Längst ab­ge­kop­pelt

Er­lan­gen, Sonn­tag, 30. Au­gust 2015. 14.00 Uhr. 33 Grad. 35. Er­lan­ger Poe­ten­fest. Ort: Oran­ge­rie. Fünf Men­schen auf dem Po­di­um. Rund 100 Men­schen im Saal, wei­te­re 100 (ge­schätzt) drau­ßen auf der Wie­se, laut­spre­cher­be­schallt. » ‘Elen­des Kum­pel­sy­stem’ – Kri­tik der Kri­tik« ist das The­ma der Dis­kus­si­on mit Ur­su­la März, Re­né Agu­i­gah, Jörg Sun­dermei­er, Flo­ri­an Fe­lix Weyh (als Mo­de­ra­tor) und mir.

Weyh er­öff­ne­te die Dis­kus­si­on. Er wies dar­auf hin, dass die Kri­tik an der Li­te­ra­tur­kri­tik nicht neu sei und dass es et­li­che Bü­cher mit Re­zen­sen­ten­be­schimp­fun­gen ge­be. Der Ti­tel die­ser Dis­kus­si­on war ei­nem Buch­Markt-In­ter­view vom Ja­nu­ar die­ses Jah­res mit Jörg Sun­dermei­er ent­nom­men. Weyh stellt die Teil­neh­mer vor und ver­sprach: »Wir wol­len Ta­che­les re­den« und »die Be­zie­hun­gen un­ter­ein­an­der auf­klä­ren.« Weyh be­gann bei sich selbst zu­erst. Dann ging die Fra­ge »Kön­nen sie mir sa­gen, wen Sie ken­nen und wie Sie die ken­nen?« an Ur­su­la März. Die­se auf Trans­pa­renz zie­len­de Fra­ge, die zur Situations­bestimmung ge­dacht war (Weyh wies dar­auf hin, dass er als frei­er Mit­ar­bei­ter beim Deutsch­land­ra­dio Kul­tur un­ter Um­stän­den mit Ur­su­la März kon­kur­rie­re), war wohl für Frau März zu viel. Ih­re Mi­schung aus Phil­ip­pi­ka und Schimpf­ti­ra­de vom Be­ginn sei hier do­ku­men­tiert (in Fuss­no­ten ste­hen hier­zu mei­ne sub­jek­ti­ven An­mer­kun­gen):

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Jür­gen Ha­ber­mas: Zur Ver­fas­sung Eu­ro­pas

Jürgen Habermas: Zur Verfassung Europas
Jür­gen Ha­ber­mas: Zur Ver­fas­sung Eu­ro­pas
Wenn sich Jür­gen Ha­ber­mas in die Nie­de­run­gen des po­li­ti­schen All­tags be­gibt und die­sen kommen­tiert, of­fen­bart sich sei­ne zu­wei­len ten­den­ziö­se Wahr­nehmung über­deut­lich. Plötz­lich ist die Deckung hin­ter dem Fremdwort­wall wie in sei­nem drei­tei­li­gen Es­say mit dem hüb­schen, dop­pel­deu­ti­gen Ti­tel zur »Ver­fassung Eu­ro­pas«, der den Kern des vor­lie­gen­den, gleich­namigen Ban­des bil­det, ge­lüf­tet. Der rechts­phi­lo­so­phi­sche Uni­versitätsjargon, der ein­fach­ste Sach­verhalte in hoch­ar­ti­fi­zi­el­le Wort­gebilde bis zur Unkennt­lichkeit mas­kie­ren kann, weicht in den bei­den als An­hang be­nann­ten Ar­ti­keln vom Mai 2010 bzw. April 2011 (und dem Inter­view mit Tho­mas Ass­heu­er vom No­vem­ber 2008) dem Ton des kommen­tieren­den Leit­ar­tik­lers. Das hat mehr als nur ein­mal zur Fol­ge, dass der Doy­en der po­li­ti­schen Phi­lo­so­phie in Deutsch­land (oder sol­len wir lie­ber Eu­ro­pa sa­gen?) zu­wei­len ziem­lich nackt da­steht.

