Dex­ter Fil­kins: Der ewi­ge Krieg

Dexter Filkins: Der ewige Krieg

Dex­ter Fil­kins: Der ewi­ge Krieg

Dex­ter Fil­kins, 1961 ge­bo­ren, kam zum er­sten Mal als Kor­re­spon­dent der Los An­ge­les Times im April 1998 nach Af­gha­ni­stan und be­rich­te­te von dort re­gel­mä­ßig bis zum Som­mer 2000. Kurz nach den An­schlä­gen vom 11. Sep­tem­ber 2001, die er in New York er­leb­te, ging er nach Af­gha­ni­stan zu­rück und blieb dort bis En­de 2002. Von März 2003 bis Au­gust 2006 leb­te Fil­kins im Irak und be­rich­te­te von dort für die New York Times aus de­ren Bag­da­der Bü­ro. »Der ewi­ge Krieg«, ein in den USA viel­fach prä­mier­tes Buch, ver­spricht, so der Un­ter­ti­tel, »In­nen­an­sich­ten aus dem ‘Kampf ge­gen den Ter­ror’ «.

Wie­der ein­mal ein ir­re­füh­ren­der und ef­fekt­ha­sche­ri­scher Un­ter­ti­tel. Er ist in dop­pel­ter Hin­sicht ir­re­füh­rend. Zu­nächst exi­stiert er im US-ame­ri­ka­ni­schen Ori­gi­nal gar nicht – das Buch heißt dort ein­fach nur »The Fo­re­ver War«. Zum an­de­ren sug­ge­riert man durch den Ge­brauch der Vo­ka­bel »Kampf ge­gen den Ter­ror« (der zu­dem noch ei­ne fal­sche, ver­harm­lo­sen­de Über­tra­gung des »War on [against] terror[ism]« dar­stellt) ei­ne min­de­stens teil­wei­se in­tro­spek­ti­ve Ana­ly­se über ei­ne rei­ne Schil­de­rung des ei­gent­li­chen Krie­ges hin­aus. Dies wird je­doch durch Fil­kins nicht ge­lei­stet (was in an­de­rer Hin­sicht im Lau­fe des Bu­ches zum Pro­blem wird). (In­ter­es­sant ist, dass »The Fo­re­ver War« auf Platz 2 der »New York Times«-Liste der be­sten »Non-fiction«-Bücher des Jah­res 2008 steht, wäh­rend auf Platz 1 Ja­ne May­ers »In­si­de Sto­ry« über die In­ten­tio­nen der Bush-Re­gie­rung mit dem Ti­tel »The Dark Si­de« steht.)

Von die­sem Bal­last erst ein­mal be­freit, kann das Buch als das ge­le­sen wer­den, was es sein soll: Re­por­ta­ge, Rei­se- bzw. Er­leb­nis­be­richt, ge­le­gent­lich auch selbst­re­fe­ren­zi­el­le Dar­stel­lung des All­tags ei­nes ame­ri­ka­ni­schen Jour­na­li­sten in ei­nem kul­tu­rell voll­kom­men frem­den (und fremd­blei­ben­den) Ge­biet. Das Buch ist in zwei Tei­le ge­glie­dert – nach ei­nem Epi­log gibt es rd. 70 Sei­ten Schil­de­run­gen aus Af­gha­ni­stan. Der deut­lich um­fang­rei­che­re Teil um­fasst dann fast 300 Sei­ten über den Irak.

Streu­nen­de Hun­de und Wod­ka in Strö­men

Fil­kins ar­bei­tet durch­aus mit Schock­ele­men­ten in sei­nen Re­por­ta­gen, die den Le­ser ban­nen sol­len, was man gleich zu Be­ginn des Af­gha­ni­stan-Ka­pi­tels fest­stellt. So ist er Eh­ren­gast ei­ner Art »Ge­richts­tag« im Fuß­ball­sta­di­on zu Ka­bul im Jahr 1998. Zu­nächst wird ei­nem ver­meint­li­chen Dieb die Hand ab­ge­hackt. Und da­nach wird aus­führ­lich über die Exe­ku­ti­on ei­nes Mör­ders be­rich­tet. Ge­mäß der Scha­ria, so weiß Fil­kins, kann die Fa­mi­lie des Er­mor­de­ten den Tä­ter durch Ver­zei­hen be­gna­di­gen. Die Fa­mi­lie macht je­doch in die­sem Fall kei­nen Ge­brauch da­von; ein Fa­mi­li­en­mit­glied exe­ku­tiert den De­lin­quen­ten. Fil­kins schil­dert je­doch nicht nur die­sen bar­ba­ri­schen Akt als sol­ches. Für ihn steht dies re­prä­sen­ta­tiv für ein von ihm zu­tiefst ver­ab­scheu­tes Sy­stem. Hier prall­ten, so die Ste­reo­ty­pe, zwei Jahr­hun­der­te auf­ein­an­der. Aber wie­so ver­gisst er die Hin­rich­tungs­pro­ze­du­ren in den USA, die zwar nach au­ßen »zi­vi­li­sier­ter« ver­lau­fen – de fac­to je­doch mit dem glei­chen Re­sul­tat? Das Prin­zip der Ra­che, wel­ches er tief in der af­gha­ni­schen (mus­li­mi­schen?) Ge­sell­schaft ver­an­kert sieht (im Irak-Teil er­zählt ihm je­mand, wie aus Ra­che das Blut des Mör­ders tat­säch­lich ge­trun­ken wur­de), setzt er nicht im Kon­text zum ver­meint­lich auf­ge­klär­ten We­sten.

Wenn man ei­ne Re­por­ta­ge als blo­ßes Ab­bild des Ge­sche­he­nen ver­steht, er­scheint die­ser Ein­wand viel­leicht als Be­leg über­mä­ßi­ger po­li­ti­scher Kor­rekt­heit. Aber Fil­kins be­lässt es eben nicht bei der blo­ßen Schil­de­rung der Er­eig­nis­se. Sei­ne Spra­che ist im­mer auch schon im­pli­zit Ur­teil. Harm­los noch, wenn die Stra­ßen­kin­der von Af­gha­ni­stan an­ge­lau­fen kom­men wie ei­ne Her­de Wild­pfer­de. Aber wenn er die Hand hebt, lau­fen sie weg wie streu­nen­de Hun­de. Auf dem Hin­rich­tungs­platz gibt es ein Ge­ran­gel wie bei ei­nem Rug­by­spiel (die Ver­glei­che mit ame­ri­ka­ni­schen Sym­bo­len ist na­tür­lich für sein Pu­bli­kum ge­dacht). Die »Ta­li­ban« (er de­fi­niert die­sen Be­griff nicht) sind grund­sätz­lich nie­der­träch­tig und fin­ster (oder sind die fin­ster Drein­schau­en­den im­mer gleich »Ta­li­ban«?), stroh­dumm oder schlicht­weg Mist­ker­le.

