Die letzten Wochen haben gezeigt: Texte, die nicht Buchbesprechungen von Neuerscheinungen sind, werden eher kommentiert und diskutiert als die eigentlichen »Begleitschreiben«.
Der Grund erscheint mir klar: Die besprochenen Bücher sind fast immer Neuerscheinungen. Bevor man meinen Text kommentiert, müsste man das Buch gelesen haben – vor allem, wenn man widersprechen möchte. Crossposts, d. h. »Doppelsendungen« – sowohl bei »Glanz und Elend« als auch hier – sind jedoch aus technischen Gründen eventuell sogar problematisch, wie ich mir habe sagen lassen. Suchmaschinen reagieren hierauf mit dem schlimmsten, was sie können: mit Ignoranz. Hinzu kommt, dass ich Crossposts nicht besonders mag.
Was also tun? Meine Idee: Die Buch-Begleitschreiben werden bei »Glanz und Elend« (oder, in Ausnahmefällen, auf einer anderen Plattform) publiziert. (Ausnahmen bestätigen die Regel.) Hier im Blog werden Essays, Aufsätze, Polemiken, Tagebucheintragungen, vielleicht sogar Feuilletons und gelegentlich Fiktionales gepostet – eigentlich wie bisher.
Was sagt der Leser/die Leserin dazu?
Zweite Idee: In einem separaten, auf der Titelseite nicht sichtbaren Ressort – Arbeitstitel: »apropos« – werden von mir tagebuchartig in mal mehr, mal weniger ausführlichen Stellungnahmen aktuelle Ereignisse im weitesten Sinn aus dem Bereich des Feuilletons sozusagen ins »Unreine« gepostet. Kommentarmöglichkeit immer nur eine begrenzte Zeit.
Oder ist das alles – overdressed?
Wäre schön, hierzu auch von denen zu hören, die ansonsten »nur« lesen… (Bitte nur hier im Blog; keine Mails.)
da »glanz und elend« keinen rss-/atom-feed anbietet, würde ich das meiste wahrscheinlich nicht mehr mitbekommen – und das fände ich schade (auch wenn ich wenig/nie kommentiere)
Könnte man durch ein kleines Hinweis-/Linkfeld rechts oben lösen.
Wird man durch dieses Hinweis-/Linkfeld ebenso wie bisher über Buchbesprechungen benachrichtigt? Oder wäre es möglich, die bei Glanz und Elend erscheinenden Rezensionen mit in den Newsletter zu nehmen?
Das mit dem kleinen »Hinweis-/Linkfeld rechts oben« verstehe ich nicht.
Glanz und Elend ist ok, aber mein Einstieg in Blogposts ist ein RSS-Feed. Und da ist ein Teaser auf Begleitschreiben wie ein Wecker; weiß nicht, ob ich sonst noch halbwegs regelmäßig auf G&E vorbeischauen werde.
Zu Rezensionen von Neuerscheinungen kann ich i.d.R. auch nichts sagen / kommentieren. Im besten Fall ist es eine Anregung, den ungelesenen Bücherstapel zu erhöhen.
Im Augenblick nerven mich hektische Änderungen, meist getrieben durch die Jagd auf zählbare Leser. Z.B. Entfremde ich mich gerade wegen dessen Fragmentierung vom Perlentaucher. Aber das liegt sicher an mir, werde älter / konservativer.
Sorry für das Gestammel, aber Sie fragten...
Es könnte gut sein, dass ich die Buchbesprechungen dann nicht mehr lese (anderen geht es vielleicht ebenso), einfach weil ich »Glanz und Elend« selten besuche. Ich glaube auch, dass die Mischung »Begleitschreiben« ausmacht.
Bei Sachbüchern sind ad hoc Kommentare ohne Lektüre des Buchs sicherlich einfacher (bei literarischem ist die Lektüre eigentlich erforderlich und die hängt natürlich mit Neugierde, Interesse und Zeit zusammen).
Eine Möglichkeit wäre die Crossposts wegzulassen und manches nur mehr auf GuE zu veröffentlichen und anderes nach wie vor hier.
Das Tagebuch (vielleicht tatsächlich als Tagebuch, nicht täglich aber von der Form her) wäre ein Ort der mehr der offenen Diskussion und weniger dem schon fertigen Text gelten könnte: Warum nicht?
Ich könnte einerseits in »Apropos« einen Link zu Glanz und Elend posten, andererseits oben rechts praktisch über »Mach-Werke« einen Link setzen. Dann gäbe es allerdings keine Alarmwirkung. Über Twitter werden die Benachrichtigungen ja weiter erfolgen.
Die Sache mit RSS versteh’ ich, aber was ist, wenn es das System vielleicht bald nicht mehr gibt?
Ich bin auch in solchen Dingen konservativ, die Änderungen im Perlentaucher finde ich auch eher ... suboptimal. Aber ich bin auch nicht Facebook, die ja praktisch alle sechs Monate alles ändern.
Wenn wir schon dabei sind: Mit dem Perlentaucher geht es mir genauso (eher eine Informationsvervielfältigung als Bändigung).
