Jour­na­li­sten­at­trap­pen (3)

Das In­ter­view von Horst See­ho­fer in der Wo­chen­zei­tung »DIE ZEIT« hat der baye­ri­schen Staats­re­gie­rung so gut ge­fal­len, dass sie es gleich ins In­ter­net ge­stellt hat. Die Goog­le-Su­che ver­zeich­net es vor dem ori­gi­nä­ren »ZEIT«-Text.

See­ho­fer kann aber auch ir­gend­wie stolz auf sich sein. Die bei­den Fra­ger Marc Brost und Mat­thi­as Krupa ha­ben ih­re Auf­ga­be als Stich­wort­ge­ber für den »Bon­sai-Strauß« (Mi­cha­el Spreng) auch per­fekt er­füllt. Mit Jour­na­lis­mus hat das al­ler­dings nichts mehr zu tun: Kei­ne Fra­ge da­zu, war­um See­ho­fer als Ver­brau­cher­schutz­mi­ni­ster in der Bun­des­re­gie­rung nichts zum Ver­bot des so­ge­nann­ten Gen­mais bei­getra­gen hat und jetzt plötz­lich sei­ne Geg­ner­schaft da­zu ent­deckt. Kei­ne Fra­ge da­zu, war­um er plötz­lich ge­gen die von der Gro­ßen Ko­ali­ti­on be­schlos­se­ne Ge­sund­heits­re­form ist, die er maß­geb­lich mit aus­ge­han­delt und der er zu­ge­stimmt hat. Und auch nichts zur Baye­ri­schen Lan­des­bank.

In den Kom­men­ta­ren mo­nie­ren et­li­che Le­ser die­se Dop­pel­zün­gig­keit See­ho­fers. Von dem ist man aber seit ei­ni­gen Mo­na­ten nichts an­de­res mehr ge­wöhnt. Noch mehr stört mich die­ses in­dis­ku­ta­ble, de­vo­te Fra­ge­ver­hal­ten der bei­den »ZEIT«-Redakteure. Es kann ja sein, dass sie kei­ne »kri­ti­schen Fra­gen« stel­len durf­ten – aber dann wä­re es bes­ser ge­we­sen, auf den Ab­druck die­ses nichts­sa­gen­den Ge­schwät­zes zu Gun­sten ei­nes an­de­ren Bei­trags zu ver­zich­ten. Die­se lie­be­die­ne­ri­sche Ver­hal­ten ist ei­nem Or­gan wie der »ZEIT« un­wür­dig. Weich­ge­spül­ten Po­li­tik-Small­talk gibt es in­zwi­schen (lei­der) über­all. Da­für braucht es die »ZEIT« nicht.

3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. All­ge­mein sucht der DLF dem zu In­ter­view­en­den ge­neig­te Jour­na­li­sten aus. Heu­te führ­te Dirk-Oli­ver Heck­mann das In­ter­view der Wo­che mit In­nen­mi­ni­ster Schäub­le und füll­te sei­ne Rol­le als Stich­wort­ge­ber gut aus. Bei­spiel:

    Heck­mann: Stich­wort Is­la­mis­mus. In Spa­ni­en ha­ben die An­schlä­ge von Ma­drid un­mit­tel­bar vor den Wah­len statt­ge­fun­den. Jetzt wird in Deutsch­land im Herbst ge­wählt. Wie groß ist Ih­re Sor­ge vor Ak­ti­vi­tä­ten is­la­mi­sti­scher Ter­ro­ri­sten hier in Deutsch­land?

    Ei­nen nicht nur vom po­li­ti­schen Geg­ner als schwie­rig emp­fun­de­nen Mi­ni­ster so zu be­fra­gen, ist be­ste Art des Bay­ern Ku­rier, mehr nicht.

    Wahr­schein­lich tre­ten jetzt erst die rea­len Ef­fek­te des In­ter­nets auf, das bis­her nur Ku­lis­se ei­nes zö­ger­li­chen Wan­dels wa­ren. In den USA wird schon die Fra­ge nach der Exi­stenz von Zei­tun­gen ge­stellt, in Deutsch­land schrei­tet die Kon­zen­tra­ti­on im­mer wei­ter fort und die Re­dak­tio­nen wer­den auf ein kaum noch er­träg­li­ches Maß re­du­ziert. Da wird das ein oder an­de­re ho­he Gut al­ter Zei­ten, wie ein Fu­sel vom An­zug ge­wischt.

  2. Ich er­war­te ja nicht, dass je­des In­ter­view mit de­cou­vri­en­dem Ge­stus ge­führt wird. Man er­reicht per se mehr, wenn man den Ge­sprächs­part­ner in ei­ner ge­wis­sen Wei­se »an­füt­tert«, d. h. vor al­lem nicht fron­tal an­geht. Aber die­ses Spül­was­ser-In­ter­view in der ZEIT ist schon ei­ne gro­sse Un­ver­schämt­heit.

  3. Ich füh­le mich be­stä­tigt.
    Ich ha­be beim Über­flie­gen des In­ter­views die »Gen­mais­stel­le« her­aus­ge­sucht, ge­le­sen, und dann wei­ter­ge­blät­tert.