Er be­rich­tet von Ho­tel-An­ge­stell­ten, die sich weh­mü­tig an die gol­de­ne Zeit En­de der 1960er Jah­re er­in­nern (und man sieht den Re­por­ter nickend). Die Frau­en tru­gen Mi­ni­röcke, in den zahl­rei­chen Bars des Ho­tels flos­sen Gin und Wod­ka in Strö­men und der Cham­pa­gner wur­de aus Frank­reich ein­ge­flo­gen. Dies ist of­fen­sicht­lich (s)ein Ide­al für ei­ne einst­mals funk­tio­nie­ren­de Ge­sell­schaft. Dann sei­en die Din­ge aus dem Ru­der ge­lau­fen zi­tiert er sei­nen Ge­sprächs­part­ner und es folgt ei­ne äu­ßerst knap­pe und na­tur­ge­mäß un­voll­stän­di­ge Schil­de­rung der hi­sto­ri­schen Er­eig­nis­se. Dem Le­ser, der nur Fil­kins als Au­gen- und Oh­ren­zeu­gen hat, blei­ben bei­spiels­wei­se Grund und Aus­maß der Un­ter­stüt­zung der USA und des We­stens für die Mud­scha­hed­din im Kampf ge­gen die So­wjet­uni­on ver­bor­gen. Im­mer­hin er­wähnt er, dass die Ta­li­ban-Re­gie­rung zu­nächst durch­aus be­liebt war in der Be­völ­ke­rung, da sie den Bür­ger­krieg be­en­de­te und Ord­nung schuf (frei­lich ei­ne dik­ta­to­ri­sche).

Die ver­rä­te­ri­sche Spra­che

Bei der Schil­de­rung der War­lords, die Tei­le Af­gha­ni­stans wäh­rend der Zeit des Bür­ger­kriegs ab­wech­selnd be­herrsch­ten bzw. be­krieg­ten, kann man an den At­tri­bu­ten ab­le­sen, wer ihm (und so­mit »den« Ame­ri­ka­nern) ge­nehm ist und wer nicht. Der im Sep­tem­ber 2001 er­mor­de­te Massoud sah mit sei­ner Woll­müt­ze wie ein Künst­ler aus und wird neu­tral als tadschikische[r] Kom­man­dant be­zeich­net. Dostum da­ge­gen ist ein usbekische[r] Schläch­ter (als er spä­ter Kon­takt mit Ame­ri­ka­nern auf­nimmt, fällt das Ur­teil dann mil­der aus; ei­ne ge­lun­ge­ne Re­por­ta­ge ge­lingt ihm von den in­of­fi­zi­el­len Kon­tak­ten der USA zu Dostum) und Hek­ma­tyar ein islamistische[r] Fa­na­ti­ker. Es ge­hört zu den Merk­wür­dig­kei­ten die­ses Bu­ches, wie Fil­kins die Sa­ga von Mul­lah Omar wie­der­gibt oh­ne auf des­sen spä­te­re Funk­ti­on als Ober­haupt der Ta­li­ban-Re­gie­rung hin­zu­wei­sen (er bleibt der ein­äu­gi­ge Omar).

Im­mer weiß der Re­por­ter, wer gut und bö­se ist. In den Be­rich­ten aus dem Irak wird dies noch of­fen­sicht­li­cher. Hier zeigt sich das Elend des »em­bedded« Jour­na­lis­mus. So wird im Epi­log die Schlacht um Fallud­scha im No­vem­ber 2004 be­schrie­ben: AC/DC-Mu­sik ge­gen Mu­ez­zin-Ge­sän­ge. Ein ge­lun­ge­nes Bild, aber Fil­kins be­lässt es da­bei nicht, son­dern ver­fällt dem Schlach­ten­ge­tüm­mel. Da wer­den die Flü­che ame­ri­ka­ni­scher Sol­da­ten zi­tiert, die aus Dschi­ha­di­sten »ver­kack­te Turban­trä­ger« und »Wich­ser« ma­chen und ganz schnell ge­rät der Re­por­ter in die­sen Pla­toon-Sog, de­nen fast al­le er­lie­gen, auch die­je­ni­gen, die vor­ge­ben »Anti-Kriegs«-Bücher oder –Fil­me ma­chen zu wol­len oder ge­macht zu ha­ben, weil sie ver­ges­sen, dass mit Schil­de­run­gen aus ei­ner Per­spek­ti­ve ge­nau das er­zeugt wird, was man zu ver­hin­dern sucht: ein ar­chai­sches Mit­ge­fühl, ein Mit-Fie­bern; Par­tei­lich­keit.

Fil­kins’ Spra­che ist ent­lar­vend: Die ame­ri­ka­ni­schen Sol­da­ten sind stets jung, se­hen meist noch aus wie Kin­der, die es in ei­ne Hor­ror­welt ver­schla­gen hat. Ei­ner hat ei­ne Stim­me wir ein Jun­ge vor dem Stimm­bruch. Die Jungs sind den­noch hart und fin­dig, manch­mal auch ent­schlos­sen. Sie sind groß­ge­wach­sen, gut­aus­se­hend und ge­sel­lig. Ei­ner hat ein kan­ti­ges Kinn wie John­ny Cash.

Da­ge­gen ste­hen die Ira­ker. Ein Mann hat da nicht ein­fach nur ei­nen Bart, son­dern es wird er­wähnt, dass ihm die­ser von ei­nem Ohr bis zum an­de­ren reicht (Fil­kins ist auf­grund der Er­eig­nis­se in Af­gha­ni­stan und der Bart­pflicht un­ter den Ta­li­ban sen­si­bi­li­siert). Ei­ner hat ei­nen runde[n] Kopf, ein an­de­rer ei­nen dicke[n] Hals. Man­che sind rund­lich; meist wer­den ih­nen eher lang­sa­me Be­we­gungs­ab­läu­fe at­te­stiert. Den ira­ki­schen Pa­trouil­len hing der Bauch über dem Gür­tel. Grund­sätz­lich schei­nen sie auch dort fin­ster­blickend. Für Phy­sio­gno­mien von »Ein­hei­mi­schen« wer­den oh­ne Aus­nah­me ne­ga­ti­ve For­mu­lie­run­gen ver­wen­det. Nie ist ein Ira­ker schlank oder gut­aus­se­hend, es sei denn er ist im Fil­kins-Tross, al­so Über­set­zer, Fah­rer (die se­hen dann schon mal aus wie »Dir­ty Har­ry«) oder Hil­fe­su­chen­der (de­nen er Sti­pen­di­en oder Ar­beits­mög­lich­kei­ten in den USA ver­schafft, wenn es mög­lich ist). Aus­führ­lich geht er auf die ara­bi­sche Men­ta­li­tät ein (bzw. das, was er da­für hält) aber auch hier gilt, dass die­je­ni­gen, die in sei­ner un­mit­tel­ba­ren Um­ge­bung agie­ren von den sonst üb­li­chen Dys­phe­mis­men »be­freit« sind.

