Sel­fie und Ba­rock

In­ter­es­san­te und vor al­lem leb­haf­te »Stern­stun­de Phi­lo­so­phie« mit Phil­ipp Tin­gler und Tho­mas Ma­cho im Schwei­zer Fern­se­hen. Der Mo­de­ra­tor Ju­ri Stei­ner ist zwar ge­le­gent­lich et­was kon­fus (be­son­ders ab Mi­nu­te 40), aber das stört dann doch kaum. Ma­cho wirft Tin­gler mehr­fach »kru­de Kul­tur­kri­tik« vor, weil die­ser dem Sel­fie den Kunst­sta­tus ab­spricht und kein Kon­ti­nu­um zum Ba­­rock-Selb­st­­por­­trait er­kennt. ...

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ICH, das Op­fer

oder: Le­ben mit 00

Je­der, der et­was hat oder hat­te, sa­gen wir, ei­nen Part­ner aus ei­nem an­de­ren Land, ei­ne Krank­heit, ein be­stimm­tes Al­ter, ein Kind, meh­re­re Kin­der, Zwil­lin­ge, Fünf­lin­ge oder kein Kind, ei­nen Be­ruf, egal wel­chen, kei­nen Be­ruf, kei­ne Ar­beit, die Er­näh­rung um­ge­stellt, frü­her ei­ne an­de­re Hei­mat, ei­nen Kurs ge­macht, ei­ne Sport­art aus­ge­übt, ei­nen to­ten Ver­wand­ten, Ge­schwi­ster oder kei­ne Ge­schwi­ster, Ad­op­tiv­kin­der, Stief­kin­der, kei­ne El­tern, kran­ke oder bö­se El­tern, mehr­mals ge­hei­ra­tet, ei­ne Sucht oder den Tod über­wunden, al­les ver­lo­ren, ei­nen Sui­zid­ver­such über­lebt, ein Ver­mö­gen oder ei­ne Rei­se ge­macht, ei­nen Geist ge­se­hen, mit To­ten ge­spro­chen; wer im Krieg war oder je­man­den kennt, der im Krieg war, wer aus­ge­wan­dert oder zu­hau­se ge­blie­ben oder von ei­ner Krank­heit ge­ne­sen oder äl­ter ge­wor­den ist; wer ei­nen An­ge­hö­ri­gen hat, der ir­gend­et­was hat, hat­te, ge­tan hat, tut, ist oder war, schreibt dar­über ein Be­trof­fen­heits­buch (...). Oder zu­min­dest ein the­men­be­zo­ge­nes Koch­buch.

Da­mit man ei­ner­seits das ei­ge­ne Pro­blem rasch im Re­gal fin­det und an­de­rer­seits sich auch mit je­dem be­lie­bi­gen Nach­bar­pro­blem iden­ti­fi­zie­ren kann, tra­gen die­se Bü­cher im­mer die­sel­ben Ti­tel:

Le­ben mit 00
Le­ben oh­ne 00
Le­ben trotz 00
00 über­le­ben
Wei­ter­le­ben nach 00
00 und ich
Ich al­lein ge­gen 00
Ta­bu 00
War­um über 00 im­mer noch ge­schwie­gen wird
Das Schwei­gen bre­chen! 00
Ei­ne Ab­rech­nung mit 00
Das un­ter­schätz­te 00
00 geht al­le an (auch wenn nur ich 00 ha­be)

00 steht als Platz­hal­ter für den Na­men ei­ner Krank­heit, ei­nes Zu­stands, ei­nes Um­stands, ei­nes mög­li­cher­wei­se durch­aus schwam­mi­gen Schick­sals, denn selbst­re­dend steht in je­dem die­ser Bü­cher auch ir­gend­wo: jetzt, da es end­lich ei­nen Na­men hat, bin ich er­leich­tert, denn nun neh­me ich mich selbst ernst! Ja, in­zwi­schen schreibt je­der, der ir­gend­ei­ne Er­fah­rung ge­macht hat, je­der, der recht ei­gent­lich un­tot ist, ein sol­ches Be­trof­fen­heits­buch. – Aus: »Le­ben mit 00. Be­trof­fen­heits­li­te­ra­tur«, un­ver­öf­fent­licht, 2008.

