Kritik an Medien und am Journalismus kommt zur Zeit mehrheitlich, wenn auch nicht ausschließlich von außen, den Sehern, den Lesern, den Rezipienten. Um so schwerwiegender ist es, wenn ein Journalist dem Betrieb eine geradezu vernichtende Kritik ausstellt und damit die Kritiker von außerhalb bestätigt und bestärkt: Der freie Autor und Medienkritiker Walter van Rossum ist manchmal etwas grob, was wohl seinem Ärger geschuldet ist, er klagt, ist gleichzeitig aber desillusioniert, bisweilen schimpft er fast; umso erstaunlicher ist sein Fazit: »Aber ich glaube alles in allem nicht, dass das System der alten Öffentlichkeit rehabilitierbar ist, ich halte es nicht einmal für wünschenswert. Irgendwie durchlebt die Gesellschaft gerade einen medienkritischen Crashkurs – was nach Jahren der medienkritischen Öde auch dringend nötig war. Dabei haben wir schon eines gelernt, was ich für großartig halte, nämlich das mediale Improvisieren. Wir basteln uns gerade – jeder auf seine Art – die Informationen zusammen, die wir brauchen. Und darin steckt in meinen Augen schon so etwas wie eine Skizze der medialen Zukunft. Ich finde die Chancen aufregender als die Klage über die Verluste.«
Apropos
Satire. Oder?
Ich kann Lutz Bachmanns Foto nur als Satire wahrnehmen, ich musste sogar lauthals lachen, weil es den Wahnsinn der Person Hitler relativ subtil sichtbar macht (die schlechte Rasur um den Zweifingerbart, der Haarscheitel, die verdrehten Augen, die beinahe krampfartig starren Züge) und ihn damit vom Podest der Führung, der Autorität, holt (die er für viele nicht mehr, aber für einige noch hat): Sie ist keine und er eine lächerliche Figur. – Das Beispiel und seine Aufnahme in den Medien – von reißerisch bis eher unerwartet1 – zeigt, dass der kulturelle Kontext, die Wahrnehmung und individuelle Bereitschaft hier sicherlich eine Rolle spielen, Satire muss nicht (immer) eindeutig sein, man kann vielleicht sogar sagen: Gute Satire gewahrt sich eine gewisse Offenheit und verhindert dadurch Plattheit: Man muss sich einen Moment lang anstrengen, muss überlegen.
Tag der offenen Tür?
Udo Stiehl schlägt vor den »Lügenpresserufern« den Alltag in den Redaktionen zu zeigen um auf diesem Weg ihrer Kritik zu begegnen; das klingt ein wenig nach Verzweiflung, könnte aber ein Ansatz sein, wenn man ihn unter den richtigen Vorzeichen begeht. Einmal unterstellt, dass es nicht nur »Lügenpresserufer« gibt, und Herr Stiehl das auch so sieht, ...
Pegida: Phänomen einer Entfremdung?
Wenn die hier vertretene Leserichtung, möglicherweise auch nur in Teilen, zutreffend sein sollte, dann ist die Auseinandersetzung mit Pegida bedeutsam, weil ihre Ergebnisse über das konkrete Phänomen hinaus reichen: Pegida wäre dann, mehr in ihrer Zusammensetzung als in ihren Forderungen, eine Keimzelle gesellschaftlicher Entwicklungen und zugleich deren erstes Resultat. — Pegida ist keine Gefahr, aber vielleicht eine Wegmarke; Hysterisierungen sind unangebracht.
Die Welt des Christian Nitsche
Im tagesschau-blog ist ein sehr interessanter Text von Christian Nitsche, seines Zeichens »Zweiter Chefredakteur von ARD aktuell«, erschienen. Interessant ist er vor allem deshalb, weil in einer großen rhetorischen Bewegung eine Ableitung von den Pegida-Demonstrationen zur Kritik am »Qualitätsjournalismus« (Nitsche) geschlagen wird (»Pegida« fällt nur einmal; ansonsten sind es in schönstem Sprech »eine zunehmende Zahl ...
Neues vom ORF
Am 19.10. fragte ich, ob die journalistische Praxis des ORF darin besteht, Quellen zu verwenden, ohne diese angemessen zu nennen. Mein diesbezügliches Schreiben an den Programmdirektor des ORF, Karl Amon, wurde mit Datum vom 30.10.von einem gewissen Dr. Peter Klein (Funktion: »Österreich 1 / KULTUR»1 ) beantwortet. Kurz und ein wenig vereinfachend gesagt lautet die ...
Ein Rückzieher der NZZ
Markus Spillmann, Chefredakteur der NZZ, entschuldigte sich via Facebook für einen veröffentlichten Kommentar zum Coming-out von Apples CEO Cook:
Wahlen und Konsequenzen
In Thüringen hat die SPD beschlossen, mit der Linken und den Grünen eine sogenannte Rot-Rot-Grüne Koalition zu verhandeln. Trotz der prozentualen Einbusse von einem Drittel der Wählerstimmen (12,4% statt 18,5%) kam es nämlich auf die SPD an. Sie hätte die Koalition mit der Dauer-Regierungspartei CDU fortsetzen können – oder eben etwas Neues versuchen. Man entschied ...