Einblicke in die Abenteuer eines befreiten Lesers
(← 7/8)
An einem der schönen Tage, an denen ich mit diesem Heft im Rucksack abwechselnd herumflanierte und herumsaß, zog es mich wieder einmal nach Arashiyama, aber diesmal ging ich nicht das rechte, sondern das linke Flußufer entlang, das die meiste Zeit des Tages im Schatten liegt. Nach einer Weile begegnete ich einem Mann, der dort auf einer Bank saß, eine Haube auf dem Kopf und mit einem Lächeln begabt, das sein Gesicht wohl dauerhaft zeigt, und mich ohne Umschweife ansprach: Where are you from?
Oh my god, dachte ich zuerst (im Deutsch meiner Tochter), gab dann aber doch eine brauchbare Antwort. Es stellte sich heraus, daß er fließend englisch sprach, dieser heitere, immer noch neugierige, lebensbegierige Mann von siebzig Jahren, der ebenso unerschütterlich wie geschmeidig eine Denkweise pflegt, die sich in der Zeit, als er jung war, einer Zeit des Aufbruchs, der Öffnungen, des Alles-ist-möglich ausgebildet haben muß. (Und ich, Starrkopf, hier am tristen Computer, rede von Abbrüchen!) In jungen Jahren war er als Mathematiklehrer an einer Oberschule tätig gewesen, die Arbeit hatte ihn zu langweilen begonnen, so versuchte er sich als Blumenhändler, gründete bald einen eigenen Betrieb, zog sich nach vielen Jahren auch von diesem zurück; jetzt ist er Manager in einem Transportunternehmen. Er wohnt nicht weit von meiner Schwiegermutter entfernt, also in meiner Nähe, wenn ich in Osaka bin, Nord-Osaka, um genau zu sein, Ibaraki-shi, und kommt oft nach Arashiyama, wegen der Schönheit und Ruhe des Orts, hier weiter oben im Tal, sitzt auf der Bank, liest in einem Buch, plaudert mit Passanten – schon nach wenigen Minuten kam ein Bekannter von ihm vorüber.
Weiterlesen ...