heu­te ./. ta­ges­schau

Erd­be­ben in Pa­dang. Pe­ter Kunz be­rich­tet für das ZDF in »heu­te«. »95% der Groß­stadt sind in­takt«; die Zer­stö­run­gen der Stadt sei­en lo­kal auf ein­zel­ne Häu­ser bzw. Vier­tel be­grenzt. Die Bil­der, so Kunz vor­sich­tig, wür­den leicht ei­nen an­de­ren Ein­druck ver­mit­teln (»ZDF«-Mediathek; 19 Uhr-Sen­dung vom 01.10.09 ab ca. 03:15).

In der »ta­ges­schau« um 20 Uhr der Kor­re­spon­dent Phil­ipp Ab­resch live via Sa­tel­li­ten­te­le­fon: Pa­dang lie­ge »in Trüm­mern« (ab 02:16).

Wei­ter­le­sen ...

Des­in­for­ma­ti­on bei der »ta­ges­schau«

Die »ta­ges­schau« ist auch nicht mehr das, was sie frü­her war. So­eben konn­te man dies deut­lich fest­stel­len, hieß es doch in ei­nem an pro­mi­nen­ter Stel­le plat­zier­ten Bei­trag von Pia Biersch­bach in der Sen­dung von 20 Uhr, dass das Wahl­recht kurz vor der Bun­des­tags­wahl in der Dis­kus­si­on ge­kom­men sei. Es ge­he, so der Film, um die Re­ge­lung der Über­hang­man­da­te. De­tail­liert wur­de er­klärt, wie Über­hang­man­da­te zu­stan­de kom­men. Da­bei wur­de er­läu­tert, dass ei­ne Par­tei un­ter be­stimm­ten Um­stän­den mehr Man­da­te be­kom­men kann, als ihr ge­mäss der ab­ge­ge­be­nen Stim­men zu­ste­hen. Dann wird be­haup­tet, dass das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt ei­ne Re­ge­lung bis 2011 ver­ord­net ha­be, dies ab­zu­stel­len.

Die­ser Schluss ist nach­weis­lich falsch. Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat kei­nes­falls die Re­ge­lung der Über­hang­man­da­te be­an­stan­det, wie dies im Bei­trag der »ta­ges­schau« sug­ge­riert wur­de. Zwar ist im Bei­trag ver­steckt an ei­ner Stel­le von »Tei­len der Über­hang­man­dats­re­ge­lung« die re­de, die be­an­stan­det wur­de, aber wel­cher Teil das ist, bleibt un­deut­lich. Der Zu­schau­er muß an­neh­men, es be­tref­fe ge­ne­rell die Über­hang­man­da­te.

Wei­ter­le­sen ...

Mar­tin von Arndt: Der Tod ist ein Post­mann mit Hut

An je­dem er­sten Mitt­woch im Mo­nat er­hält Ju­lio C. Rampf ein Ein­schrei­ben. Die Zu­stel­lung ist in­zwi­schen längst ri­tua­li­siert: das trag­ba­re Ter­mi­nal mit dem Stift, der aus­sieht wie ein krumm ge­schla­ge­ner Zim­mer­manns­na­gel, die gewagte…und doch für zu leicht be­fun­de­ne Un­ter­schrift Ju­li­os, der Zei­ge­fin­ger des Post­bo­ten, der flüch­tig an sei­ne Kopf­be­deckung, ei­nen Ti­ro­ler­hut fährt, der Wach­hol­der­schnaps im ...

Wei­ter­le­sen ...

Die to­ta­le Kon­ver­genz

Ich möch­te mich aus­drück­lich von ei­ner kla­ren po­li­ti­schen Po­si­ti­on di­stan­zie­ren, ich kri­ti­sie­re zu­meist eher die rechts­extre­me Sei­te, hier ist es ein­mal kurz um­ge­kehrt.

Die Leit­re­gel vom Kom­mu­nis­mus ist ja: Je­der Mensch ist gleich. Wenn ich die­sen Aper­cu le­se, so kann ich im­mer nur mü­de grin­sen be­sten­falls, wenn nicht so­gar mei­ne Mi­mik auf­grund über­schäu­men­der Ag­gres­sio­nen ge­gen­über der mensch­li­chen Ein­falt ver­bie­gen, so, wie wenn man ei­nen Ei­sen­stab vor lau­ter Zorn zu bie­gen ver­sucht. Da­bei er­in­nern so­wohl der Ge­sichts­aus­druck des Bie­gen­den als auch die Form des Ei­sen im über­tra­gen­den Sin­ne an mei­ne be­sag­te Mi­mik.

