Mar­tin von Arndt: Ok­to­ber­platz

Wasil Mi­ka­la­je­witsch (auch Was­ja ge­nannt) ist Jahr­gang 1974. Sei­ne Fa­mi­lie (mit un­ga­ri­schen Wur­zeln; Par­al­le­len zu Ko­vács aus »ego shoo­ter« und dem Au­tor sel­ber) hat­te es in den Wir­ren des 20. Jahr­hun­derts in die Nä­he von Hrod­na, in den We­sten Ruß­lands, der aber doch eigent­lich der Osten ist, ver­schla­gen. Be­stim­men­de Persön­lichkeit in der Fa­mi­lie ist Groß­va­ter ...

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Wil­fried F. Schoel­ler: Al­fred Dö­b­lin. Ei­ne Bio­gra­phie

Die gro­ßen Stär­ken die­ser Bio­gra­phie lie­gen im in­ten­si­ven und dich­ten Er­zäh­len der Wirr­nis­se, die in die­sem Le­ben an­ge­legt sind und de­nen Dö­b­lin schutz­los aus­ge­lie­fert war. Hier wird der Le­ser ge­packt und er­grif­fen. Es ist da­her um­so be­dau­er­li­cher und ei­ni­ger­ma­ßen rät­sel­haft, wie fahr­läs­sig die Chan­ce ver­spielt wur­de, ei­ne un­ter den heu­ti­gen Um­stän­den mög­lichst wahr­haf­ti­ge Re­kon­struk­ti­on von ...

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Aus der Pup­pen­stu­be oder Die Kri­tik ei­ner Kri­tik

Peter Handke: Die Geschichte des Dragoljub Milanovic
Pe­ter Hand­ke:
Die Ge­schich­te des Dra­gol­jub Mila­no­vic

Vor ei­ni­gen Mo­na­ten er­schien im Ver­lag »Jung und Jung« Pe­ter Hand­kes klei­nes Buch mit dem Ti­tel »Die Ge­schich­te des Dra­gol­jub Mila­no­vić«. Hand­ke be­han­delt hier auf 40 Sei­ten das Schick­sal ei­nes ehe­ma­li­gen Fern­seh­di­rek­tors, der von ei­nem ser­bi­schen Ge­richt zu ei­ner mehr­jäh­ri­gen Frei­heits­stra­fe ver­ur­teilt wur­de, weil er das Ge­bäu­de ent­ge­gen ei­ner an­geb­lich exi­stie­ren­den An­ord­nung nicht eva­ku­iert hat­te. Bei ei­nem NA­TO-Bom­ben­an­griff 1999 wur­den 16 Men­schen ge­tö­tet. Hand­ke, der in jun­gen Jah­ren Ju­ra stu­diert hat­te, be­han­delt so­wohl die recht­li­che wie auch die per­sön­li­che Si­tua­ti­on von Mila­no­vić. Er be­sucht ihn zwei Mal im Ge­fäng­nis und es ge­lingt ei­ne in­ni­ge Schil­de­rung von Bei­stand. Und na­tür­lich wird auch der NA­TO-Krieg ge­gen Ju­go­sla­wi­en the­ma­ti­siert und – für Hand­ke neu – mit Zy­nis­mus kom­men­tiert.

Man könn­te nun Carl Wil­helm Mackes Be­spre­chung die­ses Bu­ches auf »culturmag.de« auf sich be­ru­hen las­sen und un­ter Nör­ge­lei statt Auf­klä­rung ein­ord­nen. Da ist je­mand be­müht sein Un­be­ha­gen in ver­mut­lich ge­bo­te­ner Kür­ze zu ar­ti­ku­lie­ren. Au­ßer ein paar nichts­sagenden Mei­nungs­af­fek­ten hat Macke nichts zu bie­ten. Er be­ginnt mit der gön­ner­haf­ten At­ti­tü­de, je­der ha­be »al­les Recht der Welt…als frei­er Schriftsteller….ein rechts­kräf­ti­ges Ur­teil an­zu­grei­fen«. Die­se Er­kennt­nis ten­diert für den Le­ser gen Null, be­rei­tet aber im­mer­hin rhe­to­risch ge­wis­se Ein­wän­de vor. Ob­wohl: Ein­wän­de? Wenn es denn wirk­li­che Ein­wän­de wä­ren. Mit Ar­gu­men­ten bei­spiels­wei­se.

