Aus dem Sumpf

Nach drei Jah­ren ist end­gül­tig Schluß mit den Re­gio­nal­rei­sen. Nie­mand fin­det noch et­was da­bei, über Gren­zen hin­aus­zu­ge­hen, in an­de­re Re­gio­nen und Rei­che und Re­vie­re hin­ein. Je­der fährt hin, wo er will.

Aber will ich denn über­haupt? Nicht ein­mal die näch­sten, die eng­sten Gren­zen rei­zen mich. Im Zim­mer rei­sen, im ei­ge­nen Kopf… Was ist da­bei? En­de der Re­gio­nal­rei­sen, des Re­gio­na­lis­mus an sich, En­de der Kraft, der Ent­deckungs­lust. En­de der Schwel­len­for­schung. Den Auf­stieg zu dem klei­nen ame­ri­ka­freund­li­chen Zen-Klo­ster an ei­nem der Hän­ge des Aras­hi­ya­ma, weit hin­ten im Tal des Flus­ses Oi, wür­de ich heu­te nicht mehr schaf­fen. Wo­zu auch? Ich ken­ne das schon, ha­be al­le Er­fah­run­gen ge­macht, er­löst will ich nicht mehr wer­den. Je­de Ge­gen­wart ist ein Es-war-ein­mal.

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Ne­ben­bah­nen

Im rum­peln­den Zug das Tal hin­un­ter, das zu­erst ein­mal ei­ne Schlucht ist, be­vor es sich wei­tet und die Ge­bäu­de zu­neh­men, woll­te ich die Land­schaft und was dar­in vor­kommt, al­ler­lei Din­ge und We­sen, mit den Au­gen mei­ner Toch­ter be­trach­ten, die hier täg­lich au­ßer sonn­tags ih­ren Schul­weg hin­ter sich bringt, aber dann wur­de mir be­wußt, daß sie ihr Smart­phone bei sich hat und si­cher die mei­ste Zeit dar­auf starrt wie die an­de­ren Schü­ler auch, wenn sie nicht ge­ra­de schla­fen, aber das eher nicht, denn die Plät­ze sind zu die­sen Zei­ten, mor­gens und abends, be­setzt, da müß­te sie schon im Ste­hen schla­fen. Es ist der ge­wohn­te Blick der Pend­ler, den­ke ich, der ober­fläch­li­che Smart­phone­blick, der die Bil­der fort­wischt, so­fern sie sich nicht von selbst be­we­gen, die be­weg­ten und un­be­weg­ten Bil­der, fort- und her­bei­bug­siert im Nu; oder der schwar­ze Blick des Schlafs, der graue des Dö­sens; oder der Blick nach in­nen, wo die Träu­me hau­sen. Bloß kei­ne Wirk­lich­keit! Die sich so­wie­so in ei­nem Satz be­schrei­ben läßt: grü­nes Ge­wu­cher, grau­er Be­ton, Blin­ken von Was­ser, Ka­ros­se­rien und Licht­re­fle­xen. Punkt. Am En­de doch wie­der das­sel­be wie die Bil­der­flut am Dis­play.

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Köl­ner Straße/Markenstraße

All die von der Kreu­zung ab­ge­hen­den Stra­ßen und die vie­len
Mög­lich­kei­ten des Ab­bie­gens, über­all Pfei­le, Schil­der, Men­schen und
Au­tos.

Der in ei­nem T‑Shirt auf ei­nem Pla­stik­stuhl sit­zen­de Mann, sei­ne
Lip­pen schnell und stumm be­we­gend, viel­leicht ein Ge­bet,
viel­leicht ei­nen Gruß spre­chend.

Die Schul­kin­der und ih­re zent­ner­schwe­ren Ruck­säcke; krum­me, nach
hin­ten ge­bo­ge­ne Rücken, Kau­gum­mischmatz­ge­räu­sche; aus Mün­dern
her­vor­tre­ten­de Bla­sen, ro­sa.