Ich würde hier sehr gern weiter Ihre brillanten Rezensionen lesen. Oft genug waren sie mir Anregung, ein Buch zu kaufen oder zu empfehlen – und interessant zu lesen sind sie eh. Es ist verständlich, dass die »Antwortlosigkeit« bei den Buchbesprechungen für Sie etwas unbefriedigend ist, sie hat ihre Ursache aber sicher wirklich darin, dass die meisten Leser das vorgestellte Buch noch nicht kennen. Bei Glanz und Elend lese ich auch so, aber Ihr Blog ist irgendwie persönlicher und gerade auch in der Mischung sehr gelungen. Wenn ich mir etwas wünschen dürfte: Machen Sie weiter wie bisher. Vielleicht könnten Sie damit leben, dass es so wenig Echo auf die Buchbesprechungen gibt? An Interesse fehlt es jedenfalls ringsum ganz bestimmt nicht!
Auch ich schätze Ihre Beiträge sehr und bin auch kein großer Freund von Mehrfach-/Crossposts. Insofern ist eine Trennung sicher nicht verkehrt, allerdings besteht auf Seiten von G+E das kleine Manko der fehlenden Benachrichtigung (RSS, Newsletter o. ä.). Schaut mal nicht regelmäßig auf die Seite, übersieht man auch schnell etwas. Habe Herrn Debes vorhin ein Mail bzgl. der Thematik geschickt.
Ansonsten bitte so weitermachen, Ihre Beiträge sind wirklich sehr lesens- und empfehlenswert!
Beste Grüße
»Double content« ist suboptimal und verwirrend, nicht nur wegen Google & Co.
RSS-Feeds, RSS-Reader und Leute, die beides schätzen, wird es noch in vielen Jahren geben.
Wo dauerhaft Qualität geboten wird, findet sich ein entsprechendes Publikum ein, welches sich mit unqualifizierten Äußerungen zurückhält. Deshalb bleiben Besprechungen brandneuer Bücher zwangsläufig ohne (sichtbare) Resonanz.
Neue Tricks wie die »unsichtbare« Rubrik verwirren die Leser(innen) eher, zumal die gelegentlich vorbeiflanierenden. »Keep it simple and stupid«(KISS) sollte zumindest strukturell der Ansatz sein.
Fazit: Keep calm and carry on
Von mir ein »Super!« ohne Einschränkungen.
Habe die Doppel-Veröffentlichung ohnehin für unnötig erachtet.
Der »ordnungspolitische Gedanke« scheint mir besonders wichtig. Wir haben schon so viel über die falschen Diskurse des Feuilletons diskutiert. Dabei schien es aber immer so, als würden wir ganz genau dasselbe tun– Bücher links liegen lassen, um den Meinungskampf möglichst breit zu entfalten.
Sehr sehr gute Idee!
Der Inhalt ist wichtig. Der stimmt, egal ob es nun eine Tagebucheintragung oder eine Buchbesprechung ist.
Ob Blog, Webseite oder Bibliothek: wenn ich weiß, was ich suche, finde ich es auch. Werden sehen ob das in Zukunft von Schwarm-Intelligenz abgelöst wird.
Als Blogger kann man sogar etablierte Formen und Formate aufweichen, ohne als unseriös zu erscheinen: Freund Lexikaliker zum Exempel ist eine weltweit anerkannte Koryphäe in Sachen Bleistifte, streut aber gleichwohl immer wieder sehr private Dinge ein (wie beispielsweise Fotos seines Hundes). Das schmälert seinen Ruf in Fachkreisen nicht im Mindesten, im Gegenteil, es läßt den Autor als Persönlichkeit sehr sympathisch hervortreten. Die meisten Leser(innen) mögen sowas, so meine eigene, nicht im mindesten methodisch untermauerbare, empirische Erfahrung.
Die heute gegebenen Filtermöglichkeiten nach Stichworten, Rubriken etc. machen es der Leserschaft einfach, selbst in einem virtuellen Gemischtwarenladen die Inhalte des eigenen Interesses rasch aufzufinden. Derlei elementare Orientierungs-Fähigkeiten kann man heutzutage als vorhanden voraussetzen, das Internet ist ja nun (für die meisten jedenfalls) kein Neuland mehr...
Zudem: Wer sich den Neid und die Ablehnung der etablierten Deutungshoheitsbeansprucher zugezogen hat, wird auch durch noch so strenge Formwahrung nicht in deren Achtung steigen. Heißt für mich im Umkehrschluß, daß man gleich drauf pfeifen kann und sich keinerlei Beschränkungen auferlegen muß, solange man im Rahmen des Erlaubten bleibt und die Qualität stimmt: Gelegentliche Couchfotos von Gregor Keuschnigs schnurrender Miezekatze würden meines Erachtens dem Niveau seines literarischen Salons in keiner Weise abträglich sein. Wenn er denn überhaupt einen Stubentiger hat... ;-)
Mir gefällt Begleitschreiben sehr gut wie es gerade ist. Ich kann aber auch nachvollziehen, dass die Stille unter den meisten Buch-Kritiken unbefriedigend ist. Denke aber auch: Das spricht für die Leserinnenschaft, das man hier nicht einfach über ungelesene Bücher reinquakt. Also, was tun?
