Ret­tungs­ver­such

Ge­dan­ken zu Kom­men­ta­ren in Blogs am Bei­spiel und mit Hil­fe von Ste­fan Nig­ge­mei­er

War­um kom­men­tiert man auf Blogs? Was sind die Be­weg­grün­de de­rer, sich in teil­wei­se zä­hen Wort­ge­fech­ten mit Leu­ten strei­ten, die sie (in der Re­gel) nicht ken­nen und ver­mutlich auch nie­mals ken­nen­ler­nen wer­den? Mit­te März stell­te Ste­fan Nig­ge­mei­er die­se Fra­ge auf sei­nem Blog – viel­leicht um her­aus­zu­fin­den, wie die Leu­te »ge­strickt« sind, aber auch, um Ma­te­ri­al für sei­nen Ar­ti­kel in der FASZ zu er­hal­ten.

Sehr wohl war mir auf­ge­fal­len, dass Nig­ge­mei­er die Kom­men­ta­re auf sei­nem Blog mit ei­ner of­fen­bar zu­neh­men­den Am­bi­va­lenz be­trach­te­te. Seit ei­ni­ger Zeit kann man die­se so­gar »ab­schal­ten«.


BILD­blog – ba­sie­rend auf ei­ner al­ten Idee

Nig­ge­mei­er wur­de viel­fach für sei­ne jour­na­li­sti­sche Ar­beit aus­ge­zeich­net. Der BILD­blog – sein Pro­jekt. Wolf­gang Kraus­haar be­rich­tet in sei­nem Buch »Acht­und­sech­zig – Ei­ne Bi­lanz« von der Idee ei­ner »Ana­ly­se des In­halts und der Ver­dum­mungs­prak­ti­ken der ‘Bild’-Zeitung« vom An­fang der 60er Jah­re und ei­ner un­ver­öf­fent­lich­ten Di­plom­ar­beit von 1958/59 ei­nes ge­wis­sen Klaus Wilc­zyn­ski mit dem aus­grei­fen­den Ti­tel »Me­tho­den der po­li­ti­schen Het­ze und der Ver­dum­mung des Le­ser­pu­bli­kums mit den Mit­teln der Bild­journalistik in der im­pe­ria­li­sti­schen Mas­sen­pres­se, dar­ge­stellt an Bei­spie­len der ‘Bild’-Zeitung«. Be­kann­ter ist da die so­ge­nann­te »Er­klä­rung der Vier­zehn« in der Wo­chen­zei­tung »DIE ZEIT« vom 19. April 1969, in der be­kann­te In­tel­lek­tu­el­le (wie bei­spiels­wei­se Theo­dor W. Ador­no, Wal­ter Jens, Go­lo Mann und Eu­gen Ko­gon) un­ter an­de­rem er­klär­ten: »Die Un­ter­zeich­ne­ten fordern…endlich in die öf­fent­li­che Dis­kus­si­on über den Sprin­ger-Kon­zern, sei­ne po­li­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Vor­aus­set­zun­gen und sei­ne Prak­ti­ken der pu­bli­zi­sti­schen Ma­ni­pu­la­ti­on ein­zu­tre­ten.«

Die Tech­nik macht es heu­te mög­lich, die­se Dis­kus­si­on über »Prak­ti­ken der pu­bli­zi­sti­schen Ma­ni­pu­la­ti­on« auf brei­ter Ba­sis und für je­den un­mit­tel­bar ab­ruf­bar zu füh­ren. Und statt ideo­lo­gi­scher Wort­hül­sen (auch das kann man zur Ge­nü­ge in der Blogo­sphä­re le­sen) gibt es beim »BILD­blog« kri­ti­sche und – hier­auf legt man be­son­de­ren Wert – fai­re Be­ob­ach­tung. Man scheut sich auch nicht, ei­ge­ne Feh­ler ein­zu­ge­ste­hen.

Auf sei­nem ei­ge­nen Blog do­ku­men­tiert Nig­ge­mei­er an­hand ak­tu­el­ler Fäl­le ex­em­pla­risch Schwach­stel­len in der Be­richt­erstat­tung von Me­di­en al­ler Art. Im­mer wie­der zeigt er da­bei, dass einst hoch­ge­schätz­te Ei­gen­schaf­ten ei­nes Jour­na­li­sten – Re­cher­che­fä­hig­keit, Neu­tra­li­tät und Sorg­falt – zu­neh­mend in den Hin­ter­grund ge­ra­ten. Statt­des­sen wer­den kri­tik- und vor al­lem nach­fra­ge­los Agen­tur­mel­dun­gen ab­ge­schrie­ben, die Web­sei­ten auch se­riö­ser Me­di­en mit zwei­fel­haf­ten Sym­bol­fo­tos und »Bil­der­ga­le­rien« voll­ge­stopft, Feh­ler nicht kor­ri­giert, ge­gen ele­men­ta­re Re­geln jour­na­li­sti­scher Ethik ver­sto­ssen oder al­les zu­sam­men.

Der Blog ist aus zwei Grün­den in­ter­es­sant: Zu­nächst zeigt er – oft an schein­bar un­be­deu­ten­den oder ver­nach­läs­sig­ba­ren Bei­spie­len – die Ober­fläch­lich­keit, mit der heu­te »be­rich­tet« wird. Zum an­de­ren er­öff­net er sei­nen Le­sern durch die Kommentar­möglich­keit (die sehr pro­blem­los ge­währt wird), Stel­lung zu neh­men. Durch die Be­kannt­heit Nigge­meiers ent­steht für den Kom­men­ta­tor der durch­aus reiz­vol­le Ef­fekt ei­ner ver­hält­nis­mä­ssig gro­ssen Öf­fent­lich­keit.

War­um lässt man kom­men­tie­ren?

Für den in­zwi­schen re­nom­mier­ten Jour­na­li­sten ent­steht durch die­ses brei­te Echo aller­dings auch ein ge­wis­ses Pro­blem, wel­ches er auf die tref­fen­de Über­schrift bringt »Wie sag ich’s mei­nem Ran­da­lie­rer?«.

Auch wenn mich der Ar­ti­kel in Gän­ze nicht über­zeugt, spie­gelt er doch die Pro­ble­ma­tik wi­der: Wel­chen Wert ha­ben Dis­kus­sio­nen – ins­be­son­de­re, wenn sie sen­si­ble The­men be­rüh­ren – wenn sie von Stö­rern, Rü­peln und Be­lei­di­gern über­quel­len? Die Fall­hö­he bei je­man­dem wie Nig­ge­mei­er ist ziem­lich hoch. War­um setzt er sich über­haupt die­ser Tor­tur aus? Zu­mal die ak­tu­el­le Rechts­la­ge den Blog­be­sit­zer bei Be­lei­di­gun­gen oder Persön­lich­keitsverletzungen auch in die Haf­tung nimmt (Nig­ge­mei­er er­fährt dies im Mo­ment in di­ver­sen Rechts­strei­tig­kei­ten sel­ber). Es muss al­so mo­de­riert wer­den – was be­deu­tet, je­den noch so un­sin­ni­gen Kom­men­tar le­sen und auch be­wer­ten zu müs­sen (und not­falls zu lö­schen).

Die ein­gangs ge­stell­te Fra­ge ‘War­um kom­men­tiert man auf Blogs’ lie­sse sich al­so auch um­for­mu­lie­ren: War­um lässt man über­haupt kom­men­tie­ren? Die­se Fra­ge stell­te sich mir bei der Lek­tü­re des Bei­trags »Wie ‘Bild’ Aus­län­der­feind­lich­keit för­dert« – und der Kom­men­ta­re hier­zu.

Wer den Kom­men­ta­ren folgt, fin­det mei­ne Kri­tik an Nig­ge­mei­ers Bei­trag dort, wo er von der sprach- und me­di­en­kri­ti­schen Ana­ly­se wech­selt in die Be­wer­tung und Kom­men­tie­rung des Pro­zes­ses sel­ber. Der Vor­gang in­ter­es­siert hier je­doch nur aus der Sicht der Dy­na­mik von Dis­kur­sen, wie sie sich in den Kom­men­ta­ren zei­gen. Denn vie­le von Nig­ge­mei­ers Bei­trä­gen, die hun­der­te von Kom­men­ta­ren nach sich zie­hen, la­den die User of­fen­sicht­lich ein, sich nicht an der je­wei­li­gen me­dia­len »Ver­wer­fung« zu ori­en­tie­ren, son­dern die The­ma­tik als sol­ches zu be­han­deln.

So schweif­ten die Kom­men­ta­to­ren bei­spiels­wei­se ei­ner der mei­nes Er­ach­tens nach ge­lun­gen­sten Bei­trä­ge Nig­ge­mei­ers »Wollt ihr den to­ta­len Wi­der­spruch?«, in dem er sich mit Spra­che und Rhe­to­rik ei­nes FAZ-Ar­ti­kels aus­ein­an­der­setzt, der vor ei­ner Klima­wandel-»Hysterie« ein­drück­lich (und po­le­misch) warnt und ei­nem an­ge­se­he­nen Klima­forscher un­lau­te­re Mo­ti­ve un­ter­stellt, ganz schnell in ei­ne Dis­kus­si­on um die Fak­ten des Kli­mawandels ab. Auch bei der Auf­deckung der Ver­wen­dung vom fal­schem Bild­ma­te­ri­al an­läss­lich der Un­ru­hen in Ti­bet glei­te­ten die Kom­men­ta­re schnell da­hin­ge­hend ab, dass ei­ni­ge an­nah­men, Nig­ge­mei­er ver­tre­te da­mit die of­fi­zi­el­le Mei­nung Chi­nas zum Kon­flikt (was na­tür­lich Un­fug war). Und ein be­son­ders ex­tre­mer Fall: die 1256 Kom­men­ta­re zum Bei­trag »Tom Crui­se, Sci­en­to­lo­gist«, der ei­gent­lich nur aus dem Hin­weis auf ein Vi­deo von Crui­se be­stand und in Win­des­ei­le ei­ne lan­ge (und er­mü­den­de) Dis­kus­si­on um Sci­en­to­lo­gy wur­de, zu­mal ein Teil­neh­mer ve­he­ment (aber nicht un­ge­schickt) die Ver­tei­di­gung der Sek­te über­nahm.

In die­sem Sin­ne »be­stimmt« der Blog­ger die In­ten­si­tät sei­ner Kom­men­ta­re un­ter Um­stän­den sel­ber: Fo­kus­siert er sie auf die In­ten­ti­on des Bei­tra­ges oder lässt er gro­sse Spiel­räu­me zu Ab­schwei­fun­gen? Greift er re­di­gie­rend oder ap­pel­lie­rend ein? Oder lässt er die Streit­häh­ne in Ru­he (und ob­liegt nur sei­ner Kon­troll­pflicht)?