Ein auf dem Geh­weg par­ken­der E‑Scooter, ei­ne Mut­ter und ihr Sohn.
Das sich zum Len­ker strecken­de Kind und das lau­te Er­tö­nen der Rol­ler-Hu­pe;
zu­sam­men­zucken­de Kör­per, »Schluss jetzt!«

Die Un­ge­duld der Au­to­fah­rer und ih­re Äu­ße­run­gen dar­über in Form
von Hu­pen und Flu­chen. Her­un­ter­ge­kur­bel­te Fen­ster, Trans­por­ter und
Fahr­rä­der mit An­hän­gern; Kin­der­bring­zeit, über­all Ge­schrei.

Die hin- und her­zucken­den Bil­der des groß­for­ma­tig als Wer­be­flä­che
ge­nutz­ten LED-Bild­schirms, Times Squa­re Ober­bilk, New York
Düs­sel­dorf; kauft, kauft, sonst sind wir ver­lo­ren.

Die sich sta­peln­den Ki­sten der To­ma­ten, Gur­ken und Boh­nen beim
ge­gen­über­lie­gen­den Ge­mü­se­händ­ler und der Va­ter mit sei­nem
La­sten­rad und der ATOM­KRAFT-NEIN-DAN­KE-Flag­ge auf dem
Ge­päck­trä­ger.

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Eight-Six

Im Zug die üb­li­chen Sams­tag­nach­mit­tag-Base­ball­fans in ih­ren ro­ten T‑Shirts, ro­ten Kap­pen, ro­ten Car­di­gans, ro­ten Ta­schen, ro­ten Socken, ro­ten Schlap­fen, al­les rot, nur die Ho­sen nicht, bei den Ho­sen ist grün in Mo­de, das merkt man auch hier. Ah, mein Buch paßt da­zu, die Fahrt­lek­tü­re, ein Ro­man von Phil­ip Roth, na­tür­lich in Rot. Dann Stra­ßen­bahn, Ein­kaufs­stra­ße, Shou­ten­gai, Par­co, das Kauf­haus für jun­ge Leu­te, wo ich frü­her oft ein­kau­fen war, als ich mich noch halb­wegs jung fühl­te, plau­dern mit mei­ner Lieb­lings­ver­käu­fe­rin, die ich neu­lich vor ei­nem Ca­fé ge­trof­fen ha­be, sie ar­bei­tet schon lan­ge nicht mehr in der Bou­tique.

»Und jetzt?«

»Hier in der Ge­gend.«

»Da gibt es doch nichts.«

Sie hat sich schon frü­her für schicke Au­tos in­ter­es­siert, und hier, wo es nichts gibt, gibt es nicht we­ni­ge Zu­lie­fe­rungs­fir­men für Mat­su­da, auf deutsch Maz­da.

Wir lach­ten, gin­gen un­se­rer We­ge. Die Bou­tique im Par­co ist nicht mehr das, was sie war. Die Ge­schäfts­lei­tung der Ket­te, zu der sie ge­hört, woll­ten sie noch mehr ver­jün­gen, jetzt ste­hen dort däm­li­che Jungs mit tou­pier­ten Fri­su­ren als Ver­käu­fer her­um, le­ben­de Schau­fen­ster­pup­pen, we­nig Kun­den. Ich muß oh­ne­hin in den zehn­ten Stock, den letz­ten. Club Quat­tro, hät­te ich im Kel­ler er­war­tet, Goog­le Maps spe­zi­fi­ziert das nicht, ist aber oben über den Dä­chern der Stadt. Was man dann gar nicht merkt, wenn man ein­mal drin ist in der Bu­de. Fen­ster­lo­se Sä­le die­ser Art ha­ben al­le­samt et­was von den al­ten Beat-Kel­lern, Gott hab sie se­lig. Kühl, ge­dämpft, nicht zu groß nicht zu klein, vor­ne Steh­pu­bli­kum, hin­ten Sitz­plät­ze an zwei lan­gen The­ken. An den Sei­ten­wän­den drei ver­grö­ßer­te Fo­tos, die wie Vor­hän­ge wir­ken, rechts die Sze­ne­rie des zer­stör­ten Hi­ro­shi­ma im Au­gust 1945, dar­un­ter ein neu­es Fo­to des­sel­ben Orts, die Dä­cher der Stadt, wie man sie vom Par­co aus sieht, links ein so­fort als sol­ches er­kenn­ba­res Kunst­werk, ei­ne Col­la­ge, die lin­ke Hälf­te des Fo­tos sehr bunt, die rech­te dun­kel, über­wie­gend schwarz we­gen der al­ten Leu­te, die da in Trau­er­klei­dung auf dem Bo­den lie­gen, sich da­bei aber, nach ih­rer Mi­mik zu schlie­ßen, recht gut amü­sie­ren. Auf der lin­ken Hälf­te ste­hen und lie­gen und krab­beln fast nack­te, nur mit Win­deln be­klei­de­te Ba­bys auf der grü­nen Wie­se, ein paar Tie­re sind auch da, ei­ne gro­ße Schild­krö­te, ein Fuchs, ein klei­nes Nas­horn, und in der Mit­te des Gan­zen, schwarz-weiß oder grau-weiß, der Atom­pilz, das Zen­tral­mo­tiv der gan­zen An­ord­nung. Le­ben und Tod? Le­ben und Le­ben. Oder Le­ben und Tod und noch im­mer Le­ben.

