Ni­co­le Zep­ter: Kunst has­sen

Nicole Zepter: Kunst hassen
Ni­co­le Zep­ter: Kunst has­sen
Wuch­tig kommt die­ses klei­ne Buch mit ei­nem Co­ver im Jo­na­than-Gray-Look da­her. Gro­ße, wie hin­ge­kleck­ste Buch­sta­ben. »Kunst has­sen« steht da und dar­un­ter, klei­ner: »Ei­ne ent­täusch­te Lie­be«. Das Fo­to der Au­torin Ni­co­le Zep­ter ein paar Sei­ten wei­ter – ei­ne nach­denk­li­che, nach un­ten schau­en­de Frau, die sich träu­me­risch-ko­kett ei­ne Haar­sträh­ne dreht.

Wie fast im­mer bei ei­ner ent­täusch­ten Lie­be schwingt noch ei­ne ge­hö­ri­ge Por­ti­on da­von mit. Tat­säch­lich hat Zep­ter rein gar nichts ge­gen Kunst. Sie hasst sie auch nicht. Sie hasst je­doch um­so in­ten­si­ver den Be­trieb, der je­den noch so lä­cher­li­chen und in­halts­lee­ren Schnick­schnack zur »Kunst« auf­bläht. Sie hasst den Be­trieb, der aus je­dem da­her­ge­lau­fe­nen Wich­tig­tu­er ei­nen »Künst­ler« hoch­stilisiert, weil am an­de­ren En­de ziel­si­cher die öko­no­mi­sche Be­loh­nung steht. Sie hasst die Mu­se­en, die sich zu Ka­the­dra­len ei­ner Vermarktungs­maschi­nerie ma­chen. Und sie hasst – das sind die über­zeu­gend­sten Stel­len in die­sem Buch – die hy­per­ven­ti­lie­ren­den Sprach­kas­ka­den ei­nes Kunst-Jour­na­lis­mus bzw. ‑Feuille­tonismus, der das al­les mit­macht und Spa­lier steht. Dem­zu­fol­ge steht auch im Pro­log ein­drucks­voll und deut­lich: Kunst­hass ist kei­ne Kunst­kri­tik. Er ist die Kri­tik an dem Kunst­sy­stem an sich. Der Kunst­hass ist das Ge­gen­teil des La­berns was das Zeug hält, in ei­nem Meer von di­stanz­lo­sen Kri­ti­kern, die oft gleich­zei­tig Künst­ler, Ku­ra­to­ren oder mitt­ler­wei­le so­gar Kunst­händ­ler sind. Das al­les ist ei­ne Günst­lings­ge­sell­schaft, ein gro­ßer Win-Win-Kos­mos, in dem der Preis ei­nes »Kunst­werks« als Maß­stab für des­sen Qua­li­tät gilt. Geld es­sen Kunst auf heißt ein Un­ter­ka­pi­tel. Was ja im­mer­hin vor­aus­setzt, dass ei­ne da­ge­we­sen sein muss.

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Isa­bel­le Graw: Der gro­ße Preis

Wie kommt es ei­gent­lich da­zu, dass auch zeit­ge­nös­si­sche Kunst in­zwi­schen bei Auk­tio­nen ex­or­bi­tant ho­he Prei­se er­zielt? Wie ist die­ser Hype zu er­klä­ren? Die Pro­fes­so­rin, Kunst­kri­ti­ke­rin und Pu­bli­zi­stin Isa­bel­le Graw un­ter­sucht in Ih­rem Buch mit dem schön-dop­­pel­­deu­ti­­gen Ti­tel »Der gro­ße Preis« die Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Kunst (ge­meint ist stets der Son­der­fall der bil­den­den Kün­ste) und Markt. Wo­bei ...

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