Lassen wir einmal beiseite, was an den Meldungen stimmt, dass es ein geheimes Waffengeschäft zwischen Nordkorea und dem Iran gegeben hat. Interessant ist der Aufmacher auf tagesschau.de (13.30 Uhr, 29. August 2009):
Die Kartenausschnitte der jeweiligen Länder suggerieren, dass beide Staaten eine ähnliche Grösse haben. Ein Blick auf die Fakten zeigt aber etwas anderes:
Nordkorea – 122.762 km2 (flächenmässig Platz 95 in der Welt)
Iran – 1.648.195 km2 (flächenmässig Platz 17 in der Welt)
In Wirklichkeit ist der Iran flächenmässig mehr als 13 x grösser als Nordkorea.
Ein an sich harmloser Vorgang – typischer Fall von Maßstabverzerrung, mit der man Luxemburg auch so gross wie Mexiko erscheinen lassen könnte?
Aber selbst wenn die Intention gar nicht vorhanden war: Ist nicht diese Form der optischen Aufbereitung bereits manipulativ? Soll nicht damit unterschwellig ein Bedrohungspotential simuliert werden, welches vielleicht in Wirklichkeit gar nicht in diesem Ausmaß besteht? Ist dies nicht eine Fortsetzung der Aufblähung der »Achse des Bösen«?
Was soll das UNO-Zeichen zwischen den Ländern? Soll eine Vermittlung der Vereinten Nationen abgedeutet werden? Folgt man nur dem Bild, könnte man meinen, Nordkorea und Iran seien gleichgrosse Länder (die Fläche suggeriert auch immer unterschwellig Bevölkerung), die sich im Kriegszustand befänden und nun durch die Vereinten Nationen befriedet werden müssten?
Also: Wer ist eigentlich für diese Art von »Symbolfotos« (Stefan Niggemeier) bei tagesschau.de verantwortlich? Wer kommt auf solche Ideen?
Oder sind diese Einwände nur kleinkariert?
Oder sind diese Einwände nur kleinkariert?
Mit Sicherheit nicht. Was mich interessieren würde: Wie weit solche Darstellungen implizit bzw. »unbewusst« wirken können – das wäre dann in der Tat »gefährlich«, denn sobald man darüber nachdenkt fällt das Missverhältnis ja auf. Aber überfliegt man das Bild bloß, ohne dass etwas konkret ins Bewusstsein rückt, dann beurteilt man solche »Bedrohungsszenarien« das nächste Mal verzerrt.
Ja, sehr schön auf den Punkt gebracht! Wie wirkt diese Darstellung »unbewußt«?
–
(Ich hatte einen Link zu diesem Beitrag per Mail an die Redaktion der »tagesschau« geschickt. Danach gan es tatsächlich einen Zugriff vom NDR. Allerdings nur für vier Sekunden.)
Also ich finde solche Dinge eher wenig erstaunlich –
ich würde glauben, solche Feinheiten – oder sind es nur Flüchtigkeitsfehler? – sind eh meist gar nicht mehr bewusst. Dazu kommt die Geographie-Schwäche der Leute – sicher bald so eingefleischt wie die notorische der Amerikaner. Sogar Woodstock wird da in der Anmoderation »im Ersten« nach England verlegt. (Habe ich selbst gehört!)
Aber die Frage dann auch: Ist das wichtig oder gar relevant?
Für so jemanden wie mich aus noch einer anderen Perspektive schon längst nicht mehr. Seit ich meine Nachrichten aus dem guten alten Deutschlandfunk beziehe (der, ARTE und noch ein paar Radiosender sind für mich die einzigen, die für die GEZ von Belang sind – außerdem spart solche Reduktion eine Programmzeitung), seitdem also weiß ich, dass TV vielleicht gar kein Medium für Nachrichten ist. Die Talking Heads der Textaufsager braucht niemand, die anrollenden Limousinen und Händeschüttel-Bilder und Parteitagshintergrundsprüche braucht niemand, und die anderen Hintergrundbilder scheinen mir seit Langem nurmehr Signalgeber für langjährig betriebene Konditionierungen, die die Illusion erzeugen sollen, das sedierte Hirn empfinge „Information“. Es ist aber nur Bilder-Junk. Die Gefahr liegt eigentlich beim Empfänger: Wie bewusst ist dem das alles und soll es ihm sein? Und will er es noch anders?
Abgesehen, dass gerade die Tageschau von einer erschreckend großen Zahl an Menschen gar nicht mehr verstanden wird, so hoch ist selbst denen der Grad der Verdichtung dort (weswegen ja die „gespielten“ Nachrichten der Reklamesender so beliebt sind), häufen sich eben auch da längst auch die Fehler. Und liegt das nicht im Trend des Journalismus, sich lauthals wichtig zu fühlen, aber in den Quoten kleinlaut immer mehr zu verlieren?
»Bilder-Junk«
Das trifft es wohl genau.
Was mich noch mehr stört: Der sensationsheischende Ton, der inzwischen auch in der Tagesschau und in anderen ö‑r Medien Einzug gehalten hat. Insofern sind solche Kleinigkeiten vielleicht eher uninteressant, wenn sie nicht als kleines Mosaiksteinchen genau hineinpassen würden. Wobei die Frage wäre, ob dies am überzogenen Anspruchsdenken liegt oder einfach nur an der fortschreitenden Schlampigkeit derer, die meinen im Minutentakt Nachrichten produzieren zu müssen.
Das Radio habe ich vor einigen Monaten entdeckt. Und dieses Podcast-System. Daher lese ich in den zum Teil überfüllten Bahnen kaum noch, sondern höre. Für DLR/DLF, SWR2 und einige andere Sendungen lohnen sich tatsächlich die Gebühren noch.
[EDIT: 2009-08-29 17:36]
Ich empfinde es als sehr angenehm, dass so eine Darstellung auch einmal von jemandem anderen bekrittelt wird. Ich komme mir mit derlei Hinweisen relativ unverstanden vor, wenn ich sie einmal äußere.
»Aber das ist ja nicht so wichtig« heißt es dann. Es geht nicht nur um Länderabmessungen. Jeden Tag werden Börsenstatistiken auf eine Weise dargestellt, die man nicht anders als manipulativ bezeichnen kann.
Und das passiert regelmäßig in Tageszeitungen, die sich seriös nennen.
