je­ne Auf­merk­sam­keit, die sie sonst nicht be­kom­men. Sie ma­chen manch­mal ganz skur­ri­le Vor­schlä­ge. Und jetzt, da die Gro­ßen und Mäch­ti­gen auf Ur­laub wei­len, hört man ih­nen zu.

Ge­meint ist der Hin­ter­bänk­ler (sel­te­ner: die Hin­ter­bänk­le­rin). Es ist ganz leicht, sich über sie zu amü­sie­ren. Jour­na­li­sten ma­chen das sehr ger­ne. Erst ver­schaf­fen sie ih­nen (end­lich ein­mal) ei­nen ge­wis­sen Raum – um sich dann dar­über lä­cher­lich zu ma­chen. Man kennt das ja mit dem Hoch- und Run­ter­schrei­ben. Der Hin­ter­bänk­ler durch­lebt die­se Pha­sen in sechs Wo­chen. An­de­re Po­li­ti­ker brau­chen da­für Jah­re.

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Die Fin­ster­mann­rie­ge

Horst See­ho­fer hat es nun aus­ge­spro­chen. Da ist sie: die Gut­ten­berg-Dolch­stoß-Le­gen­de. Herr Lam­mert und Frau Scha­van sol­len, so der rüh­ri­ge CSU-Vor­sit­zen­de See­ho­fer, dem Frei­her­ren in den Rücken ge­fal­len sein. Da ist es wie­der: Die­ses Zau­ber­wort der Po­li­tik – die Ge­schlos­sen­heit. »Die Rei­hen fest ge­schlos­sen« – nicht nur ei­ne deut­sche Tu­gend, aber hier im­mer be­son­ders ger­ne her­vor­ge­kramt, wenn die Kraft des Ar­gu­ments auf dem Al­tar des Op­por­tu­nis­mus ge­op­fert wer­den soll. Pi­kant ist, dass aus­ge­rech­net See­ho­fer, der mit sei­nen un­dif­fe­ren­zier­ten und pla­ka­ti­ven Ein­wür­fen die schwarz-gel­be Ko­ali­ti­on im­mer wie­der un­ge­fragt pe­ne­triert, Mi­ni­ster und Ab­ge­ord­ne­te zu Ab­nickern de­gra­die­ren möch­te.

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Eu­phe­mis­men in der Po­li­tik – (III.) Sta­bi­li­tät

Die west­li­chen De­mo­kra­tien und das Re­gime Mu­ba­rak ha­ben ei­nes ge­mein­sam: Bei­de ha­ben Angst vor dem ägyp­ti­schen Volk. Die Be­kennt­nis­se in den Sonn­tags­re­den zu De­mo­kra­tie, Frei­heit und Men­schen­rech­ten ver­puf­fen, wenn die Re­al­po­li­tik über­mäch­tig und »Sta­bi­li­tät« zum al­lein­ent­schei­den­den po­li­ti­schen Kri­te­ri­um wird. Die sor­gen­vol­len Mie­nen bei der deutsch-is­rae­li­schen Ka­bi­nett­sit­zung ge­stern spre­chen Bän­de. Die USA und Is­ra­el wol­len das Sy­stem Mu­ba­rak er­hal­ten. Viel­leicht ha­ben sie ihm ja ei­ne Pil­le ent­wickelt, da­mit der 82jährige noch zwan­zig oder drei­ßig Jah­re lebt. Ih­nen ist ein au­to­kra­ti­scher Mu­ba­rak mit sei­ner »rich­ti­gen« Po­li­tik lie­ber als die Per­spek­ti­ve ei­nes frei­en Lan­des. Als wä­re es si­cher, dass Ägyp­ten wie wei­land der Iran zum Got­tes­staat wird (die Au­gu­ren sa­gen das Ge­gen­teil).

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Eu­phe­mis­men in der Po­li­tik – (II.) Wett­be­werb

Wenn Po­li­ti­ker Wirt­schafts­be­grif­fe über­neh­men, soll­te man hell­hö­rig wer­den. Nicht sel­ten wer­den po­li­tisch-ge­sell­schaft­li­che Ent­wick­lun­gen öko­no­mi­siert. Da­bei kommt in der Re­gel nichts Gu­tes her­aus – we­der äs­the­tisch noch po­li­tisch.

Ex­em­pla­risch kann man das am Wort »Wett­be­werb« se­hen. Die­ser Be­griff ist in den letz­ten Jah­ren zum Fe­tisch ge­wor­den. Fast im­mer, wenn ei­ne Dif­fe­renz in po­li­ti­schen Ge­sprä­chen nicht weg­ver­han­delt wer­den kann, kom­men die Volks­ver­tre­ter auf die ne­bu­lö­se For­mu­lie­rung, dass jetzt eben der »Wett­be­werb« ent­schei­de.

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Eu­phe­mis­men in der Po­li­tik – (I.) Pro­be­ab­stim­mung

Die Pro­be­ab­stim­mung ist in kei­nem Re­gel- oder gar Ge­set­zes­werk vor­ge­se­hen. Sie ist ein Brauch der po­li­ti­schen Par­tei­en. Vor gro­ssen und als wich­tig de­kla­rier­ten Ge­set­zes­vor­ha­ben wird in den / der Fraktion(en) vor der ei­gent­li­chen Ab­stim­mung im Par­la­ment ei­ne in­ter­ne Ab­stim­mung durch­ge­führt (not­falls meh­re­re; es wird so lan­ge »ge­probt«; bis das Er­geb­nis stimmt!). Die­ses Ver­fah­ren nennt man Pro­be­ab­stim­mung. Der frei ge­wähl­te, de ju­re nur sei­nem Ge­wis­sen ver­ant­wort­li­che Ab­ge­ord­ne­te wird auf Ein­heits­li­nie ge­trimmt.

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