Jür­gen Pe­ter­sen: Re­prä­sen­ta­ti­on in De­mo­kra­tien

Jürgen Petersen: Repräsentation in Demokratien
Jür­gen Pe­ter­sen:
Re­prä­sen­ta­ti­on in De­mo­kra­tien

»Der Kern mo­der­ner De­mo­kra­tien ist die Repräsent­ation«. So steht es auf dem Rück­deckel des Bu­ches »Re­prä­sen­ta­ti­on in De­mo­kra­tien«. Aber was be­deu­tet das? Wie ver­ste­hen die Re­prä­sen­tan­ten ih­re Re­prä­sen­ta­ti­on? Wem gilt sie? Nur den Wäh­lern oder gar al­len, die sich im geo­gra­fi­schen Be­reich des Re­prä­sen­tan­ten be­fin­den? Wel­cher Art und wel­chen In­hal­tes sind die hand­lungs­struk­tu­rie­ren­den Kon­zeptionen von Re­prä­sen­ta­ti­on in de­mo­kra­ti­schen Syst­emen? Und: Gibt es Un­ter­schie­de zwi­schen den Reprä­sentationsmodellen bei­spiels­wei­se in Deutsch­land und den USA?

Der Au­tor Dr. Jür­gen Pe­ter­sen ist wis­sen­schaft­li­cher Mit­ar­bei­ter an der Uni­ver­si­tät Frank­furt und Re­se­arch As­so­cia­te am dor­ti­gen Zen­trum für Nord­ame­ri­ka-For­schung (ZENAF). Er ver­sucht die­se Fra­gen zu be­ant­wor­ten und be­dient sich da­bei ei­nes denk­bar ein­fa­chen Mit­tels: der Be­fra­gung. Da­bei steht er vor dem Di­lem­ma, eben­falls ein re­prä­sen­ta­ti­ves Er­geb­nis vor­zu­le­gen, was er durch­aus the­ma­ti­siert, wenn auch nicht ganz über­zeu­gend (da­zu spä­ter).

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Ro­bert Ha­beck: Pa­trio­tis­mus – Ein lin­kes Plä­doy­er

Robert Habeck: Patriotismus - Ein linkes Plädoyer
Ro­bert Ha­beck: Pa­trio­tis­mus – Ein lin­kes Plä­doy­er

Die Feind­schaft zum Staat als Re­pres­si­ons­in­stanz, »Atom­staat«, »Bul­len­staat«, als pa­ter­na­li­sti­scher Ak­teur, Hü­ter fau­ler Kom­pro­mis­se, ver­stell­te den grü­nen Blick dar­auf, was (mit ei­nem) ge­sche­hen wür­de, wenn man selbst zu dem ge­hör­te. Der zi­vi­le Mut woll­te im­mer über den Staat hin­aus, ziel­te auf die Idee ei­nes Ge­mein­we­sens oh­ne Staat. Als dann rot-grün 1998 an die Re­gie­rung kam, wa­ren die li­be­ra­len Vor­stel­lun­gen von Ge­mein­wohl nicht mehr ge­gen, son­dern mit dem Staat durch­zu­set­zen. Auf die­sen Schritt wa­ren die pro­gres­si­ven Kräf­te schlecht vor­be­rei­tet und sind es bis heu­te.

Hart geht Ro­bert Ha­beck, 41, Frak­ti­ons­vor­sit­zen­der der Grü­nen im schles­wig-hol­stei­ni­schen Land­tag, mit der Lin­ken im All­ge­mei­nen und sei­ner Par­tei im Be­son­de­ren ins Ge­richt (wo­mit die po­li­ti­sche Rich­tung und nicht de­zi­diert die Par­tei »Die Lin­ke« ge­meint ist). Nach rot-grün, so Ha­becks The­se, ha­be das Land in ei­ner Gro­ßen Ko­ali­ti­on, die ih­re Chan­cen lei­der (!) sträf­lich ver­passt ha­be, vier Jah­re ver­lo­ren.

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Rein­hard Marx: Das Ka­pi­tal