Mit Ha­ber­mas’ re­tro­spek­ti­ven Er­läu­te­run­gen zum Markt­fun­da­men­ta­lis­mus, der En­de der 1990er Jah­re auch die po­li­ti­schen Re­prä­sen­tan­ten in Deutsch­land in­fi­zier­te (wohl vorbe­reitet durch ent­spre­chen­des me­dia­les Pres­sing), geht man noch kon­form. Aber wenn dann aus der rhe­to­ri­schen Mot­ten­ki­ste der Be­griff der »Po­li­tik­ver­dros­sen­heit« hervor­geholt wird, be­gin­nen die Zwei­fel. Wo­bei die­ses Phä­no­men als Pro­dukt ei­ner »po­li­ti­schen Unter­forderung« des Bür­gers ab­ge­lei­tet wird, die­ser da­mit so­zu­sa­gen er­ret­tet wer­den soll und für die wei­te­re Ver­wen­dung als po­li­ti­sches Sub­jekt zur Ver­fü­gung steht. Ha­ber­mas hat na­tür­lich Recht, dass ei­ne am­bi­va­len­te de­mo­kra­ti­sche Le­gi­ti­ma­ti­ons­ba­sis des »Elite­projekts« Eu­ro­päi­sche Uni­on zum Ver- und/oder Über­druss ge­führt hat. Und auch sei­ne Fest­stel­lung, dass Deutsch­land seit Rot-Grün 1998 oh­ne fe­stes (außen-)po­litisches Ziel re­giert wird (er sieht die­se Ent­wick­lung von 2005 an noch ein­mal be­schleunigt), ist zu­tref­fend.

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Hans Ma­gnus En­zens­ber­ger: Sanf­tes Mon­ster Brüs­sel oder Die Ent­mün­di­gung Eu­ro­pas

Hans Magnus Enzensberger: Sanftes Monster Brüssel
Hans Ma­gnus En­zens­ber­ger: Sanf­tes Mon­ster Brüs­sel

Sel­ten pass­te ein Ti­tel so prä­zi­se zum Duk­tus des Bu­ches: »Sanf­tes Mon­ster Brüs­sel« steht dort in gro­ßen, ro­ten Buch­sta­ben. Der Zu­satz »oder Die Ent­mün­di­gung Eu­ro­pas« ist dann schon der Be­ginn ei­nes Miss­ver­ständ­nis­ses. Muss es nicht hei­ßen »Die Ent­mün­di­gung der Eu­ro­pä­er«? Wie wird »Eu­ro­pa« ent­mün­digt? Was ist das über­haupt – »Eu­ro­pa«?

Sanft und mit fei­ner Iro­nie kommt Hans Ma­gnus En­zens­ber­ger da­her. Wie soll­te er auch an­ders? Ein deut­scher In­tel­lek­tu­el­ler, der ei­ne schar­fe Schrift ge­gen »Eu­ro­pa« bzw. die Eu­ro­päi­sche Uni­on hin­legt – un­denk­bar. So­fort wür­den die gän­gi­gen Eti­ket­ten her­vor­ge­holt. »Eu­ro­pa­skep­tisch« be­deu­tet in Deutsch­land noch mehr als in an­de­ren Län­dern rechts, dumpf und an­ti­mo­der­ni­stisch. Wer möch­te das schon sein? Das Pro­blem sieht En­zens­ber­ger sehr wohl, denn hin­ter die­ser Rhe­to­rik macht er ei­ne Stra­te­gie aus, die…gegen je­de Kri­tik im­mu­ni­sie­ren soll. Wer ih­ren Plä­nen wi­der­spricht, wird als An­ti­eu­ro­pä­er de­nun­ziert. Dies er­in­ne­re von fer­ne an die Rhe­to­rik des Se­na­tors Jo­seph Mc­Car­thy und des Po­lit­bü­ros der KPdSU. Wenn­gleich er an an­de­rer Stel­le den Ver­gleich der EU mit to­ta­li­tä­ren Re­gi­men als ab­we­gig fest­stellt und so­mit ni­vel­liert.

