Ein Künstler, der durch Beharrlichkeit, Unbeirrbarkeit und natürlich durch Fleiß im Lauf der Jahre immer besser, tiefer, düsterer wurde. Besser ist düsterer?
Ja. Vielleicht nur durch Nachdenklichkeit, vielleicht ist das die wichtigste Eigenschaft. Durchdringung, das braucht Zeit, oft Jahrzehnte. Besonders, wenn man aus einem abgelegenen Dorf stammt, wo es nichts zu sehen gibt. Das muß man erst einmal verstehen: nichts zu sehen.
Aber Die Erschießung der Aufständischen ist doch eine Art Gelegenheitsmalerei, fast wie Journalismus, Illustration der jüngsten Ereignisse...
Ja, aber vertieft, und dazu gehört Vorbereitung. Vielleicht bringen glückliche Umstände die Zeitfäden zusammen, time lines, sagt man heute, so daß ein Werk entstehen kann. Manche Künstler brauchen keine Entwicklung, sie sind von Anfang an die, die sie sind. Für die anderen bleibt nur Entwicklung, und die geht langsam, sie braucht Zeit. Die Erschießung überschreitet als Kunstwerk die Zeit, sie zeigt die Soldaten als belanglose Mörder, als untergeordnete Graue Herren, als Funktionäre, die das Leben beherrschen (und letztlich ausrotten) wollen, wo es sich nicht beherrschen läßt. Sie sind gefühllos, gesichtslos, zeichenlos. Für sie gibt es nur ein einziges Zeichen: Feuer!
Am Ende, wenn ich dich richtig verstehe, steht die schwarze Malerei. Das Bergwerk, in das der feinfühlige Künstler hinabzusteigen hat. Das vollkommene, erhellende Dunkel.
Aber kein chiaroscuro. Schwarzmalerei... Ja, so könnte man sagen.
© des Textes: Leopold Federmair
Vor vielen Jahren widmete sich eine Ausstellung in Wien dem graphischen Werk Goyas, das mich seither nie (ganz) losgelassen hat: Immer wieder erinnere ich mich daran. Dagegen »verblasst« für mich die Erschießung der Aufständischen, vielleicht weil die Farbe gerade der Tiefe, der Düsternis, in die Goya zweifelsohne »abgestiegen« ist, wenig hinzuzufügen hat, ja ihr womöglich sogar hinderlich ist.
Es ist nicht nur die »Erschießung der Aufständischen«, sondern die ganze Serie der pintura negra, Goyas Alterswerk, ein ganzer Saal im Prado in Madrid. Unendlich viele Nuancen in der Düsternis. »If you want it darker...«