Wer bie­tet mehr?

NPD-Ver­bot ja oder nein? Schnell­schuß­po­li­ti­ker be­für­wor­ten ein ent­spre­chen­des Ver­fah­ren, ob­wohl sich an den Kri­te­ri­en, die 2003 zur Nicht­zu­las­sung beim Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt führ­ten, nichts ge­än­dert hat. Dis­ku­tiert wird es den­noch, weil es Ent­la­stung für die po­li­ti­schen und straf­recht­li­chen Ver­säum­nis­se der letz­ten Jah­re ver­spricht – als könn­te mit dem Ver­bot auch nur ein Neo­na­zi be­kehrt wer­den.

Die Fra­ge nach dem NPD-Ver­bot eig­net sich na­tür­lich sehr gut für die vier­zehn­tä­ti­gen Um­fra­gen, die ARD und ZDF vor­neh­men.

Im ARD-Deutsch­land­trend (»In­fra­test di­map«) vom 24.11.2011 wa­ren dann auch 52% der Be­frag­ten für ein Ver­bot.

Ent­spre­chend wur­de die Mel­dung in der Pres­se wei­ter­ge­ge­ben. Auf­fal­lend war, dass sich ei­ni­ge Me­di­en zu­rück­hiel­ten. Ver­mut­lich wuss­ten sie um die Re­sul­ta­te der ZDF-Um­fra­ge (»Po­lit­ba­ro­me­ter«) vom 25.11..2011 (»For­schungs­grup­pe Wah­len«). Dort stell­te man ei­ne ganz an­de­re Zahl fest:

Im­mer­hin kommt die­se Zahl der An­fang der Wo­che er­mit­tel­ten Um­fra­ge durch »Emid« (Auf­trag­ge­ber: »Bild«) nä­her: Dort hat­ten sich 70% für ein Ver­bot aus­ge­spro­chen.

Al­le drei Um­fra­gen sind nach ei­ge­nen An­ga­ben re­prä­sen­ta­tiv. »In­fra­test di­map« schreibt: »Für den Deutsch­land­trend be­frag­te In­fra­test di­map im Auf­trag des ARD-Mor­gen­ma­­ga­zins 1000 Bun­des­bür­ger am 22. und 23. No­vem­ber.« Bei der »Forschungs­gruppe Wah­len« ist das et­was kom­pli­zier­ter, wie man hier nach­le­sen kann: »Da­bei wer­den in den west­li­chen Bun­des­län­dern je­weils ca. 1.000 zu­fäl­lig aus­ge­wähl­te Wahl­be­rech­tig­te be­fragt, in den neu­en Bun­des­län­dern ca. 700. Ei­ne Über­quo­tie­rung des Ostens er­folgt, um ei­gen­stän­di­ge Aus­sa­gen über die ost­deut­schen Län­der tref­fen zu kön­nen. Die Zusammen­fassung die­ser Be­frag­ten führt nach Aus­gleich der Über­quo­tie­rung im Osten rech­ne­risch zu ca. 1.250 In­ter­views.« (Wei­te­res un­ter dem Link)

Was nun stimmt, weiss nie­mand. In den Ar­ti­keln der Me­di­en wer­den im­mer nur die je­wei­li­gen er­mit­tel­ten Zah­len ver­öf­fent­licht. Da­bei ent­steht der Ein­druck, als wer­de zu­meist nur die Zahl be­rich­tet, die der je­wei­li­gen Re­dak­ti­on op­por­tun er­scheint. So weiss der »Ta­ges­spie­gel« schon zu be­rich­ten: »Ein Ver­bots­an­trag rückt...näher«. Fra­gen zu den un­ter­schied­li­chen Re­sul­ta­ten an­geb­lich re­prä­sen­ta­ti­ver Um­fra­gen oder gar ei­ne Mel­dung der Dif­fe­ren­zen: ver­geb­lich. Auch hät­te man sich bei den Um­fra­gen ge­wünscht zu er­he­ben, wie ein Ver­bots­ver­fah­ren bei gleich­zei­ti­ger Bei­be­hal­tung der V‑­Leu­te-Re­ge­lung funk­tio­nie­ren soll. Aber ver­mut­lich wä­re ei­ne sol­che Fra­ge zu kom­pli­ziert ge­we­sen. Für 1000 oder 1250 Leu­te.