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Komm-Pot

Unsichtbares Komitee: Der kommende Aufstand
Un­sicht­ba­res Ko­mi­tee: Der kom­men­de Auf­stand

»Der kom­men­de Auf­stand« im Spie­gel des mo­der­nen An­ar­chis­mus

Nach dem Zu­sam­men­bruch der bi­po­la­ren Welt 1989/90 kam es in vie­len Re­gio­nen zu po­li­ti­schen, eth­ni­schen, so­zia­len oder öko­no­mi­schen Kon­flik­ten. Aus den Re­si­du­en der Stell­ver­tre­ter­krie­ge ent­wickel­ten sich mit­un­ter Bür­ger­krie­ge, die mit äu­ßer­ster Bru­ta­li­tät ge­führt wur­den und oft­mals jeg­li­cher Kon­trol­le ent­zo­gen wa­ren. Dies zum An­lass neh­mend, for­mu­lier­te Hans Ma­gnus En­zens­ber­ger 1994 sei­ne »Aus­sich­ten auf den Bür­ger­krieg« als ein glo­ba­les Phä­no­men, wel­ches ent­we­der weit ent­fernt in Afri­ka oder Asi­en ver­or­tet wur­de oder in Eu­ro­pa lo­kal be­grenzt blieb (bspw. Bas­ken­land oder Nord­ir­land) be­vor es mit den ju­go­sla­wi­schen Se­zes­si­ons­krie­gen mit vol­ler Ve­he­menz in das eu­ro­päi­sche Wohn­zim­mer ein­brach. En­zens­ber­ger mach­te auch in den west­eu­ro­päi­schen Na­tio­nen Ne­ster die­ses »mo­le­ku­la­ren Bür­ger­kriegs« aus, kon­sta­tier­te aber eher vor­sich­tig: »Man kann sich fra­gen, wie ernst der Ge­walt­kult der eu­ro­päi­schen Avant­gar­den zu neh­men ist. Ih­re Pro­vo­ka­tio­nen zeu­gen nicht nur von ei­nem tie­fen Haß auf das Be­stehen­de, son­dern auch von ei­nem eben­so tie­fen Selbst­haß. Wahr­schein­lich dien­ten sie auch der Kom­pen­sa­ti­on ei­ge­ner Ohn­machts­ge­füh­le und der Ab­wehr ei­nes Mo­der­ni­sie­rungs­zwan­ges, der ih­re Gel­tungs­an­sprü­che be­droh­te.« Süf­fi­sant er­gänz­te er noch: »Au­ßer­dem wird man die Nei­gung zur Po­se in Rech­nung stel­len müs­sen…«

En­zens­ber­ger hat­te da­mals hell­sich­tig die glo­ba­len Be­dro­hun­gen durch den is­la­mi­sti­schen Ter­ro­ris­mus vor­weg­ge­nom­men. Die wach­sen­den Un­zu­frie­den­hei­ten an und in den re­prä­sen­ta­ti­ven De­mo­kra­tien Eu­ro­pas, die sich bei­spiels­wei­se in den Un­ru­hen in den Pa­ri­ser Ban­lieues von 2005 zum er­sten Mal in grö­ße­rem Aus­maß zeig­ten, konn­te er je­doch un­mög­lich vor­her­se­hen. Die­se Un­ru­hen ha­ben 2007 ei­ni­ge Au­toren zu ei­ner grund­le­gen­den Schrift in­spi­riert, die den »kom­men­den Auf­stand« nicht nur be­schreibt, son­dern in ei­nem ei­gen­ar­ti­gen Stil zwi­schen Zy­nis­mus, Hoch­mut und Käl­te lo­gi­sti­sche und bel­li­zi­sti­sche An­wei­sun­gen ver­brei­tet. 2009 wur­de das Buch um die Kom­men­tie­rung der Er­eig­nis­se in Grie­chen­land 2008 er­gänzt. Die­se Neu­auf­la­ge liegt nun in der deut­schen Über­set­zung von El­mar Schme­da bei »Nau­ti­lus« vor.

