Os­car Peer: Ak­kord

Oscar Peer: Akkord
Os­car Peer: Ak­kord

Nach drei Jah­ren Ge­fäng­nis kommt Si­mon, jetzt 65 Jah­re alt, in sein Dorf zu­rück – Schwei­zer En­ga­din; um 1935 (man muss die Zeit aus dem Er­zählten re­kon­stru­ie­ren). Ein Jagd­un­fall, fahr­läs­si­ge Tö­tung; vie­le Dörf­ler hal­ten es für Mord. Und das ein Jahr nach der Aus­ein­an­der­set­zung im Dorf um die Je­ni­schen, als sich Si­mon mit der Dorf­no­men­kla­tu­ra an­ge­legt hat­te, die sie lie­ber heu­te als mor­gen aus dem Dorf wie­der ver­trie­ben hät­ten. Sei­ne Frau ist wäh­rend des Ge­fäng­nis­auf­ent­halts ver­stor­ben – man hat es ihm nach der Be­er­di­gung mit­ge­teilt.

Si­mon fin­det Un­ter­kunft und Ta­ge­lohn­ar­beit; das Dorf ist hin­sicht­lich sei­ner Per­son ge­spal­ten. Sei­nen (un­aus­ge­spro­che­nen) Wunsch, man mö­ge die­sen Un­fall ver­ges­sen und sich an das er­in­nern, was er vor­her für das Dorf ge­lei­stet hat, wird nicht er­füllt. Trotz der teil­wei­se feind­li­chen Stim­mung möch­te er im Dorf – sei­ner Hei­mat – blei­ben; ei­ne (kur­ze) Be­schäf­ti­gung im Ho­tel der na­he­ge­le­ge­nen Stadt be­frie­digt ihn nicht. Er, Wald­ar­bei­ter Si­mon, der Ein­zel­gän­ger, sucht das Dorf, die Ge­mein­schaft – und lehnt sie gleich­zei­tig ab. Hin- und her­ge­ris­sen freun­det er sich mit Ve­ra an, die für sich und ih­ren Mann „sein“ Haus ge­kauft hat. Die dicke The­re­sa, die al­les vom Dorf weiss, stört ihn aber be­reits mit ih­ren Ge­wiss­hei­ten und Fak­ten.

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Jan Phil­ipp Reemts­ma: Im Kel­ler

Erst im letz­ten Drit­tel sei­nes Bu­ches »Im Kel­ler« er­zählt (be­rich­tet?) Jan Phil­ipp Reemts­ma re­fle­xiv über das ihm Zu­ge­sto­sse­ne wäh­rend sei­ner Ent­füh­rung 1996. Vor­her gibt es ei­ne kur­ze chro­no­lo­gi­sche Ab­fol­ge der Ent­füh­rung, wie sie sich wei­test­ge­hend von au­ssen be­rich­ten lässt, ge­folgt von ei­ner chro­no­lo­gi­schen Er­zäh­lung in der drit­ten Per­son über das Sich-Er­ei­g­­nen­­de. Die­se bei­den Tei­le ha­ben ...

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T. C. Boyle: Amé­ri­ca

Ein viel­ge­rühm­ter Ro­man – aber war­um? An­geb­lich sei das al­le­go­ri­sche, bild­haf­te so stark, so mäch­tig: hie die ein­wan­dern­den Me­xi­ka­ner, die ihr Stück vom Wohl­stand mit­ha­ben wol­len – dort das li­be­ra­le Bür­ger­tum der USA, schliess­lich ka­pi­tu­lie­rend vor den Scharf­ma­chern und Emi­gran­ten­has­sern. Es ist in T. C. Boyl­es »Amé­ri­ca« dann tat­säch­lich so, wie sich Lies­chen Mül­ler im ...

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»...nur noch ge­dul­det« – Der ‘bö­se’ Franz Xa­ver Kroetz

In der Sen­dung „Druck­frisch“ am ver­gan­ge­nen Sonn­tag in der ARD führ­te Den­nis Scheck ein In­ter­view mit Franz Xa­ver Kroetz an­läss­lich sei­nes neu­en Bu­ches „Blut und Bier“.

Vom üb­li­chen Ge­plau­der ent­wickel­te es sich rasch – wie bei Kroetz nicht an­ders zu er­war­ten – zu ei­nem sehr poin­tier­ten »Ge­schimp­fe«.

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Mar­tin Wal­ser: Ein sprin­gen­der Brun­nen

Die Bür­ger­recht­ler der ehe­ma­li­gen DDR über­nah­men einst für sich Ador­nos Prä­mis­se: Es gibt bzw. gab kein gu­tes Le­ben im Schlech­ten. Dies soll­te vor Rein­wa­schun­gen, Weh­kla­gen und nach­träg­li­chem Wi­der­stands­pa­thos spe­zi­ell der ei­ge­nen in­tel­lek­tu­el­len Schicht war­nen. In »Ein wei­tes Feld« hat Gün­ter Grass die­sen Be­griff da­hin­ge­hend um­kreist, als er die DDR ei­ne »kom­mo­de Dik­ta­tur« nen­nen ließ und ...

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