Isa­bel­le Graw: Der gro­ße Preis

Wie kommt es ei­gent­lich da­zu, dass auch zeit­ge­nös­si­sche Kunst in­zwi­schen bei Auk­tio­nen ex­or­bi­tant ho­he Prei­se er­zielt? Wie ist die­ser Hype zu er­klä­ren? Die Pro­fes­so­rin, Kunst­kri­ti­ke­rin und Pu­bli­zi­stin Isa­bel­le Graw un­ter­sucht in Ih­rem Buch mit dem schön-dop­­pel­­deu­ti­­gen Ti­tel »Der gro­ße Preis« die Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Kunst (ge­meint ist stets der Son­der­fall der bil­den­den Kün­ste) und Markt. Wo­bei ...

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Ver­meint­li­che Wahr­hei­ten

Ei­ne neue Stu­die zur »La­ge der In­te­gra­ti­on in Deutsch­land«, dies­mal vom »Ber­lin-In­sti­tut für Be­völ­ke­rung und Ent­wick­lung« her­aus­ge­ge­ben sorg­te be­reits ge­stern in Vor­ab­mel­dun­gen für ei­ni­gen Wir­bel. In der Stu­die »Un­ge­nut­ze Po­ten­zia­le« Kurz­zu­sam­men­fas­sung, pdf wird ein »In­te­gra­ti­ons-In­dex« er­mit­telt und ei­ne se­pa­ra­te Be­ur­tei­lung der In­te­gra­ti­ons­er­fol­ge nach Her­kunfts­grup­pen vor­ge­nom­men.

Die er­nüch­tern­de Bi­lanz: »Zum Teil mas­si­ve In­te­gra­ti­ons­män­gel be­stehen da­ge­gen bei Migranten…vor al­lem bei der aus der Tür­kei. Von den hier le­ben­den 2,8 Mil­lio­nen Tür­kisch­stäm­mi­gen ist knapp die Hälf­te schon in Deutsch­land ge­bo­ren. Die­se zwei­te Ge­ne­ra­ti­on schafft es je­doch kaum, die De­fi­zi­te der meist ge­ring ge­bil­de­ten Zu­ge­wan­der­ten aus den Zei­ten der Gast­ar­bei­ter­an­wer­bung aus­zu­glei­chen. So sind auch noch un­ter den in Deutsch­land ge­bo­re­nen 15- bis 64-Jäh­ri­gen zehn Pro­zent oh­ne je­den Bil­dungs­ab­schluss – sie­ben­mal mehr als un­ter den Ein­hei­mi­schen die­ser Al­ters­klas­se. Dem­entspre­chend schwach fällt ih­re In­te­gra­ti­on in den Ar­beits­markt aus.« (Quel­le: Ab­stract der Stu­die – pdf)

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Tho­mas Bern­hard: Mei­ne Prei­se

Thomas Bernhard: Meine Preise
Tho­mas Bern­hard: Mei­ne Prei­se

Ei­ne Zeit­rei­se. Ein dé­jà-vu. Er ist wie­der da. Man hält ein neu­es Buch in der Hand, »Mei­ne Prei­se«. Na­tür­lich weiss man – es ist ein nach­ge­las­se­nes Werk. Rai­mund Fellin­ger ord­net es am En­de phi­lo­lo­gisch ein. Um 1980 (viel­leicht 1981) her­um hat­te es Tho­mas Bern­hard fer­tig­ge­stellt; ei­ni­ge Sei­ten des Ty­po­skripts sind fak­si­mi­liert. Für ei­nen kur­zen Nach­mit­tag nur be­ginnt die Wü­ste wie­der zu le­ben. Aber klar, Tho­mas Bern­hard bleibt tot und bis auf wei­te­res sind kei­ne Wun­der zu er­war­ten.