Auf einigen USamerikanischen und UK-Blogs, die ich gerne lese, versuchen sie das Modell »Lesegruppe«. Das Buch wird ein, zwei Wochen vorher angekündigt – mit einer informativen Vorstellungen und der Begründung, warum der Blogger dazu Meinungen, ANmerkungen, Kritiken von seinen Leserinnen haebn möchte. Je nach Umfang und Art des Buches wird dann nach der allen eingeräumten Lesezeit kapitelweise oder im Ganzen über das Buch diskutiert. Das funktioniert sehr gut bei wissenschaftlicher Literatur / Sachliteratur, bei Romanen mal mehr, mal weniger. Vielleicht könnte man das mal ausprobieren? Was auch immer Sie machen, Gregor Keuschnig, ich werde weiter dabei sein.
Vielen Dank für die bisher eingegangen Kommentare. Ich warte noch ein bisschen ab und hoffe auf weitere Reaktionen.
@Gregor Keuschnig
Das beruhigt. Ich komme nämlich wahrscheinlich erst in der Nacht zur Sortierung und Ausformulierung.
Die Einbeziehung der LeserInnenschaft in Form von Leserunden funktioniert m.E. nur bei Sachbüchern und Belletristik: Da findet sich am ehesten ein hinreichend großer Kreis an Interessierten. Je intellektueller und spezieller die Sache wird, desto geringer wird die Resonanz ausfallen, denn wer nicht mithalten zu können meint, wird sich zurückhalten aus Angst vor einer möglichen Blamage...
Ähnliches ist zu beobachten im von mir überwiegend lesend frequentierten Capriccio Kulturforum: Da gibt es einen Thread namens »Wieso schreiben die Neumitglieder so wenig?« (Verlinkung zwecklos, da im internen Bereich nur angemeldeten Mitgliedern zugänglich). Dort bekennen einige Miglieder freimütig, den oft auf höchsten Niveau (z.B. von Profi-Musikern) geführten Diskussionen mit Gewinn zu folgen, aber nicht wirklich Substantielles beitragen zu können und sich deshalb eben nicht zu äußern.
Schließlich muß darauf hingewiesen werden, daß jegliche Einbeziehung des Publikums über die Kommentiermöglichkeit hinaus erheblichen Mehraufwand an Zeit (und womöglich auch Nerven) mit sich bringt. Ob das lohnens- und erstrebenswert erscheint, will wohl abgewogen sein...
Ich musste erst nachschlagen, was Crossposting überhaupt ist. Wenn du den Artikel eh geschrieben hast, dann kannst du ihn auch an allen Stellen veröffentlichen, wo du aktiv bist. Mir wären an deiner Stelle die Algorithmen von Suchmaschinen piepegal, erstens können die sich ändern und zweitens zählt für die SM wahrscheinlich mehr die Zahl der Verlinkungen als alles andere.
Zumindest die allfälligen Sinnkrisen eines Künstlers sind Ihnen schon eigen, Herr Keuschnig. Vielleicht wandern Sie dazu passend doch häufiger in schriftstellerische Gefilde?
Ich bitte um Entschuldigung, wenn mein Versuch eines ironischen Einstiegs in die Thematik mißrät. Doch haben Sie eine weitgehend wohlerzogene, disziplinierte, anspruchsvolle, empathische und vor allem geistig anspruchsvolle Leserschaft. Und Sie nehmen diese Tatsache her, um sie gegen sich und Ihre Leserschaft zu wenden. Ich gebe zu, das nervt, weil unregelmäßig, aber zuverlässig wiederkehrend. Manchmal gelingt es mir besser, diesem – ich nenne es jetzt hilfsweise so – Phänomen Ihren eigenen Charme zuzudenken. Dann wieder halte ich es für Koketterie, obwohl ich weiß, daß es zumindest nicht als solche gemeint ist.
Was hindert Sie nun daran, die andernorts publizierten Beiträge hier per Teaser bekanntzugeben? E‑Mail-Abonnenten, Feed-Abonnenten, regelmäßige, unregelmäßige und zufällige Besucher Ihrer Seite bekämen weiterhin gleichberechtigten Zugriff auf Ihre Buchrezensionen und bei Bedarf Kommentarmöglichkeiten hier. Gibt es da auch ein Google-Verbot?
Und was soll dieser Unsinn, eine geheime Kategorie einführen zu wollen? Mich ärgern solche Gedankenspiele Ihrerseits. Und die Argumentationsfolie ist wirklich dünn: Das Diktat des Finanz‑, Monopol‑, Suchmaschinen‑, suchen Sie sich was aus, Kapitalisten. Dem man sich natürlich nur unterwerfen kann. Der Hades ist nah, kein Zweifel, wir brauchen eine Geheimkategorie. Gleich eine Geheimgesellschaft am besten.