Ich traue mir kein Urteil mehr darüber zu, ob die damit verbundenen Implikationen beabsichtigt und manipulativ zu werten sind oder ob einfach diese extrem hohe Indolenz Schuld hat, die ich Journalisten mittlerweile bis auf ganz wenige Ausnahmen in Bezug auf Zahlen und Zahlengrößen zuschreibe.
Jetzt muss man noch die Relationen ansehen:
Nordkorea ist ungefähr 1,5 mal größer als Österreich.
Der Iran ist ungefähr 5 mal größer als Deutschland.
-
Also so betrachtet möchte ich jetzt auch Atomwaffen für Österreich im Sinne der nationalen Sicherheit. Aber wir haben es ja nicht einmal bis zu einem Atomkraftwerk gebracht.
Nachtrag
Und sollte sich irgendein TV-Journalist oder Redakteur beleidigt fühlen, so soll er das bloß angesichts einer Darstellung wie der oben gezeigten. Gegen diese Art der Massenbeeinflussung hilft nur mieseste Polemik, zu der ich mich freimütig bekenne.
Es wird sich kein TV-Journalist beleidigt fühlen. Erstens wird es keinen TV-Journalisten geben, der dies liest (sie nehmen es nicht ernst, weil es sie sonst betreffen müsste). Und zweitens ist das weit entfernt von »mieser« Polemik.
Augen auf!
Auf diese Maßstabverzerrung bin ich im ersten Moment prompt hereingefallen. ( Habe das Bild einfach ersteinmal so zur Kenntnis genommen, auch wenn ich weiß, das es ein ziemlich unterschiedliches Größenverhältnis beider Länder gibt). Das UNO-Zeichen in der Mitte der beiden Länder suggeriert auf mich eine Zugehörigkeit zur UNO. Was sich der/die jemand dabei gedacht hat ( wenn überhaupt dabei gedacht wurde) würde mich schon interessieren. In der Schule würde das, zumindest was ich hier so über die Jahre mitbekomme, dunkelrot unterstrichen werden. Und ich bin mir sicher, alle, die sich in der Geographie nicht auskennen oder die es einfach nicht interessiert, die setzen beide Länder nach Betrachtung dieser Kartenausschnitte als gleich groß voraus.
Und was das Fernsehen anbelangt: da schließe ich mich gerne den vorangegangenen Aussagen an. Radio zu hören, ohne der furchtbaren Bilderflut aus dem Fernsehen ausgesetzt zu sein, präsentiert m.E. genau so gut Informationen und diese lassen sich, zumindest bei mir, im Kopf besser verarbeiten. Wenn ich Bilder brauche, gehe ich gezielt ins Internet.
Danke für die Weitergabe zur genauen Betrachtung!
Das UN-Symbol soll zeigen, dass beide Parteien gegen ein Embargo, welches von den Vereinten Nationen ausgesprochen wurde, verstossen haben. Nordkorea ist es untersagt, Rüstungsgüter zu verkaufen (und der Käufer verstösst m. W. auch gegen den Beschluss).
Infotainment
Ach, man kann doch leider das, was im TV an Nachrichten und Reportagen kommt, schon lange nicht mehr ernst nehmen, als seriös ansehen. Immer schon werden Bilder und Filmschnipsel dort manipulativ eingesetzt. Und seit jetzt eine gewisse Auffassung von Design immer mehr über Hand nimmt...
... dem stimme ich uneingeschränkt zu – siehe z.Zt. die manipulierten »schicken« Wahlplakate allerorts ...
Im Fall des obigen Bildes würde ich davon ausgehen, dass es keine bewusste Manipulation des verantwortlichen Redakteurs sein soll. Er hat einfach eine Darstellung gewählt, die gut aussieht, sich optisch ins Layout einfügt und die den Verstoß gegen UN-Auflagen, über die im Text berichtet wird, grafisch zum Ausdruck bringt. Er wird sich gar nichts weiter dabei gedacht haben. Gut dass es nicht um eine Verhandlung zwischen den USA und Vatikanstadt ging.
In der überwiegenden Zahl der Fälle manipuliert man sich mit den Sätzen die man sagt oder schreibt selbst und merkt es nicht einmal. Man kann nicht alles hinterfragen. Aber natürlich ist es wichtig, sich die Frage zu stellen, ob nicht an Redakteure höhere Anforderungen gestellt werden müssen als an alle anderen (Nicht-Profis).
Ja, ich glaube auch, dass es noch nicht einmal einen Manipulationsvorsatz gab. Manchmal ist aber dieses »er wird sich gar nichts weiter dabei gedacht haben« fast noch schlimmer.
Der Skandal ist noch viel Größer
Als ich auf tagesschau.de war, war recht oben neben dem hier diskutierten Bild eines mit der Überschrift: »Nachrichten-Weltatlas« auf dem die USA zu sehen waren und jetzt kommts: Die USA war kleiner dargestellt als Nordkorea auf dem hier diskutierten und daneben abgebildetem Bild. SKANDAL!!! USA implizit kleiner als Nordkorea. Alles Kommunisten bei der Tagesschau!!!!
Also mal im erst, die Bilder sind halt skaliert. Es kommt doch oft vor, dass wenn z.B. über die deutsch-amerikanischen Beziehungen berichtet wird, die Umrisse beider Länder eingeblendet werden und zwar so, dass die Länder ungefähr gleich groß erscheinen. Da regt sich auch keiner drüber auf. Wie sollen sie es denn auch machen. Wenn dann mal Kanada vs Schweiz kommt, soll man dann die Schweiz nur als Punkt malen oder jedesmal nen Maßstab dazu zeichnen?
Ich habe nie gesagt,
dass es ein Skandal ist. Und natürlich gibt es wichtigere Probleme auf der Welt. Aber es zeigt doch an, wie hilflos die als notwendig befundene Bebilderung häufig aussieht. Da man hierzu keine Bilder hat, aber glaubt, welche haben zu müssen, werden sie erzeugt. Das ist so wie in der Tagesschau, wenn die Autos mit den Politikern vorfahren und man sich die Hände schüttelt.
Ich denke auch, dass das einfach dem Layout geschuldet ist. Wenn man das maßstabsgetreu gemacht hätte, wäre Nordkorea doch kaum noch zu erkennen gewesen. Man muss sich ja auch mal die Wirkung auf dem Fernseher vor Augen führen, für den diese Grafiken ja eigentlich gemacht werden: Da ist diese Grafik hinter dem Sprecher und nimmt auf dem Bildschirm vielleicht eine Breite von 10cm ein. Da wäre ein Maßstabsgerechtes Nordkorea wohl akut davon bedroht, von einer Fliege überdeckt zu werden.Wenn der Zuschauer dann noch 2 Meter von der Mattscheibe entfernt sitzt, wäre da erst recht nix mehr zu erkennen.