Na­tur­ge­mäss (!) möch­te der Ver­lag ei­ne Art Re­vi­val be­grün­den. Ein neu­es Buch! Zwan­zig­ster To­des­tag! Jo­sef Wink­ler mein­te neu­lich, dass kaum ein Schrift­stel­ler die öster­rei­chi­sche Li­te­ra­tur der 1960er bis 90er Jah­re so be­ein­flusst ha­be wie Tho­mas Bern­hard (zu den Epi­go­nen seufz­te er). Tat­säch­lich war Bern­hard kur­ze Zeit auch der meist­ge­spiel­te Dra­ma­ti­ker auf deutsch­spra­chi­gen Büh­nen. Und heu­te? Bern­hard wer­de von den jun­gen Schrift­stel­lern, so Wink­ler, kaum noch ge­le­sen (ähn­lich wie Hand­ke, aber das ist ein an­de­res The­ma).

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Das Ver­schwin­den der Kri­tik

Jetzt kön­ne die »Qua­li­täts­de­bat­te« um das deut­sche Fern­se­hen so rich­tig los ge­hen: Auf­bruch­stim­mung im Herbst 2008. Der grei­se Mar­cel Reich-Ra­nicki und ei­ne auf­ge­reg­te Pseu­do­li­te­ra­tur­kri­ti­ke­rin brüll­ten ih­re Fru­stra­ti­on ob des so grot­ten­schlech­ten Fernseh­programms laut (aber weit­ge­hend un­ar­ti­ku­liert) in die Öf­fent­lich­keit. Die Kri­tik (bzw. das, was sich da­für hält) mach­te das, was sie am be­sten kann: Sie stimm­te (teil­wei­se oder em­pha­tisch) zu, be­klag­te dann (lei­der, lei­der) un­ab­än­der­li­che Sach­zwän­ge, unter­fütterte ih­re Re­si­gna­ti­on mit Be­haup­tun­gen – und mach­te nichts, au­sser sich noch über das ZDF zu ent­rü­sten, die ei­ner (frei­en) Mit­ar­bei­te­rin den Ver­trag nicht mehr ver­län­ger­te, die vor­her ge­sagt hat­te, sich für das Pro­gramm (wel­ches sie wo­mög­lich kaum kennt, was ihr aber nichts oder we­nig aus­macht, da sie auch häu­fig über Bü­cher spricht, die sie nicht kennt) zu schä­men.

Das war’s dann auch schon mit der »Qua­li­täts­de­bat­te«.

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Lä­cher­li­che Spiel­chen

Wie­der ein­mal ist es ge­schafft: Die Dis­kurs­wäch­ter ha­ben das Mo­no­pol auf ih­re Deu­tungshoheit an­de­ren auf­ge­drängt. Ak­tu­ell im Bei­spiel Tchi­bo und Es­so. Hat­ten bei­de Unter­nehmen (in selt­sa­mer Par­al­le­li­tät) doch die Frech­heit be­ses­sen mit dem (merk­würdig an­mu­ten­den) Spruch »Je­dem den Sei­nen« für ih­re Pro­duk­te zu wer­ben. Das durf­te na­tür­lich nicht sein. Der schein­bar no­to­risch un­ter­be­schäf­tig­te Zen­tral­rat der ...

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Par­al­lel­welt »Bild«-Zeitung

»War­um es so schwer ist, die ‘Bild’-Zeitung zu kri­ti­sie­ren. Und war­um man es den­noch ma­chen soll­te« lau­tet der Un­ter­ti­tel ei­nes Ar­ti­kels von Ge­org Seeß­len und Mar­kus Metz im ak­tu­el­len »Frei­tag«. Nach holp­ri­gem Be­ginn kommt man in Fahrt:

Die Em­pö­rung un­ter den auf­rech­ten De­mo­kra­ten, so es sie noch gibt, den ver­blie­be­nen Ver­fech­tern ei­ner mo­ra­li­schen Kul­tur der Me­di­en, den ver­spreng­ten Auf­klä­rern, Sprach- und Bild­kri­ti­kern, den Ver­tre­tern von Per­sön­lich­keits­recht und Men­schen­wür­de ist ver­ständ­li­cher­wei­se groß. Auf ei­nen Bei­stand der Par­tei­en, der Stars der Un­ter­hal­tungs­bran­che, der gro­ßen kul­tu­rel­len In­sti­tu­tio­nen, der Ge­werk­schaf­ten und der Kir­chen ge­gen das Sy­stem Bild soll­te nie­mand zäh­len.

