Irgendwann, ziemlich früh, kommt einem das Bild von Dürers Kupferstich des hl. Hieronymus im Gehäus in den Sinn. Zumal wenn man später erfährt, dass die Abkürzung »hl.« auch »höllisch« heißen könnte. Hier erzählt also die hl. (= höllische) Timea am Küchentisch – vielleicht einen Schneelöwen vor ihren Füßen (dem sie freilich keinen Dorn aus der Tatze gezogen hat, es sei denn man hat das irgendwo überlesen), Schrödingers Katze als »pet-sitting«-Gegenstand vis-à-vis und dem Weltatlas in 17 Bänden mit geographischen, politischen, historischen, tektonischen, geologischen, hydrologischen, meteorologischen, zoologischen, botanischen, statischen und dynamischen Karten aller Orte und aller Epochen im Regal.
Timea ist Kryptogeographin. Ihrem Verständnis nach eine Naturwissenschaftlerin. Aber Kryptogeographen sind auch Brüder (oder Schwestern) der Schriftstellerei. Sie finden versteckte, verschlüsselte, verschüttete Dinge und formen diese merkwürdigen Singularitäten zu Universen und Multiversen. Und natürlich schreiben sie nicht einfach nur ein Buch – ihr Ziel ist DAS Buch – die Erfüllung des Auftrags und damit das Ende aller Unannehmlichkeiten. Dabei muss DAS Buch wie von selbst entstehen, unintentional; es darf nicht geplant werden. Es gibt keinen Sinn, keinen Plan, keinen Zweck, und schon gar nicht ist der Weg ein Ziel, wie die Binsenlüge suggeriert. Der Weg ist der Weg, das ist alles. Und wie so oft ist das Einfache das Schwierige.