»Manch­mal weiß ich es auch nicht.«

War­um – so mei­ne Fra­ge – tut sich je­mand wie Ste­fan Nig­ge­mei­er die Kom­men­ta­re (zum Bei­spiel im ak­tu­el­len Bei­trag) an? Sei­ne Ant­wort (als Kurz­ver­si­on) ist ver­blüf­fend (das Kur­siv­ge­druck­te sind im fol­gen­den Zi­ta­te von Nig­ge­mei­er, die mit sei­ner Er­laub­nis aus ei­ner E‑­Mail-Kor­re­spon­denz vom 24. und 25.4.08 ent­nom­men sind): Manch­mal weiß ich es auch nicht. Spä­ter dann: Ich weiß nicht im­mer, war­um ich mir das an­tue. Manch­mal stimmt die Ba­lan­ce: die po­si­ti­ven Ef­fek­te über­wie­gen. Manch­mal ist es das kras­se Ge­gen­teil. Ei­ne rich­ti­ge Ant­wort ha­be ich dar­auf noch nicht ge­fun­den.

Frei­mü­tig be­kennt er: Ich lie­be mei­ne Kom­men­ta­to­ren und ich has­se sie, und ich fürch­te, das ei­ne ist oh­ne das an­de­re nicht zu ha­ben. Grund­sätz­lich mag ich das Feed­back, auch wenn es nicht po­si­tiv aus­fällt. Wel­chen Mehr­wert ge­ne­riert je­mand wie Nig­ge­mei­er aus Kom­men­ta­ren? Er be­nutzt ein an­de­res Wort – Rea­li­täts­check, man wis­se als Jour­na­list nicht ein­mal das Grund­le­gend­ste: Wie die Men­schen ei­nen Text le­sen. An wel­chen For­mu­lie­run­gen sie hän­gen blei­ben, wel­che Wit­ze, wel­che iro­ni­sche For­mu­lie­run­gen über­haupt an­kom­men, wel­che Bot­schaft sie in ei­nen Text le­sen. Und man weiß nicht, was ih­nen ge­fällt und was sie em­pört, wel­ches The­ma auf gro­ßes In­ter­es­se stößt, wel­che Be­ob­ach­tun­gen über die Welt da drau­ßen sie tei­len und wel­che ih­nen fremd sind.

Die Kom­men­ta­re als ei­ne Art »Stein­bruch« – so­wohl für die Re­so­nanz auf den Text, als auch für den Um­gang mit Kri­tik. Und oft sei es ei­ne Be­rei­che­rung. Nig­ge­mei­er zi­tiert zwei Kom­men­ta­re aus dem letz­ten Ar­ti­kel zum The­ma Aus­län­der­feind­lich­keit bei »Bild«: Ein gu­tes Bei­spiel ist für mich die­ser (ei­gent­lich viel zu lan­ge) Kom­men­tar. Ich tei­le des­sen Mei­nung nicht zu 100%, aber es ist ein gu­ter, wei­ter­füh­ren­der Ge­dan­ke – und ein Aspekt, der bei mir im Text fehlt. Oder auch nur die­ses kur­ze, tref­fen­de Zi­tat.

Zur »Be­rei­che­rung« ge­hö­ren (zu­min­dest theo­re­tisch) auch die Leu­te, die ech­te oder ver­meint­li­che Schwach­stel­len in mei­nem Text kri­ti­sie­ren, Be­haup­tun­gen an­zwei­feln, In­ter­pre­ta­tio­nen ab­leh­nen. Das ist oft ner­vig, sagt mir aber na­tür­lich auch et­was über die Re­so­nanz ei­nes Tex­tes. (Die Ge­fahr be­steht dann na­tür­lich dar­in, die­se Re­so­nanz nicht für 100% zu neh­men. Die mei­sten Le­ser kom­men­tie­ren nicht, und ob die­je­ni­gen, die es tun, für die Ge­samt­heit re­prä­sen­ta­tiv ist, glau­be ich nicht.)

Nig­ge­mei­er sucht den Aus­tausch mit sei­nen Le­sern. Das ist bei Jour­na­li­sten – zu­mal bei »pro­mi­nen­ten« – längst nicht mehr selbst­ver­ständ­lich. Vie­le ver­schan­zen sich mit Chef­arz­tal­lü­ren vor dem »ge­mei­nen Le­ser«. Na­tür­lich ha­ben die ve­he­men­ten Kri­ti­ker der Dis­kus­si­ons­kul­tur in Fo­ren und Blogs teil­wei­se recht, aber Nig­ge­mei­er wehrt sich ge­gen ei­ne bil­li­ge Pau­scha­li­sie­rung, die­se Ar­ro­ganz der »Netz­nörg­ler« [der Ti­tel des Ar­ti­kels scheint nach­träg­lich ge­än­dert wor­den zu sein?] und setzt em­pha­tisch die Mög­lich­keit, ja: die Not­wen­dig­keit, des Dis­kur­ses da­ge­gen.

»Viel­leicht ist die här­te­ste Er­kennt­nis für Jour­na­li­sten die, für wen man da ar­bei­tet«, so lau­tet der er­ste Satz die­ses Ar­ti­kels, des­sen fi­li­gra­ne Iro­nie man erst auf den zwei­ten Blick hab­haft wird. Nig­ge­mei­er sagt da nichts an­de­res als: Et­li­che der ar­ri­vier­ten Re­dak­teu­re und Jour­na­li­sten von heu­te ha­ben sich der­art von ih­ren »Kun­den« – al­so: den Le­sern, Hö­rern, Zu­schau­ern – ent­fernt, dass sie eher Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ver­hin­de­rer sind als –ver­mitt­ler.

Den Fa­den wei­ter­spin­nend könn­te man sa­gen: Vie­le Jour­na­li­sten, die dem Le­ser, Zu­hö­rer, Zu­schau­er die Welt nä­her brin­gen sol­len, sind schon vor Jah­ren in ih­rer so­lip­si­sti­schen Welt ab­ge­taucht und un­nah­bar ge­wor­den. Um sich nicht mit der »Welt da drau­ssen« ab­ge­ben zu müs­sen, wird sie vor­sorg­lich pau­schal de­nun­ziert. Hass­blogs tun das ih­ri­ge da­zu, die vor­schnel­len Vor­ur­tei­le zu be­fe­sti­gen.

Der Auf­klä­rer

Da­ge­gen schreibt Ste­fan Nig­ge­mei­er an. Er ist ein Ver­fech­ter der Mög­lich­kei­ten der neu­en Kom­mu­ni­ka­ti­ons­tech­ni­ken. »War­um ge­rät das Buch ei­gent­lich nicht in Ver­ruf durch die un­ge­zähl­ten Schund­ro­ma­ne, die je­des Jahr in die­ser Form pu­bli­ziert wer­den, die vie­len un­les­ba­ren Trak­ta­te und all die Wer­ke, die nur ge­schrie­ben wer­den, um den Au­tor selbst glück­lich zu ma­chen, und nie mehr als ei­ne Hand­voll Le­ser er­rei­chen wer­den? Beim In­ter­net ar­gu­men­tie­ren Kri­ti­ker ge­nau so. Die ‘Süd­deut­sche Zei­tung’ ver­bin­det Ahnungs­losigkeit, Lern­re­si­stenz und Pe­ne­tranz, um sich zum Sprach­rohr der Internet­phobie zu ma­chen, die ge­nau die­se Un­ar­ten be­klagt.«

Nig­ge­mei­er ist im be­sten und alt­mo­di­schen Sin­ne ein Auf­klä­rer. So­was nervt heu­te ge­le­gent­lich – auch manch­mal den wohl­wol­len­den Le­ser. Aber er de­lek­tiert sich nie an den Feh­lern an­de­rer, will nie­man­den bloss­stel­len, son­dern er will – man ver­zei­he mir das Jar­gon­wort aus ur­alten Zei­ten – ein »Be­wusst­sein« schaf­fen. Ein Be­wusst­sein von Tat­sachen und Wahr­hei­ten. Ei­ne of­fen­sicht­lich her­ku­li­ni­sche Auf­ga­be in Zei­ten ei­nes re­üssierenden Hen­ryk M. Bro­der und sei­ner ar­gu­men­ta­ti­ons­re­si­sten­ten Spiess­ge­sel­len. Nig­ge­mei­er ver­traut auf die Lern­fä­hig­keit des Men­schen, wo an­de­re an nie­de­re In­stink­te ap­pel­lie­ren. Und wenn man sei­ne Tex­te zu »Po­li­ti­cal­ly In­cor­rect« oder »Cal­lac­ti­ve« (hier­mit liegt er im Rechts­streit) liest, stellt sich ir­gend­wann die Fra­ge, ob er ein Idea­list ist. Ich bin schon froh, dass Sie fra­gen, ob ich »Idea­list« bin und nicht »Ma­so­chist«... kommt dann zu­rück. Ich glau­be, wenn Ste­fan Nig­ge­mei­er wüss­te, dass mor­gen der jüng­ste Tag wä­re, wür­de er heu­te noch ei­ne Agen­tur­mel­dung kri­ti­sie­ren.


Man le­se bei In­ter­es­se auch »Di­gi­ta­le Nar­ziss­ten«


48 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. gu­ter ar­ti­kel, ir­gend­wie sind die kom­men­ta­re im­mer ei­ne hei­kele sa­che, ich kom­men­tie­re zwar recht ger­ne mit, über­flie­ge aber im­mer nur die vor­he­ri­gen und le­se hin­ter­her nicht ob sich noch je­mand auf mei­nen kom­men­tar be­zo­gen hat (al­so ich ge­be nur senf zur dis­kus­si­on aber gucke nicht hin­ter­her ob er je­man­dem schmeckt, bzw. ob nciht je­mand an­de­ren bes­sern hat­te)

    ge­ne­rell glau­be ich das vie­le nur ih­re mei­nung ab­la­den und dann wei­ter­zie­hen, es al­so nicht tat­säch­lich zu ei­ner dis­kus­si­on zwi­schen ei­ni­gen we­ni­gen gibt, son­dern das ei­ne dis­kus­si­on von im­mer an­de­ren wei­ter­ge­führt wird.

  2. wow.

    Ge­le­gen­heit, dan­ke zu sa­gen. Fürs Mü­hema­chen, für Kom­men­tar­mög­lich­kei­ten (wenn auch kaum ge­nutzt).

    Ganz be­son­ders: Dan­ke für den Re­spekt und das Auf­rich­ti­ge.

  3. Ver­linkt bei Nig­ge­mei­er
    Bei vie­len Kom­men­ta­ren auf Herrn Nig­ge­mei­ers Blog ha­be ich den Ein­druck, dass sie nur ge­schrie­ben wer­den, um ei­nen Ver­weis auf das ei­ge­ne Blog zu set­zen.
    Auch bei Ih­ren sehr häu­fi­gen Kom­men­ta­ren, Herr Keu­sch­nig. Da­durch auf Ih­re Sei­te ge­lockt, muss ich al­ler­dings sa­gen, der Weg dort­hin hat sich ge­lohnt. Denn vie­le Links in Nig­ge­mei­ers nach un­ten of­fe­nen Kom­men­tar­spal­ten, er­wie­sen sich aus mei­ner Sicht als Irr­we­ge.