In der »Tagesschau« gab es diese Gegenüberstellung nicht.
Das kann keine Ausrede sein ...
... denn man bräuchte nur einen Maßstab (weißer Balken) mit einer entsprechenden Zahl an Kilometern in das jeweilige Bild einblenden, und alles wäre klar.
@Georg Keusching
Ich denke mal, dass es für die Webseite der Tagesschau keinen extra Grafikdesigner gibt. Ergo werden wahrscheinlich sowohl die Grafiken der Tagesschau als auch die von Tagesschau.de vom selben Designer erstellt, und der wird sich an die Richtlinien des Fernsehens halten.
@Mete...
Wie ich oben bereits schrieb, richtet sich die Grafikerstellung nach wohl dem Fernsehbild. Dort noch einen Maßstab hinzuzufügen, der vom heimischen Sofa aus erkennbar ist, scheint mir nicht möglich.
Davon abgesehen kann ich den Argumenten meiner Nachredner nur beipflichten. Welchen Informationsgehalt hätte eine unskalierte Karte, wenn man auf ihr ganz viel China und nur ganz wenig Nordkorea sähe?
[EDIT: 2009-08-31 13:11]
@Knut
Welchen Informationsgehalt hätte eine unskalierte Karte, wenn man auf ihr ganz viel China und nur ganz wenig Nordkorea sähe?
Hm. Vielleicht den Informationsgehalt der Wahrheit? (Ich weiss, das ist jetzt die massivste Keule...)
[EDIT: 2009-08-31 13:14]
Vielleicht hätte man dann einfach die Grafik komplett weglassen sollen, sie hat in diesem Fall doch absolut keinen informativen Wert.
Wenn man ein Problem mit dem Maßstab hat, kann man immer noch ein anderes Bild wählen....oder halt keines.
[EDIT: 2009-09-01 08:36]
@ThorstenH
Genau meine Meinung.
Aber vielleicht »geht« das gar nicht mehr.
[EDIT: 2009-09-01 08:39]
Ja, kleinkariert.
Wo ihr immer alle Manipulation erkennen wollt, ist schauderhaft. Der Zuschauer wird NICHT denken, dass wir jetzt einer größeren Gefahr ausgesetzt sind, nur weil Nordkorea genauso groß dargestellt wird wie der Iran. Der Zuschauer wird das i.d.R. gar nicht registrieren. Aber Wichtigtuer können sich daran aufhängen...
Ach ja: Überarbeite mal deine Kommentarfunktion. Wenn man ein (nicht als solches markiertes!!) Pflichtfeld nicht ausfüllt, dann sind alle anderen bereits ausgefüllten Felder nach der Fehlermeldung wieder leer. oO
Nein, kleinkariert ist es nur für denjenigen, dem eh’ alles egal ist. Und woher wissen Sie, was der Zuschauer registriert und was nicht? Haben Sie Quellen dazu?
(Ich kann hier keine Kommentarfunktion überarbeiten, da ich nicht Hoster bin. Ich rate, die Kommentare vorzuschreiben und dann hier einzusetzen. Mir ist auch schon mehrfach ein Kommentar abgestürzt.)
kleinkariert
Mein Votum: kleinkarierte Einwände.
Das Kartenauschnitte auf eine erkennbare Größe skaliert werden, ist wohl jedem Schulkind bekannt (wird in jedem Atlas und Stadtplan so gemacht).
Und falls nicht, sollte man zumindest eine entsprechende Karten-Interpretations-Mündigkeit und Abstraktionsfähigkeit beim Zuschauer vorraussetzen.
Man muss ja nicht immer vom DAZ (dümmsten anzunehmenden Zuschauer) ausgehen, der hat schon genug Einfluss auf die Programmgestaltung.
Wenn es jedes Kind kennt...
warum nicht der entsprechende Redakteur? Warum fügt er nicht einen entsprechenden Maßstab ein?
Ich glaube, es würden genug Leute schon daran scheitern Nordkorea auf einer Weltkarte ohne Hilfe zu finden. Das hat primär erst einmal nichts mit »Dummheit« zu tun (vielleicht mit Interesse oder Neigung). Den Iran würden sie vielleicht eher finden. Es wird suggeriert, dass beide Staaten gleich gross sind. Der geographie-unkundige Zuschauer wird beim nächsten Suchen nach Nordkorea ein Land suchen, welches in etwa so gross wie der Iran ist.
Selbst bei denen, die diese Unterschiede kennen, werden unbewusst Assoziationen ausgelöst. Das hat zugegeben bei diesem Beispiel nicht unbedingt Folgen (das Thema dürfte eher weniger Interesse finden), zeigt aber durchaus manipulatives Potential.
So, so
...woher weißt du, dass mir alles egal ist, nur weil ich die Kritik kleinkariert finde? Woher weißt du, ob die Redakteure manipulieren, nur weil sie einen falschen Maßstab verwenden? Merkste was? wir können uns den ganzen Tag im Kreise drehen. Die hier vorgebrachte Kritik ist einfach lächerlich.
Mein Tipp: Schmöcker in Literatur zur Medienwirkung.
Oh, noch ein Tipp: Du kannst die Grafiken ja vom Größenverhältnis korrekt anpassen. Fällt dir da was auf? :)
So, jetzt wende ich mich wieder gerechtfertigter Kritik zu. Ich hab mich nur über den Bildblog hierher verirrt. ;)
Ich habe nicht gesagt, dass ich es weiss, dass die Redakteure manipulativ vorgehen (man müsste das genau lesen – was übrigens auch ein Problem ist).
Kleinkariert
Ich votiere für kleinkariert. Die Darstellung besagt, dass beide Länder gegen das Embargo verstoßen. Es wird keine Aussage darüber getroffen, welches Land mehr Waffen oder gar mehr Waffen pro Quadratkilometer illegal verkauft – denn nur dann wäre meiner Meinung nach die Größe des Staates für den Informationsgehalt relevant.
Wie sähe das denn umgekehrt auf dem Bildschirm aus – rechts der stattliche Iran und links hauptsächlich China, viel Meer, ganz Südkorea und irgendwo in der Mitte ein kronkorken-großes Nordkorea?
