Alice Schwarzer irrt, weil sie den letzten Satz nicht gelesen hat: In dem Artikel von Iris Radisch in der ZEIT über die neueste Anti-Pornographie-Kampagne der »Emma«-Herausgeberin dreht Radisch mehrere rhetorische Pirouetten, landet dann in den Armen des »Bild«-Girls – aber (und hier irrt Frau Schwarzer eben) sie stimmt ihr nicht zu: Die Kälte, die eine Durchsexualisierung der Gesellschaft zur Folge hat, lässt sich mit den alten Waffen des Geschlechterkampfes nicht mehr besiegen steht da. Heisst übersetzt: Frau Schwarzer, das schaffen wir auch ohne ihre antiquierten Methoden.
Schwarzer
Wieder eine(r) weniger
Ich habe Alice Schwarzer nie besonders »gemocht«. Sie war mir oft zu militant, zu laut, zu polemisch. Aber vielleicht musste man das sein, um ihr Thema – die Emanzipation der Frauen in unserer Gesellschaft – erfolgreich anzupacken und dauerhaft in den Köpfen der breiten Masse zu verankern. Rückwirkend erscheint es dabei, dass Alice Schwarzer alleine gestanden hätte, was nachweislich falsch ist (auch wenn es immer wieder behauptet wird – und neulich sogar durch einen eigentlich renommierter Historiker wie Hans-Ulrich Wehler). Es ist inzwischen vieles Legende geworden, was das Wirken von Alice Schwarzer angeht. Dennoch sind ihre Verdienste nicht zu leugnen. Und die Versuche, sie in diversen Kampagnen zu denunzieren, haben mich immer angewidert. Man kann sagen, ich habe Alice Schwarzer respektiert.
Ein Stückchen Stoff
Zum Zeitpunkt des Interviews von Frank Schirrmacher mit Alice Schwarzer war das »Kopftuchurteil« des Stuttgarter Verwaltungsgerichtes noch nicht gesprochen. Dort war am 7. Juli einer Lehrerin Recht gegeben worden, ihr Kopftuch auch weiterhin während des Unterrichts zu tragen. Die Richter erklärten das von Annette Schavan vor einigen Jahren eilig geflickschusterte Schulgesetz, welches das Kopftuch für ...