  4. In An­leh­nung an ein häu­fig be­nutz­tes eng­li­sches Sprich­wort – Mei­nun­gen sind wie Na­sen: je­der hat ei­ne. Und im In­ter­net hat je­der min­de­stens zwei oder drei.

    Ein nicht zu un­ter­schät­zen­der Fak­tor, viel­leicht so­gar der pri­mä­re Fak­tor, ist die Ein­fach­heit und Be­quem­lich­keit des In­ter­nets, und die häu­fig da­mit ein­her­ge­hen­de An­ony­mi­tät, oder zu­min­dest Pseud­ony­mi­tät. Man braucht kei­nen Le­ser­brief zu schrei­ben um sei­ner Mei­nung Ge­hör zu ver­schaf­fen, es Be­darf kei­nes Blat­tes Pa­pier und kei­ner Brief­mar­ke. Man braucht sich nicht per­sön­lich in ir­gend­wel­che öf­fent­lich statt­fin­den­den Ge­sprächs­run­den zu be­que­men. Es macht wirk­lich kei­ne nen­nens­wer­te Mü­he. Man braucht le­dig­lich be­quem da­heim am Com­pu­ter sit­zen, da ist al­les schon drin. Man braucht noch nicht­mal sei­ne Iden­ti­tät preis­zu­ge­ben, eben­so­we­nig braucht man sich über den »Ge­gen­über« Ge­dan­ken zu ma­chen, denn der Ge­gen­über ist weit weg jen­seits des Bild­schirms, und eben­so ge­sichts- und na­men­los wie man selbst (so man das denn so will). Mit An­ony­mi­tät und be­que­men Zu­gang dis­ku­tiert es sich enorm leicht, und min­de­stens eben­so leicht pö­belt es sich, denn jeg­we­de Hemm­schwel­le be­züg­lich des Schut­zes des ei­ge­nen Na­mens und der Be­find­lich­kei­ten an­de­rer Leu­te sind un­ter sol­chen Um­stän­den äu­sserst nied­rig bis über­haupt nicht vor­han­den. Kurz ge­sagt: nie­mand (er)kennt mich, und we­der se­he ich den Ge­gen­über noch sei­ne Re­ak­ti­on noch sein Ge­müt oder sei­ne Ge­füh­le, noch wer­de ich ihm al­ler Wahr­schein­lich­keit nach je­mals per­sön­lich be­geg­nen. Psy­cho­pa­tho­lo­gisch be­trach­tet ist das häu­fig recht in­ter­es­sant, mit­un­ter hat es al­ler­dings auch eher den Charme ei­nes Ver­kehrs­un­falls.

    Sol­che ‑sa­gen wir mal- durch Ano-/Pseud­ony­mi­tät und Einfachheit/Bequemlichkeit ge­för­der­te und ge­form­te Gra­ben­kämp­fe sind so alt wie die Ver­füg­bar­keit von On­line-Fo­ren jeg­we­der Art, egal ob man selbst schreibt (blogt, wie man in die­sem Zu­sam­men­hang sa­gen wür­de) oder ob man auf Ge­schrie­be­nes re­agiert. Vor al­lem zie­hen die­se Ei­gen­hei­ten be­stimm­te Kli­en­te­le und Ge­mü­ter be­son­ders an, eben­so sto­ssen sie an­de­re ab. Wie es halt so ist mit öko­lo­gi­schen Ni­schen.

    Was ver­mut­lich noch re­la­tiv neu ist, ist die Ver­quickung von mehr oder min­der »se­riö­sen« Ver­öf­fent­li­chun­gen mit ei­nem ge­wis­sen An­spruch an Qua­li­tät und Stan­dards auf der ei­nen Sei­te (Ste­fans Blog wür­de ich z.B. da­zu zäh­len), und die­ser chao­ti­schen On­line-Dis­kus­si­ons­kul­tur auf der an­de­ren. Was dar­aus mal wird, wer weiss. Nicht we­ni­ge die­ser Dis­kus­si­ons-Bio­to­pe sind schon un­ter ih­rer ei­ge­nen Last im­plo­diert, ob die Mög­lich­keit frei­er Kom­men­tar­funk­tio­nen un­ter Blogs und On­line-Ar­ti­keln mal das glei­che Schick­sal er­ei­len wird... bleibt wohl ab­zu­war­ten.

  5. *mecker*
    Ich kann dem Dis­kurs bis­wei­len nicht so rich­tig fol­gen. Hier wer­den Din­ge dis­ku­tiert, die schon vor 10 Jah­ren im Use­net fe­ste­gellt wur­den: An­ony­mi­tät führt zu die­sen For­men der Re­ak­ti­on. Sie­he »Na­zi« bei Nig­ge­mei­er. Da­ne­ben gibt es noch den Troll, mit dem man nicht dis­ku­tie­ren kann (ich sa­ge nur »Che«). Den Clown (moi), die Schlei­mer, die Ja-Sa­ger. Die Im­mer-Nein-Sa­ger mit dem »Dagegen«-Schild. Die Nei­der (»Ihr sagt doch nur was, weil ihr Back­links wollt« – wor­auf ich mal sa­gen kann »Nein, ich sag was weil ich ger­ne Auf­merk­sam­keit ha­be«).

    Eins ha­ben die­se Sa­chen al­le ge­mein­sam: Ar­beit. Es ko­stet Zeit. Es ko­stet Ner­ven. Es nervt bis­wei­len, und wenn da nicht die Per­len wä­ren zwi­schen den vie­len Kom­men­ta­ren, die es loh­nens­wert ma­chen, die Kom­men­tar­funk­ti­on an zu las­sen, dann macht man sie aus.

    Was mir et­was zu we­nig be­leuch­tet wird ist die of­fen­sicht­li­che Sei­te. War­um muss man als ar­bei­ten­der Mensch, des­sen Be­rufs­feld durch das In­ter­net er­wei­tert wird, Ma­so­chist sein? Bei­spiel Da­ne Cook, der sich über das Ant­wor­ten auf IM die Fan­ba­se ge­baut hat, die ihn dann in den Co­me­dy Clubs ge­gen ba­re Mün­ze se­hen woll­te. Oder je­de Rock­band (neh­men wir mal http://www.bademeister.com als Bei­spiel). Oder in wei­te­rer Ex­trem­form Dai­ly Kos (www.dailykos.com). Oder Huf­fing­ton Post.

    Kom­men­ta­re ha­ben ein­deu­ti­ge Vor­tei­le für Men­schen, die sie nicht als Klick­ma­schi­ne se­hen, son­dern als Werk­zeug für das, was man pro­du­ziert. Von da­her kann man das/den Bild­blog auch nicht mit den Kom­men­tar­funk­tio­nen auf faz.de, welt.de oder sueddeutsche.de ver­glei­chen. Ich könn­te das jetzt noch ex­trem wei­ter aus­for­mu­lie­ren, will ich aber gar nicht. Ich könnt auch drü­ber bei mir blog­gen – will ich aber auch nicht. Für mich ist das al­les zu of­fen­sicht­lich, da lohnt sich die Nie­der­schrift doch gar nicht.

    Ich per­sön­lich fin­de die Ein­füh­rung des »Kom­men­ta­re aus«-Knopfes bei Ste­fan Nig­ge­mei­er sehr sehr ko­misch, das sei noch ge­sagt. Er scheint mir für Leu­te ge­macht, die ge­nau­so wie die Ma­cher der gro­ßen deut­schen Ta­ges­zei­tun­gen (sie­he oben) ein­fach an ih­re Ar­ti­kel die Kom­men­tar­funk­ti­on dran­flan­schen – sie ge­hen ins Netz und wol­len stefan-niggemeier.de kon­su­mie­ren wie ei­ne Ta­ges­zei­tung. Das kommt mir so vor wie je­mand der ger­ne ei­nen ge­misch­ten Sa­lat hät­te, aber oh­ne den grü­nen Sa­lat, oh­ne Gur­ken, oh­ne Spros­sen, oh­ne das Dres­sing aber da­für mit Zwie­beln und mehr To­ma­ten. Bis nur noch ein To­ma­ten­sa­lat üb­rig bleibt.

    Da geht dann doch of­fen­sicht­lich was ver­lo­ren.

  6. #5 – Nei­der?
    Wie­so sind Leu­te nei­disch, die dar­auf hin­wei­sen, dass nach ih­rer An­sicht vie­le Kom­men­ta­re (bei Nig­ge­mei­er) nur ge­schrie­ben wer­den we­gen der Links auf das ei­ge­ne Blog?

  7. Schö­ne Tie­fe, die Sie hier bie­ten.

    Hän­gen­ge­blie­ben bin ich al­ler­dings haupt­säch­lich bei ei­nem Miss­ver­ständ­nis bzw. Miss­in­ter­pre­ta­ti­on (im­ho)

    »Viel­leicht ist die här­te­ste Er­kennt­nis für Jour­na­li­sten die, für wen man da ar­bei­tet« ist doch nicht fi­li­gra­ne Iro­nie son­dern zu­al­ler­erst pu­bli­zi­sti­sche Selbst­er­kennt­nis.

    Auch wenn man sich sel­ber im­mer wie­der ver­si­chert, die­ser Wust an Un­ver­ständ­nis der da in den Kom­men­ta­ren da­her­schwappt ist kein re­prä­sen­ta­ti­ver Quer­schnitt, und die Mas­se an Re­zi­pi­en­ten ver­steht sehr wohl um was es geht, so gibt es doch auch ei­nen an­de­ren Teil des Be­wusst­seins, der die­sen Wust als Chan­ce be­greift und den »Rea­li­ty­check« in Form von Ant­wor­ten dar­auf ver­tieft.

    Je­den­falls mir geht es als Be­trei­ber ei­nes Pho­to­blogs (mit re­la­tiv vie­len und mit­un­ter haar­sträu­ben­den Kom­men­ta­ren) so.

    Die ge­won­ne­ne Er­kennt­nis ist ei­ne Ge­winn, auch wenn sie manch­mal hart ist.

  8. Selt­sa­me Fra­ge­stel­lung
    Es gibt nicht nur medien(-politische) Blogs und bei Sei­ten wie »Slashdot.org« (auch ein Blog, ob­wohl sie es nicht zu­ge­ben) ist die ei­gent­li­che Mel­dung bzw. der ei­gent­li­che Ein­trag ir­rele­vant. Dort sind die Kom­men­ta­re das we­sent­li­che. Wür­de man in Blog-Soft­ware ei­ne Be­wer­tungs­funk­ti­on für Kom­men­ta­re ein­füh­ren, dann hät­te sich das The­ma schon er­le­digt.

