An­drzej Sta­si­uk: Bes­ki­den-Chro­nik

End­lich wie­der ein neu­es Buch von An­drzej Sta­si­uk. »Be­s­ki­­den-Chro­­nik« heißt es, 2018 in Po­len erst­mals er­schie­nen. Sta­si­uk wohnt ja ir­gend­wo in den Bes­ki­den, an der pol­­nisch-slo­­wa­ki­­schen Gren­ze, in ei­nem Haus oh­ne Fern­se­hen (aber mit WLAN), ei­nem Holz­ofen und ei­ni­gen Scha­fen. Ver­sam­melt sind 76 Feuil­le­tons auf fast 300 Sei­ten, »Nach­rich­ten aus Po­len und der Welt«, so ...

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An­drzej Sta­si­uk: Der Osten

Andrzej Stasiuk: Der Osten
An­drzej Sta­si­uk: Der Osten

»Der Osten«, das neue­ste Buch von An­drzej Sta­si­uk, be­ginnt da­mit, dass die Ein­rich­tung ei­nes al­ten »LPG«-La­dens Stück für Stück zum Ab­trans­port auf­ge­la­den wird. Da­bei ent­zün­den sich beim mit­hel­fen­den Ich-Er­zäh­ler Er­in­ne­run­gen aus den 1970er Jah­ren, als er als Kind vor ei­nem sol­chen La­den mit an­de­ren Men­schen auf Le­bens­mit­tel in ei­ner Schlan­ge war­te­te. Als das Fahr­zeug mit der Wa­re ein­traf, ver­nahm er den Ben­zin­ge­ruch, den er so­fort mit »Frei­heit, Ge­heim­nis und Ver­lan­gen«. Beim Weg­räu­men die­ser al­ten Mö­bel über­kommt ihm nun fast so et­was wie ei­ne Epi­pha­nie über die Din­ge, in de­nen Ge­schich­te und Ge­schich­ten ab­ge­spei­chert sind: »Das Le­ben war in sie [die Din­ge] ein­ge­drun­gen und er­starrt«. Im Ge­gen­stand be­fin­det sich so­zu­sa­gen Ge­schich­te aus mehr als hun­dert Jah­ren in­ku­biert: »Die Zeit der Lem­ken, der Kom­mu­nis­mus und jetzt wir, schwit­zend un­ter der Last«.

Man denkt an Hof­mannst­hals Ro­man »Brie­fe des Zu­rück­ge­kehr­ten«. Der Brief­ro­man spielt An­fang des 20. Jahr­hun­derts. Ein Kauf­mann kommt nach fast zwan­zig Jah­ren nach Deutsch­land zu­rück. Er er­kennt das in­zwi­schen mo­der­ni­sier­te und in­du­stria­li­sier­te Land nicht mehr wie­der. Ein mehr als nur dif­fu­ses Un­be­ha­gen er­greift ihn. Die Men­schen hat­ten sich ver­än­dert, sie wa­ren zu­se­hends ge­prägt »von dem Geld, das sie hat­ten, oder von dem Geld, das and­re hat­ten.« So­gar die Din­ge er­schie­nen ihm ver­wan­delt, durch in­du­stri­el­le Fer­ti­gung kon­tur­los und pro­fa­ni­siert (was man spä­ter »For­dis­mus« nen­nen wird). Be­vor mit Hus­s­erl und Heid­eg­ger die phi­lo­so­phi­sche Phä­no­me­no­lo­gie ent­stand und Ri­chard Sen­nett Be­trach­tun­gen zur fort­schrei­ten­den De­ge­ne­ra­ti­on des Hand­werks (oder, bes­ser, des Wer­kens mit der Hand) vor­nahm, deu­te­te Hof­manns­thal in die­sem Ro­man an, dass Ge­gen­stän­de ih­re Ent­ste­hung und da­mit auch ei­ne Epo­che spie­geln kön­nen. Und so er­geht es auch An­drzej Sta­si­uk, der von sol­chen Din­gen fas­zi­niert ist und sich auf die Rei­se macht und Men­schen trifft, die de­ren Ge­schich­ten er­zäh­len kön­nen.

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