Christian Kracht hatte in Zürich aus seinem neuen Buch »Imperium« gelesen. Und alle gingen hin. Aber sie gingen nicht nur hin. Sie berichteten auch. Alle warteten auf den Skandal, den Eklat. Leider blieb er aus. Der Autor hatte sich schon vorher Fragen nach der Lesung verbeten. Schade für die angereiste Journalistik von Spiegel, FAZ, Süddeutsche Zeitung und dpa. Was nun, da doch nichts passiert war?
Egal sagt sich das Feuilleton. Wenn man schon mal da ist, muss man auch darüber schreiben. Wobei es eigentlich nichts Unergiebigeres gibt als über eine Lesung zu berichten. Der Spiegel macht aus der Not eine Tugend: »Jetzt sprach er«, heißt es ebenso großkotzig wie ungenau. Stefan Kuzmany erzählt zunächst von seinem Abendessen und gibt sich als nicht besonders gut informiert, was er durch ständiges »oder so ähnlich« unterstreichen möchte. Dabei hat er das inkriminierte Buch wenigstens angelesen, was man daran merkt, dass er den Duktus Krachts zu imitieren sucht, wenn auch unbeholfen. »Keine Klärung« vermeldet der Reporter dann am Ende. Der Trost für den Leser: Links daneben kann man »Imperium« direkt im Spiegel-Shop bestellen.