*Das* würde in meinen Augen viel falscher aussehen.
Gegenfragen
Die Darstellung besagt, dass beide Länder gegen das Embargo verstoßen.
Das zeigt sie – mit Verlaub – nicht. Bzw. es zeigt sie, wenn man von dem Embargo weiss bzw. es sich vergegenwärtigt hat. Ansonsten ist das UN-Emblem nicht mit einem Embargo-Zeichen assoziierbar. Sie wissen von dem Verstoss gegen das UN-Embargo, daher assoziieren Sie entsprechend. Wer davon keine Kenntnis hat, kommt auf diese Interpretation wenn überhaupt sehr viel später (was bedeuten würde, dass man zur Interpretation des Bildes eine Zeit des Überlegens verwenden würde).
Sie wissen auch, dass Nordkorea kleiner ist als der Iran. Aber was, wenn man dieses Wissen nicht hat (was ja, wie ich schon sagte, nicht schilmm ist)?
Und wer sagt, dass die Darstellung des vermeintlichen Geschäfts zwischen Nordkorea und dem Iran auf diese Weise zu erfolgen hat? Warum muss überhaupt ein Bild »gesucht« werden. Es heisst »tagesschau« und nicht »Bilderschau«!
(Sorry, das soll keine Polemik gegen Ihre Meinung sein)
kleinkariert
auch ich votiere für kleinkariert. es wird in meinen augen nichts verzerrt. bei einem waffenhandel zwischen russland und togo würde es auch zu argen problemen kommen in der darstellung.
die länder mussten ins bild passen. peng.
die länder mussten ins bild passen. peng.
Das sagt ja auch was.
ja
also wenn man selbst als letzten satz des kommentars die frage »Oder sind diese Einwände nur kleinkariert?« stellt, sollte man nicht mit der »euch ist ja anscheinend eh alles egal« latte um sich hauen, wenn jmd diese frage mit ja beantwortet.
ich finde die bedenken auch kleinkariert, dadurch wird kein bedrohungspotenzial vergrößert oder überspitzt dargestellt.
#33 – Latte
Ich »haue« nicht mit der »Latte« um mich. Meine Reaktion zum Kommentator Ali resultiert aus zwei Punkten:
Wo ihr immer alle Manipulation erkennen wollt.. (Hervorhebung von mir)
Wer ist ihr? Welche Verschwörung soll da aufgedeckt werden?
Überarbeite mal deine Kommentarfunktion.
Wieso werde ich geduzt?
Also hier geht spürbar einiges durcheinander: Wahrnehmung, Etikette, usw. Daher schliesse ich – vielleicht übereilt – dass da vieles »egal« ist... Nach dem Motto eines anderen Kommentators: Die Länder müssen halt auf’s Bild passen. »Peng.«
Kleinkariert
Ich war vielleicht zehn Jahre alt, als ich über die Hintergründe des zweiten Weltkriegs zum ersten Mal erfuhr. Ich erinnere mich noch genau, dass ich mir damals als Kind dachte: das gibt es doch nicht, es kann doch nicht ein Land gegen die ganze Welt Krieg führen. Da muss man ja verlieren.
Ich behaupte auch heute durchaus, dass ich gegen den Weltmeister in Schach gewinne, wenn er mir materialmäßig die Dame und zwei Türme vorgibt.
Wie sieht das mit dem Besetzungsproblem aus, wie sieht das mit dem Nachschub aus? Ab wann kann man aus dem Land heraus leben?
Amerika mit dem Bewusstsein, dass neben ihnen alles klein ist, ist schon fürchterlich in Vietnam hereingefallen. Rein theoretisch ist es doch gar keine Sache, da gegen ein kleines Land zu gewinnen.
Es zeigt sich auch im Irak, dass irgendwie das mit der Kontrolle nicht so richtig stimmt.
Und die großen Entfernungen in Russland sind schon einigen Leuten aufs Haupt gefallen.
Größe, Zahlen, Massstäbe sind wichtig. Von mir aus gelte ich als kleinkariert. Macht mir gar nichts, wenn ich deswegen mehr Geld als andere Leute verdiene, die sich zu gut sind, um mit Zahlen und Größen umzugehen. Sind ja alles peanuts. Was der Unterschied zwischen einer Million und einer Milliarde ist, hat nicht einmal der deutsche Finanzminister anno dazumal wissen müssen.
Ich könnte annehmen, dass es keine bewusste Manipulation sein sollte.
Ich kann mir auch vorstellen, dass ich als kleinkariert gelte, wenn ich einfach die Prozentzahlen der Arbeitslosigkeit von heute mit der Zeit um 1938 vergleiche. Da ist doch der Nationalsozialismus das eigentliche Rezept. Die konnten das doch offensichtlich. Aber ich bin zu kleinkariert dafür, weil ich das lediglich einer Aufrüstungsstrategie, die auf Raubzug, um das alles bezahlen zu können, zuschreibe.
Ein Scheck, auf dem 57.000.000.000 $ stehen, ist auch nicht größer als einer über 57 $. Warum hat man dann den armen, armen Madoff zu lebenslänglich verurteilt?
Wegen den paar Nullen? Ist schon kleinlich.
Aber wie gesagt, das sind nur die Gedanken eines Kleinkarierten, der sich wundert, an wie wenig sich Leute erinnern, wenn man bedenkt, wie stark sie bereits mit Zahlenspielereien manipuliert wurden.
Danke für dieses wortgewaltige Plädoyer für die Kleinkariertheit!
Ich finde die Reaktionen interessant. Sie resultieren aber m. E. zum Teil daraus, dass die Leute um die Verhältnsise und Hintergründe wissen und sich nicht oder nur ungenügend in anderen hineinversetzen können, die sich dafür nur oberflächlich interessieren.
#31 – Vielleicht der punktgenaueste Kommentar bisher:
es muss ja ins Bild passen!
Und so machen sich »die ganze Welt« und die Tagesschau und die Kommentatoren eben ihr Bild...
Ja, der punktgenaueste...
und der (vermutlich unbeabsichtigt) verräterischste.
Ein Beispiel
Stellen wir uns vor, es gäbe ein tolles wichtiges Treffen zwischen Russland und Monaco und in Ermangelung eines Handshake-Bildes der beiden Regierungschefs, würde man die beiden Länder ähnlich abbilden wie oben gesehen und hätte noch dazu den Anspruch, dass das Ganze maßstabsgetreu sein soll....was käme dabei wohl heraus?
