Zu Axel Cäsar Springer wurde einiges geschrieben, gesagt und gefilmt. Schließlich feiert man seinen 100. Geburtstag. Zwar würden einem bei näherem Nachdenken mehrere Persönlichkeiten einfallen, deren Geburtstag zu feiern attraktiver wäre (Werner Finck, Gottfried Benn, Novalis) – aber der 2. Mai 2012 ist nun zum Axel-Springer-Gedächtnistag ausgerufen worden. Ich nehme, dass der/die Interessierte alles notwenige aus dem Biographiedschungel Springers herausgefischt hat. Die Welle wird in einem kleinen Nach-Tsunami Ende Juni noch einmal zurückkommen: Dann wird der 60. Geburtstag der BILD gefeiert.
Springer war also 40, als er den analogen Dauer-Shitstorm BILD erfand und in die deutsche Medienlandschaft presste. Dabei gab es die sogenannten Boulevard-Zeitungen in Europa schon Jahrzehnte vorher. Sie waren mitnichten Springers Erfindung. Wenn überhaupt, so wollte Springer den medialen Reduktionismus auf das nicht geschriebene Wort befördern. In der Wirtschaftswunderzeit hatte man wenig Muße lange Artikel zu lesen. Hierin liegt eine gewisse Leistung: Man konzipierte ein Blatt, an dem bereits der Name Programm war. Das alles geschah zunächst vollkommen unpolitisch: Eine photographierte, täglich erscheinende Gartenlaube mit Klatsch und Tratsch.