Denn ich kann das nicht ein­se­hen. Es ist nicht je­der Mensch gleich, viel mehr noch, es ist KEIN Mensch gleich. Und dies ist nicht nur auf Mar­xis­mus und Le­nis­mus be­zo­gen, son­dern auch auf al­le an­de­ren Staats­for­men und Ver­fas­sun­gen, in de­nen je­der Mensch als gleich gilt.

Ich möch­te mich hier­bei AUSDRÜCKLICH da­von di­stan­zie­ren, die­se Un­gleich­heit an ir­gend­wel­chen Äu­ßer­lich­kei­ten, et­wa der Haut­far­be oder ähn­li­ches, fest­zu­ma­chen.

Wei­ter­le­sen ...

Grün 2009: Die ver­schenk­te Stim­me

Die Bun­des­tags­wahl 2009 be­kommt im Schluß­spurt doch noch ei­nen ho­hen Un­ter­hal­tungs­wert. Die FDP er­hält noch ein­mal ko­sten­lo­se Wahl­pro­pa­gan­da für die ba­na­le, von ihr seit Jah­ren ge­mach­te Aus­sa­ge, es gä­be kei­ne »Am­pel« (ei­ne Ko­ali­ti­on mit der SPD und den Grü­nen). Neu ist die­se Aus­sa­ge nicht. Al­ler­dings in die­ser Zu­spit­zung ziem­lich dumm.

Wei­ter­le­sen ...

Ili­ja Tro­ja­now / Ju­li Zeh: An­griff auf die Frei­heit

Ilija Trojanow / Juli Zeh: Angriff auf die Freiheit
Ili­ja Tro­ja­now / Ju­li Zeh: An­griff auf die Frei­heit

Wenn man die er­sten Sei­ten die­ses Bu­ches liest, kann ei­nem tat­säch­lich angst und ban­ge wer­den. Man glaubt in ei­nem to­ta­len Über­wa­chungs­staat zu le­ben oder auf ihn fast zwangs­läu­fig, oh­ne Ret­tung, zu­zu­steu­ern. Das Mu­ster, wel­ches die Au­toren da­bei ver­wen­den, ist be­kannt: Vom Ein­zel­fall wird auf das All­ge­mei­ne ge­schlos­sen. Da vor dem G8-Gip­fel in Hei­li­gen­damm 2007 von De­mon­stran­ten Ge­ruchs­pro­ben ge­nom­men und ar­chi­viert wur­den, wird sug­ge­riert, dies sei all­ge­mei­ne po­li­zei­tech­ni­sche Pra­xis. Dass es sich bei­spiels­wei­se in Ham­burg um ins­ge­samt zwei Fäl­le han­del­te, bleibt na­tür­lich au­ßen vor (ge­nau wie die an­schlie­ßen­de Dis­kus­si­on um die­se in­ak­zep­ta­ble Vor­ge­hens­wei­se).

Da wer­den, so die Be­haup­tung, die Fin­ger­ab­drücke auf mei­ner Kaf­fee­tas­se um­ge­hend al­len so­ge­nann­ten An­ti-Ter­ror-Be­hör­den ge­mel­det (falls sie nicht schon längst be­kannt sind). Die Mög­lich­keit, dass pri­va­te E‑Mails ab­ge­fan­gen und ge­le­sen wer­den kön­nen, führt zu der Fest­stel­lung, dass je­de ver­schick­te E‑Mail ei­nem un­ver­schlos­se­nen Brief gleicht, der welt­weit von je­dem In­ter­es­sier­ten mit In­ter­net­zu­gang ein­ge­se­hen wer­den kann. (Als »Be­grün­dung« heißt es la­pi­dar, dass fast al­le Browser…Sicherheitslücken ha­ben.) In die­sem Zu­sam­men­hang auf den gu­ten, al­ten Brief als Ge­heim­nis­wah­rer zu ver­wei­sen, er­scheint schon sehr ko­misch – als könn­te nicht je­der Brief eben­falls ge­öff­net wer­den. Wohl ge­merkt: kann. Aber man liest un­will­kür­lich: wird.

Wei­ter­le­sen ...

