Manchmal vermag ein Wort tatsächlich sehr viel zu sagen. Beispielsweise über eine Gesellschaft und deren Sorgen.
In Deutschland wurde heute das »Wort des Jahres 2007« von der »Gesellschaft für deutsche Sprache« bekanntgegeben (ermittelt?): Klimakatastrophe.
ich könnte schwören, einige Nachrichtenquellen hätten »Klimawandel« genannt, aber ich täusche mich vermutlich. Dieses Wort ist wohl zu neutral, zu wenig effekthascherisch. Für Deutschland muss es immer auch ein bisschen deutlicher sein. Da passt Klimakatastrophe genau. Es bezeichnet nicht nur die augenblickliche Stimmung zu diesem Thema im medialen Zirkus, sondern ist auch gleichzeitig wertend; keinen Widerspruch duldend.
Das an sich wäre noch nicht wichtig. Wenn nicht heute auch in der Schweiz das »Wort des Jahres« gekürt worden wäre. Und das heisst nun – für den normalen Deutschen, der sich mit der Schweiz so gut wie nie befasst, vollkommen unverständlich: Sterbetourismus.
Auch Sterbetourismus spiegelt eine Diskussion wieder, die in der Schweiz stattgefunden hat. Nämlich dass es u. a. Deutsche gibt, die in die Schweiz kommen, um die Hilfe von sogenannten (kommerziellen) »Sterbehelfern« in Anspruch zu nehmen. Für die Schweiz, die vom Tourismus nicht unwesentlich profitiert, ist ein solcher Tourismus eher peinlich.
Einmal abgesehen von den jeweiligen Diskussionen: Wäre es möglich, dass in der Schweiz irgendwann einmal das Wort Klimakatastophe »Wort des Jahres« würde? Und umgekehrt das Wort Sterbetourismus in Deutschland? Ich glaube nicht. Und das sagt auch etwas über diese Länder aus.
In Österreich lässt man sich mit dem »Wort des Jahres« Zeit bis zum 31.12. Ich bin gespannt.
Das Wort des Jahres und und mithin die ‘Gesellschaft für Deutsche Sprache’, die es ‘kürt’, sind überflüssig wie zwei Kröpfe!
Allein der Standpunkt, mit der Ausrufung sei es getan, spricht Bände. Da ist aber auch nicht der Hauch eines interpretatorischen, d. h. sprachkritischen Umgangs mit dem Wort zu bemerken. Das ‘Lexikon des Unmenschen’ bleibt zugeklappt – anzunehmen ist, dass jene ‘Gesellschaft’ noch nie darin auch nur geblättert hat!
Das ‘Wort des Jahres’ ist keineswegs symptomatisch in einem wie auch immer gesellschaftlichen Sinne – symptomatisch ist die ‘Klimakatastrophe’ allein für die ‘Gesellschaft’, in der sich die Mannheimer ‘Sprachpfleger’ bildhaft wohl zu fühlen scheinen.
Wenn Sie mich fragen? Abschaffen den Komikerverein...Die sind noch nicht einmal mehr lustig!
Ich befinde mich in der misslichen Situation, dem Verein ein bisschen Relevanz – und sei es nur als Teil des »Spiels« – zugestehen zu müssen, was mir allerdings – voreilig! – als Verteidigung ausgelegt werden könnte.
Letztlich bildet doch so etwas prima die Erregungsgesellschaft (Sloterdijk) »ab«. Denken Sie an die soeben zu Ende gegangene (hoffentlich gänzlich erfolglose) »Licht-Aus«-Aktion u. a. von Greenpeace und »Bild«.
Fast noch interessanter als das Siegerwort fand ich die Zweitplatzierung »Herdprämie«. Das belegt allerdings Ihre Zuordnung des gänzlich unkritischen Umgangs mit Sprache. Insofern handelt es sich wohl bei der »Gesellschaft für deutsche Sprache« eher um eine Versammlung von Weihnachtsmännern, die schon längst den Sinn dessen aus dem Auge verloren haben, für den sie einmal standen. Oder muss man sich genieren, dass man diese Damen und Herren allesamt nicht kennt, obwohl sie sich doch für die deutsche Sprache verdient gemacht haben?
Und, weiter gefragt: Wenn sie sich für die deutsche Sprache verdient gemacht haben – warum machen sie es denn nicht weiter?
»Auslegeware«
Man dürfte meinetwegen alles – Wort des Jahres, Zitat des Tages, Ausdreh-Action des Kontinents, Weltmeister der Herzen – wenn man es nur könnte.
All diese Spreizereien mit ein wenig Augenzwinkern, und ich würde sie klaglos ertragen.
Loriot wurde mal nach dem Wort des ? – weiß nicht mehr – gefragt und schlug vor: »Auslegeware«.
Das macht wenigstens Sinn :)
Im Übrigen findet man feine ‘Auslegware’ im Spezialgeschäft....
Nobelpreisverdächtig
Für die Auswahl dieses Wortes gebührt der Gesellschaft der Friedensnobelpreis.
Vielleicht gibt
Al Gore ja etwas ab...