
Bekenntnisse eines Zuhälters
Blue ist ein Student, der nicht fertig wird, Vorlesungen schwänzt und seinen Professor Sík mit einer Mischung aus Respekt (als Wissender und Humanist) und Verachtung (als Repräsentant eines Systems) betrachtet. Er nimmt einen »Job« bei einem »Ingenieur« an. Dieser gabelt unter der Jeunesse dorée der Stadt junge Mädchen und Frauen auf und verführt sie in seiner Wohnung. Blue fotografiert die beiden bei den sexuellen Handlungen, um dann die Frauen mit den Bildern zu konfrontieren und dahingehend zu beeinflussen, es weiter mit dem Ingenieur zu treiben. Aber die vermeintliche Erpressung ist eigentlich unnötig; die angesprochenen Frauen würden sich auch weiter freiwillig mit dem Ingenieur abgeben, um ihrem schnöden Alltag zu entfliehen. Schließlich verguckt sich Blue in die junge Gymnasiastin Bea. Der Ingenieur ist entzückt und »überlässt« ihm das Mädchen.


Fast genau in der Mitte von Beim Häuten der Zwiebel fragt der Autor (und mit ihm der bis dahin geduldig gefolgte Leser): Was noch ist mir vom Krieg und aus der Zeit des Lagerlebens außer Episoden geblieben, die zu Anekdoten zusammengeschnurrt sind oder als wahre Geschichten variabel bleiben wollen? Eine schöne und treffende Charakterisierung des gesamten Buches. Dass es im vergangenen Sommer überhaupt einen derart grossen Furor auslöste, ist dem verstohlen auf Seite 126 wie beiläufig erwähnten Tatbestand geschuldet, mit dem Günter Grass seine Zugehörigkeit zu einer Einheit der Waffen-SS erwähnt (ja, erwähnt; nicht erzählt). Und weil dies bis Mitte August kaum jemand bemerkt hatte (die Kritiker hatten wohl so genau die Rezensionsexemplare nicht gelesen), kam es im berühmten