
In den 1980er Jahren verdichtete sich insbesondere in linksintellektuellen Kreisen die Furcht, ja Angst, vor einer staatlich kontrollierten und regulierten Welt, einer Art »Überwachungsstaat« gemäß dem Schreckensbild des Ende der 40er Jahre geschriebenen Buches »1984« von George Orwell. In der Bundesrepublik bekamen die Vorbehalte durch eine geplante Volkszählung zusätzliche Nahrung (wobei im Vergleich mit den heutigen technischen Möglichkeiten die Ängste von damals geradezu putzig erscheinen). Frank Schirrmacher zitiert in seinem Buch »Payback« eine Stelle aus Neil Postmans Buch »Wir amüsieren uns zu Tode« aus dem Jahr 1985, in dem dieser die Differenz zwischen Orwells »1984« und dem anderen, visionär-schaurigen Roman des 20. Jahrhunderts, Aldous Huxleys »Schöne neue Welt«, herausarbeitet:
»Orwell warnt davor, dass wir von einer von außen kommenden Macht unterdrückt werden. Aber in Huxleys Vision braucht man keinen Großen Bruder, um die Menschen ihrer Autonomie, Vernunft und Geschichte zu berauben. Er glaubte, dass die Menschen ihre Unterdrückung lieben und die Technologien bewundern werden, die ihnen ihre Denkfähigkeit nehmen. Orwell hatte Angst vor denjenigen, die Bücher verbieten würden. Huxley hatte Angst davor, dass es gar keinen Grund mehr geben könnte, Bücher zu verbieten. In ‘1984’ werden Menschen kontrolliert, indem man ihnen Schmerzen zufügt. In der ‘Schönen neuen Welt’ werden Menschen kontrolliert, indem man ihnen Freude zufügt.«