»In­de­pen­dent Je­wish Voices« für ei­ne dif­fe­ren­zier­te Be­trach­tung im Nah­ost­kon­flikt

Vor ei­ni­gen Ta­gen mel­de­te sich ei­ne Grup­pe bri­ti­scher Ju­den (hier­un­ter auch vie­le pro­mi­nen­te In­tel­lek­tu­el­le und Künst­ler wie bei­spiels­wei­se der Hi­sto­ri­ker Eric Hobs­bawm, der Fil­me­ma­cher Mi­ke Leigh, Schau­spie­ler Ste­phen Fry, Li­te­ra­tur­no­bel­preis­trä­ger Ha­rold Pin­ter und der So­zio­lo­ge Ri­chard Sen­nett) un­ter dem pro­gram­ma­ti­schen Ti­tel »Indepen­dent Je­wish Voices« zu Wort. Ih­re Er­klä­rung wur­de erst­ma­lig im li­be­ra­len »Guar­di­an« pu­bli­ziert.

Bei den »In­de­pen­dant Je­wish Voices« han­delt es sich um ei­nen (lo­sen) Zu­sam­men­schluss. Ih­re »De­cla­ra­ti­on« liest sich wie ein Be­frei­ungs­schlag ge­gen ein Estab­lish­ment, von dem sie sich nicht mehr re­prä­sen­tiert füh­len (Die Über­set­zung er­folg­te durch mich; sie ist we­der au­to­ri­siert noch be­an­sprucht sie al­lei­ni­ge Gül­tig­keit. Der ge­setz­te Link er­mög­licht es je­dem, den Wort­laut im Ori­gi­nal zu le­sen und selbst zu über­set­zen.):

Wei­ter­le­sen ...

Pe­ter Hand­ke: Ka­li – Ei­ne Vor­win­ter­ge­schich­te

Peter Handke: Kali
Pe­ter Hand­ke: Ka­li

Vor ei­nem Vier­tel­jahr­hun­dert de­kla­mier­te No­va in Über die Dör­fer: Die Na­tur ist das ein­zi­ge, was ich euch ver­spre­chen kann – das ein­zig stich­hal­ti­ge Ver­spre­chen. In ihr ist nichts »aus«, wie in der blo­ßen Spiel­welt, wo dann ge­fragt wer­den muß: »Und was jetzt?« Sie kann frei­lich we­der Zu­fluchts­ort noch Aus­weg sein. Aber sie ist das Vor­bild und gibt das Maß: die­ses muß nur täg­lich ge­nom­men werden...euer Ar­bei­ten soll ein Wir­ken sein – gebt et­was wei­ter. Wei­ter­ge­ben tun aber nur, die was lie­ben: liebt ei­nes – es ge­nügt für al­les. Die Lie­be erst er­mög­licht die Sach­lich­keit. Nur du, Ge­lieb­ter, giltst. Dich lie­bend, er­wa­che ich zu mir. Die em­pha­tisch-pro­gram­ma­ti­sche Re­de, nein: die­se Phil­ip­pi­ka des Poe­ti­schen – nie­mals hat Pe­ter Hand­ke ge­sell­schafts­po­li­tisch kon­kre­te­res ge­schrie­ben – nahm die Hä­me von Tei­len der Kri­tik be­reits vor­weg: Laßt die Il­lu­si­ons­lo­sen bö­se grin­sen: die Il­lu­si­on ist die Kraft der Vi­si­on, und die Vi­si­on ist wahr.