Pie­tà ver­sus Com­pu­ter­spiel

Äu­ßerst sug­ge­stiv wer­den Ur­sa­che und Wir­kung auf­ge­ho­ben und im­mer mehr um­ge­kehrt: Die In­va­so­ren wer­den zu Kinder[n] (Kin­der wecken in uns fast in­stink­tiv Schutz­ge­füh­le), die fast wie tra­gi­sche Hel­den agie­ren und von den un­dank­ba­ren, fin­ste­ren Ein­hei­mi­schen (die gar nicht ge­fragt wur­den, ob sie die­se Form der De­mo­kra­tie ha­ben woll­ten) in ei­nen Krieg ver­strickt wer­den. Man kann dies leicht an den den Me­ta­phern il­lu­strie­ren. So stirbt ein ame­ri­ka­ni­scher Sol­dat in den Ar­men ei­nes Ka­me­ra­den (ein Pie­tà-Bild), aber die Turban­trä­ger wer­den in die Luft ge­sprengt (wie in ei­nem Com­pu­ter­spiel; ent­spre­chend schil­dert er auch die Ein­zel­hei­ten wie aus­tre­ten­de Ge­hirn­mas­se). Und wenn ihm, wie in Af­gha­ni­stan, tat­säch­lich Kin­der­sol­da­ten be­geg­nen, be­schreibt er die­se mit selt­sam an­er­ken­nen­dem Ge­stus. Er bit­tet sie, sich von ihm fo­to­gra­fie­ren zu las­sen (al­so sich für ihn noch in Po­se wer­fen) und lässt den Le­ser wis­sen, der ha­be die­ses Bild im Re­gal bei sich zu Hau­se ste­hen.

Fil­kins’ Ver­ständ­nis für die ame­ri­ka­ni­schen Sol­da­ten ist schier gren­zen­los; sei­ne Be­wun­de­rung gip­felt fast in Hel­den­ver­eh­rung. Er wird zum Sprach­rohr der­je­ni­gen, die – wie er sich aus­drücken wür­de – ih­ren Arsch auch für ihn hin­hal­ten, ver­liert da­bei jeg­li­che Di­stanz und macht sich ge­mein mit ei­ner Sa­che. Ver­ständ­lich viel­leicht, wenn ei­nem die Ku­geln um die Oh­ren pfei­fen, aber wo bleibt da die Pro­fes­sio­na­li­tät, wenn man so et­was schreibt: Trotz der über­wäl­ti­gen­den Hit­ze gin­gen die Ma­ri­nes fast täg­lich raus, be­la­den mit Aus­rü­stung und Waf­fen. Hin­aus in die Nacht, hin­aus in die Trüm­mer. Dar­auf aus, Men­schen zu tö­ten. Manch­mal rann­ten sie los und war­fen da­bei ei­nen Ka­ni­ster, der grü­nen Rauch ver­ström­te. Kein Wort, wer ih­nen den Be­fehl für sol­che Ak­tio­nen gab und wor­in ihr Sinn be­steht.

Nur ein­mal (in der Mit­te des Bu­ches) ver­lässt er den selbst­ge­ba­stel­ten me­ta­pho­ri­schen Schüt­zen­gra­ben und dies kommt dann fast ei­nem Be­frei­ungs­schlag gleich: Es hat­te kei­nen Zweck, die Jungs zu sen­ti­men­ta­li­sie­ren schreibt er plötz­lich von »sei­nen« Sol­da­ten. [S]chließlich wa­ren sie aus­ge­bil­de­te Kil­ler. Sie konn­ten ei­nen Men­schen ziel­si­cher aus 500 m Ent­fer­nung er­schie­ßen oder ihm die Keh­le durch­schnei­den, von ei­nem Ohr bis zum an­de­ren (das glei­che Bild wie beim un­ge­lieb­ten Bart­trä­ger). Und sie stell­ten nicht vie­le Fra­gen. Sie glaub­ten an das, was sie ta­ten; sie ta­ten, was ih­nen ge­sagt wur­de, und sie tö­te­ten Men­schen. Manch­mal fru­strier­ten sie mich; manch­mal wünsch­te ich, sie wür­den mehr Fra­gen stel­len.

»Rie­si­ge Scheiß­hau­fen« beim Ab­zug

Ge­nau die­sen Wunsch hat der Le­ser auch an den Au­tor. Be­stimm­te Fra­gen stellt Fil­kins näm­lich gar nicht. Et­wa wenn ein Ma­ri­ne ein Mu­sik­vi­deo schaut, in dem Pa­ro­len ge­gen Bush und den Irak­krieg skan­diert wer­den, dann hät­te man es ger­ne ge­habt, wenn der Re­por­ter den Sol­da­ten nach des­sen Mei­nung da­zu be­fragt hät­te. Die Hin­ter­grün­de, die zu die­sem Krieg führ­ten, the­ma­ti­siert er nie. Die Recht­mä­ssig­keit des Ein­sat­zes wird nicht an­ge­spro­chen. Sei­ne ei­gent­lich gut ge­lun­ge­ne Re­por­ta­ge über Ah­mad Cha­li­bi ver­mit­telt un­ter­schwel­lig den Ein­druck, die Bush-Re­gie­rung sei auf die­sen Mann her­ein­ge­fal­len, als er ih­nen von Ar­se­na­len von Che­mie- oder Nu­kle­ar­waf­fen er­zähl­te.

Ein­mal schreibt Fil­kins, die Ma­ri­nes re­de­ten nie da­von, dass man Herz und Ver­stand der Men­schen ge­win­nen müs­se. Aber er­stens ist dies pri­mär kei­ne Auf­ga­be der Ma­ri­nes (son­dern de­rer, die sie be­feh­li­gen) und zwei­tens: Wie soll dies in An­be­tracht der Er­eig­nis­se ge­sche­hen? Er be­schreibt die für die Be­völ­ke­rung äu­ßerst er­nied­ri­gen­de Vor­ge­hens­wei­se der ame­ri­ka­ni­schen Sol­da­ten bei den nächt­li­chen Haus­durch­su­chun­gen, bei der Waf­fen oder Auf­stän­di­sche auf­ge­spürt wer­den sol­len. Er spricht von der Stra­te­gie der ei­ser­nen Hand und un­ter­schlägt die Wan­kel­mü­tig­keit der Be­sat­zer, die mal ei­sern durch­grei­fen und dann wie­der den Din­gen wo­chen­lang ih­ren Lauf las­sen.

Er be­rich­tet über den Ein­marsch von 6000 Ma­ri­nes in Fallud­scha. Da gab es un­ter an­de­rem ein Pro­blem mit den Toi­let­ten: Man konn­te nicht ein­fach ir­gend­wo im Frei­en die Ho­se her­un­ter­las­sen, auch nachts nicht, denn die Auf­stän­di­schen hat­ten ex­trem gu­te Scharf­schüt­zen. Die Toi­let­ten funk­tio­nier­ten nicht, weil es kein Was­ser gab. (War­um brach ei­gent­lich die In­fra­struk­tur nach Ein­marsch der Ame­ri­ka­ner zu­sam­men?) In der Gro­ßen Mo­schee, ei­nem der Or­te, wo wir ei­nen Tag blie­ben, be­nutz­ten die Ma­ri­nes den Raum für die Auf­be­wah­rung der Ko­ran­ex­em­pla­re als Toi­let­te – nicht aus Re­spekt­lo­sig­keit ge­gen­über dem Ko­ran, son­dern weil man dort un­ge­stört war. (Wur­de die Mo­schee an­son­sten von Gläu­bi­gen noch be­nutzt?) Ein paar Papp­kar­tons dien­ten als Toi­let­ten­schüs­seln, und wenn sie voll wa­ren, wur­den sie raus­ge­tra­gen. Rie­si­ge, trop­fen­de Papp­kar­tons, ge­füllt mit Men­schen­schei­ße. (Wo­hin wur­den sie ver­bracht?) Doch auf un­se­rem Vor­marsch be­nutz­ten wir haupt­säch­lich die Toi­let­ten in den Pri­vat­häu­sern. Wir bra­chen in die Häu­ser ein und kack­ten in die Toi­let­ten, und wenn die voll wa­ren, mach­ten wir auf den Bo­den. Bei un­se­rem Ab­zug hin­ter­lie­ßen wir rie­si­ge Scheiß­hau­fen. Fast ent­schul­di­gend dann: Im Irak gab es tag­täg­lich sehr viel Schlim­me­res als im Haus wild­frem­der (sic!) Leu­te Fä­ka­li­en zu hin­ter­las­sen. (Als sei es bes­ser, im Haus von Be­kann­ten ei­ne kol­lek­ti­ve Not­durft zu ver­rich­ten.) Pflicht­schul­dig folgt dann noch der Satz: Trotz­dem (sic!) hat­te ich kein gu­tes Ge­fühl da­bei.