ABM-Maßnahmen für Hersteller riesiger LCD- oder Plasmafernseher? Wieviel Pixel wären für Monaco frei?
Vielleicht sollte man doch nicht vom dümmsten aller anzunehmenden tagesschau-Zuseher ausgehen – die kucken sowieso eher Klöppel; im besten Fall! Wahrscheinlicher sind da schon die RTL II-Programmhinweise – nein! – Promiklatsch – auch nicht – äääh ‑News oder eben gleich bis 20:15 Uhr weiter bei Neun Live bleiben.
Und dass die Gefährlichkeit eines Landes irgend etwas mit dessen Größe zu tun haben soll ist mir auch neu. Ist Israel trotz Bombe ungefährlicher als Australien? Und würde ich Liechtenstein als potentiell gefährlich einstufen, nur weil es in einer Fernsehsendung größer als Brasilien dargestellt wird?
Und überhaupt: Kann es sein, dass wir größere Probleme haben, als die Größenverhältnisse von Ländern in tagesschau-Abbildungnen?
Und wieso fühlen sich eigentlich die Schweizer nicht gegenüber den Niederländern benachteiligt, weil in irgendwelchen Bildern im Fernsehen immer die Darstellung der hohen Berge fehlt und das zwangsläufig zum Vorteil der Niederlande gereicht? Krankt der Schweizer Nationalstolz daran, dass die Schweiz im Fernsehen total flach bleibt? Und müssen wir mit einer Schweizer Kampagne rechnen, um in Mitteleuropa das 3D-Fernsehen einzuführen?
Fragen über Fragen!
Auch hier gilt: Vorher bitte lesen. Und dann kann man sich Aussagen, dass man »grössere Probleme« hat sparen.
Erstens: Wer sagt, dass das wichtige Treffen zwischen Russland und Monaco mit den Abbildungen der entsprechenden Länder bebildert werden muss? Niemand. Wenn Merkel die USA besucht, macht auch niemand eine Gegenüberstellung zwischen Deutschland und den USA.
Zweitens: Welche suggestiven Mechanismen wirken bei der Betrachtung dieses Bildes verbunden mit der Überschrift?
Drittens: Seit Jahren werden die politischen Regime von Nordkorea und dem Iran als »gefährliche Mächte« eingestuft (nicht zuletzt wegen ihrer Nuklearwaffenambitionen). Da man ja – wie Sie richtig sagen – nicht immer den »dümmsten« Zuschauer annehmen soll, dürfte die Verbindung Nordkorea/Iran, die in ein Waffengeschäft mündet, ein gewisses Bedrohungspotential unterschwellig auslösen.
Viertens: Warum denunzieren die die RTL-Nachrichten und Klöppel?
Tatsächlich: Fragen über Fragen.
Und was wenn’s andersherum waere?
Ich hoffe mal Dir ist klar dass man Deine Argumentation auch recht gut umdrehen kann:
Mal angenommen beide Laender haetten tatsaechlich Atomwaffen. Beide haetten 50 Atomraketen gleicher Wirkungskraft. Beide koennten Deutschland (oder welches Land auch immer) erreichen und somit ausloeschen. Kein Unterschied was die beiden Laender anrichten koennten, so sie denn wollten.
Wenn jetzt die beiden Laender proportional korrekt dargestellt werden wuerden, waere dann die Bedrohung durch Nordkorea geringer?
Moechte ich mal stark bezweifeln, aber wuerdest dann schreiben die Bedrohung durch Nordkorea wird verharmlost oder waere das dann OK?
Es geht gar nicht um eine tatsächliche Bedrohung (oder nicht). Es geht darum, ob unterschwellig mit der Gleichheit der Grösse etwas suggeriert wird (oder nicht).
Die Mehrheit der Kommentatoren meint nein. Sie argumentieren aber nur dahingehend, in dem sie von ihren eigenen Voraussetzungen der Informiertheit ausgehen.
Erinnern Sie sich an dies medienwirksame Zerstörung dieses einen Kühlturms in Nordkorea vor einigen Monaten? Hiermit sollte signalisiert werden: Das Land rüstet ab. In Wirklichkeit war das Gegenteil der Fall. Aber jeder wollte nur das sehen, was er sah. Damit fiel es schwerer zu glauben, dass man in Wirklichkeit weiter aufrüste. Bis dann die Raketen über Japan gesichtet wurden.
Die Symbolkraft dieses zerbröselnden alten Turms überstieg deutlich den Informationswert des Bildes.
Manipulation, Presse—freiheit
Als „Zaungast“ möchte ich mich doch noch einmal zu dem o.g. Thema äussern ( auch wenn es mir durch mein obiges „Eigentor“ schwerfällt, nochmals Stellung zu nehmen).
Das Tagesschaubild ist sicherlich ersteinmal kein aufsehenerregendes Thema. Aber ich fühle mich manipuliert, wenn ich durch Medien, denen ich ein gewisses Vertrauen entgegenbringe, was Kompetenz und (hoffentlich!) Neutralität anbelangt, nicht korrekt informiert werde, sei es durch Bilder (wie in diesem Fall) oder durch Beiträge.
Siehe folgendes Video zur Presse»freiheit«:
http://www.youtube.com/watch?v=2cyy5KTYAnU
Wenn mir mein Sohn dieses Video nicht gezeigt hätte, ich wäre nie darauf gestossen.
Hätten Sie, Herr Keuschnig, nicht auf das tagesschaubild aufmerksam gemacht und mich mit der Nase draufgestossen, ich hätte es „geschluckt“, auch wenn ich u.a. ganz genau weiß, welches Land wo und wie groß auf unserem Globus liegt.
Wahrnehmung und Sinne schärfen fängt im „Kleinen“ an. Und so verstehe ich Ihren Beitrag zum Tagesschaubild.
»Information« & Wahn
Vielleicht hat das alles auch nur was mit dem Komplexitätsgrad mittlerweile der Gegenstände und ihrer Beobachter zu tun? Und einem – immer auch ein wenig – wahnhaften Drang, das alles „abzudecken“. Dabei wird es wohl immer nur zu Annäherungen kommen können.
Dass die Tagesschau aber meint, da etwas zu verteidigen zu haben, schließt ja Fehler (oder schlichte Unbedachtheiten oder noch schlichteren Zeitdruck eines Bildredakteurs) ja nicht aus. Womöglich provoziert es sie sogar? Und fordert mit die ärgere Gegenbeobachtung ihrer Zuschauer heraus?
