Apho­ris­men, No­ta­te und Un­ein­sich­tig­kei­ten V

Die Kri­se weist auf den Schei­de­weg hin: Die Kün­ste lie­ben, über Äs­the­tik re­den, viel­leicht so­gar Ge­dich­te emp­feh­len und sei­ne Exi­stenz an die Ma­the­ma­tik de­le­gie­ren, das kann man nicht. Frei­lich: Man kann, zeigt da­mit aber auch, wie ernst ei­nem mit al­le­dem ist. * * * Die Re­de des Er­zäh­lers ist nicht be­lang­los, weil sie ei­ne Re­de ...

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Apho­ris­men, No­ta­te und Un­ein­sich­tig­kei­ten IV

Nie ist die Exi­stenz dra­ma­ti­scher als in un­se­rer Kind­heit, und nie be­wuss­ter als im Al­ter; da­zwi­schen lie­gen ein Ab­schnitt ge­schäfts­mä­ßi­ger Ver­ges­sen­heit und die gna­den­vol­le Un­be­küm­mert­heit der Ju­gend. Ver­gli­chen mit der Kind­heit, tritt im Al­ter die Exi­stenz vor dem ab­seh­ba­ren En­de, gleich­sam von der an­de­ren Sei­te her, ins Be­wusst­sein: Wäh­rend das Kind stets dar­um kämpft, mit den In­ten­si­tä­ten, die ihm die Welt auf­er­legt und die es durch­drin­gen und durch­ja­gen, zu­recht­zu­kom­men, al­so Sta­bi­li­tät zu er­lan­gen, ist das Al­ter von der Lee­re, ei­nem Über­maß an Sta­bi­li­tät, ei­nem Man­gel le­bens­loh­nen­der In­ten­si­tät, viel­leicht ei­nem Er­schöp­fen der Sin­ne, be­droht. Das Fle­hen end­lich ster­ben zu kön­nen, als Be­tag­ter aber nicht chro­nisch Kran­ker, ist ernst zu neh­men und zeigt, dass ein Le­ben trotz hin­rei­chen­der Funk­tio­na­li­tät, an sein En­de kom­men kann.

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Apho­ris­men, No­ta­te und Un­ein­sich­tig­kei­ten III

Der auf­klä­re­ri­sche An­spruch muss sein, dass die In­di­vi­du­en, die durch ih­re Angst zu ei­ner Mas­se zu­sam­men­ge­bun­den wur­den, ih­res Zu­stands ein­sich­tig wer­den und die dar­aus er­wach­sen­den Kon­se­quen­zen be­grei­fen. Über­mäch­ti­ge Angst macht nicht nur ge­fü­gig, sie lässt die exi­sten­zi­el­len Bin­dun­gen des In­di­vi­du­ums als be­deu­tungs­los er­schei­nen. * * * Die Angst ent­zieht dem In­tel­lekt sei­ne Kraft, sie schwächt ...

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Apho­ris­men, No­ta­te und Un­ein­sich­tig­kei­ten II

Die Fra­ge nach der Wahr­heit kenn­zeich­net die Wis­sen­schaft, die nach der Rich­tig­keit die Po­li­tik. Ei­ne neue Steu­er­ge­setz­ge­bung ist eben­so we­nig wahr, wie Maß­nah­men zum Er­halt der Ge­sund­heit. Sie sind Vor­ha­ben oder Er­geb­nis be­stimm­ter Or­ga­ni­sa­ti­ons­for­men mensch­li­cher Ge­mein­schaft und durch die­se be­grün­det. Oh­ne die­se, wä­ren sie nicht und sie könn­ten in die­sen auch an­ders sein. Sie er­fül­len ih­ren Sinn und Zweck, sind ei­nem Ziel oder ei­ner Sa­che an­ge­mes­sen, zu­tref­fend, rich­tig eben. Und na­tür­lich auch mo­ra­lisch wie recht­lich zu be­wer­ten und in prak­ti­scher Hin­sicht fol­gen­reich. Na­tur­ge­setz­lich­keit ist der Po­li­tik fremd und wer die­se in sie hin­ein­trägt, be­ginnt ein au­to­ri­tä­res Spiel. Das be­deu­tet nicht, dass die Po­li­tik sich nicht um die Er­geb­nis­se der Wis­sen­schaft zu küm­mern hät­te, aber sehr wohl, dass er­ste­re die Ver­ant­wor­tung trägt, Ab­wä­gun­gen und Ent­schei­dun­gen trifft, nicht letz­te­re. Die me­dia­le Über­prä­senz von Wis­sen­schaft­lern in ei­ner Kri­se ist ein Zei­chen für die Ent­schei­dungs­schwä­che der Po­li­tik. Die Auf­ga­be der Po­li­tik aber ist es, zu füh­ren, zu for­mu­lie­ren wie wir ein Pro­blem lö­sen wol­len und ih­re dies­be­züg­li­chen Ver­spre­chen auf die na­he oder fer­ne Zu­kunft hin, wer­den ge­wiss plau­si­bler, wenn Er­kann­tes in de­ren Be­din­gun­gen und da­mit: die ih­res Han­delns, ein­geht.

