Ro­ger de Weck und Frank Schirr­ma­cher

An­re­gen­des und in­for­ma­ti­ves Ge­spräch über Qua­li­täts­jour­na­lis­mus, neue Me­di­en, das deut­sche Feuil­le­ton, freie Mit­ar­bei­ter, Reich-Ra­nicki und Nig­ge­mei­er und das Recht des Le­sers von be­stimm­ten Tri­via­li­tä­ten nicht be­lä­stigt zu wer­den. De Weck fragt spöt­tisch und streng und zwingt Schirr­ma­cher ge­le­gent­lich in die De­fen­si­ve.

11 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. dann ploetz­lich nichts bei den bie­stern aus­loest. ich bin wohl nicht der ein­zi­ge der nicht zeit hat ueber so was zu schwe­feln?? m.r.

  2. Weil’s SO für nicht aus­rei­chend in­ter­es­sant ist. Ich glau­be, das hat mit der Träg­heit zu tun. Die Leu­te schau­en sich nicht 45–50 Mi­nu­ten an; sie wol­len lie­ber ei­ne knackig for­mu­lier­te The­se, die na­tür­lich mei­stens tri­vi­al ist, um sie ent­we­der zu be­stä­ti­gen oder ab­zu­leh­nen. Zur Tie­fe ei­ner The­ma­tik hat man kaum noch Lust (und Zeit).

  3. lang­sam wie ein wal­fisch, schnell wie ne fo­rel­le!
    wir schei­nen ei­nen 9 stuen­di­gen zeit un­ter­schied zu ha­ben
    be­mer­ke ich an dem zwi­schen dei­ner uhr rechts und der
    zeit­an­ga­be bei mir un­ten rechts....

  4. In­ter­es­sant, gut ge­fragt, und der In­ter­view­er war nicht bloß Stich­wort­ge­ber. Aber ich wüss­te nur nicht wo ich mit ei­ner Dis­kus­si­on an­set­zen soll­te (da ha­ben Tex­te dann schon Vor­tei­le, weil man ein­fa­cher auf sie zu­rück­grei­fen kann).

  5. Es ist ge­nau das: Ei­nen Text kann man nach­le­sen, leicht zi­tie­ren, usw. Ein In­ter­view im Fern­se­hen (oder Ra­dio) tran­skri­biert man ja nicht. Man macht sich höch­stens ein paar No­ti­zen und das war’s. Als Ge­gen­stand für ei­ne Dis­kus­si­on dient ein sol­ches kom­pri­mier­tes An­ge­bot nicht.

    Ich neh­me an, Du weisst, dass Ro­ger de Weck mal Chef­re­dak­teur der ZEIT von 1997–2001 war.

  6. Zwar sind de Wecks Fra­gen schon et­was knapp und Schirr­ma­cher legt ein et­was atem­lo­ses Sprech­tem­po vor.. aber er hin­ter­lässt so­gar den Ein­druck als ha­be er et­was zu sa­gen (das hät­te ich bis da­to nicht ge­dacht).
    – Ei­ne Zei­tung über ei­ne Stif­tung zu fi­nan­zie­ren, um ihr prin­zi­pi­ell die Mög­lich­keit zu mehr Un­ab­hän­gig­keit zu ge­ben (wür­de die FAZ mal et­was mehr Ge­brauch da­von ma­chen), klingt auch gar nicht so schlecht.

  7. Ei­nen herz­li­chen Dank für den Ver­weis auf das In­ter­view; ge­stern Abend und heu­te mor­gen zum Früh­stück hab ich’s mir dann doch end­lich mal an­ge­se­hen.

    Das No­tiz­buch ha­be ich tat­säch­lich au­geklappt ... ;-) mit an­de­ren Mit­teln kommt ein­fach nicht hin­ter­her, wie Du ja schon mein­test. Das Ge­spräch pro­vo­ziert ei­ni­ge schö­ne Wort­schöp­fun­gen (wie z.B. die »Ver­dum­mungs­spi­ra­le«). Was mich al­ler­dings über al­le Teil­de­bat­ten hin­aus ver­wun­dert lässt, ist die la­ten­te Ar­ro­ganz Schirr­ma­chers, mit der er das Feuil­le­ton als in­tel­lek­tu­el­le En­kla­ve ver­tei­digt. Oh­ne Zwei­fel prägt uns der Zy­nis­mus mehr als es uns be­wusst sein mag (Schirr­ma­cher spricht ja auch das an) – aber dass der Zy­nis­mus nicht nur ein Zy­nis­mus ge­gen­über den Rei­chen, Schö­nen und Mäch­ti­gen (ich ver­knap­pe das jetzt mal so), son­dern auch ge­gen­über den an­geb­lich so »sen­si­blen Kri­ti­kern« ist (»nie­mand ist so sen­si­bel wie die Kri­ti­ker die­ses Lan­des«, meint Schirr­ma­cher), mit de­ren ste­no­gra­phi­schen No­ti­zen wir tag­täg­lich be­lie­fert wer­den – aus­ge­rech­net das ent­geht ihm lei­der.

