Nie ist die Existenz dramatischer als in unserer Kindheit, und nie bewusster als im Alter; dazwischen liegen ein Abschnitt geschäftsmäßiger Vergessenheit und die gnadenvolle Unbekümmertheit der Jugend. Verglichen mit der Kindheit, tritt im Alter die Existenz vor dem absehbaren Ende, gleichsam von der anderen Seite her, ins Bewusstsein: Während das Kind stets darum kämpft, mit den Intensitäten, die ihm die Welt auferlegt und die es durchdringen und durchjagen, zurechtzukommen, also Stabilität zu erlangen, ist das Alter von der Leere, einem Übermaß an Stabilität, einem Mangel lebenslohnender Intensität, vielleicht einem Erschöpfen der Sinne, bedroht. Das Flehen endlich sterben zu können, als Betagter aber nicht chronisch Kranker, ist ernst zu nehmen und zeigt, dass ein Leben trotz hinreichender Funktionalität, an sein Ende kommen kann.
Mosaiksteinchen
Wieder schlagen die Wellen hoch: Angeblich schafft der Westdeutsche Rundfunk seine tägliche Literaturkritik im Magazin »Mosaik« im Radio WDR3 ab. Binnen weniger Stunden gab es eine Online-Petition, auf den Weg gebracht von denen, die betroffen wären, d. h. den »freien« Kritikern (und Kritikerinnen natürlich), die wieder einmal weniger Einnahmen befürchten. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Gestalt ...