Tatsächlich ist aber das einzige, was man dagegen halten kann (gegen Überkomplexität), Genauigkeit und weiteres Fragenstellen. Denn eben wegen der Komplexitätssteigerung ist die Reduktion an sich immer schon gefährlich genug. (Man denke an die läppischen Karikaturen des „Propheten“ und den Aufstand nahezu einer Milliarde Beleidigter – aus unserer Sicht. Doch wenn der Teufel nichts anderes findet...)
diese form der manipulation ist in den medien gang und gebe
in dem schönen buch »so lügt man mit statistik« wird dieses Thema (inklusive der wirkung auf das unbewusste) ausführlich behandelt und ist nicht als versehen entschuldbar.
Das Buch...
kenne ich nicht. Aber bei der Google-Suche »so lügt man mit staistik« stösst man auf dieses pdf-Dokument von Anita Maas, welches offensichtlich Bezug auf dieses Buch nimmt. Hier gibt es auch zahlreiche Beispiele, wie mit Bildmaßstäben unrichtige Verhältnisse abgebildet werden. So bspw. Seite 13, 15, 16–18, 25.
Herr Keuschnig,
gemessen am Atomwaffenpotential ist Nordkorea meiner Meinung nach nicht groß genug dargestellt.
Sie echauffieren sich hier an geographischen Unzulänglichkeiten. Erst dachte ich, der Satz »oder ist das kleinkariert« sollte eine vorweg erteilte Entschuldigung zu sein, dass Ihnen bewusst wäre, wie sehr Sie die Korinthen »verarbeiten«, aber Ihre vehemente Gegenrede hier in den Kommentaren erweckt dann doch jetzt ziemlich das Bild, dass Sie die Frage gar nicht ernst meinten und Ihnen das Thema wirklich an die Nieren geht.
Ich kann das nachvollziehen, ich habe selbst schon in meinem Blog SPON durch den Kakao gezogen dafür, dass Sie Sri Lanka als Madagaskar bezeichnet haben und Mexiko in der Höhe der Galapagos angesetzt haben (die Sache mit den Quietscheentchen) aber hier sollten Sie doch wirklich mal die Kirche im Dorf lassen.
Wie viele Menschen können alle Nachbarn Deutschlands im Uhrzeigersinn aufzählen? Wie viele alle deutschen Bundesländer, oder gar noch deren Landeshauptstädte? Wie viele kennen mehr als vier große deutsche Flüsse und wissen, durch welche Länder diese fließen? Wie viele wissen, dass das Saarland nicht direkt nach ’45 zu Deutschland gehörte?
Oder noch besser: wie viele könnten, wenn man Nordkorea als »Schwanz« nehme für dieses »Pinn den Schwanz an den Esel« Spiel, das Land an der richtigen Stelle an China pinnen?
Ganz davon ab habe ich schon mehr als eine Tagesschau gesehen, in der Nordkorea mit China und Japan gleichzeitig auf einem Bild gezeigt wurde.
Und ganz davon ab: ich halte den Schluß, die Bedeutung eines Landes an dessen geographischer Ausdehnung zu messen, für nahegerade dumm. Tut mir wirklich leid, aber Deutschland ist ca. so groß wie Nord- und Süd-Dakota zusammen, selbst wenn man diese beiden und die Bundesrepublik auf einer Karte in falschem Maßstab zeigen würde ginge es doch nach Dingen wie Armeegröße, BIP, Einwohnern etc. etc. und nicht wie grün der Fernsehschirm wird, wenn man das Land einblendet.
Ganz ehrlich.
@Sebastian
An geografischen Unzulänglichkeiten echauffiere ich mich bestimmt nicht. Eher an den Unzulänglichkeiten der geografischen Darstellung. Und auch »an die Nieren« geht mir das garantiert nicht.
Mit der Meinung, dass mein Einwand kleinkariert sei, kann ich durchaus leben. Mit den weitergehenden Schlüssen, solche Wahrnehmungen wären per se skandalisierend oder so etwas sei »normal« und hinzunehmen (weil das Fernsehen nicht gross genug sei – dabei war es nicht im Fernsehen), nicht. (Hier ist ein Link zu einem hübschen Dokument)
Ich rede auch nicht von der tatsächlichen Bedeutung des Landes, die ob seiner Grösse gemacht werden, sondern von der unterschwelligen Bedeutung, die mit Grösse oder Kleinheit verbunden wird (ob man das will oder nicht).
Und dann noch: All die Wissensfragen, die Sie da stellen – wem stellen Sie die? Den Zuschauern? Den Redakteuren? Ist die Tatsache, dass die Mehrheit daran »scheitern« würde Rechtfertigung dafür, sie eventuell nicht als relevant zu erachten?
Nein...
Touché.
Ich finde nicht, dass solche Wahrnehmungen per se skandalisierend sind, und hiergegen können Sie gerne argumentieren.
Sie übersehen meiner Auffassung nach aber wohl den Umstand, dass in der Fernseh-Tagesschau Länder, wenn sie alleine dargestellt werden, generell bildschirmfüllend dargestellt werden. Die Bildmontage auf Tagesschau.de ist hernach eine Ableitung dieser Vorgehensweise und deshalb damit gut zu erklären. Ihr Hinweis darauf ist mit Sicherheit korrekt und richtig, und auf der Webseite wäre die Größenangabe sicherlich richtig und wichtig, gerade von einem öffentlich rechtlichen Sender.
Ich möchte aber auf folgenden Satz Bezug nehmen:
»Soll nicht damit unterschwellig ein Bedrohungspotential simuliert werden, welches vielleicht in Wirklichkeit gar nicht in diesem Ausmaß besteht?«
Die Antwort ist nein. Es handelt sich um eine Unzulänglichkeit der Umsetzung von fernsehtechnischen Gefplogenheiten der Redaktion der Tagesschau, die im Übrigen auch schon unsere Landesfarben falsch auf eine selbst gebastelte Deutschlandfahne gemalt hat. Ihre Kritik ist, wie gesagt, richtig und wichtig, Ihre Implizierung einer Unterschwelligkeit halte ich aber für arg konstruiert.
#34 – »Ihr«
Sie werden heute in »6 vor 9« auf bildblog.de verlinkt, Herr Keuschnig.
Ja. Und deshalb...
bin ich »Ihr«?
Interesse
Sie irritieren mich ein wenig, Herr Keuschnig.