Bei Glanz & Elend jedenfalls gibt es nun gar keine Kommentarmöglichkeit. Und auf Feeds und E‑Mail-Abonnements, eine der besten Möglichkeiten, die Einflußsphäre genau dieses Kapitalisten etwas kleiner zu halten, verzichtet man dort auch großzügig. Für Webseitenprogrammierer wäre das ein Klacks, letzteres einzurichten. Und wenigstens die RSS- oder Atom-Feeds sind auch in der Trafficverursachung im Gesamtverhältnis vernachlässigbar.
Noch kurz zu den Gründen, warum ich die Rezensionen nicht kommentiere.
1. Finanziell.
Mein Budget ist bescheiden, ich muß auch schmerzhafte Prioritäten setzen. Diese aufweichende Ausnahmen bleiben genau das: Ausnahmen. Selten.
Und dann greift, was bereits andere hier vor mir ausgeführt haben, ich halte meine Griffel still, weil sonst nur Dummfug und Allgemeinplätze diesen entflössen.
2. Zeitlich
Selbst wenn ersteres nicht gölte, nutze ich die mir verbleibende freie Zeit überwiegend für Geistesfutter, das sich mit politischen und gesellschaftspolitischen Fragestellungen auseinandersetzt. Es handelt sich um eine persönliche Interessensabwägung. Die Rezensionen hier sind dazu ein bewußt gewählter Kontrapunkt, eine »Gegenwelt«, um nicht gänzlich geistig zu verstauben.
3. Ihr Handke
Mit dem kann ich einfach nichts anfangen. Da Sie diesen nun besonders lieben, bleibt mir auch da nur Schweigen.
Im übrigen hat Herr Stenzel alles mir zum Thema erforderlich scheinende gesagt.
@ Peter Viehrig
Rate dringend zu einer Reflexion über Sinn und Unsinn von Psychologismen 3. Grades. Die Kommunikation wird dadurch vollkommen verkünstelt. Es handelt sich um den verbitterten Versuch, die angesprochene Person, das DU resp. SIE, für tot, für belanglos zu erklären.
Beispiel:
»Dann wieder halte ich es für Koketterie, obwohl ich weiß, daß es zumindest nicht als solche gemeint ist.«
Bitte sagen Sie nicht, dass Sie sich mit Schriftstellerei befassen...
Vielen Dank für die bisher eingegangen Kommentare.
Dass es bei den Besprechungen zu Buchneuerscheinungen kaum Kommentare gibt, betrachte ich nicht unbedingt als Makel. Ich konstatierte dies nur. Tatsächlich kann es ja auch gebotene Zurückhaltung sein. Das ist in Ordnung. Aber die Texte zu den neuen Büchern bringen vielleicht eine Frequenz in diesen Blog – speziell auf der Titelseite -, welche die Muße für andere Beiträge stört. Daher die Überlegung einer Entzerrung.
Dass man eine Webseite, die bewusst keinen RSS-Feed oder gar Newsletter vorzuweisen hat (Hand aufs Herz: Wer liest denn die Newsletter noch, die man so bekommt?), per se als nicht satisfaktionsfähig betrachtet, finde ich irgendwie merkwürdig. Ist es so schwer, die Seite selber irgendwo abzuspeichern? Oder auf Twitter-Hinweise zu reagieren? (Wobei ich verstehe, dass man das auch nicht möchte: mehrere Medien heranziehen müssen.) Wer hier einen Teaser fordert, verkennt, dass das alles Zeit kostet. MEINE Zeit.
Und, um es mal deutlich zu sagen: Ich bin sehr wohl dafür, dass man Leser auch mal verwirren darf. Oder, um es anders zu nennen, »fordern«. Muss alles auf dem Präsentierteller liegen? Nein. Ich bin kein kommerzielles Angebot, dass ständig bemüht sein muss, den Gewohnheiten potentieller Rezipienten hinterher zu laufen. Ich muss das nicht machen. Hierin liegt – meines Erachtens – allerdings auch eine Chance.
Geht es noch etwas deutlicher? Ja. Insbesondere der im Kommentar von Herrn Viehrig nicht zu vernachlässigende Forderungs-Duktus mit allerlei Garnierungen stört mich. Dass es Herrn Viehrig nervt, dass ich gelegentlich Kommentare erbitte, muss ich hinnehmen. Es interessiert mich im übrigen überhaupt nicht, was ihn nervt. Den Hinweis darauf, dass ich besser Prosa schreiben sollte, betrachte ich allerdings als eine Frechheit; immerhin hat er aber, im Gegensatz zu anderen Schulterklopfern, das Buch gekauft (nehme ich wenigstens an). Ich schreibe niemandem vor, was er/sie zu schreiben hat. Und das gleiche erwarte ich auch.
Es ist auch kein »Unsinn«, ein Ressort zu implementieren, dessen Texte nicht auf der Titelseite erscheinen. Das ist gängige Praxis bspw. in Zeitungen, wo es auch mehrere Seiten gibt. Wem das bereits zuviel ist oder gar finstere Mächte wittert, dem ist nicht zu helfen. Ich möchte – siehe oben – die Frequenz der Beiträge auf der Titelseite verlangsamen. Und das werde ich tun.
