Eine Sendung, die ich, wenn, nur zufällig sehen konnte; manchmal in der abendlichen Wiederholung. In den besten Momenten konnte Sandra Maischberger mit hartnäckigem Nachfragen (glänzend vorbereitet), welches themenbezogen abgestützt war (also kein blosses Parolengeschwätz) die Hohlfloskeln ihrer Gesprächspartner (meistens Politiker) als solche decouvrieren. Unvergessen in diesem Zusammenhang ein Interview mit Oskar Lafontaine und dem Insistieren, warum er denn 1999 auch als Parteivorsitzender zurückgetreten sei. Verschwunden die Rhetorik dieses Mannes. Danach war er für mich politisch erledigt.
Al Qaida – Texte des Terrors (I)
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Vorbemerkungen

„Al-Qaida – Texte des Terrors“ erschien 2005 in Frankreich („Al-Qaida dans le texte“) und liegt nun ins Deutsche übersetzt vor. Gilles Kepel und Jean-Pierre Millelli haben in Verbindung mit drei anderen Autoren dieses Buch herausgegeben. Es versammelt Texte von vier Protagonisten der „Organisation“ Al-Qaida:
- Osama Bin Laden (geb. 1957)
- Abdullah Azzam (1941 – 1989)
- Ayman al-Zawahiri (geb. 1951)
- Abu Mu’sab al-Zarqawi (geb. 1966)
Es handelt sich um Abschriften von Video-Botschaften, Verlautbarungen, Interviews, schriftlichen Erklärungen, religiösen Predigten, usw. Die Texte werden ausführlich kommentiert, was auch dringend notwendig ist, da sich der Inhalt vieler Textpassagen dem nicht in diesem Kulturkreis beheimateten Leser kaum oder gar nicht erschliessen würde; das es innerhalb der Erläuterungen gelegentlich Wiederholungen gibt, ist nicht störend, sondern durch die Fülle des Materials eher hilfreich.
»Faites vos jeux« – Das Spiel geht weiter!
Gestern wurde das Urteil des Bundesverfassungsgerichts hinsichtlich des Glücksspielmonopols des Staates gesprochen: 1. Es ist nach Maßgabe der Gründe mit Artikel 12 Absatz 1 des Grundgesetzes unvereinbar, dass nach dem Gesetz über die vom Freistaat Bayern veranstalteten Lotterien und Wetten (Staatslotteriegesetz) vom 29. April 1999 (Bayerisches Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 226) in Bayern Sportwetten nur ...
Gegenöffentlichkeit
Grosse Kreise zieht inzwischen der Vorgang von »Moni«, die in einem Beitrag auf ihrem Blog die Geschichte ihrer Freundin widergibt:
Gerade ist eine Freundin von mir, die einen dreieinhalbjährigen Sohn zu versorgen hat, unter gänzlich unakzeptablen Umständen nach der Probezeit entlassen worden. Sie hatte bei Transparency Deutschland gearbeitet, dem deutschen Chapter der Nichtregierungsorganisation Transparency International, die sich gegen Korruption in Unternehmen engagieren. Sie arbeitete dort 20 Stunden die Woche für 1000 Euro brutto, mit abgeschlossenem Studium, mehrjähriger Berufserfahrung etc. Überleben konnte sie nur, weil sie nebenher auch noch als freie Journalistin arbeitete.
Peter Sloterdijk: Falls Europa erwacht

Der Essay von Peter Sloterdijk ist bereits 1994 erschienen und wurde 2002 als Taschenbuch neu aufgelegt (allerdings wohl nicht überarbeitet). Erschreckend ist, dass er von seiner Aktualität – ausser, dass Europa inzwischen aus 25 Mitgliedern besteht – nichts eingebüsst hat.
In teilweise abenteuerlich-luziden historischen Allegorien erzählt Sloterdijk von einem Europa, welches sich durch das Trauma von 1945 von der politischen Bühne imperialer Mächte erst einmal verabschieden musste – eingezwängt zwischen den USA und der Sowjetunion, symbolisiert durch die Besatzung und Teilung Deutschlands. Aus dem ehemaligen „Subjekt“ (gescheiterter) wurde für ein halbes Jahrhundert ein halbmündiges Objekt von Moskauer und Washingtoner Kalkülen. Sloterdijk prägt den Begriff der Absence dafür. In kurzen Rückblenden belegt er, dass Europa vom Römerreich über das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ über die beginnende Weltkolonialiserung ab spätestens 1492 immer in Reichs- bzw. imperialen Strukturen agierte (freilich unter wechselnden Ägiden) – gipfelnd in den Katastrophen der Nationalstaaterei des 19. Jahrhunderts – lauter „kleine Reiche“, die, als die Kolonien verteilt waren, gegenseitig übereinander herfielen, um ihren Vorbildern nachzueifern.
Freiheit
Dagegen verstehe ich unter Freiheit, im kosmologischen Verstande, das Vermögen, einen Zustand von selbst anzufangen, deren Kausalität also nicht nach dem Naturgesetze wiederum unter einer anderen Ursache steht, welche sie der Zeit nach bestimmte. Die Freiheit ist in dieser Bedeutung eine reine transzendentale Idee, die erstlich nichts von der Erfahrung Entlehntes enthält, zweitens deren Gegenstand ...
Stille Unterwanderung – oder: Wie die Politik die Werbewirtschaft in die Schulen lässt
Eigentlich eine gute Idee, Kindern so früh wie möglich die Fallstricke der Werbung aufzuzeigen, so dass sie die Versprechungen kritisch hinterfragen. Aber wieso dies ausgerechnet in Schulen stattfinden muss, wäre meine erste Frage. Und wieso bei 7–9jährigen dann schon meine zweite. Die nordrhein-westfälische Schulministerin Barbara Sommer (CDU) sorgt dafür, dass diese Art von Unterrichtsfach sukzessive ...
Rainald Goetz: Abfall für Alle

Ein Schriftsteller, einst als Provokateur auftretend und sich heute als Querulant sehend (mindestens als Schreiber, nicht so sehr als Alltagsmensch), entdeckt das Medium Internet und ermöglicht es uns, jeden seiner Tage schriftlich dort zu verfolgen. So Rainald Goetz 1998 mit einem über ein Jahr angesetzten Projekt. So ganz neu ist das natürlich nicht; Tagebücher gibt es seit eh und je, meistens sind sie aufgeblasen – dies meist dann, wenn es sich um mehr oder weniger erzwungene Notate handelt, die jemand gemacht hat, weil er eben glaubte jeden Tag etwas schreiben zu müssen.