Erdbeben in Padang. Peter Kunz berichtet für das ZDF in »heute«. »95% der Großstadt sind intakt«; die Zerstörungen der Stadt seien lokal auf einzelne Häuser bzw. Viertel begrenzt. Die Bilder, so Kunz vorsichtig, würden leicht einen anderen Eindruck vermitteln (»ZDF«-Mediathek; 19 Uhr-Sendung vom 01.10.09 ab ca. 03:15).
Die »tagesschau« ist auch nicht mehr das, was sie früher war. Soeben konnte man dies deutlich feststellen, hieß es doch in einem an prominenter Stelle platzierten Beitrag von Pia Bierschbach in der Sendung von 20 Uhr, dass das Wahlrecht kurz vor der Bundestagswahl in der Diskussion gekommen sei. Es gehe, so der Film, um die Regelung der Überhangmandate. Detailliert wurde erklärt, wie Überhangmandate zustande kommen. Dabei wurde erläutert, dass eine Partei unter bestimmten Umständen mehr Mandate bekommen kann, als ihr gemäss der abgegebenen Stimmen zustehen. Dann wird behauptet, dass das Bundesverfassungsgericht eine Regelung bis 2011 verordnet habe, dies abzustellen.
Dieser Schluss ist nachweislich falsch. Das Bundesverfassungsgericht hat keinesfalls die Regelung der Überhangmandate beanstandet, wie dies im Beitrag der »tagesschau« suggeriert wurde. Zwar ist im Beitrag versteckt an einer Stelle von »Teilen der Überhangmandatsregelung« die rede, die beanstandet wurde, aber welcher Teil das ist, bleibt undeutlich. Der Zuschauer muß annehmen, es betreffe generell die Überhangmandate.
An jedem ersten Mittwoch im Monat erhält Julio C. Rampf ein Einschreiben. Die Zustellung ist inzwischen längst ritualisiert: das tragbare Terminal mit dem Stift, der aussieht wie ein krumm geschlagener Zimmermannsnagel, die gewagte…und doch für zu leicht befundene Unterschrift Julios, der Zeigefinger des Postboten, der flüchtig an seine Kopfbedeckung, einen Tirolerhut fährt, der Wachholderschnaps im ...
Ich möchte mich ausdrücklich von einer klaren politischen Position distanzieren, ich kritisiere zumeist eher die rechtsextreme Seite, hier ist es einmal kurz umgekehrt.
Die Leitregel vom Kommunismus ist ja: Jeder Mensch ist gleich. Wenn ich diesen Apercu lese, so kann ich immer nur müde grinsen bestenfalls, wenn nicht sogar meine Mimik aufgrund überschäumender Aggressionen gegenüber der menschlichen Einfalt verbiegen, so, wie wenn man einen Eisenstab vor lauter Zorn zu biegen versucht. Dabei erinnern sowohl der Gesichtsausdruck des Biegenden als auch die Form des Eisen im übertragenden Sinne an meine besagte Mimik.
Denn ich kann das nicht einsehen. Es ist nicht jeder Mensch gleich, viel mehr noch, es ist KEIN Mensch gleich. Und dies ist nicht nur auf Marxismus und Lenismus bezogen, sondern auch auf alle anderen Staatsformen und Verfassungen, in denen jeder Mensch als gleich gilt.
Ich möchte mich hierbei AUSDRÜCKLICH davon distanzieren, diese Ungleichheit an irgendwelchen Äußerlichkeiten, etwa der Hautfarbe oder ähnliches, festzumachen.
Die Bundestagswahl 2009 bekommt im Schlußspurt doch noch einen hohen Unterhaltungswert. Die FDP erhält noch einmal kostenlose Wahlpropaganda für die banale, von ihr seit Jahren gemachte Aussage, es gäbe keine »Ampel« (eine Koalition mit der SPD und den Grünen). Neu ist diese Aussage nicht. Allerdings in dieser Zuspitzung ziemlich dumm.