Gibt es kei­ne Ein­zel­an­schau­ung wird grob­schläch­tig pau­scha­li­siert: Der Irak sei ein Ir­ren­haus, weiß er. Oder von An­fang an ein gro­ßes Täu­schungs­ma­nö­ver ge­we­sen (er meint aus­drück­lich n i c h t das Täu­schungs­ma­nö­ver der Bush-Re­gie­rung, um den Ein­marsch zu le­gi­ti­mie­ren, son­dern die An­ge­wohn­heit der Auf­stän­di­schen, sich zu er­ge­ben, wenn sie ih­re aus­weg­lo­se La­ge er­ken­nen, aber bei nächst­be­ster Ge­le­gen­heit wie­der an­grei­fen). Zu Be­ginn er­scheint ihm der gan­ze Irak trau­ma­ti­siert und vol­ler Ver­schwö­rungs­theo­rien, was die Ame­ri­ka­ner an­geht (von den ame­ri­ka­ni­schen Ver­schwö­rungs­theo­rien aber­mals kein Wort). Und kon­ze­diert er im Ge­spräch mit Cha­li­bi, dass der Irak ein säkulare[s], fortschrittliche[s] Rechts­sy­stem ge­habt ha­be (er kann da­mit nur die Sad­dam-Zeit ge­meint ha­ben), so ist für ihn 2006 Bag­dad in vor­zi­vi­li­sa­to­ri­schem Zu­stand, be­herrscht von ei­nem Öko­sy­stem des Schreckens. War­um dies so ist – der Le­ser muss die Ant­wort an­ders­wo su­chen, im vor­lie­gen­den Buch gibt es nicht ein­mal ein Be­mü­hen dar­um, die­sen Punkt zu klä­ren.

Be­fehl und Ge­hor­sam

Dex­ter Fil­kins ist na­tür­lich kein Bus­hist. Und man ist zu­nächst durch­aus dank­bar, kein wohl­fei­les Bush-Bas­hing ser­viert zu be­kom­men. Aber die Aus­klam­me­rung jeg­li­cher po­li­ti­scher Im­pli­ka­tio­nen folgt zu sehr dem Prin­zip der »Neu­tra­li­tät« des Mi­li­tärs. Ein we­sent­li­cher Fak­tor von De­mo­kra­tien ist das Pri­mat der Po­li­tik, wel­ches auch vom Mi­li­tär nicht an­ge­ta­stet wird. In­so­fern ist die Ar­mee ei­nes Lan­des aus­füh­ren­des Or­gan ei­nes de­mo­kra­tisch le­gi­ti­mier­ten po­li­ti­schen Wil­lens, was in die­sem Fall ein Di­lem­ma dar­stellt (aber auch das ist nicht das The­ma).

Es ist das Prin­zip von Be­fehl und Ge­hor­sam, und zwar so­wohl im Ver­hält­nis zwi­schen Po­li­tik und Ar­mee als auch in­ner­halb der Ar­mee. Der Ar­mee steht es dem­zu­fol­ge we­der zu die po­li­ti­schen Ent­schei­dun­gen (de­mo­kra­ti­scher Re­gie­run­gen) zu kri­ti­sie­ren, ge­schwei­ge denn sich die­sen zu ver­wei­gern. Fil­kins über­nimmt die Rol­le die­ses Mi­kro­kos­mos der Ar­mee, die los­ge­löst vom Rest der Welt auf ih­re Hier­ar­chie­struk­tur baut und die Hand­lungs­an­wei­sun­gen um­setzt, als ge­ge­ben und un­ab­än­der­lich an (viel­leicht auch, weil sei­ne ei­ge­ne phy­si­sche Exi­stenz di­rekt da­von ab­hängt). Da­mit ein­her geht je­doch – ob er will oder nicht – die im­pli­zi­te Bil­li­gung ge­nau der po­li­ti­schen Entscheidung(en), die ein Sol­dat als Sol­dat nicht zu kri­ti­sie­ren hat. Ist die Be­fehl­ma­schi­ne­rie dem Sol­da­ten ein­ge­drillt wor­den, so ist sie beim Re­por­ter kei­nes­wegs von Be­ginn an prä­sent. Durch den Um­stand, in die Trup­pe »ein­ge­bet­tet« zu sein mu­tiert Fil­kins (min­de­stens zeit­wei­se) zum Sol­da­ten, der wie ein Sol­dat sieht, han­delt und spricht (die mo­ral-ethi­schen Ver­wick­lun­gen die­ser Struk­tur streift Fil­kins na­tür­lich über­haupt nicht).

In dem Ma­ße, wie die An­nä­he­rung zwi­schen Ame­ri­ka­nern und der ein­hei­mi­schen Be­völ­ke­rung sicht­bar schei­tert, nimmt die­se un­re­flek­tie­ren­de Po­si­ti­on noch zu. Da­mit wird aber auch die not­wen­di­ge oder min­de­stens er­stre­bens­wer­te Ob­jek­ti­vi­tät des Re­por­ters im­mer brü­chi­ger. Auch in den Be­geg­nun­gen mit den »ein­fa­chen« Men­schen schwingt ne­ben Un­ver­ständ­nis auch je­ne neo­ko­lo­nia­le At­ti­tü­de mit, die nie­mals ei­nen Zwei­fel über die Rich­tig­keit des ei­ge­nen Stand­punkts auf­kom­men lässt. Die sprach­li­chen und kul­tu­rel­len Bar­rie­ren wer­den ze­men­tiert; es ent­steht ein Grup­pen­ver­hal­ten zwi­schen »uns« und »de­nen«, wel­ches ir­gend­wann schon bei der flüch­ti­gen Be­trach­tung ei­nes Ira­kers auf der Stra­ße an­ti­zi­piert wird. Ei­ne ob­jek­ti­ve Be­richt­erstat­tung ist kaum noch mög­lich und wird spä­ter auch gar nicht mehr an­ge­strebt, da sie die ei­ge­nen Ur­tei­le be­fra­gen müss­te und sich her­aus­stel­len könn­te, dass sie be­sten­falls nur ei­nen Teil­aus­schnitt ei­nes Gan­zen sind. Der ein­ge­bet­te­te Jour­na­list ist emo­tio­nal in sei­ner »Grup­pe« ver­strickt.