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Der Auf­schnei­der

Es ist noch ei­ne der letz­ten Li­te­ra­tur­sen­dun­gen im deut­schen Fern­se­hen: »Das blaue So­fa«, »von und mit Wolf­gang Her­les«. Her­les be­fragt Schrift­stel­ler zu ih­ren Bü­chern (da­her das So­fa, das an­fangs so­gar zu al­len mög­li­chen und un­mög­li­chen Or­ten – auf Ko­sten der Ge­büh­ren­zah­ler – durch die Welt­ge­schich­te ge­flo­gen wur­de) und stellt dann noch ein oder zwei Bü­cher vor.

In der Sen­dung vom 24.10. auch Ste­pha­nie Barts »Deut­scher Mei­ster« (ab ca. 19:00). Her­les liest ei­ni­ge we­ni­ge Zei­len aus dem Buch und lobt dann et­was mehr als ei­ne Mi­nu­te das Buch in­klu­si­ve kur­zer Nach­er­zäh­lung des In­halts. Da­bei un­ter­lau­fen ihm mas­si­ve Feh­ler. So schil­dert er wie Troll­mann zu sei­nem letz­ten Kampf »mit blon­der Pe­rücke und weiß ge­pu­dert« er­schien und sich »wehr­los be­wußt­los schla­gen« ließ, was Her­les als »Pro­vo­ka­ti­on« be­zeich­net.

In die­sem Satz sind drei Din­ge falsch. Zum ei­nen färb­te sich Troll­mann die Haa­re blond und trug kei­ne Pe­rücke (»Deut­scher Mei­ster«, Sei­te 354). Zum an­de­ren ver­warf er aus­drück­lich den Ge­dan­ken, sich mit Ko­lo­pho­ni­um die Haut weiß zu pu­dern (Sei­te 352). Und die »Pro­vo­ka­ti­on« be­stand nicht dar­in, sich wehr­los zu­sam­men­schla­gen zu las­sen – das war aus­drück­lich von den Na­zis so »vor­ge­se­hen« und Troll­mann durch »spe­zi­el­le« Re­geln ok­troy­iert wor­den. Das kommt im Buch aus­führ­lich zur Spra­che. Die »Pro­vo­ka­ti­on« be­stand dar­in, dass er sich sei­ne schwar­zen Haa­re blond färb­te und da­mit ge­gen den Ras­sen­wahn der Na­zis pro­te­stier­te. Die Weiß­fär­bung der Haut – in un­end­lich vie­len An­ek­do­ten und auch Fil­men über Troll­mann stets kol­por­tiert – hat nach Re­cher­chen der Au­torin nicht statt­ge­fun­den.

So sitzt Her­les al­so Irr­tü­mern auf, die nur den ei­nen Schluß zu­las­sen: Er hat das Buch nicht zu En­de ge­le­sen. (Wie auch Fré­dé­ric Schwil­den von der Ham­bur­ger Mor­gen­post.)

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Wolf­gang Herrn­dorf: Bil­der dei­ner gro­ßen Lie­be

Wolfgang Herrndorf: Bilder deiner großen Liebe
Wolf­gang Herrn­dorf:
Bil­der dei­ner gro­ßen Lie­be

Nicht un­be­dingt das Buch, son­dern die Re­ak­tio­nen hier­auf sind er­staun­lich: Da wird post­hum ein ei­gent­lich »un­voll­ende­ter Ro­man« (Un­ter­ti­tel) von Wolf­gang Herrn­dorf ver­öf­fent­licht und das gan­ze Feuil­le­ton ju­belt hym­nisch und türmt Ver­glei­che auf von Käst­ners »Fa­bi­an« über Noote­booms Phil­ip (»Das Pa­ra­dies ist ne­ben­an« – so lau­te­te der ur­sprüng­li­che Ti­tel die­ses wun­der­ba­ren Bu­ches), Mo­ritz’ »An­ton Rei­ser« (der kommt so­gar ein­mal vor) bis zu Goe­thes Mi­gnon-Fi­gur.

