(← 4/11)
Thomas Piketty hat neuerdings eine Menge Details zur Analyse und Kritik des heutigen Kapitalismus beigetragen und so die empirische Grundlage für Überlegungen gestärkt, die Forrester oft ein wenig obenhin anstellte.1 Mit Zustimmung lese ich bei Forrester die Kennzeichnung des Neoliberalismus als Denkform, oder besser gesagt: als trojanisches Pferd, das sich unmerklich über die Jahre hinweg in die Gehirne, die Gewohnheiten, die Werte (und den Verzicht auf Werte), das zwischenmenschliche Verhalten eingeschlichen hat. Erst aufgrund dieser jahrelangen, mehr oder minder sanften, ideologiefreien Indoktrinierung wurde es möglich, daß Gestalten wie der Immobilienhai Donald Trump oder der Medienmogul Silvio Berlusconi ans Ruder der Staatsmacht kamen. Sie verkörpern jenes neoliberale Persönlichkeitsmodell, das weite Teile der Bevölkerung hochachten und dem sie nachstreben. Die nicht deklarierte Gewalt der neoliberalen Ideologie war »so effizient, daß sich die politische und wirtschaftliche Landschaft vor den Augen aller, doch ohne ihr Wissen, tiefgreifend änderte, ohne daß dadurch ihre Aufmerksamkeit oder gar Sorge geweckt worden wäre.« Die Rede ist von den achtziger und frühen neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. »Das neue planetarische Schema«, fährt Forrester fort, »setzte sich unbemerkt durch und konnte so unser Leben beherrschen, ohne daß dies irgendjemandem auffiel, außer natürlich den ökonomischen Kräften, die es lanciert hatten.«
"Die Frage der Verteilung der Reichtümer ist zu wichtig, um allein den Ökonomen, Soziologen, Historikern und anderen Denkern überlassen zu werden", schreibt Piketty in der Einleitung zu Das Kapital im 21. Jahrhundert. "Sie interessiert jedermann, und das ist gut so." Diese Frage werde immer eine eminent subjektive und psychologische, politische, konfliktuelle Dimension haben, "die keine vorgeblich wissenschaftliche Analyse ruhigstellen kann. Zum Glück wird die Demokratie niemals durch die Expertenrepublik ersetzt werden." ↩