Hei­ner Geiß­ler

Ja, ich weiss. Man soll über To­te nichts Schlech­tes re­den. Und Hei­ner Geiß­ler ist ja auch ein Po­li­ti­ker, der das Land zu sei­ner Zeit ge­prägt hat. Aber der Kult, der seit vie­len Jah­ren um ihn be­trie­ben wur­de, hat mich im­mer über­rascht. Er wur­de meist von de­nen for­ciert, die sei­ne ak­ti­ve Zeit als CDU-Ge­­ne­ral­­se­­k­re­tär und als ...

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Egon Bahr

In den letz­ten Jah­ren schien Egon Bahr ei­ne ge­wis­se Re­nais­sance zu er­fah­ren. Er war Gast in Talk­shows und nicht nur, wenn es um Wil­ly Brandts 20. To­des­tag oder 100. Ge­burts­tag ging. Sein Ur­teil über geo­po­li­ti­sche und stra­te­gi­sche Fra­gen wur­de im­mer noch ge­schätzt. Liest man sei­ne »Tutz­in­ger Re­de« heu­te nach könn­te man un­ge­ach­tet der Si­tua­ti­on 1963 durch­aus Hand­lungs­an­wei­sun­gen für ak­tu­el­le po­li­ti­sche Kon­flik­te ab­lei­ten. Wie erfolg­reich zä­he po­li­ti­sche Ver­hand­lun­gen sein kön­nen, zeig­te sich un­längst als es um das ira­ni­sche Atom­pro­gramm ging. So­gar Hard­li­ner wie Zbi­gniew Brze­zin­ski mu­tie­ren plötz­lich zu Ent­span­nungs­po­li­ti­kern. Die Par­al­le­len zur so­ge­nann­ten Ost­po­li­tik der 1970er Jah­re sind ver­blüf­fend. Die da­ma­li­ge So­wjet­uni­on und der heu­ti­ge Iran gal­ten und gel­ten in be­stimm­ten po­li­ti­schen Krei­sen als Fein­de, was die­sen als Recht­fer­ti­gung gilt, jeg­li­che Kon­tak­te oder gar Ver­hand­lun­gen aus­zu­schlie­ßen. Bahr durch­brach die­ses Den­ken in Be­zug auf das »Reich des Bö­sen«, weil er über­zeugt war, dass auch das po­li­ti­sche Ge­gen­über – moch­ten auch die ideo­lo­gi­schen Dif­fe­ren­zen noch so gross und schein­bar un­über­brück­bar sein – ei­ne Sehn­sucht nach Ko­exi­stenz mit den Nach­barn such­te.

»Wan­del durch An­nä­he­rung« war kei­ne Phra­se, wo­bei es al­ler­dings ein gro­ßes Miss­ver­ständ­nis war, die­ser Wan­del be­zö­ge sich aus­schließ­lich auf die Bun­des­re­pu­blik.

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Egon Bahr wird 85

Egon Bahr (c Wikipedia)
Egon Bahr (c Wi­ki­pe­dia)
Wenn man die »Tutz­in­ger Re­de« [PDF-Do­ku­ment] von 1963 von Egon Bahr heu­te liest und sie gleich­zei­tig von dem spe­zi­el­len The­ma des »Kal­ten Krie­ges« ent­kop­pelt, so kann man den Äu­sse­run­gen noch viel Nütz­li­ches ent­neh­men. Sel­ten traf ein Ti­tel so ge­nau ins Schwar­ze: Wan­del durch An­nä­he­rung. Das galt da­mals als sen­sa­tio­nell, ja re­vo­lu­tio­när. Der »Osten« galt als »Feind«; die Ade­nau­er-Ära tat ein üb­ri­ges an der Ver­fe­sti­gung die­ser pau­scha­len Welt­sicht. Und da kam je­mand, der zum vor­sich­ti­gen (und ziel­ge­rich­te­ten) Dia­log mit dem »Teu­fel« auf­rief.

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