Dass sich (vermeintliche) Qualität durchsetzt, glaube ich zwar immer noch. Aber es bliebe zu definieren, was »durchsetzen« bedeutet. Ich habe über feedly und die Mailbenachrichtungen eine insgesamt anscheinend sichere Leserschar von rd. 120 Personen. (Gerade kamen zwei Mails zurück – der Server der Leser ist voll; ich werde sie also löschen.) Erfahrungsgemäss weiss ich, dass ich auch meine eher wenigen Feeds (rd. 50 – inklusive Radiopodcasts) nicht durchgängig lese und höre, sondern selektiv vorgehe. Ähnliches wird mit mir gemacht werden – was auch vollkommen in Ordnung ist. So gibt es in den letzten Monaten eine überschaubare Menge regelmässiger Kommentatoren. Das Niveau ist – man möge mich korrigieren – fast immer weit höher als in so manch anderen Blogs. Das ist sehr gut (und nicht mein Verdienst).
Aber die Diskrepanz zwischen angeblicher Leserschaft und der Resonanz klafft auseinander. Das ist ja nicht nur in meinem Blog so. Andere haben hunderte, gar tausende von feedly-Lesern. Aber wieviele kommentieren dort? Bruchteile. Eine Webseite warb mit mehr als 10000 Newsletter-Abonnenten. Wenn aber ein Beitrag von mir dort verlinkt war, erhalte ich zwischen 5 und – in den letzten Jahren das Maximum – 200 »Klicks«; im Schnitt 40–60. (Wobei: »Klick« bedeutet ja nicht, dass es bis zu Schluss gelesen wird.) Es ist einfach so: Es gibt zu viel Angebot; der interessierte Leser erstickt in Links, Texten, Artikel, Essays. Es müssen Prioritäten gesetzt werden. Von jedem. Damit geht es also längst nicht mehr darum, möglichst viele Leser zu erreichen. Es geht eigentlich nur darum, eine bestimmte Leserklientel auf einen Text, einen Essay, eine Tagebuchnotiz aufmerksam zu machen. Es geht nur noch um diese Klientel, die in Deutschland vielleicht 1000 Leute, die an einen Text über Botho Strauß, den (vermeintlichen) Zustand der Literaturkritik, das Mehrheitswahlrecht oder einen Hinweis auf den Schweizer »Literaturclub« interessiert sind. Von den 1000 Interessenten möchte ich für einen Text vielleicht 10% erreichen. Darum geht es. Dafür gibt es im übrigen Suchmaschinen. Die brauch ich, weil ich diese Leser – neben den Stammlesern – erreichen will. Das hat mit Kapital rein gar nix zu tun. Das ist kompletter Blödsinn.
Ein Blog wie dieser hier wird ein Nischenprodukt bleiben. Dabei steht nicht fest, ob diese »Nische« eine Auszeichnung ist oder einfach nur Ausdruck des Exotischen. Neulich schrieb mir einer auf einen Facebook-Kommentar meinerseits gegen Diekmann, dieser (Diekmann) hätte wenigstens Erfolg – und fragte mich, ob ich auch Erfolg hätte. »Erfolg« wird hier pekuniär und quantitativ beurteilt. Die Falle ist, zu glauben, dass Nische per se »Qualität« bedeutet. Das ist nicht zwangsläufig so. Manche glauben dies aber. Ich nicht. Daher frage ich gelegentlich nach – bspw. welcher Beitrag aus dem letzten Jahr gefallen hat.
Ein Wort zu den Leserunden. Der Vorschlag ist interessant und ich hatte schon selber ansatzweise mal die Idee. An Leserunden, die von Verlagen organisiert werden, habe ich mich bisher nie beteiligt. Meine Absage hatte immer einen Grund: Ich kann nicht in Häppchen lesen und mich dann dazu äussern. So sollte das nämlich aussehen. Ich muss meinen Rhythmus selber finden. Der Vorschlag, man bespreche das ganze Buch, ist interessant. Aber hier ist ein anderer Pferdefuss: Die Leser müssten sich das Buch auch kaufen. Da es sich um Neuerscheinungen handelt, sind es meist gebundene Bücher. Einen Verlag anzuschnorren, Leseexemplare zur Verfügung zu stellen – das wäre mir zu unterwürfig. So ganz bin ich mit der Sache noch nicht durch, aber es stellen sich einfach zu viele Hürden auf. (Ein anderer Vorschlag eines Lesers von vor einigen Jahren: Besprechung von Klassikern. Das wäre eine Alternative.)
So, das zunächst einmal (einiges im Zorn).
@die_kalte_Sophie
Ihre Anmerkung verstehe ich nicht. Um sicher zu sein, habe ich nochmal »nachgeschlagen«, was mir beim Verständnis ebensowenig half. Ich erkläre niemanden hier für belanglos, Herrn Keuschnig schon gar nicht. Ich bedauere jedoch, diesen Eindruck zu erwecken.
Wenn es denn hilft, ich sage es nicht.