    Es geht nicht um Zen­sur (bei Slashdot.org wird nicht zen­siert), son­dern um das Vor­fil­tern le­sens­wer­ter Kom­men­ta­re. Mit ei­nem solch aus­ge­klü­gel­ten Be­wer­tungs­sy­stem sind Un­ge­rech­tig­kei­ten und »groupt­hink« so­gar aus­ge­schlos­sen – wenn man es rich­tig im­ple­men­tiert. Wer sich bei Heise.de an die grün ge­färb­ten Kom­men­ta­re hält, wird kei­ne Be­lei­di­gun­gen, Aus­län­der­feind­lich­keit oder son­sti­ges die­ser Art le­sen.

    Selbst bei digg.com gibt es ein Be­wer­tungs­sy­stem für Kom­men­ta­re, was aus­ge­spro­chen zeit­spa­rend ist, wenn man nur mal kurz ein Ge­fühl für die Stim­mung er­hal­ten will.

    Bei der heu­ti­gen Blog­soft­ware gibt es kei­ne Be­wer­tung. Hier und bei Ste­fan Nig­ge­mei­ers Blog kann man mit­un­ter 10 Mi­nu­ten lang Kom­men­ta­re le­sen und ist da­nach noch we­ni­ger in­for­miert als zu­vor. Das sieht bei an­de­ren Blogs noch ganz an­ders aus, wo man sei­ten­wei­se Kom­men­ta­re in der Art von »WTF?« le­sen kann. In ei­nem Be­wer­tungs­sy­stem wä­re das er­ste »WTF?« noch als les­bar be­wer­tet, das zwei­te schon au­to­ma­tisch ver­bor­gen, weil »nicht le­sens­wert (da red­un­dant)«.

    Es liegt al­so an der Dar­stel­lung der Kom­men­ta­re.

    Das al­les ist üb­ri­gens nicht an­ders als in der Knei­pe, wo man au­to­ma­tisch dem zu­hört, dem an­de­re am Tisch auch zu­hö­ren. Die ge­mein­schaft­li­che Be­wer­tung fin­det da­durch statt, dass sich an­de­re in der Grup­pe zu dem Spre­cher wen­den, der nicht nur Müll von sich gibt. In der heu­ti­gen »Blogo­sphä­re« gibt es das nicht.

    Vie­le ha­ben es ver­stan­den (wie die ge­nann­ten Bei­spie­le), die al­ler­mei­sten al­ler­dings noch nicht.

  9. #5 – Dan­ke Se­ba­sti­an
    Das bringt es auf den Punkt. Die Dis­kus­si­on ist voll­kom­men über­flüs­sig (war­um le­se ich das dann über­haupt?)!

    Wenn ich et­was sage/schreibe hät­te ich halt nun mal grund­sätz­lich ger­ne ir­gend­ei­ne Re­ak­ti­on. Im Nach­hin­ein kann man sich dann halt är­gern wenn, die Dis­kus­si­on nicht so läuft, wie man sich das wünscht. Das ist bei Blog-Kom­men­ta­ren so, das ist in Dis­kus­si­ons­fo­ren so und das ist auch im wah­ren Le­ben so.

    Dar­über hin­aus Herr­Ke­sch­nig fin­de ich Ih­ren Ein­trag auch nicht so top ge­schrie­ben, wie an­de­re hier. Ist mir viel viel viel zu viel Lob­hu­de­lei für Herrn Nig­ge­mey­er drin­ne. Lob hat er ver­dient, aber ob man ihm sich gleich zu Fü­ßen le­gen muss?

    War­um tuen Sie sich ei­gent­lich Kom­men­ta­re an? (ab und zu liegt die Ant­wort auf ei­ne Fra­ge ganz nah bei ei­nem sel­ber UND ist er­schreckend ein­fach zu be­ant­wor­ten)

  10. @Ludewig Lo­de­wich – Jein
    Ich be­strei­te nicht, dass Nig­ge­mei­ers Blog ein Fo­rum bie­tet (ich schrei­be das ja auch). Wenn Sie al­ler­dings der Mei­nung sind, dass mei­ne Kom­men­ta­re auf Nig­ge­mei­ers Blog hier ih­re wah­re Funk­ti­on ha­ben, dann ir­ren sie. Ich kom­men­tie­re auch »sehr häu­fig« auf an­de­ren Blogs, die im Schnitt ei­ne Be­su­cher­fre­quenz von un­ge­fähr 10 Klicks am Tag ha­ben (zum Bei­spiel hier).

  11. #9 – In­go
    Lob­hu­de­lei?

    Na, da mü­sen Sie viel­leicht noch mal ge­nau­er le­sen, m. E. kann von »Lob­hu­de­lei« nicht die Re­de sein.

    Ich weiss auch nicht, wie­viel Sie hier schon ge­le­sen ha­ben (ist ja nicht schlimm, wenn’s nicht so viel ist). Aber man darf auch schon mal was lo­ben, oder? »Lob­hu­de­lei« auch bei Jedlicki, Loui­se Ri­chard­son oder Aria­ne Brei­den­stein? Kri­tik be­inhal­tet auch Po­si­ti­ves. War­um nicht?

    Dass Sie den Bei­trag nicht »top ge­schrie­ben« se­hen – okay, ich nehm’ das auf.

  12. #8 – aroedl
    Be­wer­tungs­funk­ti­on

    bei Kom­men­ta­ren sind nur an­ge­bracht, wenn au­sser­ge­wöhn­lich vie­le Kom­men­ta­re ge­macht wer­den, die nicht mehr mo­de­riert wer­den kön­nen. Slash­dot hat Mil­lio­nen von Klicks pro Mo­nat, ‑zig­tau­sen­de Kom­men­ta­re und ei­ne sehr gro­sse »Com­mu­ni­ty«.

    Auf zeit.de oder faz.net oder auch beim ehe­mals sehr in­ter­es­san­ten Fo­rum nensch.de kann/konnte man se­hen, dass die Be­wer­tun­gen von Kom­men­ta­ren fast im­mer nach der Ge­sin­nung er­folgt, die im je­wei­li­gen Kom­men­tar her­vor­schim­mert. Die Ar­gu­men­ta­ti­ons­füh­rung spielt da kei­ne Rol­le. Be­wer­tet wird die Ein­stel­lung. Wenn sie noch hübsch for­mu­liert ist, gibt’s im­mer Best­no­ten. Das spielt bei Sh­lash­dot viel­leicht kei­ne Rol­le, aber wenn ich nur drei oder fünf Be­wer­ter ha­be, dann kann je­der vom Main­stream ab­wei­chen­de Kom­men­tar ganz schnell her­un­ter­ge­wählt wer­den. Un­ter Um­stän­den sind aber die­se Mei­nun­gen ge­ra­de in­ter­es­sant.

  13. @Gregor Keu­sch­nig
    Lo­ben darf man si­cher­lich auch bei Kri­tik und Po­si­ti­ves darf sie auch ent­hal­ten, kei­ne Fra­ge! Und nein, ich ha­be noch gar nichts von Ih­nen ge­le­sen. Ich bin durch die Ver­lin­kung von Herrn Nig­ge­mey­er auf­merk­sam ge­wor­den.

    Ich ha­be mich ins­be­son­de­re an For­mu­lie­run­gen in Ih­rem letz­ten Ab­schnitt be­zo­gen. Dort heißt es: »Ich glau­be, wenn Ste­fan Nig­ge­mei­er wüss­te, dass mor­gen der jüng­ste Tag wä­re, wür­de er heu­te noch ei­ne Agen­tur­mel­dung kri­ti­sie­ren.«

    Viel­leicht le­se ich den gan­zen Ab­schnitt auch nur falsch, aber er liest sich für mich mit ei­ner Men­ge Pa­thos und ent­spre­chen­der Mu­sik im Hin­ter­grund.

    Und zack, läuft die Dis­kus­si­on – zu­min­dest in die­sem Mi­ni-Th­read der Kom­men­ta­re – schon in ei­ne RIch­tung, die ja so gar nicht ge­wollt war. ;-)

  14. @ingo
    Da kann man mal se­hen, wie un­ter­schied­lich man Tex­te in­ter­pre­tie­ren kann (ei­ne Bin­sen­weis­heit, ich weiss). Ich se­he den letz­ten Ab­satz nicht als pa­the­tisch. Ich hal­te Nig­ge­mei­er tat­säch­lich für ei­nen Auf­klä­rer (und in die­sem Sin­ne – das sagt aber viel­leicht ein Zy­ni­ker! – für ei­nen Idea­li­sten). Das geht mir manch­mal ein biss­chen weit, aber ich find’s ge­ne­rell po­si­tiv. Den letz­ten Satz hal­te ich für ei­ne lau­ni­ge For­mu­lie­rung. Ist doch in­ter­es­sant, dass es an­de­re als Lob­hu­de­lei le­sen.

  15. Zwei­fels­oh­ne gibt es Kom­men­tar, die nur »link­bait« sind, ich den­ke aber dass die stark in der Min­der­heit sind, denn
    a) sind of­fen­sicht­li­che Fäl­le deut­lich zu er­ken­nen und wer­den eher nicht zu Klicks füh­ren und
    b) ist das ja ei­gent­lich das schö­ne an Blogs: Dass man näm­lich, wenn man ei­nen gu­ten Kom­men­tar sieht, man mehr über den Mensch da­hin­ter er­fah­ren kann, und zu­min­dest mehr von dem Men­schen da­hin­ter mit­ge­teilt be­kom­men kann, durch ei­nen ein­fa­chen Klick.
    Ich hal­te Links hin­ter Kom­men­ta­ren für das wert­voll­ste über­haupt an Kom­men­ta­ren, die Qua­li­tät ist ja lei­der wie be­schrie­ben oft sehr schlecht.
    Ich bin so­gar so weit (man kann ja nicht al­les le­sen), dass ich eh nur die Kom­men­ta­re be­ach­te die als Au­tor ent­we­der ei­nen Link auf ein Blog oder ei­nen rich­ti­gen Na­men (bes­ser noch bei­des) füh­ren.

  16. nee
    Als Le­ser des Nig­ge­mei­er-Blogs kann ich die­sen Ein­druck nicht be­stä­ti­gen. So­was gibt’s na­tür­lich (über­all), aber ge­ra­de beim Nig­ge­mei­er deut­lich we­ni­ger; und ge­ra­de die im­mer le­sens­wer­ten Bei­trä­ge von Kerrn Keu­sch­nig im Nig­ge­mei­er-Blog sind das Ge­gen­teil von »nur Re­kla­me«.