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Ur­su­la Ti­mea Ros­sel: Man neh­me Sil­ber und Knob­lauch, Er­de und Salz

Ir­gend­wann, ziem­lich früh, kommt ei­nem das Bild von Dü­rers Kup­fer­stich des hl. Hie­ro­ny­mus im Gehä­us in den Sinn. Zu­mal wenn man spä­ter er­fährt, dass die Ab­kür­zung »hl.« auch »höl­lisch« hei­ßen könn­te. Hier er­zählt al­so die hl. (= höl­li­sche) Ti­mea am Kü­chen­tisch – viel­leicht ei­nen Schnee­lö­wen vor ih­ren Fü­ßen (dem sie frei­lich kei­nen Dorn aus der ...

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Ma­ja Ha­der­lap: En­gel des Ver­ges­sens

Am En­de re­ka­pi­tu­liert die ein­mal von ih­rem Va­ter Mic ge­nann­te Er­zäh­le­rin, dass der En­gel des Ver­ges­sens schlicht­weg ver­ges­sen ha­be, die Spu­ren der Ver­gan­gen­heit aus ih­rem Ge­dächt­nis zu til­gen. Die Schutz­en­gel, die das Kind be­hü­ten soll­ten und von der Mut­ter als klei­ne Bild­chen am Kin­der­bett an­ge­bracht wur­den, ha­ben ih­re Ge­stalt ver­lo­ren und wer­den – was für ...

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Ma­thi­as Énard: Zo­ne

Fast 600 Sei­ten ei­ne Sua­da oh­ne Punkt in 21 Ka­pi­teln (plus drei Ka­pi­tel »Zi­ta­te« aus ei­nem fik­ti­ven Buch aus dem li­ba­ne­si­schen Bür­ger­krieg). Ka­pi­tel, die über 40, 50 und mehr Sei­ten ge­hen – be­stehend nur aus ei­nem ein­zi­gen Satz; ei­ne Blei­wü­ste, in der sich der Le­ser zu­wei­len ver­irrt, ver­ir­ren soll, ganz schnell taucht er dort hin­ein, ...

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Pe­ter Hand­ke: Im­mer noch Sturm

Ein Ich-Er­­zäh­­ler sitzt auf ei­ner Bank auf ei­ner Wie­se, in der Hei­de, im Jaun­feld. Ein Ap­fel­bäum­chen be­hängt mit et­wa 99 Äp­feln gibt ihm Schutz und er kommt ins Phan­ta­sie­ren, ins Her­auf­be­schwö­ren. Auf­marsch der Vor­fah­ren. Sie er­schei­nen ihm – oder er lässt sie er­schei­nen? Er ist der ein­zi­ge, der sie noch träumt: Nicht ich las­se euch ...

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Rein­hard Wil­ke: Mei­ne Jah­re mit Wil­ly Brandt

Dr. jur. Rein­hard Wil­ke, Jahr­gang 1929 (er starb im ver­gan­ge­nen Jahr), war von 1960–1966 Rich­ter am Ver­wal­tungs­ge­richt Köln und 1970 Re­fe­rent im Bun­des­ju­stiz­mi­ni­ste­ri­um. Horst Ehm­ke, da­mals Chef des Bun­des­kanz­ler­amts, bot ihm 1970 die Po­si­ti­on des Per­sön­li­chen Re­fe­ren­ten von Wil­ly Brandt im Kanz­ler­amt an. Als Bü­ro­lei­ter wür­de er zwei­fel­los ei­nen Kar­rie­re­sprung ma­chen, vor al­lem reiz­te es ...

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