Reinhard Marx: Das Kapital
Rein­hard Marx: Das Ka­pi­tal

So manch ein Au­tor ent­deckt in die­sen Ta­gen des welt­öko­no­mi­schen Zu­sam­men­bruchs wie­der das »Pri­mat der Po­li­tik« und be­ginnt, Auf­ga­ben und Zie­le po­li­ti­schen Han­delns (neu) zu ent­wer­fen. Die­sen Vor­wurf des bil­li­gen Op­por­tu­nis­mus auf Rein­hard Marx, Erz­bi­schof von Mün­chen und Frei­sing, an­zu­wen­den, wä­re al­ler­dings falsch. Marx ist Vor­sit­zen­der der Kom­mis­si­on für gesell­schaftliche und so­zia­le Fra­gen der Deut­schen Bischofs­konferenz und seit Jah­ren ein glü­hen­der Ver­fechter der Ka­tho­li­schen So­zi­al­leh­re. An­fang des Jah­res war er kurz als Nach­fol­ger von Karl Kar­dinal Leh­mann für das Amt des Vor­sit­zen­den der Deut­schen Bi­schofs­kon­fe­renz im Ge­spräch. Mit Bi­schof Ro­bert Zol­lit­sch wur­de dann je­mand ge­wählt, der in so­zi­al­ethi­schen Fra­gen mit Marx größ­ten­teils über­ein­stim­men dürf­te, in theo­lo­gi­schen Fra­gen (ins­be­son­de­re der Öku­me­ne, wie bspw. der Inter­zelebration) je­doch we­sent­lich of­fe­ner zu sein scheint als Marx.

Marx setzt sich in sei­nem Buch »Das Ka­pi­tal« (ein eher miss­glück­ter, weil zwang­haft ori­gi­nel­ler Ti­tel, der zu­dem miss­ver­ständ­lich ist) zu­nächst aus­führ­lich mit sei­nem Na­mens­vet­ter (ir­gend­wann nervt die­se For­mu­lie­rung) aus­ein­an­der (nicht nur we­gen der Na­mens­gleich­heit und schreibt ihm so­gar ei­nen Brief (statt ei­ner Ein­lei­tung). Marx treibt die Fra­ge um: Hat Karl Marx doch recht? Ist der Ka­pi­ta­lis­mus ein not­wen­di­ges Sta­di­um der Ge­schich­te, durch das die In­du­strie­ge­sell­schaft ge­hen muss, be­vor die Ak­ku­mu­la­ti­on des Ka­pi­tals und die Ent­frem­dung der Ar­bei­ter­schaft in dem Punkt kul­mi­nie­ren, an dem die Ent­wick­lung in die kom­mu­ni­sti­sche Re­vo­lu­ti­on um­schlägt?

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Pé­ter Ná­das: Be­hut­sa­me Orts­be­stim­mung

Péter Nádas: Behutsame Ortsbestimmung
Pé­ter Ná­das: Be­hut­sa­me Orts­be­stim­mung

Pé­ter Ná­das’ hoch­ge­lob­tes, klei­nes Büch­lein »Be­hut­sa­me Orts­be­stim­mung« ent­hält zwei klei­ne Ge­schich­ten. Die er­ste, die dem Buch den Ti­tel gab, er­zählt (?) von ei­nem klei­nen Dorf im länd­li­chen Un­garn, in das sich der be­kann­te Schrift­stel­ler ge­mein­hin be­gibt; dort (über­wie­gend?) lebt. Ná­das, der »Aus­stei­ger« ge­nannt wer­den kann (hier­in vie­len an­de­ren Schrift­stel­lern wie et­wa John Ber­ger oder An­drzej Sta­si­uk ähn­lich), ver­sucht hier ei­ne Er­zäh­lung über »sei­nen« Ort, »sein« Dorf und des­sen Struk­tu­ren und »funk­tio­nie­ren«. Man ist je­doch früh ge­neigt, hin­ter dem Be­griff des Er­zäh­lens ei­ne Fra­ge­zei­chen zu set­zen – denn so rich­tig ist es dann doch kei­ne Er­zäh­lung (Ná­das nennt bei­de dann auch tref­fend »Zwei Be­rich­te«). All­zu oft gibt es es­say­isti­sche Zü­ge und wer ei­ne bu­ko­li­sche, em­pha­ti­sche Hym­ne auf das »na­tür­li­che Le­ben«, auf den (von Ná­das an­der­wei­tig so her­vor­ge­ho­be­nen) Wald­bir­nen­baum er­war­tet, wird ent­täuscht wer­den; in­so­fern ist der Un­ter­ti­tel »Die ein­ge­hen­de Be­trach­tung ei­nes ein­sa­men Wald­bir­nen­baums« ein biss­chen ir­re­füh­rend.

Aus­ge­hend von die­sem Ort phan­ta­siert sich Ná­das durch die Jahr­hun­der­te und die Ge­schich­te, die von der frü­hen Be­sied­lung bis heu­te re­ka­pi­tu­lier­bar ist (die rö­mi­schen Ton­scher­ben sind fast all­ge­gen­wär­tig) und be­rich­tet da­bei (ja: be­rich­tet!) über die­ses Dorf und sein So­zi­al­we­sen. Al­les dich­te­risch und oh­ne Po­se; erst recht oh­ne Her­ab­las­sung (oder – was fast noch schlim­mer wä­re – stil­ler oder gar of­fe­ner Be­wun­de­rung).

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