  17. baum­struk­tur
    Viel bes­ser zum Aus­sor­tie­ren der Kom­men­ta­re fin­de ich Ih­re Ver­si­on hier: wenn die Kom­men­ta­re ins OT Wan­ken, sieht man das an der Baum­struk­tur. Ein Kom­men­tar der sich di­rekt auf den Ar­ti­kel be­zieht ist leicht er­kenn­bar und wenn je­mand ei­ne ab­drif­ten­de The­se auf­wirft, über­scrollt man die Kom­men­ta­re zu die­ser.. na­tür­lich kei­ne Lö­sung des Pro­blems, viel­leicht aber ei­ne Ver­bes­se­rung? Mir kam ge­ra­de noch der Ge­dan­ke ei­ner Shout­box statt ei­ner Kom­men­tar­funk­ti­on.. da Herr Nig­ge­mei­er so­wie­so al­le sei­ne Kom­men­ta­re liest, könn­te er das eben auch bei ei­ner Shout­box ma­chen, die nur ca. die letz­ten 30 Bei­trä­ge an­zeigt. So wird kei­ne di­rek­te Dis­kus­si­ons­kul­tur ge­hemmt, aber wenn je­mand ei­ne be­son­de­re Per­le zu ei­nem Ar­ti­kel schreibt, kann je­ne auch noch un­ter die­sen nach­träg­lich ein­ge­fügt wer­den. Nur so ne Idee.. äh­nelt na­tür­lich dem Kon­zept der vor­kon­trol­lier­ten Kom­men­ta­re, aber eben mit der Mög­lich­keit, trotz­dem di­rekt dis­ku­tie­ren zu kön­nen.

  18. Be­wer­tungs­funk­tio­nen
    Bei slashdot.org wer­den eben _nicht_ nur die Kom­men­ta­re, die der »Ge­sin­nung der Com­mu­ni­ty« ent­spre­chen hoch be­wer­tet, son­dern na­tür­lich auch Kom­men­ta­re, die die­ser »Ge­sin­nung« dia­me­tral ent­ge­gen ste­hen. Das lässt sich ganz ein­fach nach­prü­fen, in­dem man sich die hoch be­wer­te­ten »An­ti-Open-Source/An­ti-Li­nux-Kom­men­ta­re« an­sieht. Es kommt ein­fach dar­auf an, ob sich je­mand Mü­he bei der Ar­gu­men­ta­ti­on ge­ge­ben hat.

    Wie­so funk­tio­niert das so gut? Es liegt an der Art des Be­wer­tungs­sy­stems. Man be­kommt et­wa mo­nat­lich fünf Mo­de­ra­ti­ons­punk­te, die man über drei Ta­ge auf­brau­chen kann. So ist fast aus­ge­schlos­sen, dass man nur dort be­wer­tet, wo man sei­ne Mei­nung ver­tre­ten sieht.


    »wenn ich nur drei oder fünf Be­wer­ter ha­be, dann kann je­der vom Main­stream ab­wei­chen­de Kom­men­tar ganz schnell her­un­ter­ge­wählt wer­den.«

    Dann ist eben auch die An­zahl der Kom­men­ta­re und Le­ser sehr ge­ring. Ich ken­ne die­sen Blog (noch) nicht, aber bei Nig­ge­mei­er und Bild­Blog sind die Le­ser­zah­len si­cher­lich nicht ge­ring, was man (bei Nig­ge­mei­er) an der durch­schnitt­li­chen An­zahl an Kom­men­ta­ren ab­schät­zen kann. Ob sich bei ei­ner gro­ssen An­zahl von Lesern/Bewertern ei­ne Art »Ge­mein­schafts-Ge­sin­nung« über­haupt her­aus­kri­stal­li­sie­ren kann und ob das über­haupt ein ne­ga­ti­ver Ef­fekt wä­re, ist zu be­zwei­feln. Wenn sich als Ge­mein­schafts-Ge­sin­nung ei­ne Ab­nei­gung ge­gen­über z. B. aus­län­der­feind­li­cher Het­ze bil­det, dann ist es doch das, was hier ge­for­dert wird?

    Wenn der Be­trei­ber des Blogs und die Mehr­zahl der Le­ser ver­ab­scheu­ens­wür­di­ge Kom­men­tar­ein­trä­ge nicht gut heisst, dann _ist_ das doch schon ei­ne Be­wer­tung. Ei­ne Be­wer­tung al­ler­dings, die nicht dar­ge­stellt wird. Und die­se Dar­stel­lung könn­te eben so aus­se­hen wie bei digg.com, slashdot.org, heise.de und mitt­ler­wei­le vie­len an­de­ren.

    Als Ge­gen­ar­gu­ment ge­gen ei­ne Be­wer­tung­funk­ti­on hö­re ich im­mer wie­der, dass dann nur noch Kom­men­ta­re, die dem »Groupt­hink«, der »Ge­sin­nung der Com­mu­ni­ty« hoch be­wer­tet wer­den. Ist es nicht ex­akt das, was hier und an an­de­rer Stel­le ei­gent­lich ge­for­dert wird?

    Um mein Knei­pen­bei­spiel auf­zu­grei­fen: Man stel­le sich vor, in der Stamm­knei­pe pur­zelt plötz­lich ein aus­län­der­feind­lich gröh­len­der Neo­na­zi rein. Um den Frie­den und die an­de­ren Gä­ste zu schüt­zen, schmeisst der Wirt/Barkeeper die­se Per­son raus. Wenn er es nicht tut, dann tun es viel­leicht die Gä­ste, oder er wird ganz ein­fach igno­riert – au­sser man will sich wirk­lich da­zu­set­zen und mit ihm dar­über re­den.

    Ge­nau so funk­tio­nie­ren Be­wer­tungs­sy­ste­me wie bei Slash­dot. Es ist nicht so, dass sol­che Kom­men­ta­re kom­plett ver­schwin­den, man kann sie im­mer­noch an­klicken und sie le­sen – nur wer­den sie nicht au­to­ma­tisch dar­ge­stellt. Sie wer­den qua­si igno­riert.

    Heu­ti­ge Blogs sind nicht an­ders als Knei­pen in de­nen wirk­lich je­der al­les Gröh­len kann oh­ne dass je­mand den »com­mon sen­se« durch­setzt – »hier wird nicht aus­län­der­feind­lich geg­röhlt. Was Du ge­sagt hast, wird so mar­kiert, dass sich an­de­re das nicht noch­mal an­hö­ren müs­sen«.

    Ich den­ke wirk­lich, dass die üb­li­chen Ver­däch­ti­gen der Blog­soft­ware und ‑Dien­ste (Mo­veable Ty­pe, Word­Press, Blogger.com, ...) in nicht all­zu fer­ner Zu­kunft ei­ne Be­wer­tungs­funk­ti­on für Kom­men­ta­re im­ple­men­tie­ren wer­den um das Grund­rau­schen aus­zu­fil­tern.

  19. @aroedl
    Wenn sich als Ge­mein­schafts-Ge­sin­nung ei­ne Ab­nei­gung ge­gen­über z. B. aus­län­der­feind­li­cher Het­ze bil­det, dann ist es doch das, was hier ge­for­dert wird?
    Es geht nicht um Kom­men­ta­re mit aus­län­der­feind­li­cher Het­ze. Es geht dar­um, dass ab­sei­ti­ge Mei­nun­gen per se ei­nem »Com­mu­ni­ty-Spi­rit« un­ter­wor­fen wer­den. Um beim Nig­ge­mei­er-Blog zu blei­ben: Manch­mal schreibt je­mand von Jörg Fried­rich reich­lich ver­qure Kom­men­ta­re, die de­zi­diert ei­ne an­de­re Mei­nung auf­zei­gen. Den­noch hal­te ich sie für in­ter­es­sant. Ei­nem un­ter Um­stän­den als nied­rig be­wer­tet an­ge­zeigt und ich wä­re ge­neigt, sie nicht zu le­sen.

    Am ein­dring­lich­sten konn­te man das bei zeit.de er­ken­nen und der Dis­kus­si­on um das Vi­deo von jens Jes­sen (gro­sse Tei­le da­von sind nicht mehr on­line). Die Geg­ner von Jes­sens The­se hat­ten je­den Kom­men­tar, der auch nur ein Ver­ständ­nis sug­ge­rier­te »gna­den­los« her­un­ter­ge­wer­tet (frei­lich hat das da kei­ne Fol­gen). Um­ge­kehrt üb­ri­gen auch – wo­mit man schon sa­gen könn­te, es glei­che sich aus (was es mei­stens nicht tat). Ich hät­te es sei­ner­zeit bei ei­nem poin­tier­ten An­ti-Jes­sen Kom­men­tar mit Po­le­mik ge­würzt zu sehr ho­hen Be­wer­tun­gen brin­gen kön­nen.

    Die­sen Punkt be­rück­sich­tigt bleibt die Fra­ge nach dem Wert ei­ner Kom­men­tar­be­wer­tung für den Blog­ger sel­ber.

  20. #4 no­na
    Zwei­fel­los ist die Netz­an­ony­mi­tät ein will­kom­me­nes Ven­til für all die Stö­rer und Rü­pel und Trol­le. Gan­ze Blogs le­ben da­von (ich brau­che kei­ne Na­men nen­nen). Den­noch liegt auch hier­in ei­ne Chan­ce – trotz der be­schrie­be­nen Nach­tei­le. Wenn man bö­se ist kann man auch sa­gen: Nig­ge­mei­er zapft durch die Kom­men­ta­re ein ge­wis­ses Po­ten­ti­al an, wo­bei – wie bei al­lem Schür­fen – der qua­li­ta­ti­ve An­teil u. U. im­mer ge­sucht wer­den muss.

    Da­her hat mich (wie auch Se­ba­sti­an schreibt) die Mög­lich­keit, die Kom­men­ta­re ab­zu­schal­ten ein biss­chen in­di­gniert (zu­mal dies ganz ein­fach bei je­dem Blog mög­lich ist – man klickt sie ein­fach nicht an).

  21. Al­so ich ver­lin­ke auch im­mer hin­ter mei­nem Nick auf mein Blog.
    Ein­fach des­halb, weil wenn ich schon mal ein Blog ge­macht ha­be, dann will ich auch, dass mal je­mand drauf guckt. :)
    Aber auch so sagt das halt ein klei­nes biss­chen über den Schrei­ber aus. Das fin­de ich bes­ser als völ­lig an­onym zu po­sten.

    Aber ich kom­men­tie­re we­gen mei­nem Kom­men­tar und nicht we­gen ir­gend­wel­cher Links.