Ach ja, das Kon­zert fin­det am 6. Au­gust statt, nicht um 8 Uhr 15, son­dern am Abend. Ab­ge­se­hen von den Vor­hang­fo­tos, die bald im Dun­kel ver­schwin­den wer­den, ist nicht viel da­von zu mer­ken. Der Mo­de­ra­tor sagt pflicht­schul­dig ein paar Wor­te, auch die Jün­ge­ren, auch die Al­ter­na­ti­ven sol­len an die­sem Tag dar­an er­in­nert wer­den und nicht ver­ges­sen, daß es im­mer noch Atom­waf­fen gibt und Krie­ge ge­führt wer­den.

»Wart ihr um acht Uhr schon wach? Habt ihr die An­spra­chen ge­hört? Im Fern­se­hen, ja? Nein? Macht nichts.«

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Aus ei­nem Kran­ken­haus­ta­ge­buch

Au­gust-Sep­tem­ber 2021

In den Spi­tals­bet­ten ne­ben mir Grei­se oh­ne Le­bens­wil­len, mit hin­fäl­li­gem Kör­per, der für je­de klein­ste Ver­rich­tung auf As­si­stenz an­ge­wie­sen ist, selbst­stän­dig kön­nen sie nichts mehr tun, auch wenn noch ein Fun­ken Wil­le da sein soll­te. Ist es ih­nen recht, daß sie noch ei­ne Zeit­lang im Le­ben ge­hal­ten wer­den, wol­len sie das wirk­lich? Wo sie das Es­sen und das We­ni­ge, was sie ver­dau­en, nicht mehr be­hal­ten kön­nen, sich an­schei­ßen (in die Win­del, selbst kön­nen sie sich nicht säu­bern) und an­kot­zen (selbst kön­nen sie sich nicht säu­bern). Die Hilf­lo­sig­keit, in viel ge­rin­ge­rem Aus­maß, er­le­be ich jetzt an mir selbst, mit gu­ten Aus­sich­ten auf Wie­der­her­stel­lung.

Un­ter den Fin­ger­nä­geln der Schmutz der Pfüt­ze, in der ich saß, und das ge­trock­ne­te schwärz­lich-röt­li­che Blut, das da­mals, vor­ge­stern, aus mei­ner Wun­de an der Stirn tropf­te.

Ei­ner der Grei­se nimmt den Schmerz vor­weg, er stößt im vor­aus, so­bald sich die Pfle­ge­rin­nen nä­hern, die klei­nen Schreie aus, wahr­schein­lich spürt er den Kör­per­schmerz tat­säch­lich vor je­der Be­we­gung. Phan­ta­sie oder Phy­sio­lo­gie, es kommt aufs sel­be hin­aus. Er brüllt nicht, son­dern teilt be­hut­sam-rou­ti­niert sei­ne Ge­füh­le mit, in­dem er das längst ein­ge­üb­te Lied­chen vom Schmerz zum Be­sten gibt. Er weiß ge­nau, wie die Kran­ken­schwe­stern, die ihn im Bett an­he­ben und um­dre­hen, re­agie­ren wer­den: Sie fin­den ihn süß wie ei­nen hüb­schen klei­nen Jun­gen. Die­ses Sing­spiel wie­der­holt sich je­den Tag mehr­mals: itai-itaika­waii­neitaitaika­waiiii . . . Der Greis ge­nießt es wie ein jun­ger Geck, er wird wie­der zum ver­wöhn­ten Kna­ben auf der Schwel­le zum Man­nes­al­ter, der im­mer aufs neue die Kunst der Ver­füh­rung ent­deckt. Und trotz­dem lei­det er Schmer­zen, sie wer­den ihn nie mehr ver­las­sen.

