Sieg­fried Un­seld zum 100.

Un­ter­neh­men Un­seld ist das ak­tu­el­le Heft der Zeit­schrift für Ideen­ge­schich­te über­schrie­ben. Es gilt den 100. Ge­burts­tag von Sieg­fried Un­seld zu fei­ern. Da die Kon­vo­lu­te pri­va­ter Kor­re­spon­den­zen in­zwi­schen zwar ar­chi­viert, aber ge­sperrt sind, bleibt der Le­ser glück­li­cher­wei­se mit mo­ra­li­sie­rend ver­pack­ten Schlüs­sel­loch­ge­schich­ten ver­schont und man kon­zen­triert sich im Schwel­gen und Rä­so­nie­ren auf das Le­bens­werk, dem Ver­lag­s­im­pe­ri­um rund ...

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Jub­liäums­tex­te

Am 30. Ju­ni wird der gro­ße Schrift­stel­ler Phil­ip­pe Jac­cot­tet 95 Jah­re alt. Vor fünf Jah­ren ha­be ich für »Glanz und Elend« ei­nen Text ver­fasst, der heu­er leicht an­ge­passt wur­de. Ich ste­he zu je­dem Wort. Hier geht es zum Text »Der Dich­ter als Die­ner des Sicht­ba­ren« Ei­ne Wür­di­gung ei­nes sei­ner Über­set­zer: »Zie­gen am Berg« * * ...

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Von Quants und an­de­ren Mon­stern

Frank Schirr­ma­chers »Ego – Das Spiel des Le­bens« ist ei­ne wil­de Alarm­ma­schi­ne und ka­pi­tu­liert all­zu vor­ei­lig

Frank Schirrmacher: Ego - Das Spiel des Lebens
Frank Schirr­ma­cher: Ego – Das Spiel des Le­bens
Cover - Mario Puzo: Der Pate
Co­ver – Ma­rio Pu­zo: Der Pa­te

Das Co­ver von »Ego – Das Spiel des Le­bens« weckt As­so­zia­tio­nen an Ma­rio Pu­zos Buch (und auch dem Film) »Der Pa­te«. Hier wie dort das Sym­bol der Ma­ni­pu­la­ti­on: die Ma­rio­net­te. Am En­de zi­tiert Schirr­ma­cher den fran­zö­si­schen Schrift­steller Paul Va­lé­ry, des­sen Fi­gur Mon­sieur Te­ste die »Ma­rio­net­te« ge­tö­tet hat­te. Man muss ge­nau le­sen: Hier soll nicht die Ma­rio­net­te eman­zi­piert und von ih­ren Fä­den be­freit wer­den. Hier geht es um den Tod der Fi­gur. Erst wenn die­se tot ist, hat der Ma­rio­net­ten­spie­ler kei­ne Macht mehr. Das be­mer­kens­wer­te ist: Die Ma­rio­net­te sind wir sel­ber bzw. das, was im Lau­fe der Zeit Be­sitz von uns ge­nom­men hat. Der Tod der Ma­rio­net­te ist, so kann man das in­ter­pre­tie­ren, die Ex­or­zie­rung des Bö­sen in uns. Ob da der Satz Die Ant­wort war falsch als Slo­gan der Aus­trei­bung aus­reicht?

Wor­um geht es? Schon früh das Be­kennt­nis, das Buch be­stehe letzt­lich nur aus ei­ner einzige[n] The­se, die des »ökonomische[n] Im­pe­ria­lis­mus«: Da­mit ist ge­meint, dass die Ge­dan­ken­mo­del­le der Öko­no­mie prak­tisch al­le an­de­ren So­zi­al­wis­sen­schaf­ten er­obert ha­ben und sie be­herr­schen. Den Keim für die­se Ent­wick­lung zum »Öko­no­mis­mus« (das ist mei­ne For­mu­lie­rung, die wo­mög­lich un­ge­nau ist, aber viel­leicht ge­ra­de in ih­rer Verein­fachung vor­über­ge­hen­de Hil­fe­stel­lung bie­tet) fin­det Schirr­ma­cher im Er­folg der Spiel­theorie, die, so die The­se, den Kal­ten Krieg so­zu­sa­gen ge­won­nen ha­be. Als das planwirt­schaftliche Sy­stem ob­so­let wur­de, ahn­te nie­mand, wel­che Aus­wir­kun­gen dies ha­ben wür­de. Die Phy­si­ker wech­sel­ten an die Wall Street und im­ple­men­tier­ten die Lo­gik des Kal­ten Krie­ges in die Ma­schi­nen, die dann ab den 1990er Jah­re im­mer mehr den Pri­vat­raum der Men­schen er­ober­ten.

Der neue Kal­te Krieg

Im Kal­ten Krieg galt das »Gleich­ge­wicht des Schreckens«. Wer den ato­ma­ren Erst­schlag aus­lö­ste, muss­te da­mit rech­nen, eben­falls ver­nich­tet zu wer­den. Zu­erst zu­schla­gen hieß, als Zwei­ter ver­nich­tet zu wer­den. Der Erst­schlag bot kei­nen Ge­winn­an­reiz. Die­ses Sze­na­rio muss­te im­mer wie­der neu an­ge­strebt und als Prä­mis­se eta­bliert blei­ben bzw. wer­den. Da­mit war klar: Kei­ner wür­de ris­kie­ren, die Welt un­ter­ge­hen zu las­sen, wenn er selbst da­bei drauf­gin­ge. Und das ist dar­aus nach 1990 ge­wor­den: Kei­ner wird ris­kie­ren, uns un­ter­ge­hen zu las­sen, wenn wir da­für ei­ne gan­ze Welt in den Ab­grund stür­zen, war 50 Jah­re spä­ter nach­weis­lich die Lo­gik der Too-big-to-fail-Stra­te­gen von Leh­man bis AIG.

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Ei­ne Sa­che der Prio­ri­tä­ten

Frank Schirr­ma­cher sah sich ge­nö­tigt, ei­ni­ge kla­re Wor­te zum Suhr­kamp-Streit (ist es schon ein Dra­ma?) zu sa­gen. Dem wä­re ei­gent­lich nichts hin­zu­zu­fü­gen. Aber wie so oft, wenn auf FAZ oder in ir­gend ei­nem an­de­ren so­ge­nann­ten Le­ser­fo­rum dann die Kom­men­ta­re her­ein­pur­zeln, sind die­se noch von ei­ner ganz an­de­ren »Qua­li­tät«.

Dem ho­hen Ton des dro­hen­den Un­ter­gangs vom ein oder an­de­ren Au­tor oder Weg­ge­fähr­ten wird das Schul­ter­zucken ent­ge­gen ge­setzt. Was soll das denn? Suhr­kamp sei doch nur ein Ver­lag. Die so­ge­nann­te Suhr­kamp-Kul­tur (in der Tat ei­ne schreck­li­che For­mu­lie­rung) ist für die mei­sten Kom­men­ta­to­ren eli­tär, gest­rig, zu ver­nach­läs­si­gen, ha­be sich über­holt. Ih­re Prot­ago­ni­sten sei­en alt, ver­bie­stert und – na­tür­lich – In­tel­lek­tu­el­le, die nicht mit Geld um­ge­hen kön­nen. (Wie blöd­sin­nig die­ses Vor­ur­teil ist zeigt sich, wenn man die Brief­wech­sel Un­seld mit Bern­hard und Hand­ke liest.) Man gönnt ih­nen teil­wei­se auch den Ab­sturz.

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