    Au­ßedem hat­te ich den Link erst raus­ge­nom­men, weil ich mir ge­dacht hab: Mein pri­va­tes Blog ist zu po­pe­lig.
    Aber dann ... aber dann ... oh Gott ...
    Dann hat je­mand nen Kom­men­tar ver­fasst mit nem Link hin­ter sei­nem Nick zu sei­ner oper-pein­li­chen, mit blau-wei­ßen Rau­ten drap­pier­ten, CSU-Fan­page. Voll mit CSU-Lob­hu­de­lei und SPD-Bas­hing ...
    Da hab ich mir ge­dacht: Nimmst den Link wie­der hin­ter dei­nen Nick, weil pein­li­cher kann dein pri­va­tes Blog auch nicht sein. :)

  22. Ach­tung! CS!
    Es ist ei­ne Knei­pe, po­li­ti­sche Wir­kungs­stät­te, Mei­nungs­ma­che, Trepp­chen für Selbst­dar­stel­ler, Medienfuzzies,Freaks, Nerds, Ab­zocker, Schlä­fer, Nick­na­me-Gi­gan­ten – Ab­sur­di­tä­ten­schau in Blogo­hau­sen.
    »Wol­len Sie fum­meln?« schrieb man mir im Blog des Ste­fan Nig­ge­mei­er. Nein – in Blogo­hau­sen sagt man ’schrub’. Was ist das für ei­ne Ver­ball­hor­nung von ei­nem Wort ( und ei­ner wun­der­ba­ren Täig­keit )? Das im­pli­ziert zu­min­dest mir, was so manch Auf­merk­sam­keits­süch­ti­ger vor sei­nem PC tut.
    ich schrieb, schrub, schrub... das lässt Raum für Phan­ta­sie.
    Aber ich ge­ste­he – ich wür­de die Sa­che ger­ne er­hel­len; und fra­ge mich 1) wer wür­de in ei­nem frem­den Blog, in dem schließ­lich ei­ne email-Adres­se an­ge­ge­ben wer­den muss o.g. schrei­ben?
    2) wer wür­de un­ter dem sel­ben Pseud­onym wei­ter­schrei­ben dür­fen?
    Wahr­schein­lich fällt dies al­les je­doch in die Schub­la­de Gen­der und die Do­sis macht, dass ein Ding ein Gift ist.
    Um ei­ne Er­fah­rung rei­cher, hal­te ich mich nun an Nietz­sche – ich schrei­be für al­le und kei­nen.
    Von al­lem Ge­schrie­be­nen lie­be ich nur Das, was Ei­ner mit sei­nem Blu­te schreibt. Schrei­be mit Blut: und du wirst er­fah­ren, dass Blut Geist ist.
    Es ist nicht leicht mög­lich, frem­des Blut zu ver­ste­hen: ich has­se die le­sen­den Mü­ssig­gän­ger.
    Wer den Le­ser kennt, der thut Nichts mehr für den Le­ser. Noch ein Jahr­hun­dert Le­ser – und der Geist sel­ber wird stin­ken.
    Dass Je­der­mann le­sen ler­nen darf, ver­dirbt auf die Dau­er nicht al­lein das Schrei­ben, son­dern auch das Den­ken.

  23. Be­wer­tungs­funk­tio­nen
    Als Jour­na­list le­se ich nach Möglichkeit/Zeitbudget al­le Kom­men­ta­re un­ter mei­nen Tex­ten. Die Be­wer­tungs­funk­ti­on, die es z.B. bei hei­se on­line gibt, igno­rie­re ich. Sie taugt al­len­falls als In­diz, ob mein The­ma Aus­lö­ser für ei­nen Fla­me­war ist. Die Kom­men­ta­re ha­ben ne­ben der Kor­rek­tur­funk­ti­on ganz klar ei­ne »Stein­bruch­funk­ti­on«. Über sie ler­ne ich sehr häu­fig die Men­schen (oder nur die Fo­rums­na­men) ken­nen, die tief im The­ma stecken. Un­glaub­lich vie­le sind sehr freund­lich und hel­fen mir wei­ter, ein paar ge­ben mir seit Jah­ren Tipps. Das Wei­ter­hel­fen gilt auch für die rich­tig ne­ga­ti­ven Kom­men­ta­re. Die paar Idio­ten, die im­mer mal wie­der auf­schla­gen, fal­len nicht ins Ge­wicht. Um­ge­kehrt kom­men­tie­re ich in Ver­schnauf­pau­sen ger­ne bei an­de­ren und fin­de es lu­stig, wel­che Ge­schich­ten dar­aus ent­ste­hen.

    Ver­gli­chen mit der Zeit, als Le­ser­brie­fe den Rück­ka­nal bil­de­ten, sind Kom­men­ta­re ein­fach bes­ser. Wer sich in die Zeit zu­rück­sehnt, als Le­ser­brie­fe »wasch­kör­be­wei­se« ka­men, be­treibt nost­al­gi­sche Hu­de­lei.

  24. Kom­men­tie­ren oder nicht Kom­men­tie­ren?
    Hal­lo G.K.

    Da ha­ben Sie mir ja ei­nen rich­ti­gen Schrecken ein­ge­jagt mit Ih­rem Ver­weis auf mich – wo ich doch ge­ra­de­zu mein klei­nes fei­nes Nicht­be­ach­tet­sein su­che. (Na­ja.)

    Des­halb möch­te ich doch auch kurz mei­ne Hal­tung um­rei­ßen. »Be­gleit­schrei­ben« et­wa le­se ich schon re­gel­mä­ßig we­gen Hand­ke – da­zu muss ich meist (et­wa zu der Be­spre­chung des Brief­wech­sels mit Kol­le­rit­sch) gar nichts sa­gen.

    Ge­juckt, zu kom­men­tie­ren, hat es mich bei dem Lit­tell-The­ma (ich hat­te sel­ber schon ein paar Sei­ten da­zu for­mu­liert), es dann aber ge­las­sen – ich wä­re wie­der zu lang ge­wor­den. Und zwi­schen­durch gibt es auch im­mer Wei­ter­füh­ren­des. Usw.

    Ich per­sön­lich ha­be zu­neh­mend das Ge­fühl, es sei bes­ser, gar nicht wei­ter ir­gend­wo Platz ein­zu­neh­men – mal ab­ge­se­hen von der Red­un­danz der mei­sten »Mei­nun­gen« über­haupt, die kaum ei­nen Punkt ma­chen, ge­schwei­ge denn, das Ge­sam­te ei­ner Dis­kus­si­on im Au­ge (im Gei­ste) be­hal­ten kön­nen.

    In­so­fern emp­fin­de ich dann das blo­ße Zäh­len manch­mal doch als ein Ab­bild ei­nes »Ran­kings«, neu­deutsch für fäl­li­ge Auf­merk­sam­keit: Und zeig­te ein­fach es erst mal nur, ob je­mand gut ist, Zu- und Ge­gen­stim­men zu ei­nem The­ma zu ge­ne­rie­ren, und zwar ab­seits der Platz­hir­schen (wo die pu­re Mas­se es schon macht) – und das be­deu­te­te auch was!

    Und: Er setzt da­mit ja auch ei­nen Rah­men für ei­ne ge­wis­se Qua­li­tät, weil er im­pli­zit sei­nen Stil oder sei­ne Art mit dem Ge­ge­be­nen zu ar­bei­ten wei­ter­gibt, und da­mit, wenn nicht durch­setzt, doch ein­bringt. In­so­fern kann auch Nig­ge­mei­er es sich lei­sten, die Ab­stau­ber-La­ber-Un­sinns-Kom­men­ta­to­ren mit­zu­schlep­pen. Und Gre­gor Keu­sch­nig auch. Wäh­rend in »spie­gel-on­line« oft nur Quatsch bei­getra­gen wird.

    Es geht al­so in die­sem Auf­merk­sam­keits­markt dann doch auch um Qua­li­tät – nicht un­ähn­lich der die­se Kon­kur­renz scheel be­äu­gen­den Pres­se. Und, ganz ab­ge­se­hen vom »In­halt« der Kom­men­ta­re, zei­gen dann die­se auch was an. (»Sa­ge mir, wer Dich kom­men­tiert, und ich sa­ge Dir...«)

    Das ist viel­leicht kein un­we­sent­li­cher Punkt in Be­zug aufs Kom­men­tie­ren, und ich mer­ke für mich, dass ich manch­mal dar­auf ach­te, und dass das et­was zu dem »Bild« von ei­nem Blog bei­trägt (das ist jetzt kein Wort­spiel), zu ei­nem Auf­merk­sam­keits­kli­ma drum­her­um. Und so emp­fin­de ich es auch bei Nig­ge­mei­er.

    Dass für mich ziem­lich auf­re­gen­de Ar­ti­kel et­wa in der NZZ meist kei­nen ein­zi­gen »Le­ser­kom­men­tar« krie­gen, ist dann – viel­leicht – was an­de­res. Oder? Da macht es dann mir auch nix, wenn kei­ner mich kennt...

    Wo­mit ich wie­der bei der omi­nö­sen »Re­le­vanz« wä­re, die man­che be­haup­ten, man­che nicht ha­ben... und an­de­re eben doch. Wenn man zu­gibt, dass al­so auch die Um­ge­bungs­va­ria­blen ei­nes »hot-spots« die Leu­te da­zu bringt, sich da zu tum­meln und Mei­nungs- und Klick-Le­ben zu er­zeu­gen... ist es vor­bei mit der klas­si­schen Er­klä­run­gen (vor al­lem auch de­nen der »Qua­li­täts­zei­tun­gen«, die un­net­wegt Bo­den ver­lie­ren, »Kun­den«).

    »Just keep up the good work...« las ich ge­stern wie­der bei ei­nem Ami. Das sagt es dann manch­mal schon auch.

  25. Ge­juckt, zu kom­men­tie­ren, hat es mich bei dem Lit­tell-The­ma (ich hat­te sel­ber schon ein paar Sei­ten da­zu for­mu­liert), es dann aber ge­las­sen – ich wä­re wie­der zu lang ge­wor­den.
    Mir ist doch so schnell nichts zu lang... Wür­de mich sehr in­ter­es­sie­ren. (Mich dür­stet.)

    [Sor­ry für den »Schock«, aber ich muss­te mich ein biss­chen ver­tei­di­gen, dass ich auch auf »klei­nen Blogs« kom­men­tie­re]

  26. Lie­ber en-pas­sant,

    bei der NZZ ist es so, dass die Kom­men­ta­re vom zu­stän­di­gen Re­dak­tor zum Au­tor wei­ter­ge­lei­tet wer­den, der dann ant­wor­ten mag oder auch nicht. Das kann dau­ern. Ich be­kom­me jetzt z.B. die Le­ser-Kom­men­ta­re zu mei­nem Nach­ruf auf Joe Wei­zen­baum (und be­ant­wor­te sie)

  27. @Detlef Bor­chers
    bei der NZZ ist es so, dass die Kom­men­ta­re vom zu­stän­di­gen Re­dak­tor zum Au­tor wei­ter­ge­lei­tet wer­den
    Das ist ja im­mer­hin schon mal was. (Das ist iro­nie­frei ge­meint.)

  28. Na Bum­sti! Der Bei­trag hat sich ja aus­ge­zahlt. Zur Dis­kus­si­on kann ich selbst nichts bei­tra­gen. Die ist mir zu bier­ernst ge­führt. Aber of­fen­sicht­lich hast Du ei­nen Nerv ge­trof­fen. Und das al­lein ist schon ziem­lich cool;)

  29. Ach ja! Noch et­was! Gra­tu­lie­re zum Top-Platz in den Charts. Und das mit ei­nem geist­rei­chen The­ma. Ich weiss nicht, wie­vie­le Leu­te das bis­her ge­schafft ha­ben.

  30. Ein gu­ter und für mich auf­schluß­rei­cher Ar­ti­kel. In Ver­bin­dung mit dem ver­link­ten FAZ-Ar­ti­kel Nig­ge­mei­ers (den ich noch nicht kann­te) wird mir nun klar, war­um er von den Kom­men­ta­ren so zwie­ge­spal­ten ist, was er bis­her (für mich ne­bu­lös) nur an­deu­te­te.