Ich habe mich auch schon kolossal darüber aufgeregt, wenn der Focus die Tortengrafiken so gedreht hat, dass kleine Prozentzahlen vorne und hinten platziert werden, damit sie gegenüber den seitlich angeordneten größer wirken, obwohl sie prozentual kleiner sind.
Aber mal ehrlich: wen glauben Sie hier vor falschen Informationen retten zu müssen?
Um 20:15 Uhr läuft doch GZSZ...
Wer sagt, dass ich jemand retten will?
(Seltsam, welche Einwände da kommen.)
#49 @Sebastian
Ich bin ja in zwei Punkten sehr wohl Ihrer Meinung: Erstens sind solche Wahrnehmungen nicht per se skansalisierend, wenngleich sie in der Summe m. E. zunehmen. Und zum Zweiten will ich gerne glauben, dass es sich bloss um eine »Unzulänglichkeit« handelt und kein anderer Hintergrund besteht.
Na dann sind wir ja doch ziemlich beieinander.
Ich hoffe Sie haben einen Leserbrief an die tagesschau.de Redaktion geschrieben (und einfach nur den Text aus dem Eintrag hier hineinkopiert). Am Ende bekommen die da von der (berechtigten) Kritik nichts mit...
@Sebastian
Ich hatte einen Link zu meinem Eintrag noch am Samstag geschickt. Daraufhin hatte ich einen Zugriff vom NDR. Für vier Sekunden.
kleinkariert
Wie wäre es denn, wenn ich mal behaupte, dass das alleinige Zeigen des Symbolfotos mit den zugehörigen Kommentaren eine Manipulation darstellt? Bei manchen Kommentaren habe ich das Gefühl, dass die meisten den originalartikel nicht aufgerufen haben. Groß und deutlich steht unter dem Bild, worum es geht: »UN-Sanktion gegen Pjöngjang«
Hier hat jemand schlicht versucht, rasch ein Bild zu bauen. Die maßstabslose Darstellung ist recht unglücklich, ok. Aber daraus einen großen Aufreger zu machen, der natürlich dankenderweise noch größer wird, wenn man die zugehörige Bildunterschrift weglässt, ist schon bezeichnend. Dem Durchschnittsleser aber zu unterstellen, er wüde keine einzige Zeile des Artiels lesen und hätte noch nie eine Weltkarte zu Gesicht bekommen, ist etwas kleinkariert.
Wieso sind bei den zahlreichen Büchertipps hier eigentlich manche Titel größter abgebildet als andere, hmm? Manipulation?!
Watchblogs sind ja was feines, aber man kann auch über’s Ziel hinausschießen...
Der Text...
der tagesschau ist verlinkt. Es gibt genug Untersuchungen, die zeigen, wie differenziert optische und verbale Reize aufgenommen werden und vor allem welche am längsten behalten werden.
Sie sind in der Tat ein »Vorbeileser«, sonst würden Sie nicht von »Büchertipps« sprechen. Die unterschiedliche Grösse der Titel resultiert aus den Download-Möglichkeiten. Prinzipiell hätten Sie mit Ihrem Einwand recht, wenn Bücher im Vergleich positioniert würden. Derart subtile Mittel dürften Sie doch kennen, oder?
Ich habe im übrigen auch nie unterstellt, dass der »Durchschnittsleser« (wer ist das?) »noch nie eine Weltkarte« gesehen hat. Ich bleibe aber dabei, dass der suggestive Gehalt dieses Bildes relativ stark bei denen ist, die sich nicht jeden Tag mit Nordkorea beschäftigen.
herr Keuschnig,
in der Tat habe ich hier nur mal flüchtig reingelesen. Bei der Masse der Artikel würde ich aber wohl bei dem Titel mit dem größten Bild hängenbleiben. Bilder sind immer Magnete. Ein bestimmtes Layout schafft immer auch eine gewisse Aufmerksamkeit.
In diesem Fall allerdings Absicht zu unterstellen, gar dass »unterschwellig ein Bedrohungspotential simuliert« werden soll, ist schon recht fragwürdig. Auch die in ihrer Einleitung gestellten Suggestivfragen sind einer objektiven Beurteilung nicht gerade förderlich.
Deshalb bleibe ich dabei die abschließende Frage mit »Ja« zu beantworten. Es gibt sicherlich bessere Symbolfotos für so einen Artikel. Aber die von ihnen gezogenen Schlüsse (Entschuldigung, sie hatten ja nur Fragen in den Raum gestellt...) sind tatsächlich übertrieben.
Sie sagen im letzten Satz Ihres Kommentars, ich stellte nur Fragen (was stimmt) und im ersten Satz, ich hätte etwas unterstellt. Was denn nun?
Und tastächlich: Bilder sind Magnete – daher mein Einwand. Ihr erster Kommentar bezog sich eher darauf, dass die Leute den text noch lesen sollten (sollten sie ja wirklich). Aber genau um die Magnetwirkung dieses Bildes geht es mir – aufgeklärter Zuschauer hin oder her.
Offenbar ist ihnen unklar, was ich mit Suggestivfragen meinte. Allerdings sollte über die Masse der mir zustimmenden Kommentare hier langsam klar sein, dass ihre Unterstellung (auch wenn sie als Frage formuliert war), hier würde absichtlich manipuliert, etwas übertrieben ist.
Ich empfehle außerdem, dass sie mal versuchen einer Karte mit den Hilfsmitteln eines Grafikers einen halbwegs korrekten Maßstab hinzuzufügen. Viel Spaß. Mit diesem Maßstab wäre die Sache natürlich wesentlich korrekter, aber ich nehme an, dass es entweder technische Gründe für das Fehlen gibt, oder der Redakteur sich dessen nicht bewusst war.
Im Normalfall hätte hier ein kleiner Hinweis an die Tagesschau-Redaktion genügt, doch bitte grundsätzlich einen optischen Maßstab zu verwenden. Vorausgesetzt die Grafik käme aus einem GIS, sollte das kein Problem sein. Handelt es sich um eine Weltkartengrafik, aus der bei Bedarf Teile ausgeschnitten werden, sieht das schon anders aus.
Diese Geschichte allerdings für wichtig genug zu erachten, daraus einen Blogeintrag zu konstruieren ist stark übertrieben.
Ich frage mich ja, warum man grundsätzlich so etwas »bebildern« muss und warum man falsche Skalierungen als Ausrede gelten lässt, weil es nicht anders ging. Das hat keiner der bisherigen Kommentare schlüssig beantwortet.