Die To­des­ou­ver­tü­re

Wie schön ist es, ver­gäng­lich zu sein, zu wis­sen, dass das Le­ben nicht un­be­grenzt vie­le Ta­ge hat? Es ist si­cher­lich bes­ser, als wenn wir ewig­lich exi­stier­ten. Was kann man schon mit un­end­lich viel Zeit an­fan­gen? Aber dass Ver­gäng­lich­keit so­gar schön sein kann, ist ei­ne Er­fah­rung, die ein Men­schen auch er­le­ben kann. Wenn uns der Tod et­wa von grau­sa­men Lei­den er­löst, oder be­stimm­te Krank­hei­ten, Pro­ble­me oder an­de­re schä­di­gen­de Sach­ver­hal­te nach ei­ner ge­wis­sen Zeit wie­der ver­schwin­den.

Wei­ter­le­sen ...

Da­lai La­ma (Ten­zin Gyat­so) / So­fia Stril-Re­ver: Mei­ne spi­ri­tu­el­le Au­to­bio­gra­phie

Dalai Lama: Meine spirituelle Biographie
Da­lai La­ma: Mei­ne spi­ri­tu­el­le Bio­gra­phie
Das freund­li­che Ge­sicht mit dem Lä­cheln, die et­was zu gro­ße Bril­le, das schein­bar im­mer­glei­che Mönchs­ge­wand. Ei­ne Mi­schung zwi­schen Kind­chen­sche­ma, wel­ches den Be­schüt­zer­geist mo­bi­li­siert und ei­ner uns in die­sem Aus­maß nicht mehr be­kann­ten Be­schei­den­heit, viel­leicht so­gar As­ke­se: Der Wie­der­erken­nungs­wert des Da­lai La­ma (Ten­zin Gyat­so) geht ein­her mit ei­nem er­staun­li­chen Zu­spruch, auch und ins­be­son­de­re in der west­li­chen Kul­tur. Es gibt Um­fra­gen, die ihm ei­ne hö­he­re Au­to­ri­tät zu­wei­sen als bei­spiels­wei­se dem Papst (von lo­ka­len Po­li­ti­kern oder In­tel­lek­tu­el­len erst gar nicht zu re­den). Und auch die hart­näckig­sten Zö­li­bats­kri­ti­ker spre­chen dem Da­lai La­ma nicht die Kom­pe­tenz ab, über Lie­be und Zu­nei­gung zu spre­chen, ob­wohl das Keusch­heits­ge­lüb­de es­sen­ti­ell für ei­nen Mönch ist, ge­hört es doch zu den vier grund­le­gen­den Ge­lüb­den – ne­ben dem Ver­bot zu tö­ten, zu ste­hen und zu lü­gen. So stellt er fest, dass die Be­frie­di­gung se­xu­el­ler Wün­sche nur vor­über­ge­hen­de Er­fül­lung brin­ge (was man für die Nah­rungs­auf­nah­me auch sa­gen könn­te) und plä­diert da­für die­ses Be­geh­ren ganz und gar als sol­ches wahr­zu­neh­men und es durch ei­nen Be­wusst­seins­pro­zess zu tran­szen­die­ren. Trot­zig und durch­aus hu­mor­voll zi­tiert er ei­nen in­di­schen Ge­lehr­ten mit den Wor­ten »Wenn es ei­nen juckt, dann kratzt man sich. Bes­ser, als sich zu krat­zen, ist aber, wenn es ei­nen gar nicht juckt.«

Es wä­re na­tür­lich ein Feh­ler, den Zu­spruch nur an Äu­ßer­lich­kei­ten fest­zu­ma­chen. So er­scheint die­ser Mann mit sei­ner na­tür­lich wir­ken­den Fröh­lich­keit und der im Kern (so schein­bar) ein­fa­chen Bot­schaft ge­paart mit ei­ner Nu­an­ce Exo­tis­mus, die ei­ne viel­leicht ernst­haf­te Be­schäf­ti­gung mit sei­nen The­sen wo­mög­lich eher be­hin­dert, wie ein fer­ner On­kel, dem man ab und zu ger­ne zu­hört und des­sen (me­dia­le) An­we­sen­heit ein woh­li­ges Ge­fühl des Ver­ständ­nis­ses er­zeugt. Zu­mal er sich auf die Er­stel­lung von Dia­gno­sen be­schränkt und kei­ne Im­pe­ra­ti­ve auf­stellt (was die Re­zep­ti­on ziem­lich be­quem macht).

Wei­ter­le­sen ...