    Wie man die Kom­men­tar­funk­ti­on ein­schrän­ken oder fast ad ab­sur­dum füh­ren kann, zeigt die Rie­sen­ma­schi­ne un­ter an­de­rem mit ih­ren Fil­tern: min­de­stens drei Wör­ter Con­tent, kei­ne Smi­lies, ß, Ster*chen, In­flek­ti­ve *hü­stel*, Satz­zei­chen­flut !!!!!!!, usw. Man ver­su­che ein­mal Eben­ge­nann­tes zu po­sten, es er­zeugt sehr amü­san­te bis är­ger­li­che Au­to-Re­pli­ken (je nach­dem, wie­viel Hu­mor man zu ha­ben glaubt).
    Noch bes­ser ist das »Vor­ge­fer­tig­te Mei­nungs­an­ge­bot«, wel­ches die »in­ter­es­san­te­sten« Kom­men­ta­re vor­an­ge­gan­ge­ner Ein­trä­ge zum Sel­ber­po­sten an­bie­tet. Wo­von reich­lich Ge­brauch ge­macht wird, was für ziem­li­che Ver­wir­rung sorgt und die Kom­men­tar­funk­ti­on lang­sam ins Sinn­ent­leer­te ab­drif­ten läßt.
    Auch wur­de dort kürz­lich ein Wett­be­werb für den dümm­sten Kom­men­tar aus­ge­tra­gen.

  31. Syn­er­gie
    Es ist mal ein Dorf­trot­tel ge­fragt wor­den, war­um er der Dorf­trot­tel ist.
    Er hat ge­ant­wor­tet, »Die Stel­le war noch frei«.

    Wenn ich ei­nen Kom­men­tar hin­ter­las­se, egal wo, dann kann ich mit be­stem Wis­sen und Ge­wis­sen sa­gen, »Die Stel­le war noch frei«.

  32. »Ge­mein­schafts-Ge­sin­nung«
    Mai­fei­er­tag, reg­ne­ri­sches Wet­ter, schon drau­ßen ge­we­sen, kei­ne Lust, was Sinn­vol­le­res zu ma­chen, al­so ge­be ich hier ei­nen Kom­men­tar ab. (So viel zur Fra­ge: »War­um kom­men­tiert man auf Blogs?«)

    Wei­ter oben war von ei­ner even­tu­el­len »Ge­mein­schafts-Ge­sin­nung« in Blog-Dis­kus­sio­nen die Re­de. Ge­nau die­ses Phä­no­men des Stre­bens nach »Mei­nungs­ein­falt« ver­lei­det mir in der Re­gel die Teil­nah­me an De­bat­ten im welt­wei­ten Netz. Ganz egal, ob man sich sog. »Hass­blogs« oder preis­ge­krön­te Web-Ta­ge­bü­cher wie das von S. Nig­ge­mei­er an­sieht: In der Re­gel ver­tre­ten 90 bis 95 Pro­zent des Kom­men­ta­ri­ats kon­ver­gie­ren­de Po­si­tio­nen, die mei­stens auch mit der mehr oder min­der stark durch­schim­mern­den Ten­denz des Blog-Be­trei­bers ko­in­zi­die­ren.

    Blei­ben wir beim Bei­spiel des Nig­ge­mei­er-Blogs. Kom­men­ta­re zu Ein­trä­gen über die The­men Is­lam, Aus­län­der etc. braucht man gar nicht mehr zu le­sen, denn es steht von vorn­her­ein fest, wel­che Ent­wick­lung die Dis­kus­si­on nimmt: Nach et­li­chen über­ein­stim­men­den Kom­men­ta­ren mel­den sich ei­ne Hand­voll Ab­weich­ler zu Wort. Ei­ni­ge da­von sind wirk­li­che Het­zer. Mei­stens fin­den sich in der Wi­der­spruchs­grup­pe aber auch ei­ne bis drei Per­so­nen, die ei­ne dif­fe­ren­zier­te Mei­nung auf ei­nem ho­hen sprach­li­chen und in­tel­lek­tu­el­len Ni­veau ver­tre­ten.

    Die Wort­füh­rer der Mehr­heits­po­si­ti­on ma­chen sich so gut wie nie die Mü­he, zwi­schen die­sen bei­den Ar­ten des Dis­sen­ses zu un­ter­schei­den. Mit ei­ner an Si­cher­heit gren­zen­den Wahr­schein­lich­keit wird im Sin­ne der »Mei­nungs­hy­gie­ne« (mei­ne Wort­wahl ist be­wusst pro­vo­kant) die Na­zi- oder Ras­si­sten-Keu­le aus­ge­packt und wahl­los ge­gen je­den An­ders­den­ken­den ver­wen­det. Die Ab­weich­ler wer­den hin­aus­ge­bis­sen und so­mit wird je­de Form des Aus­tauschs von Ar­gu­men­ten im Keim er­stickt.

    Wie ge­sagt: Was bei Nig­ge­mei­er pas­siert, ge­schieht un­ter an­de­ren Vor­zei­chen auch in al­len üb­ri­gen Mei­nungs-Blogs, die ich ken­ne. Des­halb scheint es mir mitt­ler­wei­le nur noch sinn­voll, in »Hilfs-« bzw. »Pro­blem­be­he­bungs­blogs« zu kom­men­tie­ren, weil die Be­nut­zer­bei­trä­ge dort wirk­lich ei­nen – um G. Keu­sch­nigs For­mu­lie­rung zu über­neh­men – »Mehr­wert ge­ne­rie­ren«.

  33. Kunst der For­mu­lie­rung
    Ich glau­be, Sie über­trei­ben mit der »Ge­mein­schafts-Ge­sin­nung«. Aus Er­fah­run­gen der letz­ten Mo­na­te kann ich fast nur den Nig­ge­mei­er-Blog her­an­zie­hen. Fast al­le an­de­ren Blogs, die ich be­su­che, ha­ben ent­we­der kei­ne oder we­ni­ge Kom­men­ta­re.

    Die Zahl von 90 bis 95 Pro­zent des Kom­men­ta­ri­ats, die kon­ver­gie­ren­de Po­si­tio­nen ver­tre­ten, hal­te ich für über­trie­ben. Bei­spiels­wei­se wird Nig­ge­mei­er in die­sem Bei­trag teil­wei­se ziem­lich hart an­ge­gan­gen. Auch in den in mei­nen Bei­trä­gen ge­nann­ten Ar­ti­keln gibt es ei­ne Viel­zahl von di­ver­gie­ren­den Mei­nun­gen. Die Fra­ge ist nicht, DASS es ei­nen Dis­sens gibt, son­dern WIE die­ser for­mu­liert wird. Et­li­ches, was Nig­ge­mei­er ste­hen­lässt, weil »nur« er be­lei­digt wird, hät­te ich bei mir im­mer ge­löscht.

    Ich wür­de die Zahl bei ihm bei un­ge­fähr 70:30 – bei ei­ni­gen The­men viel­leicht 60:40 aus­ma­chen. Das Pro­blem ist – das hat­te ich be­schrie­ben – dass sehr oft die Me­ta­dis­kus­si­on über die me­dia­le Ver­ar­bei­tung ei­nes The­mas ver­las­sen wird und das ei­gent­li­che The­ma sel­ber dis­ku­tiert wird.

    Im Ge­gen­satz zu viel­leicht an­de­ren glau­be ich, dass es ei­nen Aus­tausch von Ar­gu­men­ten mit ei­ner ge­wis­sen Kli­en­tel nicht bzw. über Blogs nicht ge­ben kann. Das hat meh­re­re Grün­de – ei­ner ist, dass sehr schnell das »Ar­gu­ment« ver­las­sen wird. Se­hen Sie sich aber die Dis­kus­si­on bei Nig­ge­mei­er über Sci­en­to­lo­gy an. Dort wur­de der Ver­fech­ter der CoS nicht ver­bis­sen – die Dis­kus­si­on dreh­te sich eben nach­her nur im Kreis, weil al­les ge­sagt war.

    Ei­ne wirk­lich frucht­ba­re und geist­rei­che Dis­kus­si­on im Netz ha­be ich sel­ten er­lebt. Das geht viel­leicht auch gar nicht und wä­re zu­viel Er­war­tung, die man hin­ein­pro­ji­ziert. Ich stim­me Ih­nen zu, dass es vie­le dich­te und en­ge »Com­mu­ni­ties« gibt, die be­reits an­satz­wei­se je­den kri­ti­schen Kom­men­ta­tor ver­bei­ssen. Aber wir im rich­ti­gen Le­ben gibt es auch Leu­te, mit de­nen man sich nicht un­ter­hal­ten kann. Aber des­halb gibt man die Kom­mu­ni­ka­ti­on nicht auf, oder?

  34. Ir­gend­wie ge­fällt mir das Bild des »Stein­bruchs« in Be­zug auf die Kom­men­ta­re nicht. Es ruft bei mir die As­so­zia­ti­on her­vor, dass man aus den zu­ta­ge ge­för­der­ten Stei­nen et­was her­aus­mei­ßeln müs­se, be­vor es et­was Nütz­li­ches gibt. Das mag ja häu­fig so sein, aber es wird auch den Fall ge­ben, dass ein Kom­men­tar mehr Ge­halt be­sitzt als der kom­men­tier­te Text. Und der Au­tor soll­te ge­ra­de an sol­chen Per­len in­ter­es­siert sein, die ihm Neu­es ver­mit­teln oder Be­kann­tes un­ter ei­nem an­de­ren Blick­win­kel dar­stel­len.

    Der Un­ter­schied zwi­schen Kom­men­ta­ren auf ei­nen On­line­bei­trag und ei­ner Knei­pen­dis­kus­si­on an­läss­lich ei­nes ge­druck­ten Ar­ti­kels ist le­dig­lich, dass man von letz­te­rer als Au­tor im All­ge­mei­nen kei­ne Kennt­nis hat. Aber die Dis­kus­si­on kann in bei­den Fäl­len in ei­ne ganz an­de­re Rich­tung ge­hen, als es der In­ten­ti­on des Ver­fas­sers ent­spricht.

    Was ein biss­chen welt­fremd ist, ist die Rechts­spre­chung bzgl. von Kom­men­ta­ren in Blogs oder Fo­ren. Die Rich­ter schei­nen kei­ne ech­te Vor­stel­lung da­von zu ha­ben, wel­che Men­gen an Text in man­chen On­line­dis­kus­sio­nen pro­du­ziert wer­den.