@Gregor Keuschnig
Das war so nicht gemeint. Es tut mir leid, daß es bei Ihnen so ankam. Entschuldigen Sie bitte.
Hat er. Und er findet es noch immer großartig.
Ich wiederhole mich, trotzdem: Ich wollte nichts vorschreiben, noch nicht mal anregen.
Zum übrigen später.
Dass Sie sich Feedback erbitten spricht weiter für die Offenheit dieser Plattform und dass danach fragen was zu tun sei, um mehr Kommentare zu erhalten, scheint mir sehr verständlich – so wie der Applaus das Brot des Künstlers sei, so sind es in Blogs nun einmal die Kommentare.
Warum ich so wenig kommentiere? Zuallererst ist das für mich ihre Schlagzahl. Auch wenn die fürs Digitale vielleicht noch moderat ist, für mich ist das zuviel. Ungefähr jede oder jede zweite Woche einen Roman? Da kann ich mich wirklich nur zu denen äußern, zu denen ich auch meine, etwas zu sagen zu haben.. und auch dann geht es an einem Langsamschreiber wie mir manchmal vorbei, weil meine Frau sich wieder beschwert, dass ich vor der ollen Kiste hänge und wieder stundenlang für so blöde Kommentare brauche. Daran lässt sich von Ihrer Seite leider nix ändern.
Zu dem was Sie ändern könnten, aber vielleicht nicht sollten, handelt es sich doch vielleicht um Chimären oder persönliche Idiosynkrasien: Ich hatte den Eindruck, dass sich Ihre Rezensionen im letzten Jahr etwas geändert haben: So fehlten mir manchmal, darin fand ich Sie im Gegensatz zum Feuilleton sonst so stark, die knochentrocke, detailversessene Begründigung für ein Urteil. Vllt. ist das so vage, dass es auch wieder gegen mich gewendet werden kann, aber z.B. wettern Sie gerne gegen diese Schreibschulschreiber oder loben etwas, weil es gerade nicht die Charakteristika eines Schreibschulschriftwerks habe. Mir ist das etwas abstrakt... und müsste man empfindsamen Doppelnamenschreiberinnen und Professorensöhnchen dann nicht auch in diese Kiste der Verfemten mit aufnehmen. (Eine andere Idiosynkrasie betrifft das Wort »luzide«, welche auf mcih schon abschreckende Wirkung ausübt.)
Ich bin nicht so gut im Schulterklopfen und Sie wahrscheinlich auch nicht der selbstzufriedene Empfänger, ich hoffe Sie lesen stattdessen das richtige aus dieser, naja, Kritik.
Ein bisschen bin ich jetzt irritiert, auch wenn ich das oft auch mal lähmende Gefühl der Antwortlosigkeit nach der Arbeit und dem Posting gut nachvollziehen kann. Aber was ist denn das Kerngeschäft von Begleitschreiben? Doch wohl die nach-erzählende, die kenntnisreiche, sich auf das Buch einlassende, auch mal ungewöhnlich ausführliche, sich um alle anfallenden Aspekte plus Ausgewogenheit bemühende literarische Kritik. Vielleicht bin ich ja da etwas komisch, aber ich lese das ganz gerne, auch ohne das Buch zu kennen, sogar wenn ich dann gar nicht vorhabe, es zu lesen – es wird mir doch vor-gestellt. Die Kritik als solche (der Niederschlag einer denkerischen Arbeit) kann ein Lesegewinn sein. Und wo gibt es das sonst?
(Raddatz auf G+E hatte ich mir in kleiner Schrift ausgedruckt – es waren über drei Seiten -, und am nächsten Tag mit jemandem darüber gesprochen. Klar, das erfährt derjenige, der sich die Arbeit gemacht hat, üblicherweise nicht, aber er muss ja doch an das Gute seiner Mühe glauben, denn sonst unternähme er sie nicht.)
Das wäre also für mich das wichtigste Alleinstellungsmerkmal von Begleitschreiben. Und das sähe ich doch ungern verändert.
Noch zu Phorkyas / Viehrig: Jeder Blogger / Schreiber muss auf seiner Plattform ja doch auch als Persönlichkeit deutlich werden, und auch wenn man nicht mit allem einverstanden sein kann (und ja auch nicht muss), gehört das, glaube ich, dazu. Eine Kontur. Ein Ton.
Ansonsten liest man ja bequemerweise allzu oft dort, wo man schon einverstanden ist und sich bestätigt fühlen kann – und es fehlt einem ein Moment an Widerspruch. Aber nicht nur individuelle Stärken gehören zu einer Stimme, sondern, glaube ich, auch die je persönlichen Unleidlichkeiten. Will sagen: Geäußerte Abneigungen und eine gewisse Schärfe im Urteil, sind Teile der Deutlichkeit dessen, was mitgeteilt wird. Auch dass man sich in dem weiteren Umfeld der Themen / Feuilleton schon bewegt hat, sollte man ruhig merken können: Sie sind als eingeflossene Beobachtung 2. Ordnung zusätzlich „Information“ wie Anlass wiederum für den eigenen Reflex.