Es bleibt nicht aus, dass Fil­kins im Lau­fe des Bu­ches über sei­ne Emp­fin­dun­gen, sei­nen All­tag und die Schwie­rig­kei­ten des Re­por­ter-Da­seins be­rich­tet. Wir er­fah­ren wann, wo und wie­viel er jogg­te, was er da­bei trug und wie die ira­ki­schen Po­sten sei­ne Klei­dung (Shorts) in­di­rekt miss­bil­lig­ten (als man ihm ein ira­ki­sches Fuß­ball­na­tio­nal­mann­schaft­s­tri­kot schenkt ist er zwar ge­rührt – er weiß na­tür­lich über die Fuß­ball­be­gei­ste­rung gro­ßer Tei­le der Be­völ­ke­rung – aber die knie­lan­ge Ny­lon­ho­se [ein Wink mit dem Zaun­pfahl, den er na­tür­lich ver­stand] igno­riert er). Wir le­sen von der Hit­ze, den Pro­ble­men mit dem Sa­tel­li­ten­te­le­fon, der ra­tio­nier­ten Strom­ver­sor­gung, die den Be­trieb des Lap­top er­schwert. In den bes­se­ren Mo­men­ten le­sen wir von ei­ner Art Ge­wöh­nung an die ir­gend­wann all­täg­li­chen (Selbstmord-)Anschläge und Fil­kins’ kru­den Theo­rien (bei Selbst­mord­at­ten­ta­ten bil­de­te sich im­mer wei­ßer Rauch – bei Bom­ben­an­schlä­gen schwar­zer; den ent­ste­hen­den Rauch ver­gleicht er mit der Hi­ro­shi­ma-Bom­be und ist ver­mut­lich noch stolz auf die­sen Ver­gleich). Und na­tür­lich le­sen wir aus­führ­lich von den Ge­fah­ren, die Fil­kins und die Crew (Über­set­zer, Fah­rer, Fo­to­gra­fen – die Be­schrei­bun­gen über »sein« Team ist stets sehr respekt‑, ja lie­be­voll) aus­ge­setzt wa­ren und auf die­se sub­ti­le Art soll na­tür­lich ei­ne Art »Wir«-Gefühl auch beim Le­ser er­zeugt wer­den.

Da kann je­mand ir­gend­wann nicht mehr aus sei­ner über­ge­streif­ten Haut. Nie über­legt er, ob ei­ne Wahl nach west­li­chen Kri­te­ri­en für den Viel­völ­ker­staat und des­sen Pro­porz über­haupt sinn­voll ist. Nie über­legt er, war­um die Ira­ker ei­ner­seits ame­ri­ka­ni­sche Hilfs­gel­der an­neh­men, an­de­rer­seits je­doch kei­ner­lei »Lie­be« zu den USA ent­wickeln (eher im Ge­gen­teil). Dies mit ei­nem Hin­weis auf die Men­ta­li­tät ab­zu­tun, ist ober­fläch­lich und ni­veau­los.

Durch­aus gu­te Sei­ten

Aber die­ses Buch ist nicht aus­schließ­lich schlecht. Es gibt sehr gu­te Be­rich­te und Por­traits. Et­wa wenn er die Pres­se­kon­fe­renz des »Tu­gend­mi­ni­sters« der Ta­li­ban be­schreibt und des­sen Kri­te­ri­en­ka­ta­log nüch­tern aus­brei­tet. Oder die klei­ne Ge­schich­te, als er beim Jog­gen in Bag­dad ei­nen Jun­gen trifft, die­ser auf Sad­dam Hus­s­eins Re­pu­bli­ka­ni­schen Pa­last zeigt und die­ser Jun­ge dann sagt »Haus von Sad­dam« […] »Jetzt Haus von Bush«. Die Ge­schich­te des Arz­tes in der Kin­der­kli­nik, die oh­ne kon­ti­nu­ier­li­che Strom­ver­sor­gung ist – des­sen Re­de rüt­telt auf. Auch die Schil­de­rung, wie mit ei­nem un­glaub­li­chen Ma­te­ri­al- und Sol­da­ten­auf­wand ein Hecken­schüt­ze in ei­nem ver­las­se­nen Ge­bäu­de ge­jagt wird (er flieht nach­her mit Fahr­rad) ist äu­ßerst ge­lun­gen und zeigt in die­sem Mo­ment über­deut­lich den Wahn­sinn die­ses Krie­ges. Und im­mer wenn Fil­kins in den USA Ehe­ma­li­ge trifft (die schein­bar al­le nach Rück­kehr ih­ren Dienst quit­tiert ha­ben), ge­lin­gen at­mo­sphä­risch-dich­te Schil­de­run­gen.

Und zu Recht sieht Fil­kins den Irak längst im Bür­ger­krieg. Die be­tei­lig­ten Par­tei­en be­schreibt er durch­aus; fast ge­bets­müh­len­ar­tig er­klärt er den Un­ter­schied zwi­schen Sun­ni­ten und Schii­ten, er­klärt, war­um die Schii­ten von An­fang an skep­tisch ge­gen­über den Ame­ri­ka­nern wa­ren (sie wur­den im Golf­krieg 1991 von den Ame­ri­ka­nern zum Auf­stand er­mun­tert, dann je­doch al­lei­ne ge­las­sen), er­läu­tert die Zer­split­te­run­gen der ein­zel­nen Grup­pen ein­dring­lich und zeigt in ei­nem sehr die Ori­en­tie­rungs­lo­sig­keit der ame­ri­ka­ni­schen Po­li­tik auf (ins­be­son­de­re Paul Bre­mer er­scheint nicht in gu­tem Licht). Den­noch: Als sich vie­les be­que­mer­wei­se auch auf al-Qai­da zu­rück­füh­ren lässt, über­nimmt er dies ger­ne, viel­leicht weil er dem Le­ser zu Hau­se ir­gend­wann nicht mehr al­le Ein­zel­hei­ten zu­mu­ten woll­te.

Aber in dem er die ame­ri­ka­ni­sche Sei­te im­mer wie­der he­roi­siert bzw. als Op­fer dar­stellt, ist sei­ne Sicht par­tei­isch. Auch (oder ge­ra­de weil) er zu­gibt, dass der Irak seit 2004 ver­lo­ren sei (was ihn prompt von so­ge­nann­ten Pa­trio­ten Be­schimp­fun­gen ein­brach­te), er­staunt die voll­kom­men feh­len­de Em­pa­thie für die, die er so pau­schal die Ira­ker oder, mehr Dif­fe­ren­zie­rung ist aber nicht drin, die Auf­stän­di­schen nennt (in ei­ner Fuß­no­te auf Sei­te 379 er­läu­tert Fil­kins im­mer­hin, wie er den Be­griff des »Auf­stän­di­schen« de­fi­niert und das die­se Pau­scha­li­sie­rung un­um­gäng­lich sei – war­um es über­haupt Auf­stän­di­sche gibt, ver­sucht er erst gar nicht her­aus­zu­fin­den)

Un­ver­ständ­lich, war­um die ein­zel­nen Re­por­ta­gen der­art un­struk­tu­riert ab­ge­druckt wer­den. Zwar gibt es Auf­tei­lun­gen in Ka­pi­tel, aber die the­ma­ti­sche An­ord­nung über­zeugt nicht. Über­sicht­li­cher wä­re es ge­we­sen, die Tex­te chro­no­lo­gisch zu ord­nen, schon um Ent­wick­lun­gen bes­ser sicht­bar zu ma­chen. So ist der Le­ser mal im Jahr 2003, dann 2006 und ir­gend­wann wie­der 2004.