Es ist ein lei­der häu­fig zu be­ob­ach­ten­des Phä­no­men: die tra­gisch oder früh ums Le­ben ge­kom­me­nen Schrift­stel­ler wer­den die Lieb­sten und die Be­sten. Vor­her kaum zur Kennt­nis ge­nom­men, be­kom­men sie ei­ne Wiedergut­machung ge­ra­de­zu auf­ge­drängt. Wolf­gang Herrn­dorf hat die­sen Ge­sin­nungs­wech­sel sel­ber noch mit­er­lebt: Als er sei­ne schwe­re Krank­heit öf­fent­lich mach­te und dar­über im In­ter­net Ta­ge­buch führ­te nah­men plötz­lich die Sym­pa­thie­kund­ge­bun­gen der­art zu, dass dem Au­tor die­se Zu­wen­dung reich­lich su­spekt vor­kam (in »Ar­beit und Struk­tur« nach­zulesen) und mehr ver­stör­te als freu­te. Und nun er­scheint al­so ein nach­ge­las­se­ner Text Herrn­dorfs, 33 epi­so­den­ar­ti­ge, zum Teil nur lo­se mit­ein­an­der ver­bun­de­ne Ka­pi­tel über ei­ne Aus­rei­ße­rin na­mens Isa, die, das »wis­sen« die Re­zen­sen­ten merk­wür­di­ger­wei­se, 14 oder – wie es ein­mal heißt – 18 Jah­re alt ist (ei­ne der­art ex­pli­zi­te Al­ters­an­ga­be gibt es al­ler­dings nir­gends, nur ein­mal ein ab­schät­zen­der Count­down ei­nes Prot­ago­ni­sten). Isa ist ei­ner Ner­ven­heil­an­stalt oder ein­fach nur ei­nem Heim ent­lau­fen, irrt nun durch Städ­te, Dör­fer, Wäl­der, Fel­der. Au­ßer ih­rer Klei­dung be­sitzt sie nur ein Ta­ge­buch und zwei Ta­blet­ten. Mit der Ein­nah­me der letz­ten Ta­blet­te be­schließt sie, ge­heilt zu sein.

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»Die gro­ße Ek­sta­se des Bild­schnit­zers Stei­ner«

Im METRO Ki­no­kul­tur­haus in Wien gibt es der­zeit ei­ne in­ter­es­san­te Film­schau: »Pe­ter Hand­ke geht ins Ki­no«. 27 Fil­me, die Pe­ter Hand­ke aus­ge­sucht hat, wer­den hier bis Mit­te No­vem­ber ge­zeigt wer­den. So­fern man die Zet­tel Hand­kes le­sen kann, sind nicht al­le sei­ne Wün­sche er­füllt wor­den, aber sehr vie­le. Das Pan­ora­ma der Aus­wahl ist breit ge­fä­chert: Es ...

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Der Licht­samm­ler und sein Sohn

Ei­ne Be­geg­nung in Hi­ro­shi­ma

Es wird im Jahr 1978 ge­we­sen sein, zu ei­ner Zeit, als an den Uni­ver­si­tä­ten noch ein we­nig schöp­fe­ri­sche Un­ru­he zu fin­den war, da sah ich mich in ei­ner ba­sis­de­mo­kra­ti­schen Ver­samm­lung auf­ge­ru­fen, mei­ne Stim­me für Ro­bert Jungk ab­zu­ge­ben. Der Zukunfts­forscher, so wur­de er ti­tu­liert, soll­te ei­ne Pro­fes­sur an der Salz­bur­ger Uni­ver­si­tät er­hal­ten. Na­tür­lich hat­te ich von Ro­bert Jungk schon ge­hört, Bü­cher wie Der Atom­staat wa­ren den lin­ken Stu­den­ten zu­min­dest dem Na­men nach be­kannt. Hät­te ich mich, wie je­ne Kol­le­gen, die in Bus­sen von Salz­burg nach Zwen­ten­dorf ge­fah­ren wa­ren, im Wi­der­stand ge­gen das öster­rei­chi­sche Atom­kraft­werk en­ga­giert, ich hät­te wohl et­was mehr ge­wußt über den Mann dem wei­ßen Haar­schopf, wä­re ihm viel­leicht so­gar über den Weg ge­lau­fen. Aber daß wir uns längst mit­ten in ei­ner Um­welt­kri­se be­fan­den, die zu­neh­mend dra­ma­tisch wur­de, war mir da­mals noch nicht klar. Ro­bert Jungk hin­ge­gen war ei­ner der Er­sten und Hell­sich­tig­sten, wenn es um öko­lo­gi­sche The­men ging. Das weiß ich heu­te, und ge­nau­er weiß ich es auch nur, weil ich un­längst ei­nen Vor­trag von Pe­ter Ste­phan Jungk über sei­nen Va­ter ge­hört ha­be.