No­vas Vi­si­on ist ein­fach und doch grund­le­gend: Der ewi­ge Frie­de ist mög­lich. Nichts we­ni­ger als ei­ne neu­es Zeit­al­ter phan­ta­siert der Dich­ter hier (die An­leh­nung an den gro­ssen Phi­lo­so­phen ist na­tür­lich be­ab­sich­tigt) – und wenn man Hand­kes Werk ge­nau be­trach­tet und (grob ver­kür­zend) auf ei­nen Nen­ner brin­gen will, so hat er seit­dem nie­mals mehr von die­sem »Pro­jekt« ab­ge­las­sen. Im­mer su­chen Hand­kes Prot­ago­ni­sten »ihr Glück« in ei­ner an­de­ren als der Al­ler­welt (Ka­li) und so sind sei­ne Bü­cher fort­wäh­ren­de »Ver­su­che« ei­nes Ent­kom­mens; in sei­nen Jour­na­len le­sen wir dann die »Selbst(ver)suche« des Dich­ters (wie wort­mäch­tig die­se Bü­cher doch sind – er­hel­lend und wei­tend für den Le­ser; wirk­li­che Pre­tio­sen).

Wei­ter­le­sen ...

Und sie wehr­ten sich...

We­ni­ge Ta­ge nach den Aus­schrei­tun­gen nach ei­nem Fuss­ball­spiel in Ita­li­en hat es auch den deut­schen Fuss­ball er­wischt: Am ver­gan­ge­nen Wo­chen­en­de ran­da­lier­ten in Leip­zig wäh­rend und nach ei­nem Lan­des­po­kal­spiel rund 800 Hoo­li­gans. Al­so kein Grund zur Hä­me hin­sicht­lich »ita­lie­ni­scher Ver­hält­nis­se«.

Das Aus­mass der Ge­walt über­rasch­te – aber die Tat­sa­che als sol­che, dass es (ins­be­son­de­re in Ost­deutsch­land, aber nicht nur dort) in den un­te­ren Li­gen zu Ran­da­le kommt, ist nicht neu.

Wei­ter­le­sen ...

Bo­tho Strauß: Mi­ka­do (I)

RÜCKKEHR Da gab es den Bäcker­mei­ster Al­win, der ei­nes Mor­gens nicht mehr in sei­ne Back­stu­be kam, sei­ne Frau My­ri­am ver­ließ und nach Me­xi­ko aus­wan­der­te. Dort kauf­te er sich ei­ne Pa­pier­fa­brik ein und wur­de ein er­folg­rei­cher Fa­bri­kant. Schließ­lich ge­hör­ten ihm zwölf Pa­pier­fa­bri­ken in ganz La­tein­ame­ri­ka. Nach fünf­und­zwan­zig Jah­ren kehr­te er nach Han­no­ver zu­rück. Dort leb­te sei­ne ...

Wei­ter­le­sen ...

Aus­ra­ster

Wolf­gang Schäub­les Aus­ra­ster er­eig­nen sich in Zy­klen. Nicht nur Sa­bi­ne Leu­theu­sser-Schnar­ren­ber­ger neu­lich fest, dass der Bun­des­in­nen­mi­ni­ster of­fen­sicht­lich be­ses­sen ist von der Idee, die Bun­des­wehr im In­ne­ren ein­zu­set­zen und hier­für not­falls so­gar das Grund­ge­setz zu än­dern. Ein ent­spre­chen­der (er­neu­ter) Vor­stoss wur­de je­doch nach fast ein­hel­li­ger Ab­leh­nung über die Par­tei­gren­zen hin­weg schnell wie­der ad ac­ta ge­legt. Wie­der­vor­la­ge bei Schäub­le ver­mut­lich in 3–4 Jah­ren.

Wei­ter­le­sen ...

Eu­phe­mis­men in der Po­li­tik – (I.) Pro­be­ab­stim­mung

Die Pro­be­ab­stim­mung ist in kei­nem Re­gel- oder gar Ge­set­zes­werk vor­ge­se­hen. Sie ist ein Brauch der po­li­ti­schen Par­tei­en. Vor gro­ssen und als wich­tig de­kla­rier­ten Ge­set­zes­vor­ha­ben wird in den / der Fraktion(en) vor der ei­gent­li­chen Ab­stim­mung im Par­la­ment ei­ne in­ter­ne Ab­stim­mung durch­ge­führt (not­falls meh­re­re; es wird so lan­ge »ge­probt«; bis das Er­geb­nis stimmt!). Die­ses Ver­fah­ren nennt man Pro­be­ab­stim­mung. Der frei ge­wähl­te, de ju­re nur sei­nem Ge­wis­sen ver­ant­wort­li­che Ab­ge­ord­ne­te wird auf Ein­heits­li­nie ge­trimmt.