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Götz Aly: Un­ser Kampf 1968 – ein ir­ri­tier­ter Blick zu­rück

Götz Aly: Unser Kampf 1968 - Ein irritierter Blick zurück
Götz Aly: Un­ser Kampf 1968 – Ein ir­ri­tier­ter Blick zu­rück

Ei­ne Phil­ip­pi­ka. Ei­ne An­kla­ge. Ei­ne Selbst­be­zich­ti­gung. Ei­ne kal­ku­lier­te Pro­vo­ka­ti­on? Götz Alys »Un­ser Kampf 1968« (im Schmutz­ti­tel: »Un­ser Kampf 1968 – ein ir­ri­tier­ter Blick zu­rück«) kommt vor al­lem auf den er­sten Sei­ten mit schier atem­lo­sen Fu­ror da­her.

Da ist von lu­xo­rie­ren­den Ju­gend­exi­sten­zen die Re­de, die bis ins ho­he Al­ter ih­re My­then pfle­gen. Oder vom Pa­ra­si­ten­stolz ei­ner Ge­ne­ra­ti­on, die ih­re re­vo­lu­ti­ons­se­li­ge Sturm- und Drang­zeit als Ge­schich­te ei­ner bes­se­ren Heils­ar­mee ver­klärt und sich noch heu­te rühmt, sei­ner­zeit So­zi­al­hil­fe er­schli­chen zu ha­ben. Che und Mein­hof als Mas­kott­chen ei­nes Sen­ti­men­tal­sta­li­nis­mus.

Am An­fang zer­pflückt Aly mit po­le­misch-schar­fen Wort­kas­ka­den das my­thi­sche Ge­rau­ne je­ner Alt­acht­und­sech­zi­ger, zu de­nen er sich sel­ber zählt (und wor­an er kei­nen Zwei­fel lässt), die sich heu­te ein Fe­ri­en­haus in der Tos­ka­na gön­nen, mit der ih­nen ei­ge­nen, selbst­ge­rech­ten Hoch­nä­sig­keit (al­ler­dings grund­los) auf die DDR-In­tel­li­genz hin­un­ter­schau­en, die sie sel­ber 1990 »ab­ge­wickelt« ha­ben, um – end­lich! – in den Ge­nuss der seit lan­gem er­sehn­ten Pöst­chen zu kom­men: Die ver­spiel­ten Wohl­stands­re­vo­luz­zer hat­ten ih­re Um­sturz­phan­ta­sien nie zur Tat wer­den las­sen. Jetzt pro­fi­tier­ten sie vom Um­sturz der An­de­ren.Die un­ter­ge­gan­ge­ne DDR kon­fron­tier­te die Acht­und­sech­zi­ger – nicht zu­letzt mit ih­ren mar­xolo­gi­schen For­mu­lie­run­gen – an ver­gan­ge­ne Zei­ten, die sie für sich schon längst über­wun­den hat­ten. Die West­lin­ken wa­ren an­ge­ekelt von die­sem dé­jà-vu ih­rer ei­ge­nen Un­zu­läng­lich­kei­ten. Die Ost­deut­schen hiel­ten den Spie­gel pa­rat, in dem sie [die West­lin­ken], falls sie nicht ein­fach weg­sa­hen, vor al­lem ei­nes er­ken­nen muss­ten: den to­ta­li­tä­ren Cha­rak­ter ih­rer frü­he­ren Welt­an­schau­ung.