Von Pe­ter Ste­phan Jungk hat­te ich wäh­rend je­ner ba­sis­de­mo­kra­ti­schen Ver­samm­lung wo­mög­lich ein Buch in der Um­hän­ge­ta­sche: Stech­pal­men­wald, er­schie­nen in der ex­qui­si­ten Coll­ec­tion S. Fi­scher. Selt­sam, ich kam lan­ge nicht auf den Ge­dan­ken, zwi­schen die­sem Au­tor und dem be­rühm­ten Jour­na­li­sten Ro­bert Jungk ei­nen Zu­sam­men­hang her­zu­stel­len. Ich glau­be tat­säch­lich, Pe­ter – so nen­ne ich ihn in­zwi­schen – hat­te an­schei­nend nie mit den Schwie­rig­kei­ten zu kämp­fen, die sich ein­stel­len kön­nen, wenn der Sohn in die Fuß­stap­fen ei­nes be­rühm­ten Va­ters tritt. Die bei­den ver­stan­den ein­an­der sehr gut, Pe­ter be­zeich­net den Va­ter als sei­nen »be­sten Freund«, an den er noch heu­te je­den Tag we­nig­stens ein­mal den­ke, aber die Re­de im Frie­dens­mu­se­um von Hi­ro­shi­ma am 3. März 2014 war die er­ste öf­fent­li­che, schrift­lich fi­xier­te Äu­ße­rung über Ro­bert, der Freun­den und Fa­mi­li­en­mit­glie­dern »Bob« ge­ru­fen wur­de.

Das ein­stöcki­ge, von ei­nem Park um­ge­be­ne Frie­dens­mu­se­um wirkt flach, es paßt sich dem Erd­bo­den an, er­hebt sich nur we­nig über ihn und mime­ti­siert so die to­ta­le Zer­stö­rung, den ground ze­ro, den die Atom­bom­be am 6. Au­gust 1945 hin­ter­las­sen hat. Zu­gleich aber wächst hier et­was, die Zer­stö­rung hat nicht das letz­te Wort be­hal­ten, es wach­sen wun­der­ba­re Kusu-Bäu­me, die man in der er­sten Nach­kriegs­zeit ge­pflanzt hat. Als ich mit Pe­ter über die Brücke in die heu­ti­ge In­nen­stadt ge­he, deu­te ich auf das Spi­tal, in dem mei­ne Toch­ter zur Welt ge­kom­men ist, gleich ge­gen­über vom Mu­se­um, aus dem Zim­mer im drit­ten Stock, wo sie ih­re er­sten Atem­zü­ge ge­tan hat, streift der Blick über das Mu­se­um, die Bäu­me, die Hoch­häu­ser im Hin­ter­grund und die Lücke, die der Ab­riß des al­ten Base­ball­sta­di­ons vor ei­ni­gen Jah­ren hin­ter­las­sen hat. Ich er­wäh­ne den Ge­burts­ort mei­ner Toch­ter bei sol­chen Ge­le­gen­hei­ten gern, weil er mich an ei­nen der stärk­sten Freu­den­mo­men­te mei­nes Le­bens er­in­nert. Pe­ter schaut hin­über, nickt, und wir ge­hen wei­ter, so soll es sein. Klei­ne Ge­sten, kur­ze Blicke. Wo Tod war, soll Le­ben sein.

