Seymour M. Hershs neuester Artikel im New Yorker schreibt seine Iran-Story vom Frühjahr gewissermassen fort. Hersh beschreibt dort in seinem bekannten Stil, wie Israel mehr oder weniger selbständig den Krieg gegen den Libanon aufgenommen hat – lange geplant. Die Entführung der beiden Soldaten war wohl nur der willkommene Anlass.
Washington brauchte, so Hershs Recherchen, kaum Öl ins Feuer zu giessen. Am Ende beschreibt er sogar, wie es zu Spannungen in der Bush-Administration über Ausmass und Fortsetzung der israelischen Aktivitäten gab. Bush und Cheney unterstützten Israels Vorgehen – Rumsfeld war eher dagegen und sah seine Truppe im Irak noch stärker im Fokus des lokalen Terrorismus und Condoleezza Rice sass vermittelnd dazwischen und wollte angeblich direkte Gespräche mit Syrien beginnen (was wohl abschlägig beurteilt wurde). Wenig schmeichelhaftes ist dem Artikel über den britischen Premierminister Blair zu entnehmen. Aber wie sollte man auch...
Der Libanon-Krieg galt/gilt dabei wohl als Vorbereitung für einen eventuellen Angriff auf den Iran. Mit den Schwierigkeiten war man offensichtlich überrascht. Viele Militärs sind – so schreibt Hersh – ernüchtert: Wenn es im Libanon bereits eine derartige Gegenwehr gab – was wäre erst gegen den Iran zu erwarten?
Interessant ist, dass der Artikel auch von offensichtlich prominenter Stelle Parallelen zum Kosovo-Krieg der NATO 1999 zieht. Und auch interessant, dass diese Art der Kriegführung offensichtlich durchaus inzwischen ambivalent betrachtet wird – als, um es kurz zu sagen, uneffizient.
Hersh erwähnt nicht das hier besprochene (und übersetzte) Pamphlet von Ralph Peters mit dem sinnigen Titel »Blood Borders«. Das soll dann tatsächlich irgendwann einmal so aussehen: