Ach­tung, Bau­stel­le!

Hier ent­steht der­zeit das Nach­fol­ge­b­log von begleitschreiben.twoday.net. Noch sind hin­ter den Ku­lis­sen die Hand- und Kopf­wer­ker tä­tig, aber Sie kön­nen sich schon mal ein biß­chen hier um­schau­en. Die of­fi­zi­el­le Er­öff­nung die­ses li­te­ra­ri­schen Sa­lons wird vom Haus­herrn per­sön­lich be­kannt­ge­ge­ben, so­bald der Um­zugs­un­ter­neh­mer die vir­tu­el­le Ein­rich­tung des al­ten Hei­mes mit mög­lichst we­nig Schram­men und Del­len hier her­über­ge­schafft ...

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Herr Loh­se kauft jetzt ein

Hein­rich Loh­se ist es ge­wohnt, dass sein Na­me Re­spekt und ei­nen ge­wis­sen Schau­der aus­löst. Er ist schließ­lich Ein­kaufs­di­rek­tor. Als er dann plötz­lich pen­sio­niert wird, weil sei­ne Ein­kaufs­me­tho­den nicht mehr er­wünscht sind (aus Grün­den der Preis­er­spar­nis hat­te für die näch­sten Jahr­zehn­te Ko­pier­pa­pier ein­ge­kauft), kratzt dies nur ganz kurz an sei­nem Ego. Er bie­tet sich an, sei­ner Frau »im Haus­halt« zu hel­fen und geht ein­kau­fen. Er be­tritt das Ge­schäft – und han­delt, wie er es seit Jahr­zehn­ten kennt. Er stellt sich vor: »Mein Na­me ist Loh­se – ich kau­fe hier ein.« – Und nie­mand nimmt No­tiz da­von.

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Ich bin ein Gra­ti­sidi­ot

Es ist längst ein Schimpf­wort ge­wor­den: Die Gra­tis­kul­tur im In­ter­net sei Schuld für die Kri­se der ge­druck­ten Me­di­en. Nie­mand kau­fe mehr ei­ne Zei­tung oder Zeit­schrift, weil bzw. wenn die Ar­ti­kel im In­ter­net frei zur Ver­fü­gung ste­hen. Ge­zwun­ge­ner­ma­ßen ma­chen aber fast al­le mit, weil man sonst droht, im me­dia­len Auf­merk­sam­keits­nir­wa­na ver­schwin­den. So die Kla­ge.

So wird Gra­tis­kul­tur zu ei­nem Kampf­be­griff für Leu­te, die die man­geln­den Ver­mark­tungs­mög­lich­kei­ten ih­rer Pro­duk­te be­kla­gen, weil in­zwi­schen al­le er­war­ten, dass ih­nen die In­for­ma­tio­nen ko­sten­frei zur Ver­fü­gung ste­hen.

Ich deu­te Gra­tis­kul­tur jetzt mal an­ders. Weil ich Gra­tis­kul­tur schaf­fe. Mein Web­log ist gra­tis. Ich be­zah­le so­gar Geld da­für, dass es kei­ne Wer­bung gibt. Ich schrei­be gra­tis. Hier und bei »Glanz und Elend«. Dort schrei­ben auch die an­de­ren Kol­le­gen gra­tis. Und auf vie­len an­de­ren Li­te­ra­tur­fo­ren auch. Das ist für mich Gra­tis­kul­tur.

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Der Hin­ter­welt­ler und die Igno­ranz

    Tat­säch­lich war es viel­leicht noch zu kei­ner Zeit we­ni­ger schwie­rig als heu­te zu Wir­kung und Gel­tung zu ge­lan­gen; und ge­ra­de weil es so leicht ist zu »wir­ken«, scheint es un­mög­lich zu wir­ken.

    Von je­der Pla­kat­säu­le droht ein neu­er, be­son­de­rer Welt­um­sturz, schrei­en Ent­hül­lun­gen, locken frisch ent­deck­te Di­men­sio­nen. Die Fol­ge ist, daß sich nie­mand mehr dar­über auf­regt; au­ßer den Leu­ten na­tür­lich, die von ih­rer Auf­re­gung le­ben.