  35. De­fi­ni­ti­on »Stein­bruch« aus dem Wi­ki­pe­dia-Ar­ti­kel: »Ein Stein­bruch ist ein Ta­ge­bau­be­trieb, um ge­eig­ne­te mi­ne­ra­li­sche Stof­fe aus ei­ner na­tür­lich ge­wach­se­nen Ge­steins-La­ger­stät­te zu ge­win­nen, ab­zu­bau­en und in der Re­gel zu Bau­stof­fen auf­zu­be­rei­ten.«

    Mir fällt bei dem Be­griff so­fort das »Auf­be­rei­ten« ein. Aus den Kom­men­ta­ren kann – wenn es denn ent­spre­chen­des gibt – der Au­tor für sei­ne an­de­ren Bei­trä­ge Ge­winn zie­hen oder sie fort­ent­wickeln. Hier­in lä­ge ei­ne Mög­lich­keit des »Web 2.0« – das Ar­ti­kel, die ei­nen zeit­ge­schicht­li­chen Hin­ter­grund ha­ben, fort­ge­schrie­ben wer­den und nicht – wie­der ein Bild aus »Stein« – auf ewig in Stein ge­mei­ßelt sind.

    Soll­te sich die Rechts­spre­chung aus Ham­burg durch­set­zen (al­so bei­spiels­wei­se Nig­ge­mei­er mit sei­nen Re­vi­sio­nen schei­tern), dann kann zu­min­dest two­day ein­packen, da man of­fen­sicht­lich we­der wil­lens noch in der La­ge ist, Mo­de­ra­tio­nen für Kom­men­ta­re an­zu­bie­ten (dies­be­züg­li­che An­fra­gen wer­den nicht be­ant­wor­tet).

    Ehr­lich ge­sagt schwan­ke ich, ob ich die Rechts­spre­chung gut oder schlecht fin­den soll. Ein Vor­teil an ei­ner Mo­de­ra­ti­on ist, dass ggf. viel Un­sinn gleich weg­ge­fil­tert wird und Pro­vo­ka­tio­nen nicht mög­lich sind. Der Nach­teil ist, dass sehr vie­le mit ei­nem sol­chen Zu­stand nicht um­ge­hen kön­nen; es wird Un­lieb­sa­mes so­fort mit her­aus­ge­fil­tert.

  36. Was meinst du denn mit Mo­de­ra­ti­on? Lö­schen kann man als Blog­be­sit­zer be­lie­bi­ge Kom­men­ta­re in sei­nem Blog. Da­mit hat Two­day sei­ne Ver­ant­wor­tung auf die Be­nut­zer über­tra­gen, m.E. sind sie da­mit ju­ri­stisch aus dem Schnei­der.

    Wo­mit sie ir­gend­wann Pro­ble­me be­kom­men wer­den, ge­nau­so wie Nensch, ist ih­re Soft­ware. Man kann das Prin­zip, per Ma­kro ei­ni­ge we­ni­ge Pa­ra­me­ter der Ober­flä­che än­dern zu kön­nen, nicht voll­kom­men um­schmei­ßen, oh­ne zu­gleich wahr­schein­lich sämt­li­che Da­ten­bank­in­hal­te zu ver­lie­ren. Wel­che Schwie­rig­kei­ten es macht, wenn nur ei­ni­ge we­ni­ge Fremd­tools ih­re Schnitt­stel­le än­dern, sieht man ja be­reits von Zeit zu Zeit. Mei­ner Mei­nung nach ist Ant­ville als Soft­ware­ba­sis ir­gend­wann am En­de.

    Ich hat­te vor kur­zem auch Mail­kon­takt mit dem Sup­port und war nicht so rich­tig glück­lich. Mein Ein­druck: Man ist der­zeit recht zu­frie­den mit dem ak­tu­el­len (fi­nan­zi­el­len) Zu­stand und ist des­halb nicht dar­auf an­ge­wie­sen, dass al­le Par­ti­zi­pi­en­ten eben­falls im­mer zu­frie­den sind. Das er­in­nert mich an die An­fra­gen ei­nes un­se­rer Ge­schäfts­part­ner bei Mi­cro­soft. Nur Two­day ist nicht Mi­cro­soft.

  37. two­day mag aus dem Schnei­der sein...
    ...aber der User nicht. Und im Zwei­fel muss two­day die Iden­ti­tät des Users of­fen­le­gen. Wenn al­so – wie bei Nig­ge­mei­er – je­mand um 3 Uhr mor­gens ei­nen be­lei­di­gen­den Kom­men­tar po­stet, die­ser vom Haus­herrn zwar ge­gen 10 Uhr ge­löscht wird, dann kann er straf­recht­lich noch be­langt wer­den. Wenn dies be­stä­tigt wird, dann gibt’s bei two­day nur noch Hä­kel­b­logs – oder kom­men­tar­los. Für mich sind aber Kom­men­ta­re es­sen­ti­ell, an­son­sten kann ich’s gleich sein­las­sen.

    Mo­de­ra­ti­on heisst: Der Kom­men­tar muss vor Ver­öf­fent­li­chung vom je­wei­li­gen Blog­ger frei­ge­schal­tet wer­den.

    Im üb­ri­gen ist das Ver­hal­ten merk­wür­dig, wenn es da­her kä­me, dass man mit dem fi­nan­zi­el­len Zu­stand nicht zu­frie­den wä­re. Dann müss­te man ja erst recht mehr auf die Kun­den ein­ge­hen...

  38. Mo­de­ra­ti­on – ja, jetzt fällt es mir auch wie­der ein. Das wür­dest du bei dir ein­schal­ten, wenn es das gä­be?

    Von den Ham­bur­ger Ur­tei­len ha­be ich auch ge­le­sen, sie wur­den in vie­len Com­pu­ter­fo­ren und auch von ei­nem Rechts­an­walt in der Zeit­schrift ct dis­ku­tiert. Grund­te­nor war, dass die Ur­tei­le welt­fremd sind. Ver­mut­lich ist der Streit­wert die­ser Ur­tei­le bis jetzt noch nicht hoch ge­nug, um sich bis nach oben durch­zu­kla­gen. Doch, wenn ich mir die ‘Ex­per­ten’ an­se­he, die dem Ju­stiz- und dem In­nen­mi­ste­ri­um vor­ste­hen, die ei­ne kennt das Wort ‘Brow­ser’ nicht, der an­de­re ist ein Wie­der­gän­ger von Or­well, dann ist auch das letzt­in­stanz­li­che Ur­teil nicht si­cher.

  39. Ob die Rechts­spre­chung welt­fremd ist, spielt kei­ne Rol­le – sie ist schlicht­weg exi­stent und so­mit zu be­ach­ten.

    Mo­de­ra­ti­ons­soft­ware wür­de bei mir nichts brin­gen, weil mein Blog kei­ne dau­er­haf­te Brei­ten­wir­kung hat. Es wä­re nur gut zu wis­sen, dass so et­was exi­stier­te, da­mit es bei­spiels­wei­se fall­wei­se »ein­ge­schal­tet« wer­den könn­te.

  40. Al­so über die Zu­griffs­zah­len kannst du dich wirk­lich nicht be­schwe­ren, sie sind z.B. 5x hö­her als bei mir. Ich ha­be mir den von dir ver­link­ten Text durch­ge­le­sen, al­so die Ur­teils­be­grün­dung und die Kom­men­tar­bei­spie­le. Aus dem Text kann man auch ah­nen, wie der ab­ge­mahn­te Text aus­ge­se­hen hat. Ich hof­fe, dass Nig­ge­mei­er mit sei­nem Ein­spruch Recht be­kommt. Die Kom­men­ta­re sind arg da­ne­ben, aber er hat sie ja ord­nungs­ge­mäß ge­löscht.

    In mei­nem Blog ha­be ich letz­te Wo­che das Kom­men­tie­ren auf bei Two­day An­ge­mel­de­te ein­ge­schränkt, nach­dem ich zwei­mal be­merkt ha­be, wie un­mit­tel­bar nach­dem ich ei­nen Kom­men­tar ge­schrie­ben hat­te, ein wei­te­rer und sehr un­schö­ner Kom­men­tar ei­nes An­ony­men ein­ge­tra­gen wur­de, der nur Hun­der­te von Links ent­hielt. Ich ver­mu­te hier ei­nen Spam-Ro­bot als Quel­le. Ge­gen so et­was gibt es kei­ne Ver­tei­di­gung (au­ßer eben Mo­de­ra­ti­on).

  41. Na­ja,
    Zu­griffs­zah­len auf­grund ei­ner pro­mi­nen­ten Ver­lin­kung sind eph­emer. Ich sprach eher von ei­ner Brei­ten­wir­kung. Die­se wird man mei­ner Mei­nung nach nie er­zie­len, wenn man nur un­ge­fähr drei oder vier Bei­trä­ge im Mo­nat schreibt, die auch noch spe­zi­fisch und – ver­mut­lich – zu lang sind (ich spre­che von mei­nen Tex­ten).

    Man kann jetzt den Per­len­tau­cher, SpOn und ei­ni­ge an­de­re Ma­ga­zi­ne für Bei­trä­ge ver­wur­sten. Das macht dann zehn Bei­trä­ge am Tag. Bei 20 Le­sern sind das schon mal mi­ni­mum 200 Zu­grif­fe = mi­ni­mum 6000 im Mo­nat. Bei nur vier Bei­trä­gen (lässt man die Le­ser­zahl mal gleich), dann sind das 80 Zugriffe/Monat. Da­zu kom­men na­tür­lich die gan­zen Goog­le-Su­chen und die Kom­men­ta­re.

  42. Wenn ich mir die Sta­ti­sti­ken in mei­nem Blog an­se­he, dann wer­den die Bei­trä­ge über den Rom- und den Kor­sik­aur­laub am mei­sten auf­ge­ru­fen. Ich glau­be, es ist nor­mal, dass schwie­ri­ge und Spe­zi­al­the­men ent­hal­ten­de Ar­ti­kel, zu­mal in ei­nem x‑beliebigen Blog und mit im­mer über 1000 Wör­tern nur ei­ne ver­schwin­dend klei­ne Le­ser­schaft an­spre­chen. Um grö­ße­re Krei­se zu er­rei­chen, müss­te man ein »ech­ter« Jour­na­list sein und in ei­ner Fach­zeit­schrift pu­bli­zie­ren – da ver­schie­ben sich al­ler­dings auch die Maß­stä­be an die Schrei­be und die Re­cher­che noch ein­mal deut­lich nach oben.

    Wir hat­ten das The­ma ja schon häu­fi­ger und es wird auch von an­de­ren oft the­ma­ti­siert – die In­ten­tio­nen zum Schrei­ben sind so ver­schie­den wie die Au­toren. Ich schrei­be in er­ster Li­nie für mich selbst, um Er­in­ne­run­gen zu ha­ben, mir über be­stimm­te Din­ge klar zu wer­den, Ent­wick­lun­gen ver­fol­gen zu kön­nen. Das öf­fent­lich zu ma­chen er­zwingt ei­ne ge­wis­se Min­dest­sorg­falt. Da­für rei­chen mir als Be­stä­ti­gung aber 10 Le­ser je Bei­trag und im Schnitt 2 Kom­men­ta­re voll­kom­men aus, um die­se mei­ne in­trin­si­sche Mo­ti­va­ti­on zu er­hal­ten.