I. Der Apokalyptiker
»Seine ständige Rede…weist ihn als einen Streiter aus, der des Gegners Siege von dazumal in gegenwärtiges Chaos umdeuten will. Doch so düster er…auftrug, keine der biblischen Plagen hat ihn zum Retter der Krisennot gemacht.
[…]
Ungerufen zwang er sich seiner Partei auf…Zwei Hauptrollen will er verkörpern, will Franz und Karl Moor zugleich sein.«
Was wie eine Charakterisierung der politischen Figur Günter Grass klingt, ist aus dessen Buch aus dem Jahr 1980 mit dem Titel »Kopfgeburten oder Die Deutschen sterben aus«. Es ist ein Ausschnitt aus einer gewaltigen Rede wider den damaligen Unions-Kanzlerkandidaten Franz-Josef Strauß. Ein fiktives Lehrerehepaar ließ Grass überlegen, ob man in Anbetracht der Tatsache, dass dieser Strauß bald Bundeskanzler werden könnte, überhaupt noch guten Gewissens Kinder in die Welt setzen sollte. Und überhaupt sei es ja, so Grass’ in seinen Figuren, gar nicht so schlimm, wenn die Deutschen aussterben würden (der Autor selber hat dafür gesorgt, dass dies nicht direkt der Fall sein wird).
Grass’ energischer Anti-Strauß-Text wirkt in seinem niedlichen Reduktionismus heute amüsant. Aber man täusche sich nicht: Die Situation im linksintellektuellen Milieu Ende der 1970er Jahre war tatsächlich fast apokalyptisch geprägt: Strauß als Bundeskanzler galt als Weltuntergangsszenario; die Bundesrepublik drohte mindestens in den Mief der Adenauer-Zeit zu versinken, wenn nicht Schlimmeres.