Ilija Trojanow / Juli Zeh: Angriff auf die Freiheit
Wenn man die ersten Seiten dieses Buches liest, kann einem tatsächlich angst und bange werden. Man glaubt in einem totalen Überwachungsstaat zu leben oder auf ihn fast zwangsläufig, ohne Rettung, zuzusteuern. Das Muster, welches die Autoren dabei verwenden, ist bekannt: Vom Einzelfall wird auf das Allgemeine geschlossen. Da vor dem G8-Gipfel in Heiligendamm 2007 von Demonstranten Geruchsproben genommen und archiviert wurden, wird suggeriert, dies sei allgemeine polizeitechnische Praxis. Dass es sich beispielsweise in Hamburg um insgesamt zwei Fälle handelte, bleibt natürlich außen vor (genau wie die anschließende Diskussion um diese inakzeptable Vorgehensweise).
Da werden, so die Behauptung, die Fingerabdrücke auf meiner Kaffeetasse umgehend allen sogenannten Anti-Terror-Behörden gemeldet (falls sie nicht schon längst bekannt sind). Die Möglichkeit, dass private E‑Mails abgefangen und gelesen werden können, führt zu der Feststellung, dass jede verschickte E‑Mail einem unverschlossenen Brief gleicht, der weltweit von jedem Interessierten mit Internetzugang eingesehen werden kann. (Als »Begründung« heißt es lapidar, dass fast alle Browser…Sicherheitslücken haben.) In diesem Zusammenhang auf den guten, alten Brief als Geheimniswahrer zu verweisen, erscheint schon sehr komisch – als könnte nicht jeder Brief ebenfalls geöffnet werden. Wohl gemerkt: kann. Aber man liest unwillkürlich: wird.
Wie schön ist es, vergänglich zu sein, zu wissen, dass das Leben nicht unbegrenzt viele Tage hat? Es ist sicherlich besser, als wenn wir ewiglich existierten. Was kann man schon mit unendlich viel Zeit anfangen? Aber dass Vergänglichkeit sogar schön sein kann, ist eine Erfahrung, die ein Menschen auch erleben kann. Wenn uns der Tod etwa von grausamen Leiden erlöst, oder bestimmte Krankheiten, Probleme oder andere schädigende Sachverhalte nach einer gewissen Zeit wieder verschwinden.
Dalai Lama: Meine spirituelle BiographieDas freundliche Gesicht mit dem Lächeln, die etwas zu große Brille, das scheinbar immergleiche Mönchsgewand. Eine Mischung zwischen Kindchenschema, welches den Beschützergeist mobilisiert und einer uns in diesem Ausmaß nicht mehr bekannten Bescheidenheit, vielleicht sogar Askese: Der Wiedererkennungswert des Dalai Lama (Tenzin Gyatso) geht einher mit einem erstaunlichen Zuspruch, auch und insbesondere in der westlichen Kultur. Es gibt Umfragen, die ihm eine höhere Autorität zuweisen als beispielsweise dem Papst (von lokalen Politikern oder Intellektuellen erst gar nicht zu reden). Und auch die hartnäckigsten Zölibatskritiker sprechen dem Dalai Lama nicht die Kompetenz ab, über Liebe und Zuneigung zu sprechen, obwohl das Keuschheitsgelübde essentiell für einen Mönch ist, gehört es doch zu den vier grundlegenden Gelübden – neben dem Verbot zu töten, zu stehen und zu lügen. So stellt er fest, dass die Befriedigung sexueller Wünsche nur vorübergehende Erfüllung bringe (was man für die Nahrungsaufnahme auch sagen könnte) und plädiert dafür dieses Begehren ganz und gar als solches wahrzunehmen und es durch einen Bewusstseinsprozess zu transzendieren. Trotzig und durchaus humorvoll zitiert er einen indischen Gelehrten mit den Worten »Wenn es einen juckt, dann kratzt man sich. Besser, als sich zu kratzen, ist aber, wenn es einen gar nicht juckt.«
Es wäre natürlich ein Fehler, den Zuspruch nur an Äußerlichkeiten festzumachen. So erscheint dieser Mann mit seiner natürlich wirkenden Fröhlichkeit und der im Kern (so scheinbar) einfachen Botschaft gepaart mit einer Nuance Exotismus, die eine vielleicht ernsthafte Beschäftigung mit seinen Thesen womöglich eher behindert, wie ein ferner Onkel, dem man ab und zu gerne zuhört und dessen (mediale) Anwesenheit ein wohliges Gefühl des Verständnisses erzeugt. Zumal er sich auf die Erstellung von Diagnosen beschränkt und keine Imperative aufstellt (was die Rezeption ziemlich bequem macht).