String­tan­ga vs. Un­ter­ho­se

Ali­ce Schwar­zer irrt, weil sie den letz­ten Satz nicht ge­le­sen hat: In dem Ar­ti­kel von Iris Ra­disch in der ZEIT über die neue­ste An­ti-Por­no­gra­phie-Kam­pa­gne der »Emma«-Herausgeberin dreht Ra­disch meh­re­re rhe­to­ri­sche Pi­rou­et­ten, lan­det dann in den Ar­men des »Bild«-Girls – aber (und hier irrt Frau Schwar­zer eben) sie stimmt ihr nicht zu: Die Käl­te, die ei­ne Durch­sexua­li­sie­rung der Ge­sell­schaft zur Fol­ge hat, lässt sich mit den al­ten Waf­fen des Ge­schlech­ter­kamp­fes nicht mehr be­sie­gen steht da. Heisst über­setzt: Frau Schwar­zer, das schaf­fen wir auch oh­ne ih­re an­ti­quier­ten Me­tho­den.

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Der fa­ta­le Fehl­schluss

In je­der Dis­kus­si­on um Ver­bes­se­run­gen des Bil­dungs­sy­stems in Deutsch­land fällt nach we­ni­gen Sät­zen fast un­aus­weich­lich die Be­haup­tung: In kei­nem an­de­ren Land (der OECD) be­stim­men die Her­kunft und die fi­nan­zi­el­len Mit­tel die Bil­dungs­chan­cen der­art stark wie in Deutsch­land. Kin­der aus Ar­bei­ter­aus­hal­ten oder an­de­ren »pre­kä­ren« Mi­lieus ha­ben – so die The­se – sy­stem­be­dingt schlech­te­re Chan­cen auf hö­he­re Schul­ab­schlüs­se wie bei­spielsweise das Ab­itur oder gar ein Stu­di­um. Der Schluss hier­aus lau­tet, dass Haus­hal­te mit grö­sse­ren pe­ku­niä­ren Mit­teln per se ei­ne bes­se­re Bil­dung für ih­re Kin­der er­rei­chen. Dies be­deu­tet auch, so die gän­gi­ge Mei­nung, dass »är­me­re« Kin­der be­dingt durch ih­re »Ar­mut« schlech­te­re Bil­dungs­chan­cen hät­ten.

Ne­ben den gän­gi­gen OECD-Stu­di­en wird auch die PI­SA-Stu­die hier im­mer wie­der zi­tiert. Be­fragt wird die­se The­se und vor al­lem ih­re Er­he­bungs­me­tho­de gar nicht mehr; sie ist der­art ka­no­ni­siert, dass es of­fen­sicht­lich ein Fak­tum zu sein scheint.

Da­bei müss­ten die­se The­sen ei­gent­lich ver­wun­dern, denn in Deutsch­land exi­stie­ren we­der Schul­geld noch Zu­gangs­be­schrän­kun­gen, die an fi­nan­zi­el­le Zu­wen­dun­gen ge­bun­den wä­ren (lässt man jetzt ein­mal die we­ni­gen pri­va­ten In­ter­nats­schu­len bei­sei­te). Wie wird ei­gent­lich ge­nau die­se Aus­sa­ge be­legt? Und: Stimmt es tat­säch­lich in die­ser Ein­fach­heit, dass die öko­no­mi­sche Aus­rü­stung des El­tern­hau­ses den Grad der Bil­dung be­stimmt?

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Ein glo­ba­les To­le­do

Un­ter dem Ein­druck des da­mals hef­tig to­ben­den »Ka­ri­ka­tu­ren-Streits« schrieb Bo­tho Strauß Mit­te Fe­bru­ar 2006 ei­nen auch heu­te noch höchst in­ter­es­san­ten, ei­gent­lich er­staun­lich we­nig dis­ku­tier­ten, kur­zen Auf­satz im »Spie­gel« mit dem la­ko­ni­schen Ti­tel »Der Kon­flikt«.