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Apho­ris­men, No­ta­te und Un­ein­sich­tig­kei­ten I

Die fol­gen­den Ein­las­sun­gen sind nicht ge­plant und ich ver­mag ih­ren Ab­schluss noch nicht ab­zu­se­hen. Ich möch­te an kei­ne vor­an­ge­gan­ge­ne Dis­kus­si­on an­schlie­ßen oder ei­ne auf­wär­men, es scheint mir viel­mehr so, dass ein in­ne­res Drän­gen auf ein äu­ße­ren Zu­stand des Man­gels trifft. Ich hof­fe über den An­lass hin­aus nach­ge­dacht zu ha­ben.

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Ein Win­ter­spa­zier­gang

Wenn ich al­lei­ne bin, be­gin­nen die Din­ge zu spre­chen. Nur, wenn ich al­lei­ne bin und nicht nur sie. Es ist im­mer mei­ne Stim­me mit der sie spre­chen, die sie sich lei­hen und doch ist in ihr im­mer et­was An­de­res, Frem­des, das mir manch­mal über­deut­lich und manch­mal na­he­zu un­kennt­lich ent­ge­gen tritt, selbst im Be­kann­ten, im All­täg­li­chen noch. Ja, ge­ra­de in ihm.

Ich sprach die Sät­ze nach, laut­los, um sie mir zu mer­ken, die plötz­lich un­ge­be­ten und oh­ne je­des Wol­len da­ge­we­sen wa­ren, ob­wohl ich mein No­tiz­heft und ei­nen Blei­stift ein­ge­steckt hat­te; ih­ret­we­gen war ich so­gar noch ein­mal zu­rück­ge­gan­gen, aber jetzt hat­te ich sie ver­ges­sen, weg­ge­scho­ben, wohl we­gen der Käl­te, denn es hat­te zum er­sten Mal in die­sem Jahr ei­ni­ge Grad un­ter Null: Ein ei­si­ger Wind, der mei­ne Fin­ger rasch klamm hät­te wer­den las­sen, trieb den Schnee in Bö­en die Stra­ße ent­lang durch die dür­ren Bü­sche an ih­rem En­de, die ra­schel­ten und schwirr­ten und dann in die Licht­ke­gel der Stra­ßen­la­ter­nen hin­ein, als gel­te es ei­nen ver­säum­ten Tanz nach­zu­ho­len.

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Tem­pel­hüp­fen

Mit dem her­ein­bre­chen­den Früh­jahr be­gann ich wie­der aus dem Fen­ster mei­ner Woh­nung, die im zwei­ten Stock ei­nes klei­nen Hau­ses in Fa­vo­ri­ten, dem 10. Wie­ner Ge­mein­de­be­zirk, lag, in den lang­ge­zo­ge­nen In­nen­hof hin­un­ter zu schau­en. Im Win­ter blieb der Hof ei­gen­ar­tig still und ich hielt mein Fen­ster ge­schlos­sen, da die kal­te Luft durch die Spal­te zwi­schen Fen­ster­rah­men und Flü­gel zog, die ich mit Tü­chern und Decken ab­zu­dich­ten such­te: Ich ver­fluch­te bei­na­he täg­lich die Haus­ver­wal­tung, die stets vor­gab, die of­fen­sicht­lich­sten Schä­den re­pa­rie­ren zu las­sen, die den Tisch­ler vor­bei­schick­te, um ei­nen Ko­sten­vor­anschlag vor­zu­neh­men, aber dann nichts mehr von sich hö­ren ließ. Ich hüll­te mich in dicke Decken, denn ich saß ger­ne ne­ben dem Fen­ster und las, trotz­dem der un­ter dem Fen­ster­brett hän­gen­de Heiz­kör­per den Luft­strom kaum zu er­wär­men ver­moch­te.

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Der grü­ne »Geist«. Zur ver­gan­ge­nen Na­tio­nal­rats­wahl und der Kri­tik ei­ner Par­tei.

Auf dem Weg zur Ar­beit er­hält ein Be­kann­ter auf ei­ne flap­si­ge Be­mer­kung hin von ei­nem Kol­le­gen die Ant­wort, dass er in ein Gen­der­se­mi­nar ge­hö­re; die Be­mer­kung ist ernst ge­meint und kommt von ei­nem in­tel­li­gen­ten Men­schen. Ei­ni­ge Zeit spä­ter spricht der Bun­des­prä­si­dent der Re­pu­blik Öster­reich, Alex­an­der van der Bel­len, vor Schü­lern zum The­ma »Kopf­tuch«: Der Bun­des­prä­si­dent legt das Pro­blem nicht et­wa ana­ly­tisch vor den Schü­lern dar, er mo­ra­li­siert und ver­mei­det ge­ra­de die­je­ni­gen, die Ur­teil, Grün­de und Be­grün­dung viel­fach su­chen, dar­in zu un­ter­stüt­zen und be­trügt sie da­mit um die Kom­ple­xi­tät und die mit die­ser The­ma­tik zu­sam­men­hän­gen­den Fra­gen. Bei­de Hal­tun­gen ha­ben mit den Grü­nen zu tun, ein­mal ge­hört sie zu ei­nem ih­rer Wäh­ler, ein­mal zu ei­nem ih­rer be­kann­te­sten Ex­po­nen­ten1.

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  1. Der als eine Art abhängig-unabhängiger Kandidat antrat und viele Jahre Bundessprecher der Grünen war