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Hans Ma­gnus En­zens­ber­ger: Ham­mer­stein oder der Ei­gen­sinn

Hans Magnus Enzensberger: Hammerstein oder Der Eigensinn
Hans Ma­gnus En­zens­ber­ger: Ham­mer­stein oder Der Ei­gen­sinn
Kurt von Ham­mer­stein-Equord, ge­bo­ren 1878, ge­stor­ben 1943, wur­de 1930 zum Chef der deut­schen Hee­res­lei­tung er­nannt. Am 3. Fe­bru­ar 1933 emp­fing er in sei­ner Dienst­woh­nung zu ei­nem Abend­essen den so­eben zum neu­en Reichs­kanz­ler er­nann­ten und ge­wähl­ten Adolf Hit­ler. Ei­ni­ge ho­he und höch­ste Of­fi­zie­re der Reichs­wehr, die spä­ter Wehr­macht ge­nannt wur­de, wa­ren eben­falls zu­ge­gen, so bei­spiels­wei­se Wer­ner von Blom­berg (seit fünf Ta­gen Reichs­wehr­mi­ni­ster), Ge­ne­ral Lud­wig Beck (Chef des Trup­pen­am­tes – er wur­de am 20. Ju­li 1944 hin­ge­rich­tet) oder Oberst Eu­gen Ott (Amts­chef im Wehr­mi­ni­ste­ri­um, spä­ter Bot­schaf­ter in Ja­pan und 1942 nach Strei­tig­kei­ten mit dem AA ab­be­ru­fen). Die Gä­ste­li­ste die­ses Tref­fens ist im De­tail nicht ex­akt re­kon­stru­ier­bar. Hit­ler hielt ei­ne län­ge­re Re­de, die, so wird fast ein­hel­lig be­rich­tet, in kras­sem Ge­gen­satz zu sei­ner Re­gie­rungs­er­klä­rung vom 30. Ja­nu­ar stand, was of­fen­sicht­lich den Ge­ne­rä­len nicht wei­ter auf­ge­fal­len war. Spä­ter sag­te Hit­ler, er ha­be das Ge­fühl ge­habt, ge­gen ei­ne Wand zu re­den, wäh­rend der »Völ­ki­sche Be­ob­ach­ter« die Ar­mee »Schul­ter an Schul­ter« mit dem »neu­en Kanz­ler« sah.

Ge­ne­ral Beck wird spä­ter zi­tiert wer­den, er ha­be den In­halt der Re­de »so­fort wie­der ver­ges­sen«. Zwar exi­stiert ei­ne in­of­fi­zi­ell an­ge­fer­tig­te Pro­to­koll­nach­schrift, die ver­mut­lich ei­nem der Ham­mer­stein-Kin­der an die Kom­in­tern nach Mos­kau ge­funkt wur­de, aber ob hier tat­säch­lich we­sent­li­che Ele­men­te der Re­de Hit­lers, die dann ein­deu­tig ei­ne Auf­rü­stungs­re­de ge­we­sen wä­re, kor­rekt wie­der­ge­ge­ben wur­de?

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Hans Ma­gnus En­zens­ber­ger: Schreckens Män­ner – Ver­such über den ra­di­ka­len Ver­lie­rer

Hans Magnus Enzensberger: Schreckens Männer - Versuch über den radikalen Verlierer
Hans Ma­gnus En­zens­ber­ger: Schreckens Män­ner – Ver­such über den ra­di­ka­len Ver­lie­rer

Was „Schreckens Män­ner“ am An­fang in­ter­es­sant macht, ist, dass En­zens­ber­ger ver­sucht, ei­ne Ty­po­lo­gie des fru­strier­ten, ge­schei­ter­ten und dann „aus­ra­sten­den“ Mes­ser­ste­chers, Mör­ders oder Amok­läu­fers zu ent­wer­fen, oh­ne mit dem er­ho­be­nen Zei­ge­fin­ger in alt­lin­ker Ma­nier aus­schliess­lich „die Ge­sell­schaft“ ver­ant­wort­lich zu ma­chen. Sein Ver­such geht da­hin, die per­sön­li­chen Um­stän­de des­je­ni­gen zu hin­ter­fra­gen, oh­ne in psy­cho­lo­gi­sche, vor al­lem je­doch so­zio­lo­gi­sche Deu­tungs­mu­ster zu ver­fal­len (letz­te­res de­zi­diert – er­ste­res schei­tert zwangs­läu­fig [so­viel muss vor­weg­ge­nom­men wer­den]).

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