Egon Bahr wird 85

Egon Bahr (c Wikipedia)
Egon Bahr (c Wi­ki­pe­dia)
Wenn man die »Tutz­in­ger Re­de« [PDF-Do­ku­ment] von 1963 von Egon Bahr heu­te liest und sie gleich­zei­tig von dem spe­zi­el­len The­ma des »Kal­ten Krie­ges« ent­kop­pelt, so kann man den Äu­sse­run­gen noch viel Nütz­li­ches ent­neh­men. Sel­ten traf ein Ti­tel so ge­nau ins Schwar­ze: Wan­del durch An­nä­he­rung. Das galt da­mals als sen­sa­tio­nell, ja re­vo­lu­tio­när. Der »Osten« galt als »Feind«; die Ade­nau­er-Ära tat ein üb­ri­ges an der Ver­fe­sti­gung die­ser pau­scha­len Welt­sicht. Und da kam je­mand, der zum vor­sich­ti­gen (und ziel­ge­rich­te­ten) Dia­log mit dem »Teu­fel« auf­rief.

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»In­de­pen­dent Je­wish Voices« für ei­ne dif­fe­ren­zier­te Be­trach­tung im Nah­ost­kon­flikt

Vor ei­ni­gen Ta­gen mel­de­te sich ei­ne Grup­pe bri­ti­scher Ju­den (hier­un­ter auch vie­le pro­mi­nen­te In­tel­lek­tu­el­le und Künst­ler wie bei­spiels­wei­se der Hi­sto­ri­ker Eric Hobs­bawm, der Fil­me­ma­cher Mi­ke Leigh, Schau­spie­ler Ste­phen Fry, Li­te­ra­tur­no­bel­preis­trä­ger Ha­rold Pin­ter und der So­zio­lo­ge Ri­chard Sen­nett) un­ter dem pro­gram­ma­ti­schen Ti­tel »Indepen­dent Je­wish Voices« zu Wort. Ih­re Er­klä­rung wur­de erst­ma­lig im li­be­ra­len »Guar­di­an« pu­bli­ziert.

Bei den »In­de­pen­dant Je­wish Voices« han­delt es sich um ei­nen (lo­sen) Zu­sam­men­schluss. Ih­re »De­cla­ra­ti­on« liest sich wie ein Be­frei­ungs­schlag ge­gen ein Estab­lish­ment, von dem sie sich nicht mehr re­prä­sen­tiert füh­len (Die Über­set­zung er­folg­te durch mich; sie ist we­der au­to­ri­siert noch be­an­sprucht sie al­lei­ni­ge Gül­tig­keit. Der ge­setz­te Link er­mög­licht es je­dem, den Wort­laut im Ori­gi­nal zu le­sen und selbst zu über­set­zen.):

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Aus­ra­ster

Wolf­gang Schäub­les Aus­ra­ster er­eig­nen sich in Zy­klen. Nicht nur Sa­bi­ne Leu­theu­sser-Schnar­ren­ber­ger neu­lich fest, dass der Bun­des­in­nen­mi­ni­ster of­fen­sicht­lich be­ses­sen ist von der Idee, die Bun­des­wehr im In­ne­ren ein­zu­set­zen und hier­für not­falls so­gar das Grund­ge­setz zu än­dern. Ein ent­spre­chen­der (er­neu­ter) Vor­stoss wur­de je­doch nach fast ein­hel­li­ger Ab­leh­nung über die Par­tei­gren­zen hin­weg schnell wie­der ad ac­ta ge­legt. Wie­der­vor­la­ge bei Schäub­le ver­mut­lich in 3–4 Jah­ren.

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Hei­sse Luft

Zum Vor­schlag des Bun­des­in­nen­mi­ni­sters Schäub­le, ein neu­es Luft­si­cher­heits­ge­setz auf den Weg zu brin­gen, wel­ches durch die Fest­stel­lung ei­nes »Qua­­si-Kriegs­­­zu­­­stand« den Ab­schuss bei­spiels­wei­se ei­nes Flug­zeu­ges ge­stat­tet, das auf ein Ge­bäu­de ähn­lich dem 11. Spe­tem­ber 2001 zu­fliegt, wur­de ge­stern der Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Vol­ker Beck von Bünd­nis 90/Die Grü­nen zi­tiert: Der Ge­setz­ge­ber darf kei­ne Li­zenz zum Tö­ten Un­schul­di­ger in ...