Fa­zit

Es gibt sehr vie­le über­flüs­si­ge Wie­der­ho­lun­gen, Skan­da­li­sie­run­gen und auch Wi­der­sprü­che. Wo­bei nie­mand ei­nen Vor­wurf er­hebt, wenn man die La­ge im Irak 2004 an­ders ein­ge­schätzt hat­te als 2006. Aber wenn von Fallud­scha als der feindseligste[n] Stadt und we­ni­ge Sei­ten spä­ter von Samar­ra als der ge­fähr­lich­sten Stadt des Irak die Re­de ist, so sind die­se At­tri­bu­te ob ih­rer Sub­jek­ti­vi­tät schlicht­weg über­flüs­sig. Und ei­ner­seits wird die Bru­ta­li­tät im af­gha­ni­schen Bür­ger­krieg her­vor­ge­ho­ben und ei­ni­ge Sei­ten spä­ter heisst es dann, Krieg in Af­gha­ni­stan war ei­ne ern­ste Sa­che aber so ernst auch wie­der nicht (dar­auf an­spie­lend, dass die Kriegs­par­tei­en zu be­stimm­ten Jah­res­zei­ten ei­nen still­schwei­gen­den, par­ti­el­len Waf­fen­still­stand ein­hielt). Schließ­lich: Was soll man ei­gent­lich von ei­nem Jour­na­li­sten hal­ten, der Ira­ker bei der Be­trach­tung des Fuß­ball-WM-Spiels 2006 Por­tu­gal ge­gen Nie­der­lan­de be­ob­ach­tet und be­merkt, das Spiel wür­de aus ei­nem Sta­di­on in Lu­xem­burg über­tra­gen (ge­meint ist üb­ri­gens Nürn­berg)? Und rich­tig pein­lich wird es, wenn sich Fil­kins am En­de als Hün­din »Lai­ka« in ei­nem Sput­nik im Welt­all sieht.

Wer et­was über Ter­ro­ris­mus, de­ren Ur­sa­chen und Mög­lich­kei­ten der wirk­li­chen Be­kämp­fung er­fah­ren möch­te le­se Loui­se Ri­chard­son »Was Ter­ro­ri­sten wol­len«. Über die neu­en Kriegs­for­men En­de des 20./Anfang des 21. Jahr­hun­derts er­fährt man sehr In­ter­es­san­tes in Mar­tin van Cre­velds »Ge­sich­ter des Krie­ges«. Und wer zeit­ge­nös­si­sche Land­ser-Ro­man­tik des 21. Jahr­hun­dert be­vor­zugt, ist bei Dex­ter Fil­kins ziem­lich gut auf­ge­ho­ben.


Die kur­siv ge­setz­ten Pas­sa­gen sind Zi­ta­te aus dem be­spro­che­nen Buch.

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  1. Re­por­ta­ge, Rei­se-bzw. Er­leb­nis­be­richt
    Nach der Lek­tü­re Ih­rer Re­zen­si­on kann es nur ein Er­leb­nis­be­richt ei­nes trau­ma­ti­sier­ten Men­schen sein, der die schlimm­sten Sei­ten ei­nes Krie­ges mit­er­lebt hat. Kann man dann noch ob­jek­tiv be­rich­ten? Ich glau­be fast nicht ( um ein klein we­nig Für­spra­che für den Au­tor üb­rig zu ha­ben).
    Wenn ich Ih­rer Be­schrei­bung rich­tig fol­gen konn­te, scheint Dex­ter Fil­kins schon vor sei­nem Aus­lands­ein­satz ein aus­ge­spro­che­ner Na­tio­na­list zu sein, der, aus wel­chen Grün­den auch im­mer, es nicht schafft, über Ame­ri­kas Gren­zen hin­aus, die Welt dif­fe­ren­ziert zu be­trach­ten. Sie schrei­ben: „ Sei­ne Spra­che ist im­mer auch schon im­pi­li­zit Ur­teil“, ist er „Rich­ter“? „Ge­hört er ei­nem „be­son­de­ren“ Men­schen­volk an? Ist er Mis­sio­nar?“ Zu­tiefst be­un­ru­hi­gend und un­sym­pa­thisch sind mir sol­che Men­schen. Und dann schrei­ben die­se Per­so­nen ein Buch, das um die Welt ge­hen könn­te, Men­schen er­rei­chen wird, die nicht über ih­ren Tel­ler­rand hin­aus­schau­en wol­len, kön­nen, wer­den und ihr Welt­bild be­stä­tigt fin­den.
    In un­se­rer neu­en Zeit der Ef­fekt­ha­sche­rei wer­den Er­leb­nis­se wie die­se ge­zielt zur Mei­nungs­ma­che ( ich sa­ge be­wusst nicht Mei­nungs­bil­dung) ein­ge­setzt und es bringt auch noch viel Geld ein.
    Ich bin sehr froh, die­ses Buch nicht im Ori­gi­nal ge­le­sen zu ha­ben, je­doch Ih­ren Blog­ein­trag ha­be ich aus­ge­spro­chen ger­ne kon­su­miert.

  2. Ob Fil­kins Na­tio­na­list ist, weiss ich nicht. Ich weiss nicht ein­mal, was das ge­nau ist. In Deutsch­land ist in ei­ni­gen Krei­sen je­der Na­tio­na­list, der die deut­sche Na­tio­nal­hym­ne kennt. In den USA ist Na­ti­on an­ders de­fi­niert.

    Mis­sio­nar ist Fil­kins m. E. nicht. Er denkt ein­fach aus­schliess­lich in den Ka­te­go­rien, die er kennt und hält die­se für die be­sten. War Rot-Grün mis­sio­na­risch tä­tig, als sie den Af­gha­ni­stan-Ein­satz be­schlos­sen? Teil­wei­se ja, weil sie ei­ner Be­völ­ke­rung, die sie we­der kann­ten noch vor­her ge­fragt ha­ben, un­ser Sy­stem auf­dräng­ten. Dies war je­doch nur ein Ne­ben­aspekt.

  3. Über die Ame­ri­ka­ner
    Mei­nes Er­ach­tens ist so­gar schon der Be­griff »Kampf ge­gen den Ter­ror« wer­tend. Es liegt im­mer im Au­ge des Be­trach­ters, wer der »bö­se« Ter­ro­rist ist. Ich möch­te da­mit nicht die Ta­li­ban in Schutz neh­men, son­dern ich möch­te drin­gen­st ein­mal sa­gen, dass der We­sten, ins­be­son­de­re die USA, sich oft­mals voll­kom­men un­be­rech­tigt auf die gu­te Sei­te stel­len.

    Die gan­ze Show um den Ame­ri­can Dream ist doch im Grun­de ei­ne Ver­un­glimp­fung sämt­li­cher Fehl­schlä­ge, die sich die Ame­ri­ka­ner auf dem Weg zum »mäch­tig­sten Land der Welt« er­laubt ha­ben – und das sind ganz und gar nicht we­ni­ge. Ich möch­te hier­bei ei­nen Buch nen­nen, in wel­chem »Un­cle Sam« im Hin­blick auf die »In­dia­ner-Ver­nich­tungs­krie­ge« (sind kei­ne Zi­ta­te, aber ich den­ke, die­se Be­grif­fe pas­sen trotz­dem ganz gut) et­was kri­ti­scher cha­rak­te­ri­siert wird: »Der We­sten war ihr Schick­sal – Chri­sto­pher S. Ha­gen«.

