Go­ya und die Zeit­fä­den

Ein Künst­ler, der durch Be­harr­lich­keit, Un­be­irr­bar­keit und na­tür­lich durch Fleiß im Lauf der Jah­re im­mer bes­ser, tie­fer, dü­ste­rer wur­de. Bes­ser ist dü­ste­rer?

Ja. Viel­leicht nur durch Nach­denk­lich­keit, viel­leicht ist das die wich­tig­ste Ei­gen­schaft. Durch­drin­gung, das braucht Zeit, oft Jahr­zehn­te. Be­son­ders, wenn man aus ei­nem ab­ge­le­ge­nen Dorf stammt, wo es nichts zu se­hen gibt. Das muß man erst ein­mal ver­ste­hen: nichts zu se­hen.

Aber Die Er­schie­ßung der Auf­stän­di­schen ist doch ei­ne Art Ge­le­gen­heits­ma­le­rei, fast wie Jour­na­lis­mus, Il­lu­stra­ti­on der jüng­sten Er­eig­nis­se...

Francisco de Goya: "Die Erschießung der Aufständischen" - Francisco De Goya de España [Public domain], via Wikimedia Commons (Quelle)
Fran­cis­co de Go­ya: »Die Er­schie­ßung der Auf­stän­di­schen« –
Fran­cis­co De Go­ya de Es­pa­ña [Pu­blic do­main], via Wi­ki­me­dia Com­mons (Quel­le)

Ja, aber ver­tieft, und da­zu ge­hört Vor­be­rei­tung. Viel­leicht brin­gen glück­li­che Um­stän­de die Zeit­fä­den zu­sam­men, time li­nes, sagt man heu­te, so daß ein Werk ent­ste­hen kann. Man­che Künst­ler brau­chen kei­ne Ent­wick­lung, sie sind von An­fang an die, die sie sind. Für die an­de­ren bleibt nur Ent­wick­lung, und die geht lang­sam, sie braucht Zeit. Die Er­schie­ßung über­schrei­tet als Kunst­werk die Zeit, sie zeigt die Sol­da­ten als be­lang­lo­se Mör­der, als un­ter­ge­ord­ne­te Graue Her­ren, als Funk­tio­nä­re, die das Le­ben be­herr­schen (und letzt­lich aus­rot­ten) wol­len, wo es sich nicht be­herr­schen läßt. Sie sind ge­fühl­los, ge­sichts­los, zei­chen­los. Für sie gibt es nur ein ein­zi­ges Zei­chen: Feu­er!

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Ro­ger Wil­lem­sen: Der Knacks

Der Ti­tel klingt ei­gent­lich harm­los: »Der Knacks«. Und ob­wohl Ro­ger Wil­lem­sen gleich am An­fang vom Ster­ben und Tod sei­nes Va­ters er­zählt (er ist zu die­sem Zeit­punkt 15 Jah­re alt), ent­steht zu­nächst der Ein­druck ei­ner Art feuil­­le­to­­ni­­stisch-apho­ri­­sti­­schen Phä­no­me­no­lo­gie. Die Sen­ten­zen sind klin­gend, manch­mal so­gar lu­zi­de; ge­le­gent­lich fast zu schön. Aber im­mer wei­ter wird man in den ...

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