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Will­kom­men im Club

Ein reich­lich er­nüch­tern­der Text (mit ei­nem skur­ri­len Ti­tel): »Sieg der Es­sig­gur­ke« von Ivay­lo Dit­chev. Dit­chevs Ana­ly­se der be­reits vor der tat­säch­li­chen Mit­glied­schaft in der EU des­il­lu­sio­nier­ten Bul­ga­ren ent­spricht si­cher­lich den Tat­sa­chen. Die »Halb­wert­zeit«, in der die Eu­ro­päi­sche Uni­on noch Bür­ger zu be­gei­stern ver­mag, hat in den letz­ten Jah­ren dra­ma­tisch ab­ge­nom­men. Be­reits bei der letz­ten EU-Er­wei­te­rung im Mai 2005 hiel­ten sich in den Be­völ­ke­run­gen vie­ler neu­er Bei­tritts­län­der (Po­len; Tsche­chi­sche Re­pu­blik) EU-Geg­ner und EU-Be­für­wor­ter die Waa­ge. In­zwi­schen sind die Be­für­wor­ter längst in der Min­der­heit.

Dit­chevs Ana­ly­se, ein neu­er Na­tio­na­lis­mus stem­me sich so­zu­sa­gen ei­nem le­gis­la­ti­ven Bü­ro­kra­tie­mon­ster EU ent­ge­gen, wäh­rend die Na­tio­nal­re­gie­run­gen bei der (nach wie vor fra­gi­len) De­mo­kra­ti­sie­rung der Ge­sell­schaft ver­sa­gen, mag für Län­der wie Bul­ga­ri­en zu­tref­fen. Das be­schrie­be­ne Phä­no­men ist aber in der ge­sam­ten EU vi­ru­lent – auch bei Län­dern, die der Ge­mein­schaft seit Jahr­zehn­ten an­ge­hö­ren.

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Ge­spräch mit Mo­sche Zucker­mann

Auf Te­le­po­lis gibt es ein be­mer­kens­wer­tes Ge­spräch mit Mo­sche Zucker­mann.

Meh­re­re Aspek­te sind be­son­ders in­ter­es­sant. Zum ei­nen glaubt Zucker­mann eher an ei­nen Af­fekt der is­rae­li­schen po­li­ti­schen Klas­se, was den Li­ba­non-Krieg an­geht und wi­der­spricht da­mit der The­se Hershs von ei­nem lan­ge vor­be­rei­te­ten Schlag. »Time will tell«.

Des­wei­te­ren ist Zucker­manns Wi­der­spruch hin­sicht­lich der Ru­bri­zie­rung des (so­ge­nann­ten) Is­la­mis­mus als »fa­schi­stisch« (oder gar »na­tio­nal­so­zia­li­stisch«) in­ter­es­sant:

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»Watching Le­ba­non« – Der Li­ba­non als Übungs­platz für den Iran-An­griff?

Sey­mour M. Hershs neue­ster Ar­ti­kel im New Yor­ker schreibt sei­ne Iran-Sto­ry vom Früh­jahr ge­wis­ser­ma­ssen fort. Hersh be­schreibt dort in sei­nem be­kann­ten Stil, wie Is­ra­el mehr oder we­ni­ger selb­stän­dig den Krieg ge­gen den Li­ba­non auf­ge­nom­men hat – lan­ge ge­plant. Die Ent­füh­rung der bei­den Sol­da­ten war wohl nur der will­kom­me­ne An­lass.

Wa­shing­ton brauch­te, so Hershs Re­cher­chen, kaum Öl ins Feu­er zu gie­ssen. Am En­de be­schreibt er so­gar, wie es zu Span­nun­gen in der Bush-Ad­mi­ni­stra­ti­on über Aus­mass und Fort­set­zung der is­rae­li­schen Ak­ti­vi­tä­ten gab. Bush und Che­ney un­ter­stütz­ten Is­ra­els Vor­ge­hen – Rums­feld war eher da­ge­gen und sah sei­ne Trup­pe im Irak noch stär­ker im Fo­kus des lo­ka­len Ter­ro­ris­mus und Con­do­leez­za Ri­ce sass ver­mit­telnd da­zwi­schen und woll­te an­geb­lich di­rek­te Ge­sprä­che mit Sy­ri­en be­gin­nen (was wohl ab­schlä­gig be­ur­teilt wur­de). We­nig schmei­chel­haf­tes ist dem Ar­ti­kel über den bri­ti­schen Pre­mier­mi­ni­ster Blair zu ent­neh­men. Aber wie soll­te man auch...

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Lob­by­is­mus und Heu­che­lei

Die Auf­re­gung um den CDU-Ab­ge­ord­ne­ten Nor­bert Rött­gen und sei­ne ge­plan­te Über­nah­me des Po­stens des Haupt­ge­schäfts­füh­rers des Bun­des­ver­ban­des der deut­schen In­du­strie (BDI) zeig­te manch­mal reich­lich skur­ri­le Zü­ge. Da wur­de Rött­gen zum Ver­zicht auf sein Bun­des­tags­man­dat auf­ge­for­dert, da er in In­ter­es­sen­kol­li­sio­nen ge­ra­ten könn­te – hier die In­ter­es­sen ei­nes frei ge­wähl­ten, sei­nen Wäh­lern ver­pflich­ten­den Ab­ge­ord­ne­ten und da die pu­re »Lob­by­po­li­tik« der In­du­strie.

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