Ein Mensch sitzt in einem Raum, verdächtig eines nicht näher definierten Delikts. Eine Verhörsituation; ein Wärter, eine Kamerafrau. Ein Fetzen Papier als Indiz (für was?), ein Überbleibsel eines Autodafés? Die Uhr tickt zwar, aber im Leerlauf; die Zeit ist nicht ablesbar. Was ist geschehen?
Nicht einmal das Geschlecht des Ich-Erzählers ist klar. Als Beruf wird »Erfinder« angegeben, ein Erfinder von Fortsetzungsgeschichten, die in Frauenmagazinen erscheinen. Der Chefredakteur besteht nun auf ein Ende. Egal, welches. Die Frist läuft (im Gegensatz zur Uhr). Die Aufgabe stürzt die Erzählerin (ich nehme die weibliche Form) in eine existentielle Schaffenskrise. Dabei verselbständigen sich die Figuren und beginnen ein nahezu physisch empfundenes Eigenleben zu führen. Die eigene Existenz verschwimmt, die Gegenwart verschwindet in der Kindheit. Der Vater ein Tierpfleger (oder gar Zoobesitzer?), die Mutter streng und dominant; die Rollen sind klar verteilt. Ein verlorener, ums Leben gekommener Bruder? Gar ein Mord? Wer weiß. Es gibt Super-8-Filme von der Familie, tonlos, aber trotzdem im Nachhinein erschreckend. Ein Rückblende auf ein Weihnachten, ein Geschenk, der Wunsch, es möge kein Buch sein und es war doch eines und die Reaktion des »verschrobenen« Kindes. Dabei ist es ein Buch mit leeren Blättern, aber selbst hier bestimmt die Mutter, was von wem hineingeschrieben wird.
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