    Wir sind über­füt­tert mit Ge­dan­ken.*

Ist das die Kla­ge ei­nes gut be­zahl­ten Re­dak­teurs ei­nes (so­ge­nann­ten) Qua­li­täts­me­di­ums, der sei­ne Mei­nungs­füh­rer­schaft durch neue, ob­sku­re Kräf­te un­ter­mi­niert sieht? Oder ein­fach nur ei­ne Fest­stel­lung ei­nes des­il­lu­sio­nier­ten Blog­gers, der das sou­ve­rä­ne Ig­norieren durch die eta­blier­ten Me­di­en sträf­lich un­ter­schätzt hat­te und trotz al­ler An­stren­gun­gen sei­ne re­gel­mä­ßi­gen Be­su­cher pro­blem­los in ei­nem Mit­tel­klas­se­wa­gen un­ter­brin­gen könn­te? Und mit­ten­drin der seuf­zen­de Le­ser, Zu­schau­er, Zu­hö­rer: Wir hin­ge­gen stöh­nen un­ter der Last von [...] Mei­nun­gen, von de­nen je­de ein­zel­ne nicht Un­recht hat und die doch we­der ein­zeln, noch mit­sam­men das Ge­fühl der Wahr­heit ge­ben. Es scheint, wir sind mit­ten im ak­tu­el­len Über­for­de­rungs-Kla­ge­dis­kurs à la »Payback«.

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Au­gen auf...

Au­gen auf, du bist al­lein: im Bahn­hof von Brigh­ton die saal­ar­ti­ge un­ter­ir­di­sche Toi­let­te, traum­groß, traum­leer, da­zu der Mo­sa­ik­bo­den, und drau­ßen der Voll­mond; Au­gen auf: die vie­len Rot­haa­ri­gen im letz­ten Zug zu­rück nach Lon­don, und zu­vor, Au­gen auf: die, wir, paar Al­lei­ni­gen in der letz­ten Ki­no­vor­stel­lung, am Nach­mit­tag des Weih­nachts­abends in B., Frau­en fast nur, und ...

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»Du hast ei­ne gu­te Stim­me« oder: Ver­such wi­der die Hoch­mü­ti­gen

Plä­doy­er für den Le­ser­kri­ti­ker

1968 schreibt der da­mals 25jährige Schrift­stel­ler Pe­ter Hand­ke über Mar­cel Reich-Ra­nicki (#1):

    Reich-Ra­nicki kann man mit Ein­wän­den nicht kom­men: er kennt die al­te List, sich dumm zu stel­len, weil er nicht ar­gu­men­tie­ren kann (und er ist nie fä­hig zu ar­gu­men­tie­ren, er äu­ßert sich nur mit kräf­ti­gem rhe­to­ri­schem Ge­stus). »Ich ge­ste­he«, lei­tet er dann in der Re­gel sei­ne Sät­ze ein. Nach­dem er aber sei­ne Ver­ständ­nis­lo­sig­keit ein­ge­stan­den hat, zieht er über das Nicht­ver­stan­de­ne her.

Schliess­lich bi­lan­ziert er:

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Do-It-Yours­elf

Was der Spie­gel über­sieht.

Die gan­ze Dis­kus­si­on er­in­nert mich fa­tal an das Auf­kom­men der »Do-It-Yourself«-Bewegung, die in Deutsch­land ir­gend­wann En­de der 60er/Anfang der 70er Jah­re durch­brach. Kern war ja nicht, dass je­mand in sei­nem Häus­chen oder Woh­nung klei­ne­re Re­pa­ra­tu­ren vor­nahm oder der heu­te noch teil­wei­se in Dör­fern prak­ti­zier­te »Aus­tausch« von Fer­tig­kei­ten un­ter­ein­an­der (der Schrei­ner hilft dem Flie­sen­le­ger und vice ver­sa).

Hin­ga­be und en­ga­gier­tes Tun

Es ging um die Er­mög­li­chung ei­ner Aut­ar­kie von dem, was (1.) viel Geld ko­ste­te und (2.) dann doch qua­li­ta­tiv hin­ter dem zu­rück­fiel, was man sich vor­stell­te. Im Wirtschafts­wunderland wur­de sei­ner­zeit oft ge­nug hand­werk­lich un­zu­rei­chend ge­ar­bei­tet (in­zwi­schen wer­den die er­sten Bau­ten, in den 60er Jah­ren ha­stig er­rich­tet, ab­ge­ris­sen). Hand­wer­ker sein hiess da­mals: Man hat­te kei­ne Zeit – und nicht ge­nug Fach­kräf­te. Der Woh­nungs- oder gar Häus­le­be­sit­zer war mit dem an­ge­bo­te­nen nicht mehr zu­frie­den. Der Heim­wer­ker wur­de er­schaf­fen – an­fangs be­lä­chelt, spä­ter wenn nicht be­wun­dert, dann ge­ach­tet. Und wie so oft wur­de der Trend vom Fern­se­hen auf­ge­grif­fen – und massen­kompatibel ge­macht. »Voll­endet« wur­de die­se Ent­wick­lung durch die Bau­märk­te, die die­ses Kon­zept per­fekt um­setz­ten, in dem sie al­le Pro­duk­te für den Mas­sen­ver­kauf zur Ver­fü­gung stell­ten.

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