Ur­su­la Ti­mea Ros­sel: Man neh­me Sil­ber und Knob­lauch, Er­de und Salz

Ir­gend­wann, ziem­lich früh, kommt ei­nem das Bild von Dü­rers Kup­fer­stich des hl. Hie­ro­ny­mus im Gehä­us in den Sinn. Zu­mal wenn man spä­ter er­fährt, dass die Ab­kür­zung »hl.« auch »höl­lisch« hei­ßen könn­te. Hier er­zählt al­so die hl. (= höl­li­sche) Ti­mea am Kü­chen­tisch – viel­leicht ei­nen Schnee­lö­wen vor ih­ren Fü­ßen (dem sie frei­lich kei­nen Dorn aus der ...

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Ma­ja Ha­der­lap: En­gel des Ver­ges­sens

Am En­de re­ka­pi­tu­liert die ein­mal von ih­rem Va­ter Mic ge­nann­te Er­zäh­le­rin, dass der En­gel des Ver­ges­sens schlicht­weg ver­ges­sen ha­be, die Spu­ren der Ver­gan­gen­heit aus ih­rem Ge­dächt­nis zu til­gen. Die Schutz­en­gel, die das Kind be­hü­ten soll­ten und von der Mut­ter als klei­ne Bild­chen am Kin­der­bett an­ge­bracht wur­den, ha­ben ih­re Ge­stalt ver­lo­ren und wer­den – was für ...

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Ma­thi­as Énard: Zo­ne

Fast 600 Sei­ten ei­ne Sua­da oh­ne Punkt in 21 Ka­pi­teln (plus drei Ka­pi­tel »Zi­ta­te« aus ei­nem fik­ti­ven Buch aus dem li­ba­ne­si­schen Bür­ger­krieg). Ka­pi­tel, die über 40, 50 und mehr Sei­ten ge­hen – be­stehend nur aus ei­nem ein­zi­gen Satz; ei­ne Blei­wü­ste, in der sich der Le­ser zu­wei­len ver­irrt, ver­ir­ren soll, ganz schnell taucht er dort hin­ein, ...

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Pe­ter Hand­ke: Im­mer noch Sturm

Ein Ich-Er­­zäh­­ler sitzt auf ei­ner Bank auf ei­ner Wie­se, in der Hei­de, im Jaun­feld. Ein Ap­fel­bäum­chen be­hängt mit et­wa 99 Äp­feln gibt ihm Schutz und er kommt ins Phan­ta­sie­ren, ins Her­auf­be­schwö­ren. Auf­marsch der Vor­fah­ren. Sie er­schei­nen ihm – oder er lässt sie er­schei­nen? Er ist der ein­zi­ge, der sie noch träumt: Nicht ich las­se euch ...

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Rein­hard Wil­ke: Mei­ne Jah­re mit Wil­ly Brandt

Dr. jur. Rein­hard Wil­ke, Jahr­gang 1929 (er starb im ver­gan­ge­nen Jahr), war von 1960–1966 Rich­ter am Ver­wal­tungs­ge­richt Köln und 1970 Re­fe­rent im Bun­des­ju­stiz­mi­ni­ste­ri­um. Horst Ehm­ke, da­mals Chef des Bun­des­kanz­ler­amts, bot ihm 1970 die Po­si­ti­on des Per­sön­li­chen Re­fe­ren­ten von Wil­ly Brandt im Kanz­ler­amt an. Als Bü­ro­lei­ter wür­de er zwei­fel­los ei­nen Kar­rie­re­sprung ma­chen, vor al­lem reiz­te es ...

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Mar­tin von Arndt: Der Tod ist ein Post­mann mit Hut

An je­dem er­sten Mitt­woch im Mo­nat er­hält Ju­lio C. Rampf ein Ein­schrei­ben. Die Zu­stel­lung ist in­zwi­schen längst ri­tua­li­siert: das trag­ba­re Ter­mi­nal mit dem Stift, der aus­sieht wie ein krumm ge­schla­ge­ner Zim­mer­manns­na­gel, die gewagte…und doch für zu leicht be­fun­de­ne Un­ter­schrift Ju­li­os, der Zei­ge­fin­ger des Post­bo­ten, der flüch­tig an sei­ne Kopf­be­deckung, ei­nen Ti­ro­ler­hut fährt, der Wach­hol­der­schnaps im ...

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Mar­tin Wal­ser: Ein sprin­gen­der Brun­nen

Die Bür­ger­recht­ler der ehe­ma­li­gen DDR über­nah­men einst für sich Ador­nos Prä­mis­se: Es gibt bzw. gab kein gu­tes Le­ben im Schlech­ten. Dies soll­te vor Rein­wa­schun­gen, Weh­kla­gen und nach­träg­li­chem Wi­der­stands­pa­thos spe­zi­ell der ei­ge­nen in­tel­lek­tu­el­len Schicht war­nen. In »Ein wei­tes Feld« hat Gün­ter Grass die­sen Be­griff da­hin­ge­hend um­kreist, als er die DDR ei­ne »kom­mo­de Dik­ta­tur« nen­nen ließ und ...

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