Zum Schluss: Die hier einmal „Fragmentierung“ genannte Veränderung beim Perlentaucher gefällt mir eher gut: Ich kann auch gleich Rubriken überlesen.
Falls es aber mal zusätzlich „Genre“, Schwerpunkte, Themenkreise auf Begleitschreiben gäbe, fände ich das als Versuch erst mal gut. Ich erinnere mich an den Bericht vom Besuch einer Beuys-Ausstellung – hatte mir gut gefallen. Oder wie wäre es mal mit „dem Geruch“ eines Films, einer Filmkritik? Es würde, als ungewohnt, zwar womöglich auch das erst einmal Teile der Leserschaft fragmentieren, brächte aber auch vielleicht neue Leser und deren Partizipation suchendes Wissen hinein? Es entschiede sich so oder so wieder an einer Sache von Qualität.
@Phorkyas
Ja, die Schlagzahl ist’s. Genau! Das ist das Wort. Ich kann ja nicht verlangen, dass alle mein Pensum mitmachen (wenn auch nur konsumierend).
Interessant der Hinweis, die Kritik, auf das zuweilen sich ereignende Fehlen einer »knochentrocke[nen], detailversessene[n] Begründigung für ein Urteil«. Ich will nicht den Allerweltseinwand nennen: Das ist Absicht. Es wäre nur die halbe Wahrheit; immerhin: die Hälfte. Gelegentlich hörte ich, meine Texte seien so, dass man das Buch nicht mehr lesen brauche. Das ist nun exakt das, was ich nicht möchte. Wenn ein detailliertes Urteil ausbleibt, so auch um eine Rückfrage – oder, idealerweise – einen substantiellen (!) Widerspruch zu erhalten. Und letztlich kann in der nicht immer gewährten Ausführlichkeit auch eine Absicht stecken.
(Nach »Dschihad« nun »luzide«. Man sollte, könnte, müsste(?) eine Rubrik der idiosynkratischen Wörter einrichten. Kurze Begründung, nicht mehr als zehn, maximal 15 Zeilen. Was meinen Sie?)
@en-passant
Sie sehen also die »Kernkompetenz« dieses Blogs in der Buchbesprechung. Das ist tatsächlich für mich eine verblüffende Erkenntnis. Nicht, weil es so abwegig ist, sondern weil es mir anscheinend so abwegig wurde. Darüber muss ich nachdenken.
Zu Film / Ausstellung: Sehr, sehr gern. Aber: Wann soll ich das machen? Oder, besser: Wo finden sich Autoren? Sie müssen mir ja auch »zusagen«. Ich bin – shame on me – kein Kinogänger. Mit Moderner Kunst kann ich wenig anfangen; ich bin irgendwann bei Beuys stehengeblieben. Fast alles was danach kommt finde ich überwiegend läppisch. Nichtsdestotrotz...
(PS: Den Raddatz gibts hier als pdf.)
Sie befinden sich in einem unauflösbaren Widerspruch: Ihr Blog ist anziehend für nachdenkliche und diskrete Menschen, die gern lesen und schweigen. Diese Leute lesen gern Sachen, die nach dem Lesen nicht erlöschen, sondern in ihnen zum Leben kommen. Deshalb lesen sie Begleitschreiben.
Und was ist an größeren Mengen von Kommentaren so anziehend? Die ersten fünf sind meistens mit der Sache beschäftigt und recht gründlich. Bald aber fühlt sich der erste missverstanden und muss auf jemanden antworten, woraufhin der Angesprochene sich wiederum missverstanden fühlt. Der Kommentarleser beginnt zu leiden und fragt sich, in welcher Küche er hier sitzt, und ob die Getränke, die auf dem Tisch stehen, wirklich gut sind.
Die Getränke sind gut!
»Und was ist an größeren Mengen von Kommentaren so anziehend?«
Man unterschätze nicht den Wert, den Kommentare für einen Autor, der einige Arbeit auf eine Besprechung oder einen Essay verwandt hat, besitzen: Erstens geben sie einen Teil der Mühe zurück, sind also: Wertschätzung. Und zweitens erweitern sie den Horizont des Autors, bringen neue Gedanken und Überlegungen mit: Man lernt von einander. — Die Kommentare machen aus dem Einseitigen etwas Gemeinsames, Geteiltes.
Zu den Lesegruppen / ‑runden:
Nein, nein, keine Verlage anschnorren. Und ja, kaufen ist ein Problem, das habe ich als jemand, dem es immer noch gut möglich ist, auch Hardcover-Bücher zu kaufen, nicht bedacht. Die Lesegruppen, in denen ich bisher mitgemacht habe, haben entweder Sachbücher gelesen, die schon in Bibliotheken vorhanden waren oder als Taschenbuch erhältlich waren, oder Romane, die es schon als Taschenbuch oder Folio gab. Bei den Sachbüchern spielte das Zusammentragen unterschiedlicher fachlicher Kompetenzen und Lebenserfahrungen zum Thema des Buches eine wichtige Rolle – und wie man von dem Buch aus weiterdenkt. Und natürlich die Diskussion kontroverser Thesen (das v.a. bei Graebers Schulden. Die ersten 5.000 Jahre). Romane haben wir kapitelweise gelesen, das war gar nicht so schlecht, was vermutlich auch etwas damit zu tun hatte, dass die angelsächsische Buch- und akademische Kultur das schon lange als Format kennt und Leute mit College-Abschluss darin geübt sind. Aber nach allem, was ich so mitbekommen habe, ist das für die Moderatoren / den Moderator und Diskussionsleiter ein recht aufwändiges Geschäft.