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Pe­ter Slo­ter­di­jk: Theo­rie der Nach­kriegs­zei­ten

Peter Sloterdijk: Theorie der Nachkriegszeiten
Pe­ter Slo­ter­di­jk: Theo­rie der Nach­kriegs­zei­ten

Es ist ja nicht so, dass sich Pe­ter Slo­ter­di­jk dar­über be­klagt, dass das deutsch-fran­zö­si­sche Ver­hält­nis vom He­ro­is­mus zum Kon­su­mis­mus mu­tiert scheint und in­zwi­schen mit wohlwollende[r], gegenseitige[r] Nicht-Be­ach­tung ver­mut­lich zu­tref­fend cha­rak­te­ri­siert ist. Am En­de emp­fiehlt er ja so­gar den gro­ssen Kon­flikt­her­den der Welt, sich nicht zu sehr für­ein­an­der zu in­ter­es­sie­ren. Denn erst ge­gen­sei­ti­ge Des­in­ter­es­sie­rung und De­fas­zi­na­ti­on las­sen Ko­ope­ra­ti­on und Ver­net­zung zu.

Die The­sen ba­sie­ren auf ei­ner Re­de, die 2007 ge­hal­ten wur­de. Ei­ner­seits wird das deutsch-fran­zö­si­sche Ver­hält­nis skiz­ziert (zu­nächst weit aus­ho­lend und dann doch auf die Zeit nach 1945 kon­zen­triert) und zum an­de­ren die Rol­le Deutsch­lands in Eu­ro­pa be­fragt. Ein Eu­ro­pa, für das die Be­zeich­nung »Nach­kriegs­eu­ro­pa« 64 Jah­re nach En­de des Zwei­ten Welt­kriegs lang­sam ob­so­let sein dürf­te.

»Me­t­a­noia« und »Af­fir­ma­ti­on«

Das 50jährige Ju­bi­lä­um des ge­mein­sa­men Got­tes­dien­stes zwi­schen Ade­nau­er und de Gaul­le im Jah­re 1962 in Reims an­ti­zi­pie­rend (Slo­ter­di­jk greift hier spitz­bü­bisch dem »Ju­bi­lä­ums­jahr« 2012 vor [nur die Evan­ge­li­sche Kir­che in Deutsch­land ist da ge­schäf­ti­ger: sie be­ginnt im Jahr 2008 die Fei­er­lich­kei­ten, die so­ge­nann­te »Lu­ther­de­ka­de«, die 2017 ih­ren Hö­he­punkt ha­ben soll]), stellt er trocken, aber wahr­schein­lich zu­tref­fend fest: Es ge­hört fast kei­ne Phan­ta­sie da­zu, um sich die Re­den vor­zu­stel­len, die man…hören wird.

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Au­gen auf...

Au­gen auf, du bist al­lein: im Bahn­hof von Brigh­ton die saal­ar­ti­ge un­ter­ir­di­sche Toi­let­te, traum­groß, traum­leer, da­zu der Mo­sa­ik­bo­den, und drau­ßen der Voll­mond; Au­gen auf: die vie­len Rot­haa­ri­gen im letz­ten Zug zu­rück nach Lon­don, und zu­vor, Au­gen auf: die, wir, paar Al­lei­ni­gen in der letz­ten Ki­no­vor­stel­lung, am Nach­mit­tag des Weih­nachts­abends in B., Frau­en fast nur, und ...

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