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Abu Mus’ab al-Zarqawi

Mit nur rund 50 Seiten ist der Komplex über al-Zarqawi der knappste im Buch. Al-Zarqawi gilt als „Vertreter“ Al-Qaidas im Irak. Auf sein Konto gehen nicht nur zahlreiche Entführungen, bei denen er teilweise persönlich die Opfer bestialisch exekutiert haben soll, sondern auch zahllose Anschläge im ganzen Land, die die Stabilität untergraben sollen.
Jean-Pierre Milelli hat nur sehr dürftiges Material über den 1966 in Jordanien geborenen al-Zarqawi zur Verfügung. Sicher ist, dass er weder eine hohe Schulbildung, noch religiöse Studien vorzuweisen hat. Die Situation der Palästinenser und der „Kampf“ der PLO hat ihn sehr schnell politisiert. Ein ideologischer Überbau oder ein besonders religiöser Impetus kann man al-Zarqawi dennoch nicht nachsagen; auch wenn seine Botschaften natürlich orthodox-islamische Konnotationen enthalten, sind sie spirituell nicht richtungsweisend.
Milleli sieht al-Zarqawi als Protagonist einer „neuen“ Generation. 1989 dürfte er aktiv an Kämpfen in Afghanistan teilgenommen haben. 1994 wurde er in Jordanien wegen illegalen Waffenbesitzes und Fälschung von Reisepässen zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, kam aber 1999 im Rahmen einer Amnestie von König Abdullah II. wieder frei. Al-Zarqawi agierte ab 2001 aus dem irakischen Kurdistan und Syrien heraus und versuchte mit Anschlägen, die alle im Vorfeld schon scheiterten, Jordanien zu destabilisieren.
Im Februar 2003 dienten al-Zarqawis Aktivitäten im Irak Colin Powell als einer der Rechtfertigungsgründe, um gegen den Terrorismus in den Irak einzumarschieren, da er bereits damals eine Verbindung zwischen Bin Laden und al-Zarqawi ausmachte.
Der Text von al-Zarqawi, aus dem zitiert wird, Brief an Bin Laden und al-Zawahiri wurde im Januar 2004 bei der Festnahme des Pakistani Hassan Guhl auf einer CD-Rom gefunden. Er beinhaltet gegen Ende eine Treueerklärung an Bin Laden, die allerdings mit einem sehr selbstbewussten Zusatz versehen ist:
Wenn Ihr Euch unseren Plan zu eigen macht und von der Idee, die häretischen Sekten zu bekämpfen, überzeugt seid, werden wir Euch als allzeit bereite Soldaten dienen, uns Eurer Fahne anschliessen und Euch Gehorsam und Treue schwören [...]. Falls ihr jedoch anderer Meinung seid, lasst uns einfach Brüder bleiben, und kein Streit wird uns auseinanderbringen können. Wir werden uns nach besten Kräften gegenseitig unterstützen und im Dschihad einander Hilfestellung geben.
Gemäss Kommentator wird dieser Treueschwur von Bin Laden am 27. Dezember 2004 angenommen, nachdem er im Oktober 2004 über das Internet noch einmal (in ähnlicher Form) von al-Zarqawi formuliert wurde.
Das Buch schliesst mit der sehr interessanten Frage: Bedeutet dies, dass auch Bin Laden sich endgültig für diese Strategie entscheiden hat?