Vielleicht genügt es schon, einfach ein, zwei Wochen, bevor Sie eine Rezension / Kritik posten, auf das Buch hinzuweisen und was Sie daran interessiert / stört / begeistert / ratlos zurücklässt? Wer sich dann angesprochen fühlt, liest sich ein oder kann sich wenigstens ein bisschen informieren.
Zu Ausstellungsbesprechungen:
Ich bin ziemlich viel in Museen unterwegs, aber fast ausschließlich im Südwestdeutschen / Deutschschweizer Raum. Da könnte ich ab und zu mal was beitragen.
@Doktor D
Ich behalte das mit den Leserunden mal im Kopf; vielleicht nimmt man dann tatsächlich erst einmal einen Klassiker (und nicht direkt »Krieg und Frieden«, sondern was dünneres).
Herzlichen Dank für Ihr Angebot über Ausstellungen zu schreiben. Das würde mir sehr gut gefallen. Mehr vielleicht per Mail? Ich richte mich da nach Ihnen...
@Gregor Keuschnig:
Ich melde mich per info@begleitschreiben.de bei Ihnen mit einem kurzen CV, damit Sie auch wissen, wer ich bin.
Klassiker lesen fände ich toll. Gerade schmökere ich mich durch Die Drei Musketieren. Da kann Herr Schätzung noch viel von lernen.
Oh ja, die »Drei Musketiere«. Sowas müsste man auch nochmal lesen. (Kommt alles. Bestimmt.)
@Hermann Quitt [Nur Insider können dieses Pseudonym ohne Suchmaschine zuordnen! Merci!]
Eigentlich haben Sie Recht. Kommentare sind verdammt schwierig zu verfassen. Es gibt keine Gestik, die das Gesprochene abschwächt oder verstärkt oder anders gewichtet. Und es gibt keine Betonung. Man (=ich?) sieht, wie missverständlich etwas sein kann; hier ist sogar in diesem Kommentartheread etwas zerbrochen; shit happens.
Und tatsächlich: Bei so mancher Kommentarmeldung werde ich unruhig – und doch gleichzeitig wünscht man es sich, um eben eine gewisse Reaktion zu bekommen und – selten genug, aber nicht exotisch selten – vielleicht einen neuen Aspekt. Es ist und bleibt ein zwiespältiges Geschäft.
Die Ausstellungsidee finde ich gut, bitte weiter verfolgen! [Danke!]
@Keuschnig: Warum reden Sie von Ihrem Blog eigentlich als »Produkt« und dem Kommentarempfangen als »Geschäft« – sind wir nun metaphorologisch auch schon vollkommen durchökonomisiert, ich dachte wir seien Gratis-Idioten? (Lieber ein Idiot, wenn auch ein anderer als Handke, als ein Produkt.)
Ich könnte Ihnen ja ein idiosynkratisches Wörterbuch darreichen, das wäre eine ähnlich sinnlose Idiotie wie die der politisch korrekten Sprachwächterei.
@Phorkyas
Ihre Idiosynkrasien sind mitunter recht anstrengend. Ein Produkt ist nicht per se etwas kommerzielles. Es ist etwas Hergestelltes, Ge-Machtes (um nicht gleich zu heideggern). Ich interpretiere diese Ökonomieängste als Furcht vor einer längst über all raumgreifenden Monetarisierung der Welt, die übrigens auch hier, im verborgenen, west: Der Server, auf dem dieser Blog läuft, ist weder gespendet noch ist er kostenlos. Ich bezahle ihn. Soviel zum Wunsch der Idiotie – er wird in der Praxis immer schon von der Realität eingeholt. Aber vielleicht jagen Sie ja noch Ihr Essen, oder sind, heilig gar, Vegetarier?
Gratis-Idioten sind wir, weil wir NUR Ausgaben haben, KEINE Einnahmen. Wenn Einnahmen, dann ideelle, aber das ist too few to mention. Den Versuch der Monetarisierung des Blogs habe ich erst gar nicht unternommen, weil ich mir diese Ernüchterung ersparen wollte. Mein Stolz wäre bei einer Einnahme von 56 Cent monatlich womöglich in die Depression übergegangen. Mir reichten schon die sogenannten Buchpublikationen: als Produkte alle praktisch unverkäuflich; selbst als Geschenk drängte man sich nur auf. Eine wie auch immer geartete Amortisation (ich weiss, eine Qual für denjenigen, der nur das Schöne, Gute und Wahre im Sinn hat) – illusorisch wie der Kontakt mit Außerirdischen.