
Wie fast immer bei einer enttäuschten Liebe schwingt noch eine gehörige Portion davon mit. Tatsächlich hat Zepter rein gar nichts gegen Kunst. Sie hasst sie auch nicht. Sie hasst jedoch umso intensiver den Betrieb, der jeden noch so lächerlichen und inhaltsleeren Schnickschnack zur »Kunst« aufbläht. Sie hasst den Betrieb, der aus jedem dahergelaufenen Wichtigtuer einen »Künstler« hochstilisiert, weil am anderen Ende zielsicher die ökonomische Belohnung steht. Sie hasst die Museen, die sich zu Kathedralen einer Vermarktungsmaschinerie machen. Und sie hasst – das sind die überzeugendsten Stellen in diesem Buch – die hyperventilierenden Sprachkaskaden eines Kunst-Journalismus bzw. ‑Feuilletonismus, der das alles mitmacht und Spalier steht. Demzufolge steht auch im Prolog eindrucksvoll und deutlich: Kunsthass ist keine Kunstkritik. Er ist die Kritik an dem Kunstsystem an sich. Der Kunsthass ist das Gegenteil des Laberns was das Zeug hält, in einem Meer von distanzlosen Kritikern, die oft gleichzeitig Künstler, Kuratoren oder mittlerweile sogar Kunsthändler sind. Das alles ist eine Günstlingsgesellschaft, ein großer Win-Win-Kosmos, in dem der Preis eines »Kunstwerks« als Maßstab für dessen Qualität gilt. Geld essen Kunst auf heißt ein Unterkapitel. Was ja immerhin voraussetzt, dass eine dagewesen sein muss.