Wei­ter­le­sen ...

Kei­ne Em­pa­thie, nir­gends

Wir ha­ben nach 43 Ta­gen Hanns Mar­tin Schley­ers kläg­li­che und kor­rup­te Exi­stenz be­en­det.

Herr Schmidt, der in sei­nem Macht­kal­kül von An­fang an mit Schley­ers Tod spe­ku­lier­te, kann ihn in der Rue Charles Pe­guy in Mül­hau­sen in ei­nem grü­nen Au­di 100 mit Bad Horn­bur­ger Kenn­zei­chen ab­ho­len. Für un­se­ren Schmerz und un­se­re Wut über die Mas­sa­ker von Mo­ga­di­schu und Stamm­heim ist sein Tod be­deu­tungs­los. An­dre­as, Gud­run, Jan, Irm­gard und uns über­rascht die fa­schi­sti­sche Dra­ma­tur­gie der Im­pe­ria­li­sten zur Ver­nich­tung der Be­frei­ungs­be­we­gung nicht.

Wir wer­den Schmidt und den ihn un­ter­stüt­zen­den Im­pe­ria­li­sten nie das ver­gos­se­ne Blut ver­ges­sen. Der Kampf hat erst be­gon­nen. Frei­heit durch be­waff­ne­ten an­ti­im­pe­ria­li­sti­schen Kampf.

Das ist der Ori­gi­nal-Text des Kom­man­dos »Sieg­fried Haus­ner«. Am 19.10.1977 – al­so vor fast 30 Jah­ren – fand die Po­li­zei am an­ge­ge­be­nen Ort die Lei­che des ent­führ­ten Hanns-Mar­tin Schley­er.

Wei­ter­le­sen ...

John Ban­ville: Die See

John Banville: Die See
John Ban­ville: Die See
Der Kunst­hi­sto­ri­ker Max kommt nach ei­nem hal­ben Jahr­hun­dert an die Stät­te sei­nes (schön­sten) Kind­heits­ur­laubs – ir­gend­wo an der bri­ti­schen See – zu­rück. Er quar­tiert sich in die ent­spre­chen­de Pen­si­on ein und es ent­wickelt sich mit der Zeit ein zau­ber­berg­ähn­li­cher Mi­kro­kos­mos: ein lan­ge my­ste­ri­ös blei­ben­der ehe­ma­li­ger Co­lo­nel, die Be­sit­ze­rin des Hau­ses, Miss Va­va­sour, die dann gar nicht die Be­sit­ze­rin ist und noch ein wei­te­res, klei­nes Ge­heim­nis hat (was na­tür­lich hier nicht ver­ra­ten wird) und Max. Sei­ne Frau An­na ist kürz­lich an Krebs ge­stor­ben, sein Be­ruf macht ihm kei­nen Spass mehr (ein Pro­jekt über den Ma­ler Pierre Bon­nard macht schon lan­ge kei­ne sub­stan­ti­el­len Fort­schrit­te mehr) und mit dem Ver­hält­nis zu sei­ner Toch­ter stimmt es auch nicht mehr (der po­ten­ti­el­le Schwie­ger­sohn ist [na­tür­lich!] nicht gut ge­nug).

John Ban­vil­les »Die See« ist bei al­ler Me­lan­cho­lie und ge­le­gent­li­chem Sen­ti­ment kein Be­richt ei­nes selbst­mit­lei­di­gen Hel­den, der in den »be­sten Jah­ren« die ob­li­ga­to­ri­sche Sinn­kri­se be­kommt.

Wei­ter­le­sen ...