»Es werde Stadt!« so der leicht pathetische Ausruf und Titel des Films von Dominik Graf und Martin Farkas. Die Stadt, die da werden soll, ist Marl im nördlichen Ruhrgebiet. Marl steht für Kohle, Chemie – und den Grimme-Preis. Und an Marl lässt sich die Geschichte des Ruhrgebiets sehr schön illustrieren: die Städtebauambitionen in den 1960er Jahren (als es mit der Kohleförderung schon schwieriger wurde, wenn auch eher unbemerkt), die viel gerühmte »insel« wie dort die Volkshochschule hieß. Es galt, wie es einmal heißt, Menschen zu »erziehen«. Und wenn es durch Bauwerke geschah (so sahen sie auch aus). Die offene, »radikal innovative« »Sharoun-Schule«, die, so ein Lehrer, erst in der Zeit als es die Gesamtschule gab, angenommen wurde. Was immer das bedeutet.
Graf und Farkas zeigen Aufstieg und Niedergang des Ruhrgebiets anhand der Stadt Marl und, allegorisch, parallel zur Entwicklung des Fernsehens. Die üblichen Klagen bei den befragten Bürgern: In Marl gebe es nichts, wo man abends hingehen kann. Der Niedergang des Fernsehens, wie ihn Graf und Farkas verstehen, symbolisiert sich am verrottenden Hallenbad Marls. Man braucht nur wenig an den Aussagen der Bürger über ihre Stadt ändern: Da gibt es nichts, was man abends einschalten kann.