Der erste Appetit scheint gestillt. Die Postillen wenden sich vorübergehend wieder anderen Themen zu. Mindestens eine entblödete sich nicht vom »Inzest-Monster« zu sprechen. Ausgerechnet sie, die einen ganzen Schwarm von Lügenmonstern beschäftigen, mit ihrem Mentor Kai Diekmann. Ich spreche von Deutschland; das österreichische Mediengewitter habe ich nicht mitbekommen. Vielleicht ist das gut so.
Ich stelle die These auf: Sie haben Josef F. gebraucht. Nein: Sie brauchen ihn. Immer noch. Sie verzehren sich nach ihm. Wenn es ihn nicht gäbe – so verrückt und lügnerisch können sie gar nicht sein, ihn zu erfinden. Sie freuen sich, dass jemand ein noch schlimmerer Mensch ist, als ihre Phantasie es hätte erfinden können. Sie suhlen sich im Elend seiner Opfer. Sie weiden sich an ihnen und verbrämen dies mit einem schmierigen Betroffenheitstheater.
Ein österreichisches Gericht beging einen Lapsus. Es nannte Josef F.s Frau in einem öffentlichen Dokument nicht Rosemarie, sondern »Maria«. Welch’ ein Witz: Josef und Maria in Amstetten. Ihr Kind hat nun gelitten. Es hat für uns gelitten. Für unsere Sensationsgier. Zu unserem Plaisir. »Thrill« nennt man das im Englischen. Und jetzt müssen sie alle noch einmal leiden. Mit dem Attributgewitter der üblichen Verdächtigen.
Weiterlesen ...