Lässt man Strauß’ ge­le­gent­lich un­ter­schwel­lig an­klin­gen­de, pes­si­mi­sti­sche Sicht hin­sicht­lich ei­ner in näch­ster Zeit be­vor­ste­hen­den »Mehr­heits­ver­schie­bung« ein­mal bei­sei­te (frei­lich klar­stel­lend, nicht die Kö­ter­spur des Ras­sis­mus be­die­nen zu wol­len), so bleibt ei­ne prä­gnan­te Dia­gno­se:

Wie oft be­schrie­ben, be­zieht der Is­lam sei­ne stärk­ste Wir­kung aus sei­ner so­zia­len In­te­gra­ti­ons­kraft. Sei­ne dies­sei­ti­gen Vor­tei­le lässt man leicht au­ßer acht, wenn man sich mit dem po­li­tisch-spi­ri­tu­el­len Kon­flikt be­schäf­tigt.

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En­de ei­ner Freund­schaft

Ich ken­ne die­se öden, lang­wei­li­gen Dis­kus­sio­nen, wäh­rend­des­sen fried­lie­ben­de und sich ein­an­der re­spek­tie­ren­de Men­schen in we­ni­gen Au­gen­blicken mu­tier­ten zu feind­se­li­gen, auf im­mer zer­strit­ten mit de­nen, die sie noch vor we­ni­gen Stun­den Freun­de ge­nannt hat­ten: Es geht um das Pro und Con­tra des­sen, was man (un­ge­nau) To­des­stra­fe nennt und in den 70er und 80er Jah­re das be­lieb­te­ste Re­fe­ren­darsdis­kus­si­ons­the­ma ge­we­sen sein muss.

Konn­te man doch in der si­che­ren Hül­le ei­ner de­mo­kra­ti­schen Ge­sell­schaft sei­ne po­li­tisch-kor­rek­te Äch­tung mon­stranz­ähn­lich im­mer aufs Neue un­ter Be­weis stel­len und es all den­je­ni­gen zei­gen, die sich der ka­te­go­ri­schen Fest­le­gung auf ei­ner der schein­bar un­ver­rück­ba­ren Po­le ent­zie­hen woll­ten (mei­stens ver­such­ten sie dies an­fangs ar­gu­men­ta­tiv, um dann – nach kur­zer Zeit – vom Wort­schwall nie­der­mo­ra­li­siert zu wer­den). Se­lek­ti­ve Wahr­neh­mun­gen hat­ten auch da­mals schon Kon­junk­tur.

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Gun­nar Hein­sohn: Söh­ne und Welt­macht

Die be­reits in 2003 von Gun­nar Hein­sohn ent­wickel­ten The­sen zur Bevölkerungs­entwicklung und de­ren emi­nen­te Be­deu­tung wur­den En­de Ok­to­ber 2006 im »Phi­lo­so­phi­schen Quar­tett« des ZDF vor­ge­stellt. Die an­son­sten recht struk­tu­riert und sta­tisch von Pe­ter Slo­ter­di­jk und Rü­di­ger Sa­fran­ski mo­de­rier­te Sen­dung ge­riet ein biss­chen aus den Fu­gen, da Hein­sohn, schlag­fer­tig, iro­nisch und ge­le­gent­lich ein biss­chen rau­nend Wi­der­spruch pro­vo­zie­rend, die Dis­kus­si­ons­teil­neh­mer in den Bann zog und im Lau­fe der 60 Mi­nu­ten dann al­le sei­nen Schluss­fol­ge­run­gen er­la­gen.