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Bet­ti­na Fischer/Dagmar Fret­ter (Hrsg.): Ei­gent­lich Hei­mat

Bettina Fischer/Dagmar Fretter (Hrsg.): Eigentlich Heimat
Bet­ti­na Fischer/Dagmar Fret­ter (Hrsg.): Ei­gent­lich Hei­mat

Zum 25. Grün­dungs­ju­bi­lä­um der Kunst­stif­tung Nord­rhein West­fa­len wur­de ein Er­zähl­band kon­zi­piert, der, so im Vor­wort, zei­gen soll, »was das Land Nord­rhein-West­fa­len an Li­te­ra­tur zu bie­ten hat«. Her­aus­ge­kom­men ist ein Band mit 29 Er­zäh­lun­gen von Au­torin­nen und Au­toren, die je­weils mit ei­nem Ort in Nord­rhein-West­fa­len ver­knüpft sind; ei­nem Ge­burts­ort, Wohn­ort, Stu­dier­ort, manch­mal auch nur ei­nem Sehn­suchts- und Ver­gan­gen­heits­ort. Ge­plant sei dies nicht ge­we­sen, so die bei­den Her­aus­ge­be­rin­nen Bet­ti­na Fi­scher und Dag­mar Fret­ter, aber am En­de sei­en es mehr als man dach­te Hei­mat­ge­schich­ten ge­wor­den. Um kei­ne Miss­ver­ständ­nis­se auf­kom­men zu las­sen und der dro­hen­den Ver­ein­nah­mung durch den Kitsch ent­ge­gen­zu­wir­ken wur­de wohl der relati­vierende Ti­tel »Ei­gent­lich Hei­mat« ge­fun­den.

Was Se­pa­ra­ti­sten wie Wil­fried Schar­nagl nie ein­leuch­ten wird: Bin­de­strich­län­der sind nicht trotz son­dern we­gen ih­rer Viel­heit, ih­rer He­te­ro­ge­ni­tät, in­ter­es­sant. Das wird im vor­lie­gen­den Band sehr schön sicht­bar, ob­wohl es mit dem Ruhr­ge­biet und dem Groß­raum Köln durch­aus Schwer­punk­te gibt. Zu Be­ginn er­zählt Jörg Al­brecht (»Vor dem Road­movie«) von den Vor­be­rei­tun­gen zur 30-Jahr-Fei­er der leicht dys­to­pisch an­ge­hauch­ten »Ruhr­stadt« (53 Städ­te von Camp Lint­fort [sic!] bis Hamm ha­ben sich zu­sam­men­ge­schlos­sen), die im »näch­sten Jahr«, hier: 2045, an­ste­hen soll und von der Sehn­sucht sei­ner Be­woh­ner, die Zeit vor die­ser Ver­ei­ni­gung, die Zeit des wim­meln­den, un­or­ga­ni­sier­ten »Ruhr­ge­biets«, wie­der auf­le­ben zu las­sen.

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Hasen‑, vor­mals Gift­gas­in­sel

Die Pal­men ha­ben ih­re Köp­fe wirk­lich an der Him­mels­decke und zei­gen mit den zahl­lo­sen star­ren Fin­gern ih­rer vie­len Hän­de nach un­ten, wo sich zwi­schen Erd­lö­chern Ha­sen und Men­schen tum­meln. Die Hoch­lei­tungs­strom­ma­sten auf An­hö­hen und Gip­feln ma­chen Männ­chen, wäh­rend sie ein­an­der an Sei­len, die vom Schwimm­becken aus be­trach­tet wie Spinn­fä­den aus­se­hen, über die In­seln der Mee­res­bucht lei­ten. Die Häu­ser, die sich einst in die Ve­ge­ta­ti­on füg­ten oder ihr trotz­ten, sind ver­schwun­den, Op­fer der Kriegs­fa­bri­ken und Aus­sichts­tür­me, der La­ger­plät­ze und Ram­pen und Bun­ker, die ih­rer­seits ver­schwun­den sind, nicht ganz zwar, die Re­ste Rui­nen Fun­da­men­te sind von Schling­pflan­zen Bü­schen Spinn­we­ben um­hüllt, von Ha­sen be­wohnt wie auch der Shin­to-Schrein, der mit Be­ginn der Kriegs­pro­duk­ti­on hier­her­kam, weil das zu­sam­men­ge­hö­ren muß­te: Ten­no, Shin­to und Krieg.

Giftgasfabrik © Leopold Federmair
Gift­gas­fa­brik

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