Der Bal­ken im Au­ge der Jour­na­li­sten

Ei­gent­lich woll­te Pe­tra Ger­ster in der »heute«-Sendung vom 05.11.09 zei­gen, wie »dra­ma­tisch« die Ein­brü­che bei den Steu­er­ein­nah­men sind. Da je­doch bei Ka­te­go­rien von 500 Mil­li­ar­den Eu­ro und mehr die Re­la­tio­nen schwer ver­mit­tel­bar sind, schritt man zur hy­per­deut­li­chen Gra­phik, in der die Bal­ken nur ab 500 Mil­li­ar­den ge­zeigt wur­den:

Wei­ter­le­sen ...

heu­te ./. ta­ges­schau

Erd­be­ben in Pa­dang. Pe­ter Kunz be­rich­tet für das ZDF in »heu­te«. »95% der Groß­stadt sind in­takt«; die Zer­stö­run­gen der Stadt sei­en lo­kal auf ein­zel­ne Häu­ser bzw. Vier­tel be­grenzt. Die Bil­der, so Kunz vor­sich­tig, wür­den leicht ei­nen an­de­ren Ein­druck ver­mit­teln (»ZDF«-Mediathek; 19 Uhr-Sen­dung vom 01.10.09 ab ca. 03:15).

In der »ta­ges­schau« um 20 Uhr der Kor­re­spon­dent Phil­ipp Ab­resch live via Sa­tel­li­ten­te­le­fon: Pa­dang lie­ge »in Trüm­mern« (ab 02:16).

Wei­ter­le­sen ...

Des­in­for­ma­ti­on bei der »ta­ges­schau«

Die »ta­ges­schau« ist auch nicht mehr das, was sie frü­her war. So­eben konn­te man dies deut­lich fest­stel­len, hieß es doch in ei­nem an pro­mi­nen­ter Stel­le plat­zier­ten Bei­trag von Pia Biersch­bach in der Sen­dung von 20 Uhr, dass das Wahl­recht kurz vor der Bun­des­tags­wahl in der Dis­kus­si­on ge­kom­men sei. Es ge­he, so der Film, um die Re­ge­lung der Über­hang­man­da­te. De­tail­liert wur­de er­klärt, wie Über­hang­man­da­te zu­stan­de kom­men. Da­bei wur­de er­läu­tert, dass ei­ne Par­tei un­ter be­stimm­ten Um­stän­den mehr Man­da­te be­kom­men kann, als ihr ge­mäss der ab­ge­ge­be­nen Stim­men zu­ste­hen. Dann wird be­haup­tet, dass das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt ei­ne Re­ge­lung bis 2011 ver­ord­net ha­be, dies ab­zu­stel­len.

Die­ser Schluss ist nach­weis­lich falsch. Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat kei­nes­falls die Re­ge­lung der Über­hang­man­da­te be­an­stan­det, wie dies im Bei­trag der »ta­ges­schau« sug­ge­riert wur­de. Zwar ist im Bei­trag ver­steckt an ei­ner Stel­le von »Tei­len der Über­hang­man­dats­re­ge­lung« die re­de, die be­an­stan­det wur­de, aber wel­cher Teil das ist, bleibt un­deut­lich. Der Zu­schau­er muß an­neh­men, es be­tref­fe ge­ne­rell die Über­hang­man­da­te.

Wei­ter­le­sen ...

Mi­cha­el Jürgs: Seicht­ge­bie­te

Michael Jürgs: Seichtgebiete - Warum wir hemmungslos verblöden
Mi­cha­el Jürgs: Seicht­ge­bie­te – War­um wir hem­mungs­los ver­blö­den

Wer hat das nicht schon ein­mal er­lebt? Man trifft auf ei­ner Par­ty ei­nen Zeit­ge­nos­sen, mit dem man so­fort in vie­len Punk­ten glei­cher Mei­nung ist. An­de­re kom­men hin­zu und neh­men in der De­bat­te teil­wei­se kon­trä­re Po­si­tio­nen ein. Man ver­tei­digt den An­ge­grif­fe­nen. Und plötz­lich holt die­ser zu ver­ba­len Rund­um­schlä­gen aus, ver­lässt das schein­bar so frucht­lo­se Ar­gu­men­tie­ren, be­schimpft die Mit­dis­ku­tan­ten rü­de und wun­dert sich am En­de, das nie­mand sei­ne Sicht der Din­ge teilt, was dann zur Be­stä­ti­gung der The­se her­an­ge­zo­gen wird, dass al­le an­de­ren eh’ zu blö­de sind. Ach­sel­zuckend geht die Run­de aus­ein­an­der und mit den Schimpf­ka­no­na­den des Be­lei­di­gers ist der Kern der ei­ge­nen Über­zeu­gung auch gleich ein biss­chen mit­dis­kre­di­tiert wor­den.