Der Hinweis mit dem Hinweis ist – Verzeihung – reichlich naiv. Sie glauben nicht ernsthaft, dass ein solcher Hinweis irgendjemanden interessieren würde (wie auch dieser Blogbeitrag einen NDR-Menschen nur ganze 4 Sekunden online gehalten hat).
Ich konzidiere gerne, dass der »Vorfall« bzw. die hier gezogenen Schlüsse von meiner Seite übertrieben sein mögen. Sie sind es Ihnen (und vielen Kommentatoren) aber vermutlich nur, weil sie ein Wissen haben – hier: ein Wissen um die Größenmaßstäbe zwischen den beiden Ländern. Ansonsten würden sie den Schluß, dass beide Länder gleich groß sind, immer annehmen (weil sie es ja nicht besser wüßten).
Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder der Redakteur antizipiert das Wissen der Zuschauer um die Größenverhältnisse. Dann ist das natürlich kein Problem (die Frage, ob/wie man sowas bebildert einmal weggelassen). Dann frage ich mich, warum im Text der tagesschau immer die gleichen Erklärungsfloskeln auftauchen (»radikal-islamische...«; »pro-westliche...«, usw).
Oder der Redakteur ist in Zeitnot oder anderweitig unter Druck und bastelt herum. In diesem Fall entsteht die Grafik sozusagen unbeabsichtigt falsch. Es spielt für Sie (und viele andere Leser) nur keine so entscheidende Rolle, weil sie geografische Kenntnisse haben und/oder den Text lesen.
Jetzt aber die Frage: Wann weiss ich (Sie) NICHT, wie eine Grafik erstellt wurde. Wann weiss ich um bestimmte Verhältnisse oder Gegebenheiten NICHT? Man nehme nur das beliebte Bild der Statistikabbildungen. Wann fange ich eine Statistik an? Wie skaliere ich die zwischenräume? Und so weiter.
»Der Hinweis mit dem Hinweis ist – Verzeihung – reichlich naiv. Sie glauben nicht ernsthaft, dass ein solcher Hinweis irgendjemanden interessieren würde (wie auch dieser Blogbeitrag einen NDR-Menschen nur ganze 4 Sekunden online gehalten hat).«
Nun, wenn sie dieser Auffassung sind... wegen dieses Vorfalls aber hier gleichzeitig mit dem Hinweis an die Redaktion den Pranger zu eröffnen, war wohl eher kontraproduktiv.
Und was weist für sie darauf hin, dass der Redakteur nicht den Hinweis ernstnimmt, aber keine Zeit hat, hier die ganze Seite zu lesen? Das Problem ist ja recht einleuchtend, alte Geographenregel: Eine Karte ohne Maßstab ist keine! Der Zusammenhang lässt sich auch mit dem Lesen einer mail erfassen, da muss man keinen Blog lesen.
Übers Ziel hinausgeschossen?
Mir erscheint die Kritik an der Darstellung doch vielleicht ein bisschen zu feinfühlig. – Aber das passiert schnell, wenn man versucht, seine Umwelt mit offenen Augen und Ohren wahrzunehmen.
Gestern morgen z.B. im Radio:
»Betroffen sind etwa 170.000 Beschäftigte von Abfallbetrieben, industriellen Großwäschereien und Bergbau-Spezialdiensten.« – Betroffen sind sie nicht von Entlassungen etc., nein der vorangehende Satz war:
»Arbeitgeber und Gewerkschaften haben sich auf flächendeckende Mindestlöhne für drei weitere Branchen verständigt.«
ganze Meldung
Hier ist es denke ich ähnlich, wie mit obigem Fall, dass die Meldung als Ganzes Neutralität bewahrt bzw. keinen eindeutigen Hinweis auf Manipulation gibt.
@Vorbeileser
Meine Erfahrung mit Medien ist: es gibt so gut wie nie eine qualifizierte Reaktion (lesen Sie einmal bei Stefan Niggemeier nach, wie sich Redakteure verhalten, die auf eindeutig sachliche Fehler hingewiesen werden – zum größten Teil verhalten Sie sich nämlich gar nicht und ignorieren die Hinweise geflissentlich). Das höchste der gefühle ist ein vorgefertigtes Briefchen/Mail, in dem man sich für die Reaktion bedankt. Eine Ausnahme, die mir sofort einfällt, war vom »Wetten, dass...«-Team des ZDF, die noch am Abend der Sendung reagiert hatten.
Der Eindruck, hier sei ein »Pranger« ist vollkommen abwegig. Abgesehen davon, dass ein Pranger immer personalisiert ist (die Medlungen von tagesschau.de sind nicht personalisiert,es sei denn es handelt sich um Korrespondentenberichte oder Kommentare).Wenn man einen objektiven Fehler macht (den Sie selber mit Ihrer »alten Geographenregel« konzidieren), darf man darauf sicherlich hinweisen. Ansonsten kann man jegliche Form von Kritik gleich einstampfen.
Auf dem tagesschau.de-Blog wird die selektive Wahrnehmung der Redakteure übrigens auch gelegentlich sehr deutlich.
Dass der größte Teil der Kommentatoren das hier nicht so sieht wie ich, ist ja auch in Ordnung. Ich habe meine Gründe dargelegt, warum ich glaube, dass das so ist.
@ Gregor Keuschnig
Nun, Menschen reagieren unterschiedlich. Das mit dem Pranger war dahingehend gemeint, dass manche Redakteure das eben so empfinden. Wenn ich mir die allgemeine Stimmungsmache in der Bloggerszene so zu Gemüte führe (dazu gehören auch einige hier doch recht allgemein gehaltene Kommentare), kann ich das teils sogar nachvollziehen.
Aber was will man tun? Den Autor darauf hinzuweisen und zu hoffen, dass er es nächstes Mal besser macht, bleibt wie ich finde die einzig sinnvolle Variante. Wenn man wie hier geschehen gleich mit Unterstellungen arbeitet (auch wenn sie als Frage formuliert sind), und manche Kommentatoren deutlich über das Ziel hinausschießen (manche wittern hier wirklich die große Verschwörung!), wird das auch nicht mehr bewirken als ein freundlicher Hinweis.
So einen kleine Vorfall mit den wirklich üblen Geschichten (damit meine ich nicht alle Geschichten) in Bildblog zu vergleichen finde ich arg übertrieben.