Der namenlos bleibende Ich-Erzähler in Ulrich Peltzers neuem Roman »Das bist du« erinnert sich schreibend an seine Zeit als Student Anfang der 1980er Jahre in West-Berlin. Vieles spricht dafür, dass der Anlass ein Stadtbesuch ist. Was hat sich verändert? Was ist aus den Freunden, Bekannten geworden? Wo hat er früher gewohnt? Gibt es noch das ...
Neulich gab es auf Twitter einer jener Aktionen, deren Urheber fast immer im Dunklen bleiben. Unter #Achtzigerjahrewoerter posteten Menschen Begriffe, die sie mit den 1980er Jahren assoziierten. Solche Rückblenden anhand von Worten finde ich interessant. Daher hatte ich mir von Medimops für EUR 3,01 (inklusive EUR 3 Versandkosten) auch gleich das Wörterbuch der Achtziger von ...
Als Helmut Kohl ans Ruder gewählt wurde, wir waren damals so etwa 17 Jahre alt, stieg der Trompeter unserer Schülerband auf das Dach seines Hauses und spielte das Kaiserquartett in Moll. Unsere Schülerband war die coolste Schülerband aller Zeiten, und das Kaiserquartett in Moll wurde ein rechtschaffener Katzenjammer.
Die Eltern des Trompeters waren bei der örtlichen SPD-Veranstaltung, und wir alle hatten uns deshalb bei ihm getroffen. Nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses im Fernsehen war er einfach ohne was zu sagen in sein Zimmer rüber gegangen, hatte die Trompete genommen und war aufs Dach gestiegen. Natürlich dachten wir zuerst, dass er aufs Klo oder noch Chips aus der Küche holen wolle, aber dann hörten wir ihn auf der Treppe. Seine kleine Schwester schrie sofort: »Wo gehstn du hin?!!!«.
Ein furios-melancholischer, manchmal sentimentaler Beginn. Gregor Korff, 1948 geboren, durchschreitet in Gedanken seine Kindheit und Jugend. Vom Vorharz ins Friesische gekommen, für seine Mitschüler mit einem Geheimnis [ausgestattet]…das er gar nicht hatte, entwickelt sich eine Freundschaft zu Nott (der später ein Anwalt in der linksalternativen Szene wird). Man richtet sich heimlich eine alte, baufällige Hütte ein, beschäftigt sich mit den Beatles und dem Profumo-Skandal (vor allem mit Christine Keeler), hat kurzfristig Respekt vor dem britischen Posträuber Biggs, rezitiert Beckett (den man nur teilweise versteht), spielt Schach und lässt irgendwann zwei Schwestern (die Füchsinnen) ins Refugium hinein (und Gregor erinnert sich an Reni Fuchs und seine aufkommende Lust).
Jochen Schimmang: Das Beste was wir hatten
Dann die Studentenzeit in Berlin (der seit Schulausflugtagen ungeliebten Stadt), die (Zufalls-)Bekanntschaft mit Lea (im Raum des Möglichen hätte ja eingangs der Party durchaus auch eine andere Blickrichtung gelegen), dadurch Gefolgschaft und Funktion in einer K‑Gruppe. Anfang der 70er Jahre geht Lea in den Untergrund (er hört nie mehr von ihr). Die Fussballtruppe der PL/PI (»Proletarische Linke/Parteiinitiative«) bleibt noch, diese seltsame Truppe von Träumern und Versprengten; für die Augenblicke des Spiels scheinen alle Probleme und Differenzen getilgt. Hier lernt er Leo Mürks kennen (das Heinrich-Böll-Gesicht), der nach Köln ging (und Uli Goergen [später Professor] und Carl Schelling). Der kommunistische Orden verliert trotz des Fussballs schnell seinen Reiz; der schleichenden Infiltration widersteht er, schreibt einen Abschiedsbrief, verlässt Berlin und geht »in den Westen« zurück.
S. U. Bart: Goodbye BismarckZweifellos ein Husarenstück (das Denkmal ist über 30 Meter hoch!), hier verstanden als kurzlebiges Kunstobjekt mit politischer Intention. Es ist die Grundlage für Stephanie Barts Roman »Goodbye Bismarck« (nun ja, der Nachklang zu »Goodbye Lenin« ist wohl durchaus gewollt). Klugerweise weist die Autorin (die S. U. Bart genannt werden möchte) am Anfang darauf hin, dass es sich zwar um »nackte, sauber recherchierte Tatsachen« handele von denen sie jedoch »manche mit Macht und Bedacht verdreht habe«. Und glücklicherweise sind wohl einige »Erfindungen« darunter, »die weder mit den Wahrheiten noch mit den Wirklichkeiten von damals irgendetwas zu tun haben«.