    »Und sie stell­ten nicht vie­le Fra­gen. Sie glaub­ten an das, was sie ta­ten; sie ta­ten, was ih­nen ge­sagt wur­de,...«:

    Ist das nicht mit dem fast ge­sam­ten ame­ri­ka­ni­schen Volk so? Es mag zwar ein fal­sches Kli­schee sein, dass je­der Ame­ri­ka­ner ein über­ge­wich­ti­ger, ein­fäl­ti­ger Na­tio­na­list ist, der häu­fi­ger bei Fast-Food-Ket­ten ein­kauft als im Su­per­markt, aber wenn El Pre­si­den­te er­zählt, die »bö­sen, bö­sen« Ira­kis la­gern ABC-Waf­fen in ih­ren Hin­ter­hö­fen, dann glaubt das der Durch­schnitts­bür­ger. Hier­bei möch­te ich an­mer­ken, dass das wahr­schein­lich an der sehr pflicht- und va­ter­lands­ge­bun­de­nen Er­zie­hung liegt; wir Eu­ro­pä­er ent­wickeln un­ser Welt­bild et­was po­li­tik­li­be­ra­ler. An sich ist das kei­ne Ei­gen­schaft, aus der man gleich Vor­wür­fe span­nen muss. Denn Nicht-Den­ken und im Ru­del heu­len macht stark. Noch nie war Deutsch­land so mäch­tig wie 1933–45 (Vor­sicht, Iro­nie!).
    Dass Ame­ri­ka dem in ge­wis­ser Wei­se na­he kommt (ich ken­ne auch ei­nen Künst­ler, der Ge­or­ge W. Bush mit Hit­ler ver­gli­chen hat), bzw. kam, merk­te fast nie­mand. Ich bin ganz und gar froh, dass Oba­ma jetzt die Po­li­tik Bushs in An­sät­zen um­kehrt. Wenn gleich Oba­ma si­cher­lich oft­mals über­schätzt wor­den ist.

    Ich den­ke, da ha­ben wir in Fil­kins je­man­den, der sich so sehr hat ma­ni­pu­lie­ren las­sen – durch Sol­da­ten (vor al­lem si­cher­lich den Of­fi­zie­ren, Pres­se und der Re­gie­rung – dass er den gan­zen Krieg nur aus EINER ein­zi­gen Sicht­wei­se be­trach­ten kann. Ich schlie­ße mich lou-sa­lo­me an, ich bin auch froh, mich die­ser Eng­stir­nig­keit nur über ei­nen drit­ten kon­fron­tie­ren zu müs­sen.

  4. Vor­sicht ist ge­bo­ten
    Ich war­ne vor Ste­reo­ty­pen – auch was »die Ame­ri­ka­ner« an­geht. (Das Bush-Bas­hing kann ich nicht mehr hö­ren; die Bus­h/Hit­ler-Ver­glei­che sind der­art mut­wil­lig dumm, dass man sie mit Miss­ach­tung be­le­gen soll­te). Die Me­di­en­ma­ni­pu­la­tio­nen zum Irak­krieg wa­ren holz­schnitt­ar­tig – das stimmt. In ver­fei­ner­ter Form hät­ten sie aber über­all zum (kurz­fri­sti­gen) »Er­folg«, d. h. zur Zu­stim­mung in der Be­völ­ke­rung, ge­führt. Hier­zu gibt es reich­lich Bei­spie­le, auch in der jün­ge­ren Ge­schich­te Eu­ro­pas (Ju­go­sla­wi­en­krieg 1999 – um nur ei­nes zu nen­nen).

    Ich glau­be nicht, dass sich Fil­kins hat ma­ni­pu­lie­ren las­sen. Das ist zu­dem schwie­rig nach­zu­wei­sen, weil man von ihm an­son­sten nichts klingt. Ich ha­be nur ver­sucht her­aus­zu­ar­bei­ten, dass, wenn ei­nem die Ku­geln um die Oh­ren flie­gen, ei­ne So­li­da­ri­tät mit den­je­ni­gen, mit de­nen man dies er­lebt, zwangs­läu­fig die Fol­ge ist. Man sieht dann die An­ge­le­gen­heit ge­zwe­un­ge­ner­ma­ssen aus die­sem Blick­win­kel. Was man ihm vor­wer­fen kann, ist dies so­zu­sa­gen un­re­flek­tiert ein­ge­bracht zu ha­ben – da­her at­te­stie­re ich ihm Land­ser-Ro­man­tik.

    Fil­kins Buch ein Bei­spiel da­für, wie man Tex­te auf de­ren ver­bor­ge­ne Bot­schaft ana­ly­sie­ren kann, da hier die im­pli­zi­ten ur­tei­le sehr of­fen­sicht­lich sind. Bei an­de­ren, schein­bar neu­tra­len Me­di­en wä­re dies in­ter­es­san­ter fest­zu­stel­len (aber auch schwie­ri­ger).

  5. In­ter­es­sant
    »Ich glau­be nicht, dass sich Fil­kins hat ma­ni­pu­lie­ren las­sen. [...] Ich ha­be nur ver­sucht her­aus­zu­ar­bei­ten, dass, wenn ei­nem die Ku­geln um die Oh­ren flie­gen, ei­ne So­li­da­ri­tät mit den­je­ni­gen, mit de­nen man dies er­lebt, zwangs­läu­fig die Fol­ge ist.«:

    Ist das nicht ei­ne Art Ma­ni­pu­la­ti­on?

    Be­züg­lich des ty­pi­schen Ame­ri­ka­ner-Ste­reo­ty­pen ha­ben Sie mich et­was miss­ver­stan­den. Ich mein­te, dass Ame­ri­ka­ner ganz ger­ne mal die Feh­ler in ih­rer Ge­schich­te aus­wi­schen, als ob nie wel­che ge­sche­hen wä­ren, weil ih­nen ihr Va­ter­land im Durch­schnitt wich­ti­ger ist, als uns Eu­ro­pä­ern. Mag sein, dass ich auf­grund von Wer­tun­gen wie­der zu sehr in Kli­schees ab­ge­drif­tet bin.
    Mich wi­dert es je­den­falls an, wenn man vom »gro­ßen pa­trio­ti­schen Ent­decker­geist« spricht, der den Wil­den die Zi­vi­li­sa­ti­on ge­lehrt hat. Da kommt mir Wa­shing­ton doch sehr als ad­mi­ni­stra­ti­ve Primat(en)stadt vor.
    Und Bushs Po­li­tik hat­te auch sol­che Grund­zü­ge (Wo­bei ich an­mer­ken muss, dass die­ser Mann wohl eher nur dem Öl hin­ter­her war).

