Pe­ter Hand­ke: Ka­li – Ei­ne Vor­win­ter­ge­schich­te

Peter Handke: Kali
Pe­ter Hand­ke: Ka­li

Vor ei­nem Vier­tel­jahr­hun­dert de­kla­mier­te No­va in Über die Dör­fer: Die Na­tur ist das ein­zi­ge, was ich euch ver­spre­chen kann – das ein­zig stich­hal­ti­ge Ver­spre­chen. In ihr ist nichts »aus«, wie in der blo­ßen Spiel­welt, wo dann ge­fragt wer­den muß: »Und was jetzt?« Sie kann frei­lich we­der Zu­fluchts­ort noch Aus­weg sein. Aber sie ist das Vor­bild und gibt das Maß: die­ses muß nur täg­lich ge­nom­men werden...euer Ar­bei­ten soll ein Wir­ken sein – gebt et­was wei­ter. Wei­ter­ge­ben tun aber nur, die was lie­ben: liebt ei­nes – es ge­nügt für al­les. Die Lie­be erst er­mög­licht die Sach­lich­keit. Nur du, Ge­lieb­ter, giltst. Dich lie­bend, er­wa­che ich zu mir. Die em­pha­tisch-pro­gram­ma­ti­sche Re­de, nein: die­se Phil­ip­pi­ka des Poe­ti­schen – nie­mals hat Pe­ter Hand­ke ge­sell­schafts­po­li­tisch kon­kre­te­res ge­schrie­ben – nahm die Hä­me von Tei­len der Kri­tik be­reits vor­weg: Laßt die Il­lu­si­ons­lo­sen bö­se grin­sen: die Il­lu­si­on ist die Kraft der Vi­si­on, und die Vi­si­on ist wahr.

No­vas Vi­si­on ist ein­fach und doch grund­le­gend: Der ewi­ge Frie­de ist mög­lich. Nichts we­ni­ger als ei­ne neu­es Zeit­al­ter phan­ta­siert der Dich­ter hier (die An­leh­nung an den gro­ssen Phi­lo­so­phen ist na­tür­lich be­ab­sich­tigt) – und wenn man Hand­kes Werk ge­nau be­trach­tet und (grob ver­kür­zend) auf ei­nen Nen­ner brin­gen will, so hat er seit­dem nie­mals mehr von die­sem »Pro­jekt« ab­ge­las­sen. Im­mer su­chen Hand­kes Prot­ago­ni­sten »ihr Glück« in ei­ner an­de­ren als der Al­ler­welt (Ka­li) und so sind sei­ne Bü­cher fort­wäh­ren­de »Ver­su­che« ei­nes Ent­kom­mens; in sei­nen Jour­na­len le­sen wir dann die »Selbst(ver)suche« des Dich­ters (wie wort­mäch­tig die­se Bü­cher doch sind – er­hel­lend und wei­tend für den Le­ser; wirk­li­che Pre­tio­sen).

Wei­ter­le­sen ...