Gunnar Heinsohn: Söhne und Weltmacht
Gun­nar Hein­sohn: Söh­ne und Welt­macht

Die Kern­the­se Hein­sohns ist ziem­lich ein­fach: In Ge­sell­schaf­ten mit über­zäh­li­gen jun­gen Män­nern be­steht die gro­sse Ge­fahr, dass die­se jun­gen, wü­ten­den [zor­ni­gen] und oh­ne Karriere­aussichten Zweit‑, Dritt- und Viertsöh­ne (der er­ste, äl­te­ste Sohn ist durch Erb­fol­ge ab­ge­si­chert) ih­re Per­spek­ti­ve an­ders­wo su­chen und es zu blu­ti­gen Ex­pan­sio­nen und zur Schaf­fung und Zer­stö­rung von Rei­chen kommt.

Hein­sohn führt den Be­griff des child­ren bul­ge und des youth bul­ge* ein. Un­ter child­ren bul­ge ver­steht er den Über­schuss in ei­nem pro­zen­tua­len Ver­hält­nis der Kin­der un­ter 15 Jah­ren in ei­ner Ge­sell­schaft (bzw. ei­ner Na­ti­on oder Re­gi­on oder der Welt­be­völ­ke­rung). Aus dem child­ren bul­ge ent­steht dann der so­ge­nann­te youth bul­ge; so nennt er die 15–24 jäh­ri­gen (in vie­len Ge­sell­schaf­ten be­ginnt das Krie­ger­al­ter bei 15 Jah­ren). Aus dem child­ren bul­ge lässt sich das »Re­kru­tie­rungs­po­ten­ti­al« der »Zor­ni­gen« ab­le­sen.

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Ab­seits des Alar­mis­mus

Die wohl kaum als ge­sell­schaft­lich pro­gres­siv ein­ge­schätz­te, CDU-na­he Kon­rad-Ade­nau­er-Stif­tung hat ei­ne er­hel­len­de Un­ter­su­chung über das von vie­len Alar­mi­sten so be­droh­lich emp­fun­de­ne Tra­gen von Kopf­tü­chern bei is­la­mi­schen Frau­en in Deutsch­land mit dem in­ter­es­san­ten Ti­tel »Das Kopf­tuch – Ent­schleie­rung ei­nes Sym­bols?« ver­öf­fent­licht..

Die Stu­die kommt zu ei­nem für vie­le si­cher­lich ver­blüf­fen­den Schluss:

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»Ich bin al­les an­de­re als ein Feig­ling« – An­dré Mül­ler im Ge­spräch mit Ar­no Bre­ker 1979

Nicht nur, aber auch in die­sem Bei­trag wur­de die kürz­lich er­öff­ne­te Aus­stel­lung in Schwe­rin von Ar­no Bre­ker the­ma­ti­siert. Man kann viel da­für und viel da­ge­gen sa­gen – bil­den­de Kunst ge­hört nicht zu mei­nen Spe­zi­al­the­men. Viel­leicht bringt das In­ter­view mit Ar­no Bre­ker von 1979, ge­führt von An­dré Mül­ler ein biss­chen Licht ins Dun­kel.

Wie fast al­le Mül­ler-In­ter­views ist auch die­ses sehr in­ten­siv; nicht sel­ten bre­chen die In­ter­view­ten das Ge­spräch ir­gend­wann ab, da Mül­ler an Gren­zen geht; sie ge­le­gent­lich über­schrei­tet. Le­gen­där sei­ne Ge­sprä­che mit El­frie­de Je­li­nek oder Wolf­gang Koep­pen.

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Auf­wands­ent­schä­di­gung

Al­ten­hei­me ha­ben seit ei­ni­ger Zeit ei­ne neue Mög­lich­keit ge­fun­den, ih­re Per­so­nal­ko­sten wei­ter zu sen­ken.

Trotz wei­ter­hin stei­gen­der Ko­sten (Pfle­ge­sät­ze) wird fach­lich aus­ge­bil­de­tes Per­so­nal im­mer mehr zu­rück­ge­fah­ren. In­zwi­schen sind aber be­reits 400 Eu­ro-Ar­bei­ten zu teu­er ge­wor­den.

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