  6. Ist das nicht ei­ne Art Ma­ni­pu­la­ti­on?
    Höch­stens auf ei­ner zwei­ten Ebe­ne. Wenn Sie schrei­ben, dass sich Fil­kins hat ma­ni­pu­lie­ren las­sen, so in­ter­pre­tie­re ich dies als ei­ne Art will­fäh­ri­ges Ge­wäh­ren­las­sen; viel­leicht so­gar mit Vor­teils­nah­me. Dies in­ter­pre­tie­re ich als ei­nen vor­sätz­li­chen Akt. Fil­kins schreibt in sei­nem Sin­ne durch­aus nicht ma­ni­pu­la­tiv, son­dern eben als Re­por­ter: Ich ha­be grund­sätz­li­chen kei­nen Zwei­fel, an dem was er e r l e b t hat. Er ver­quickt die­se Er­leb­nis­se nur mit sei­nen Ur­tei­len, die sich ihm über das Aus­ge­lie­fert­sein in der »ein­ge­bet­te­ten« Ar­mee­ge­sell­schaft er­schlie­ssen und die er nicht mehr be­fragt bzw. re­flek­tiert. Er ma­ni­pu­liert in die­sem Sin­ne nicht vor­sätz­lich, sonst wä­re zum Bei­spiel sein Schrei­ben sehr viel aus­ge­feil­ter. Ei­ne Ma­ni­pu­la­ti­on, die man ej­doch so leicht als sol­che entd­lar­ven ist, ist ein­fach nur tö­pel­haft.

    Die Ge­schich­te der USA, die (das schreibt üb­ri­gens auch Av­ra­ham Burg in sei­nem Buch am Ran­de) auf ei­nen Völ­ker­mord gro­ssen Aus­ma­sses be­ruht, ist ein wei­tes Feld. Sie in die­sem Au­gen­blick an­zu­spre­chen ist et­was un­fair, weil sie nicht pri­mär zur Cau­sa des Irak et­was bei­trägt. Den­noch ist der Ein­wand na­tür­lich rich­tig.

    Ehr­lich ge­sagt hal­te ich den All­ge­mein­platz Bush sei es nur um das Öl ge­gan­gen für reich­lich ein­di­men­sio­nal. Ich glau­be schlicht­weg nicht, dass er stimmt. Er un­ter­schätzt den Mis­sio­nie­rungs­drang der Neo­kon­ser­va­ti­ven und auch Bushs per­sön­li­che Mo­ti­ve im Zu­sam­men­hang mit der »Be­wäl­ti­gung« sei­nes Va­ter-Trau­mas. Na­tür­lich ist das Öl so et­was wie ein »an­ge­neh­mer Ne­ben­ef­fekt«. Ich glau­be aber nicht, dass es der al­lei­ni­ge Grund war. Die Leu­te wa­ren Über­zeu­gungs­tä­ter was die Zwangs­de­mo­kra­ti­sie­rungs­mass­nah­men an­geht. Man kann das un­ter an­de­rem bei Fran­cis Fu­ku­ya­ma, ei­nem seit ei­ni­gen Jah­ren zwei­feln­den Neo­kon­ser­va­ti­ven nach­le­sen.

  7. Über Ma­ni­pu­la­ti­on, USA und Bush
    Mein­ten Sie jetzt, ich ha­be aus­drücken wol­len, Fil­kins ver­su­che mit sei­nem Buch zu ma­ni­pu­lie­ren? Das mein­te ich wie­der­um nicht (Es kann auch sein, dass ich Sie hier miss­ver­stan­den ha­be.).
    Ich ha­be das Ge­fühl, dass Fil­kins je­mand ist, der durch das ge­sam­te Mi­li­tär­we­sen der USA, sei­en es die Äu­ße­run­gen der Re­gie­rung, das Er­leb­te in Irak oder Af­gha­ni­stan oder Ve­te­ra­nen­be­rich­te, sei­nen kla­ren Blick auf die­ses The­ma ver­lo­ren hat. Er hat nur die ei­ne Sei­te der Me­dail­le ken­nen­ge­lernt. Des­we­gen wur­de sein Blick ge­wis­ser­ma­ßen qua­si-ma­ni­pu­la­tiv ge­trübt.

    Ich weiß, dass ich oft­mals zu hart mit der USA rich­te. Si­cher­lich bin ich da­bei auch zu seh ur­tei­lend, weil ich die USA ein­fach als et­was Schlech­tes ken­nen­ge­lernt ha­be.

    Und zum The­ma Bush kann ich nur sa­gen: Ich weiß nicht, was in des­sen Kopf vor­ge­gan­gen ist. Aber ko­mi­scher­wei­se in­ter­es­sier­te er sich für die­je­ni­gen Mäch­te, die Öl zu bie­ten ha­ben (Irak in et­wa). Er hät­te doch auch in Nord­ko­rea ein­ge­fal­len ge­konnt (bit­te kor­ri­gie­ren Sie mich, falls das falsch kon­ju­giert sein soll­te). War­um hat er das aber nicht, ob­wohl es viel nö­ti­ger ge­we­sen wä­re?
    An­mer­kung: Lei­der ha­be ich die da­ma­li­gen Zu­stän­de in Nord­ko­rea nicht mehr im Kopf. Viel­leicht war es da auch noch gar nicht so gra­vie­rend wie heu­te.
    Aber das mit den Zwangs­de­mo­kra­ti­sie­rungs­maß­nah­men (ein schö­nes Wort, nicht wahr? Vor al­lem auch sehr BE­schö­ni­gend.) könn­te gut sein, das leh­ne ich nicht ab.

  8. Fil­kins
    Wenn Sie sa­gen, dass er den »kla­ren Blick« ver­lo­ren hat – dann stim­me ich Ih­nen zu. Aber er hat nicht sei­nen kla­ren Blick ver­lo­ren – es ist schlicht­weg sei­ner.

    Bush
    Der ame­ri­ka­ni­sche Neo­kon­ser­va­tis­mus ist ei­ne Ideo­lo­gie; de­ren Ge­schich­te zu ver­fol­gen, ist nicht ganz un­in­ter­es­sant. Nord­ko­rea hat Bush nicht an­ge­grif­fen, weil das Land (1.) in der La­ge war, Ver­gel­tung Rich­tung Süd­ko­rea zu ver­üben (u. U. so­gar nu­kle­ar; ein grund mehr für Schwel­len­staa­ten, sich die­se Waf­fen zu be­sor­gen) und da­mit die gan­ze Re­gi­on de­sta­bi­li­siert hät­te, (2.) weil der Irak ein­fach bes­ser in die neo­kon­ser­va­ti­ve Ideo­lo­gie pass­te: Es soll­te ein de­mo­kra­ti­sches, ara­bi­sches Land als Pfahl im Fleisch im­ple­men­tiert wer­den (auch ge­gen den Iran). Na­tür­lich spielt dann das Öl auch ei­ne Rol­le (ob­wohl der Krieg mehr ge­ko­stet hat, als die ame­ri­ka­ni­sche Wirt­schaft von ihm pro­fi­tiert hat; sieht man von der Rü­stungs­in­du­strie ein­mal ab). Über die per­sön­li­chen Be­weg­grün­de von Bush gibt ja sehr in­ter­es­san­te Theo­rien (sein Va­ter hat­te 1991 ge­zö­gert, gen Bag­dad zu zie­hen, weil er das UN-Man­dat re­spek­tier­te). (3.) Weil es ei­nen Kon­flikt mit Chi­na be­deu­tet hät­te, den Bushs Be­ra­ter in kei­nem Fall ris­kie­ren woll­te und (4.) weil der Irak durch ein jah­res­lan­ges Em­bar­go mi­li­tä­risch am En­de war und leich­tes Spiel schien.