Ein­zel­gän­ger

Bei Amok­läu­fen (bzw. das, was als sol­cher be­zeich­net wird) oder ähn­li­chen Ver­bre­chen kommt ei­ne Cha­rak­te­ri­sie­rung bei der Be­schrei­bung des Tä­ters im­mer wie­der zur An­wen­dung: Der Ein­zel­gän­ger.

Im­mer war / ist der Tä­ter ein ei­gen­bröt­le­ri­scher Ein­zel­gän­ger, der – im nach­hin­ein be­trach­tet – ei­gent­lich im­mer schon »ko­misch« war. So­viel schlech­ter Kri­mi ist fast im­mer. Ins­be­son­de­re die Mas­sen­me­di­en ha­ben schnell ih­re Ver­ur­tei­lung ge­fun­den. Mit gro­ssem Ver­gnü­gen wei­det man sich an den­je­ni­gen, der nun (post­hum oder min­de­stens post fe­stum) noch zum »Ab­schuss« frei­ge­ge­ben wur­de.

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»Das Ver­häng­nis schrei­tet fort...«

Wie al­le bö­sen Vor­stel­lun­gen kommt auch die an den Tod lei­se wie ein Wolf oder wie ei­ne Schlan­ge an­ge­schli­chen. Die Ge­dan­ken, die uns aus dem Ge­lei­se wer­fen, kom­men nie plötz­lich. Das Plötz­li­che, das Un­über­leg­te raubt uns zwar ei­ni­ge Au­gen­blicke des Be­wußt­seins, läßt uns dann aber noch lan­ge Le­bens­jah­re. Die Ge­dan­ken je­doch, die uns die Ver­nunft rau­ben, uns bis zum Wahn­sinn, zum Trüb­sinn trei­ben, sie kom­men im­mer nach und nach, oh­ne daß man es merkt, so wie sich der Ne­bel über die Fel­der legt oder die Schwind­sucht auf die Lun­ge...

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Der furcht­ba­re Po­li­ti­ker

Da zeigt die CDU wie­der ih­re al­te, häss­li­che 50er-Jah­re-Frat­ze – und das wäh­rend sich in Ber­lin Mer­kel, von der Ley­en & Co. um ei­ne mo­der­ne CDU be­mü­hen.

Bei der Be­er­di­gung des ehe­ma­li­gen Mi­ni­ster­prä­si­den­ten von Ba­den-Würt­tem­berg, Hans Fil­bin­ger, be­lässt es der am­tie­ren­de Mi­ni­ster­prä­si­dent Gün­ther Oet­tin­ger nicht bei all­ge­mei­nen, flos­kel­haf­ten Re­den, son­dern ver­klärt den­je­ni­gen, der kaum wie ein an­de­rer als Pro­to­typ des »furcht­ba­ren Ju­ri­sten« gilt. Die Zi­ta­te, die seit ge­stern Nach­mit­tag in den Agen­tu­ren zu le­sen sind, spre­chen ei­ne deut­li­che Spra­che.

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Klei­nes Plä­doy­er für ei­ne neue Na­tur­be­trach­tung

Im Feuil­le­ton der ak­tu­el­len Aus­ga­be der »Zeit« ist ein klei­ner, fast ein we­nig ver­stecker, fei­ner Ar­ti­kel der deut­schen Schrift­stel­le­rin Ma­ri­on Po­sch­mann zu le­sen.

In­ner­halb ei­ner Ar­ti­kel­se­rie mit dem eher schwam­mi­gen Ti­tel »Die Zu­kunft der Na­tur« ist Po­sch­manns »Traut dem Au­gen­schein!« ein kur­zes, aber em­pha­ti­sches Plä­doy­er für ei­nen ra­di­kal an­de­ren Um­gang mit dem, was wir (oft ge­nug fälsch­li­cher­wei­se) Na­tur nen­nen.

Ein biss­chen fühl­te ich mich bei ih­ren Ge­dan­ken an die sei­ner­zeit hef­tig dis­ku­tier­ten Fern­sehfilme des Jour­na­li­sten Horst Stern er­in­nert, der in den 70er Jah­ren un­ter an­de­rem mit dem ver­kitsch­ten Blick ei­ner­seits und dem rein öko­no­mi­schen Blick an­de­rer­seits auf­räu­men und in dra­sti­schen Wor­ten (und Bil­dern) die Na­tur­lo­sig­keit des »mo­der­nen Men­schen« auf­zeig­te.

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Wi­der die Kir­che als »Mar­ke«

Chri­sti­an Nürn­ber­gers flam­men­de Po­le­mik im letz­ten »Süd­deut­sche Zei­tung Ma­ga­zin« »Ko­rin­ther 9,99 Eu­ro« ist auch (und ge­ra­de!) für Athe­isten oder Agno­sti­ker ei­ne in­ter­es­san­te und be­we­gen­de Lek­tü­re. Denn hin­ter der Wut des Au­tors auf ei­ne see­len­lo­se Funk­tio­närs­kir­che ver­birgt sich ja der in­ni­ge (nicht zu de­nun­zie­ren­de) Wunsch, es mö­ge an­ders sein.