Der Volks­mund hat die­ses Di­lem­ma im Sprich­wort vom Ton, der die Mu­sik macht, fest­ge­hal­ten. Und mehr denn je gel­ten im Dis­kurs be­stimm­te Ge­bo­te, die ihn über­haupt erst er­mög­li­chen. Das be­deut­sam­ste ist die ge­gen­sei­ti­ge Ak­zep­tanz. Oh­ne das ge­gen­sei­ti­ge An­er­ken­nen ist ein Dis­kurs un­durch­führ­bar. Die Re­geln die­ses re­spekt­vol­len Dis­ku­tie­rens, die zu­nächst im in­for­mel­len Ge­brauch ge­formt wer­den und dann all­ge­mei­ne Gül­tig­keit durch Ge­brauch er­hal­ten, sind in den letz­ten Jahr­zehn­ten im­mer prä­zi­ser und teil­wei­se durch­aus re­pres­si­ver ge­wor­den. Zu­dem wur­den in­zwi­schen in­sti­tu­tio­nell ver­an­ker­te und sank­tio­nier­te Ge- bzw. Ver­bo­te aus­ge­spro­chen. Vie­le se­hen da­her in öf­fent­li­chen Dis­kus­sio­nen in­zwi­schen im­mer mehr über­trie­be­ne Kor­rekt­hei­ten, die for­ma­le Ele­men­te dem ar­gu­men­ta­ti­ven Aus­tausch un­ter­ord­nen. Die Fol­ge sei­en, so die The­se, häu­fig blut­lee­re Bei­trä­ge, die sich mit­un­ter in ela­bo­rier­ter Wort­gym­na­stik er­ge­hen.

Wei­ter­le­sen ...

Fak­tor 13

Las­sen wir ein­mal bei­sei­te, was an den Mel­dun­gen stimmt, dass es ein ge­hei­mes Waf­fen­ge­schäft zwi­schen Nord­ko­rea und dem Iran ge­ge­ben hat. In­ter­es­sant ist der Auf­ma­cher auf tagesschau.de (13.30 Uhr, 29. Au­gust 2009):

Tagesschau.de-Bild vom 29.08.2009, 13:30 Uhr
Tagesschau.de-Bild vom 29.08.2009, 13:30 Uhr

Die Kar­ten­aus­schnit­te der je­wei­li­gen Län­der sug­ge­rie­ren, dass bei­de Staa­ten ei­ne ähn­li­che Grö­sse ha­ben. Ein Blick auf die Fak­ten zeigt aber et­was an­de­res:

Wei­ter­le­sen ...

Ro­ger de Weck und Frank Schirr­ma­cher

An­re­gen­des und in­for­ma­ti­ves Ge­spräch über Qua­li­täts­jour­na­lis­mus, neue Me­di­en, das deut­sche Feuil­le­ton, freie Mit­ar­bei­ter, Reich-Ra­­nicki und Nig­ge­mei­er und das Recht des Le­sers von be­stimm­ten Tri­via­li­tä­ten nicht be­lä­stigt zu wer­den. De Weck fragt spöt­tisch und streng und zwingt Schirr­ma­cher ge­le­gent­lich in die De­fen­si­ve.

Astrid Her­bold: Das gro­ße Rau­schen

Astrid Herbold: Das große Rauschen
Astrid Her­bold: Das gro­ße Rau­schen

Es geht ums ganz Gro­ße: »Die Le­bens­lü­gen der di­gi­ta­len Ge­sell­schaft« will Astrid Her­bold »bis­sig im Ton und scharf an der Ana­ly­se« (Klap­pen­text) ent­lar­ven. Rasch wird noch das At­tri­but »schlag­fer­tig« hin­zu­ge­fügt und die ein­zel­nen My­then, die de­kon­stru­iert wer­den sol­len, auf­ge­führt. Wo­bei man ir­gend­wann fragt, ob die Au­torin nur die My­then zer­stört, die sie sel­ber ge­schaf­fen hat. Aber ge­mach.

Nun sind (oder wa­ren?) die Ver­hei­ssun­gen des »glo­ba­len Dorfs«, des mo­bi­len Zeit­ge­nos­sen und der so ein­fa­chen Hand­hab­bar­keit des vir­tu­el­len Wis­sens ja durch­aus enorm. Tech­nik­af­fi­ne Ent­wick­ler ver­spre­chen uns à la longue im­mer noch das schö­ne, gu­te, ein­fa­che – das bes­se­re Le­ben. Aber so man­ches Ver­spre­chen hat sich schon als ve­ri­ta­ble Luft­bla­se ent­puppt. Man glaubt ja längst nicht mehr an das ein­zig weiß­ma­chen­de Wasch­mit­tel. So kön­nen, ja müs­sen, die Ent­wick­lun­gen der ver­än­der­ten Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ge­wohn­hei­ten bei­spiels­wei­se in Un­ter­neh­men durch­aus be­fragt wer­den. Und ob es dau­er­haft er­stre­bens­wert ist an fast je­dem öf­fent­li­chen Ort die in­ti­men Ge­sprä­che an­de­rer un­frei­wil­lig mit zu hö­ren, ist ei­ne durch­aus dis­ku­ta­ble Fra­ge.

Wei­ter­le­sen ...