Zwei Ta­ge oh­ne Bü­cher und zum Nichts­tun, zum reg­lo­sen Lie­gen ver­ur­teilt – ei­ne schreck­li­che Zeit, auch wenn ich kaum im­stan­de ge­we­sen wä­re, zu le­sen. We­nig­stens die Bü­cher ne­ben mir zu wis­sen, den Blick auf ir­gend­ei­ne Sei­te ge­hef­tet, wä­re mir ein Trost ge­we­sen.

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An­ge­blie­be­ne Lam­pe

                                 An­ge­blie­ben­de Lam­pe                        Die Nacht­tisch­lam­pe wirft den hel­len Kreis                        noch im­mer an die Zim­mer­decke,                        als sei Man­te­gnas Ton­do dort                        so­eben leer­ge­ru­fen wor­den.                        Da­von ge­flat­tert sind                        zu leich­ter Pflicht bei Ho­fe                        die Put­ti und der Pfau,                        und mehr als ei­ne Kam­mer­zo­fe.                        Ich bin er­wacht — Kalk, der Pla­fond,                        und nah-ge­­zeigt, die Stun­de.                        Die oben hat­ten bald ge­nug ...

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8. Sep­tem­ber

Sei­ne El­tern ver­star­ben kurz hin­ter­ein­an­der. An­geb­lich hat­te sich sein Va­ter (Be­rufs­be­zeich­nung »Kauf­mann«) um­ge­bracht. Amt­lich ver­starb der Va­ter 1931 (mit 58), die Mut­ter 1933 (mit 42), wo­bei ich je­weils un­ter­schied­li­che Ge­burts­da­ten vor­lie­gen ha­be. Mit 20 war mein Va­ter al­so Wai­se.

Ber­li­ner Ak­ten­ab­schrif­ten. Hei­rat 1941, ein Sohn 1942. Schon am 19.09.1939 wur­de er ein­ge­zo­gen, zu ei­ner »Funk-Er­satz-Kom­pa­nie« in Ber­lin, wo er auch da­mals leb­te. »Ein Ent­las­sungs­da­tum ist nicht ab­ge­ge­ben«, heißt es. Schließ­lich am 31.12.1943 »Wie­der­ein­be­ru­fung«. Am 28.04.1944 »Luft­nach­rich­ten­schu­le« in Kö­nig­grätz. (Viel­leicht da­her sein En­thu­si­as­mus, als ich mich als Tee­nie für das Kurz­wel­len­hö­ren in­ter­es­sier­te und er mir das Mor­se­al­pha­bet leh­ren woll­te.) Be­mer­kung vom 03.11.1943: Er wird als »Ge­frei­ter« ge­führt. Die Da­ten der bei­den do­ku­men­tier­ten La­za­ret­t­auf­ent­hal­te – 30.12.1943 Ber­lin und 28.03.1944 Prag – sind eher my­ste­ri­ös. Wie auch die Dia­gno­se »Ik­te­rus« beim Ber­li­ner La­za­ret­t­auf­ent­halt.

Ver­mut­lich war er nach ei­ner Ver­wun­dung En­de 1943 wie­der als kampf­fä­hig ein­ge­stuft wor­den. Was von sei­nen Ge­schich­ten aus dem Krieg bleibt (meist nur an­ek­do­ti­sches über an­de­re Ka­me­ra­den) – fast nichts, au­ßer sei­ne Hin­wei­se auf Ver­wun­dun­gen (ei­ne war auch im­mer sicht­bar ge­we­sen, an ei­nem Bein, an­geb­lich ein Gra­nat­split­ter). Russ­land? Kei­ne An­ga­ben da­zu. Aber ja, er muss wohl na­he­zu die ge­sam­te Kriegs­zeit als Sol­dat ein­ge­setzt wor­den sein. Im­mer­hin: Schlim­mes gab es nicht. Al­so auch nichts zum An­ge­ben nebst In­sze­nie­ren von Selbst­be­trof­fen­heit. Ge­frei­ter. Ka­no­nen­fut­ter, pfleg­te man zu sa­gen. Aber er hat sich der Nah­rungs­auf­nah­me auf dem Buf­fet des Schlacht­fel­des ent­zie­hen kön­nen. Wie Mil­lio­nen, die oh­ne Stolz ein­fach nur durch­ka­men.

Und dann? 1948 Schei­dung und »amt­lich nach un­be­kannt ab­ge­mel­det«. Meh­re­re Adres­sen in Ber­lin, auch Ha­nau taucht ein­mal auf (1950). Be­ruf: »Elek­tro­tech­ni­ker«. Ir­gend­wann weiß Ber­lin nichts mehr über ihn.

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Ku­re oder Wie man ei­ne Stadt doch noch ent­deckt

Ku­re. War­um nicht. Ich kann­te die Stadt na­tür­lich, hat­te mich ihr aber nie von hin­ten ge­nä­hert, im­mer nur von der Sei­te. Und ein­mal von vor­ne, bei der Rück­kehr aus Matsu­ya­ma, auf der Haupt­in­sel Shi­ko­ku, mit dem Schiff. Der Kö­nigs­weg um ei­ne Stadt am Meer ken­nen­zu­ler­nen, sagt man. Aber nicht je­de die­ser Städ­te trägt ein so of­fe­nes Ge­sicht wie Ve­ne­dig, vie­le ver­schlie­ßen sich, sie er­war­ten kei­ne wohl­wol­len­den Be­su­cher, son­dern Ge­fah­ren, Tai­fu­ne, Spring­flu­ten, Feuch­tig­keit, feind­li­che Schif­fe.

So war es auch, als ich Ca­ta­nia ken­nen­lern­te, die Stadt in Si­zi­li­en, am Fuß des Ät­na hin­ge­streckt. Die Flan­ke des Vul­kans steigt lang­sam und ste­tig an – und um­ge­kehrt, man geht den Weg hin­un­ter, dem Meer zu, das man von wei­ter oben sehr schön se­hen kann, aber wei­ter un­ten sind dann Ge­bäu­de da­vor, nur noch Him­mel dar­über. Als ich das er­ste Mal nach Ca­ta­nia kam, such­te ich nach dem Meer, aber je wei­ter ich in die Rich­tung mar­schier­te, in der es lie­gen muß­te, de­sto häß­li­cher und be­droh­li­cher wur­de die Ge­gend. Mit wei­chen Knien kehr­te ich um, nach­dem mir ein dicker Mann auf ei­nem stot­tern­den Mo­fa ent­ge­gen­ge­kom­men war, bö­se Gri­mas­se schnei­dend, ein­hän­dig fah­rend, mit der an­de­ren Hand Schlä­ge ge­gen mich aus­tei­lend, die mich nicht er­reich­ten und den­noch tra­fen. Nein, die Ge­gen­den zum Meer hin sind nicht im­mer herz­er­fri­schend. Vie­le Städ­te wen­den sich vom Meer ab und zie­hen Schutz­vor­rich­tun­gen ge­gen die er­wähn­ten Ge­fah­ren hoch. Nur Ur­lau­ber aus Bin­nen­län­dern den­ken im­mer, am Meer müs­se es am schön­sten sein. Sie ken­nen das Meer, sei­ne Lau­nen und sei­ne Ge­walt nicht. Mar­seil­le ist ei­ne Aus­nah­me, ge­wiß. Auch Bar­ce­lo­na… Es gibt vie­le Aus­nah­men, of­fe­ne Städ­te – schon siehst du dich die Ca­ne­biè­re hin­un­ter­schlen­dern, bis sie in den Al­ten Ha­fen mün­det, am Kai setzt du dich auf die Ter­ras­se ei­nes Ca­fés, war­test auf die Meer­jung­frau, von der du bei Yo­ko Ta­wa­da ge­le­sen hast…

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