    Da­mit ver­bun­den ist un­ter Um­stän­den auch der für die Qua­li­täts­blät­ter Brü­che pro­vo­zie­ren­de Um­stand, sich heu­te als Ver­kaufs­mar­ken po­si­tio­nie­ren zu müs­sen. Ich abon­nie­re die Zeit oder die SZ ein­fach nicht mehr, son­dern le­se die Mel­dun­gen, die mich in­ter­es­sie­ren, on­line bei meh­re­ren Blät­tern ge­gen. Wie be­rich­tet die FAZ, wie die SZ, wie die NZZ etc.? Oh­ne die­sen »pri­va­ten Pres­se­spie­gel« (der na­tür­lich auf Dau­er viel zu zeit­auf­wen­dig ist) füh­le ich mich qua­si »schlecht« in­for­miert. Er­go: Ich le­se mir mei­ne Zei­tung auf oder zu­sam­men.

    Dann ein wei­te­rer Punkt, der mich ir­ri­tiert: Schirr­ma­cher ist kon­se­quent aus­ge­wi­chen, wenn de Weck ihn auf die neo­li­be­ra­le Freund­lich­keit des Wirt­schafts­teils an­ge­spro­chen hat. Kann, darf oder will er sich (und uns) das nicht ein­ge­ste­hen?

  8. Na­tür­lich ist Schirr­ma­cher was sei­ne »in­tel­lek­tu­el­le En­kla­ve« an­geht (sehr schö­ne Cha­rak­te­ri­sie­rung) »be­fan­gen«. Aber liegt nicht in die­ser Her­aus­ar­bei­tung der Be­fan­gen­heit ei­ne Qua­li­tät des In­ter­views, die man auch ein­fach mal auf sich wir­ken las­sen kann? Ist es nicht in­zwi­schen na­he­zu ein­mal ein Se­gen, dass nicht gleich im­mer je­mand al­les be­rück­sich­tigt und re­la­ti­viert. Was wä­re ge­we­sen, wenn Schirr­ma­cher ge­sagt hät­te ‘ja, un­ser Wirt­schaft­teil ist markt­li­be­ral’ (mit dem Wort neo­li­be­ral kann ich nichts an­fan­gen, weil es nur ei­ne lee­re Hül­se ist, die zu­dem noch falsch ver­wen­det wird)? Man le­se ein­mal die Kom­men­ta­re zu ei­nem FAZ-Ar­ti­kel, der sei­ner­zeit die Ver­staat­li­chung der Hy­po Re­al Estate an­griff und als Ent­eig­nung dar­stell­te. Ich glau­be es wa­ren weit über 150 Kom­men­ta­re (für FAZ-Ver­hält­nis­se viel) – und die mei­sten die­ser »markt­li­be­ra­len« FAZ-Le­ser stimm­ten die­ser (schein­ba­ren) Ent­eig­nung zu, weil sie die tat­säch­li­che Ent­eig­nung durch die Ei­gen­tü­mer aus­mach­ten, die die Bank an die Wand ge­fah­ren hat­ten.

    Feuil­le­ton ist tot, wenn es »pa­ri­tä­tisch« wird, »aus­glei­chend«. Es muss, es soll po­la­ri­sie­ren. Die FAZ macht das – nicht im­mer per­fekt (aber auch das ist schon wie­der sub­jek­tiv). Ein ge­wis­ses Mass an »Un­ge­rech­tig­keit« wird im­mer blei­ben, an­son­sten ist ein pu­bli­zi­sti­sches An­ge­bot lang­wei­lig und ste­ril.

    (Dan­ke, dass Du Dir’s an­ge­schaut hast.)

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