So wie die Kir­che nach Nürn­ber­gers Be­ob­ach­tung vor­an­schrei­tet, wird das aber nichts. Das Ein­zug ge­hal­te­ne Den­ken von den Mis­sio­na­ren ei­ner frem­den Re­li­gi­on passt na­tür­lich nicht zur christ­li­chen Bot­schaft. So wer­den auch noch die letz­ten Ge­treu­en mit dem öko­no­misch-wich­tig­tue­ri­schen Vo­ka­bu­lar schicker Wer­be­lüm­mel ver­trie­ben. Man könn­te, nein: man muss fra­gen, wie ver­zwei­felt die Kir­che sein muss, sich der­art aus­zu­ver­kau­fen.

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Ein glo­ba­les To­le­do

Un­ter dem Ein­druck des da­mals hef­tig to­ben­den »Ka­ri­ka­tu­ren-Streits« schrieb Bo­tho Strauß Mit­te Fe­bru­ar 2006 ei­nen auch heu­te noch höchst in­ter­es­san­ten, ei­gent­lich er­staun­lich we­nig dis­ku­tier­ten, kur­zen Auf­satz im »Spie­gel« mit dem la­ko­ni­schen Ti­tel »Der Kon­flikt«.

Lässt man Strauß’ ge­le­gent­lich un­ter­schwel­lig an­klin­gen­de, pes­si­mi­sti­sche Sicht hin­sicht­lich ei­ner in näch­ster Zeit be­vor­ste­hen­den »Mehr­heits­ver­schie­bung« ein­mal bei­sei­te (frei­lich klar­stel­lend, nicht die Kö­ter­spur des Ras­sis­mus be­die­nen zu wol­len), so bleibt ei­ne prä­gnan­te Dia­gno­se:

Wie oft be­schrie­ben, be­zieht der Is­lam sei­ne stärk­ste Wir­kung aus sei­ner so­zia­len In­te­gra­ti­ons­kraft. Sei­ne dies­sei­ti­gen Vor­tei­le lässt man leicht au­ßer acht, wenn man sich mit dem po­li­tisch-spi­ri­tu­el­len Kon­flikt be­schäf­tigt.

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Po­si­ti­ve Dis­kri­mi­nie­rung

Wie der bri­ti­sche »Guar­di­an« be­rich­tet, sol­len ab 2008 Neu­stu­den­ten in Gross­bri­tan­ni­en bei ih­rer An­mel­dung un­ter an­de­rem nach dem Bil­dungs­grad ih­rer El­tern be­fragt wer­den. Auch Fra­gen, die ei­nen un­mit­tel­ba­ren Schluss zu ih­rer »so­zia­len Schicht« zu­las­sen, sol­len ge­stellt wer­den. Sinn der Mass­nah­me ist es, auch An­ge­hö­ri­gen von un­te­ren Schich­ten die Mög­lich­keit ei­nes Stu­di­ums ein­zu­räu­men und die­se even­tu­ell zu för­dern.

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»Ju­ri­sti­scher Pups«

Es ist schwie­rig, in der all­ge­mei­nen Skan­da­li­sie­rung um die Frank­fur­ter Rich­te­rin, die dann flugs zum Be­leg für die »Ko­ran­hö­rig­keit« der deut­schen Ju­stiz auf­ge­bla­sen wird, ei­ne be­son­ne­ne, ru­hi­ge Stim­me zu fin­den, die sich dem all­ge­mei­nen Ge­gei­fer nicht an­schliesst. Selbst so li­be­ra­le und nor­ma­ler­wei­se ver­ant­wor­tungs­vol­le Po­li­ti­ker wie Die­ter Wie­fel­spütz von der SPD wa­ren nicht vor vor­schnel­len Ver­ur­tei­lun­gen ge­feit; da woll­te wohl nie­mand zu­rück­ste­hen.

He­ri­bert Prantl stellt in der heu­ti­gen Aus­ga­be der »Süd­deut­schen Zei­tung« klar, dass die »Af­fä­re«, die (von den üb­li­chen Ver­däch­ti­gen lie­bend ger­ne) als »Kul­tur­kampf« hoch­sti­li­siert wird, nur ein ju­ri­sti­scher Pups ist.

Da­bei lässt Prantl – na­tür­lich! – kei­nen Zwei­fel dar­an, dass die Be­grün­dung der Rich­te­rin gro­ber Un­fug ist. Na­tür­lich darf man sich nicht auf den Ko­ran be­zie­hen, der (je nach Aus­le­gung) häus­li­che Ge­walt recht­fer­ti­gen könn­te. Aber Prantl stellt auch klar:

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